Oliver Reitz
Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)
12.03.2024
von Claudia Keller
Die Acandis Geschäftsführer Andreas Schüßler und Kirsi Schüßler sowie Mitarbeiter Martin Strobel führten die Besucher durch den Betrieb. Die beiden Geschäftsführer haben das Unternehmen, das heute in mehr als 60 Ländern operativ vertreten ist, im Jahr 2006 gegründet. Aktuell laufen die Vorbereitungen für die erste FDA-Studie, denn die Produkte sollen auch in USA auf den Markt gebracht werden. „Das ist die Richtung, in die wir gehen möchten, weil es auch der größte Medizintechnik-Markt der Welt ist“, erklärte Schüßler. Weniger interessiert sei man am chinesischen Markt, obwohl das Krankheitsbild, das Acandis bedient, dort weit verbreitet ist. „Die politische Unsicherheit lädt nicht dazu ein“, sagte der Unternehmer.
Großer Wert wird bei Acandis auf neue Entwicklungen gelegt. Dafür sind im Hause sämtliche benötigten Technologien vorhanden. Außerdem wird eng mit Kliniken zusammengearbeitet. Hinderlich für das weitere Unternehmenswachstum seien fehlende Fachkräfte.
Beim Rundgang erfuhren die Gäste, dass die produzierten Stents entweder mit Lasertechnik aus dünnen Metallröhren geschnitten oder aus hauchdünnem Draht geflochten werden. „Gut, dass es das gibt, in der Hoffnung, dass ich es nie brauche“, so Oberbürgermeister Boch, als er die filigranen Gebilde bewunderte. „Die Schlaganfall-Wahrscheinlichkeit nimmt mit dem Alter zu“, warnte Schüßler. „Auch wenn man gesund lebt, kann man das nicht ausschließen“.
Vorbei an verschiedenen Laboren und Reinräumen, trafen die Besucher im Testlabor auf Manuela Stoll, die einige Fakten zum Thema Schlaganfall parat hatte. „Weltweit gibt es etwa 15 Millionen Schlaganfälle pro Jahr, einer der Hauptgründe von Sterblichkeit und Behinderung neben dem Herzinfarkt“, sagte sie. Der Schlaganfall ist eine Funktionsstörung im Gehirn, bei dem der Blutfluss gemindert wird und dadurch auch die Sauerstoffversorgung im Gehirn, was wiederum zu bleibenden Schäden führt. „Wir beschäftigen uns mit der Therapie des Schlaganfalls, mit der mechanischen Thrombektomie“, erklärte sie. Beobachtet werden konnte ein Test an einem durchsichtigen Modell, das Gehirngefäßen nachgebildet ist und an dem auch Ärzte das Einbringen von Stents über Katheter trainieren können.
In der abschließenden Gesprächsrunde berichtete Schüßler, dass der zweite Anbau am Standort dieses Jahr fertig wird. Für die Zukunft wurde bereits eine gegenüberliegende Fläche gekauft und dort auch ein Nachbargrundstück in den Blick genommen. Das Unternehmerpaar machte auf schwierige Rahmenbedingungen in Deutschland und Europa aufmerksam, nicht zuletzt durch die MDR, die Europäische Medizinprodukte Verordnung. „Normalerweise sollen Richtlinien dazu dienen, dass man den Standortvorteil oder Wettbewerbsvorteil hervorhebt. Das klingt aber genau nach dem Gegenteil“, stellte Boch fest.
Schüßler erklärte, dass die MDR für viele mittelständische Medizintechnikfirmen problematisch sei, vor allem weil auch für bestehende Produkte neue Studien gefordert werden, die aufwändig und teuer sind. Auch in den USA gebe es eine vergleichbare Gesetzgebung, die aber besser einzuschätzen sei. Zudem seien die USA der weitaus größere und lukrativere Markt. „Es ist eigentlich ein Bürokratiemonster“, sagte Schüßler über die MDR und fürchtete, dass mittelständische Unternehmen dies nicht stemmen könnten. „Wir sind in unserer Branche der letzte europäische Hersteller.“
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Großer Wert wird bei Acandis auf neue Entwicklungen gelegt. Dafür sind im Hause sämtliche benötigten Technologien vorhanden. Außerdem wird eng mit Kliniken zusammengearbeitet. Hinderlich für das weitere Unternehmenswachstum seien fehlende Fachkräfte.
Beim Rundgang erfuhren die Gäste, dass die produzierten Stents entweder mit Lasertechnik aus dünnen Metallröhren geschnitten oder aus hauchdünnem Draht geflochten werden. „Gut, dass es das gibt, in der Hoffnung, dass ich es nie brauche“, so Oberbürgermeister Boch, als er die filigranen Gebilde bewunderte. „Die Schlaganfall-Wahrscheinlichkeit nimmt mit dem Alter zu“, warnte Schüßler. „Auch wenn man gesund lebt, kann man das nicht ausschließen“.
Vorbei an verschiedenen Laboren und Reinräumen, trafen die Besucher im Testlabor auf Manuela Stoll, die einige Fakten zum Thema Schlaganfall parat hatte. „Weltweit gibt es etwa 15 Millionen Schlaganfälle pro Jahr, einer der Hauptgründe von Sterblichkeit und Behinderung neben dem Herzinfarkt“, sagte sie. Der Schlaganfall ist eine Funktionsstörung im Gehirn, bei dem der Blutfluss gemindert wird und dadurch auch die Sauerstoffversorgung im Gehirn, was wiederum zu bleibenden Schäden führt. „Wir beschäftigen uns mit der Therapie des Schlaganfalls, mit der mechanischen Thrombektomie“, erklärte sie. Beobachtet werden konnte ein Test an einem durchsichtigen Modell, das Gehirngefäßen nachgebildet ist und an dem auch Ärzte das Einbringen von Stents über Katheter trainieren können.
In der abschließenden Gesprächsrunde berichtete Schüßler, dass der zweite Anbau am Standort dieses Jahr fertig wird. Für die Zukunft wurde bereits eine gegenüberliegende Fläche gekauft und dort auch ein Nachbargrundstück in den Blick genommen. Das Unternehmerpaar machte auf schwierige Rahmenbedingungen in Deutschland und Europa aufmerksam, nicht zuletzt durch die MDR, die Europäische Medizinprodukte Verordnung. „Normalerweise sollen Richtlinien dazu dienen, dass man den Standortvorteil oder Wettbewerbsvorteil hervorhebt. Das klingt aber genau nach dem Gegenteil“, stellte Boch fest.
Schüßler erklärte, dass die MDR für viele mittelständische Medizintechnikfirmen problematisch sei, vor allem weil auch für bestehende Produkte neue Studien gefordert werden, die aufwändig und teuer sind. Auch in den USA gebe es eine vergleichbare Gesetzgebung, die aber besser einzuschätzen sei. Zudem seien die USA der weitaus größere und lukrativere Markt. „Es ist eigentlich ein Bürokratiemonster“, sagte Schüßler über die MDR und fürchtete, dass mittelständische Unternehmen dies nicht stemmen könnten. „Wir sind in unserer Branche der letzte europäische Hersteller.“
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