Oliver Reitz
Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)
22.04.2024
Von Claudia Keller
Zum Auftakt begrüßte Jochen Protzer, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald die Zuhörer im PZ-Forum in Pforzheim. Unter dem Dach der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald (WFG) ist auch das Projekt Transformationsnetzwerk angesiedelt, das im Zusammenschluss mit verschiedenen Partnern die Transformation der Automotive-Branche im Nordschwarzwald begleitet. Gefördert wird das Transformationsnetzwerk vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.
Jochen Protzer berichtete von einer kürzlich durchgeführten Online-Umfrage zur beruflichen Weiterbildung. „Über 50 Prozent der Befragten gaben an, dass die Geschäftsmodelle ihres Unternehmens vor großen Herausforderungen stehen. 70 Prozent der Unternehmen müssen strategische Maßnahmen zur Fachkräftesicherung und zur Kompetenzentwicklung treffen, um hier zu reagieren“, sagte er. Der Weiterbildungsbedarf in Forschung und Entwicklung werde von den Befragten als sehr hoch eingeschätzt. Außerdem schätzten knapp 70 Prozent der Befragten, dass sich die Arbeitsplätze und Tätigkeiten für viele Beschäftigte verändern werden, indem die Qualifikationsanforderungen steigen.
„Wie kann es gelingen, den Transformationsprozess in dem wir uns befinden, diesen Strukturwandel in unserer Region, so zu gestalten, damit wir möglichst viele Gewinnerinnen und Gewinner bekommen und möglichst wenig Verliererinnen und Verlierer“, sagte Martina Lehmann, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim. „Eine große Rolle bei diesem Thema spielen die Beschäftigten, die wir topaktuell ausgebildet und weitergebildet in den Unternehmen brauchen, damit die Betriebe wettbewerbsfähig bleiben und der Wohlstand in der Region erhalten bleibt.“
Zur Einführung in das Thema beschrieb Wissenschaftlerin Silke Hamann zunächst die Lage der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes. „Digitalisierung ist ein großer Trend, aber nicht der einzige Strukturwandel, den wir am Arbeitsmarkt beobachten“, sagte sie. „Wir sprechen immer von „drei D“, Digitalisierung, demografische Entwicklung und Dekarbonisierung. Der rote Faden, der alle Themen verbindet, ist die Fachkräftesicherung und wie diese in Zeiten der Transformation gelingen kann.“
Den Arbeitsmarkt sah sie in einer konjunkturellen Krise mit gleichzeitiger Fachkräfteknappheit. Ein Treiber der Knappheit sei die demografische Entwicklung. Anhand von Zahlen des statistischen Landesamtes stellte sie dar, dass die Bevölkerung in der Region mit den Kreisen Calw, Freudenstadt, Enzkreis und der Stadt Pforzheim bis zum Jahr 2040 noch etwas wachsen werde, wobei die Altersverteilung nicht gleichmäßig sei. Die Zahl der 18- bis 65-Jährigen werde schrumpfen. „Das heißt, der Topf aus dem wir die Erwerbstätigen schöpfen, wird kleiner“, sagte Hamann.
Die aktuellen Zahlen des IAB für den Nordschwarzwald wurden in der Veranstaltung erstmals vorgestellt. Im Jahr 2023 gab es im Nordschwarzwald 225.300 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte, umgerechnet auf Vollzeitstellen ergeben sich 194.600 Vollzeitäquivalente. Bis zum Jahr 2040 müssten mehr als ein Drittel der Beschäftigten ersetzt werden, wenn man von einem Renteneintritt mit 67 Jahren ausgeht. Bis zu 45 Prozent müssten ersetzt werden, wenn man mit dem Ausscheiden aus dem Arbeitsleben bereits mit 62 Jahren rechnet. „Das heißt, Fachkräfte- und Arbeitskräfteengpässe bleiben auf lange Sicht ein Thema“, sagte Hamann. Zum Thema Dekarbonisierung erklärte sie, dass die positiven Effekte der Maßnahmen, die die Bundesregierung für den Klimaschutz initiiert hat, stark davon abhängen, dass genügend Fachkräfte zur Verfügung stehen.
Digitalisierungspotential
Hamann betonte, dass technischer Fortschritt nicht negativ, sondern positiv für wirtschaftliches Wachstum sei. Neue Technologien seien nicht nur als Ersatz von Arbeitskraft zu sehen, sondern vor allem als Unterstützung von menschlicher Tätigkeit. In der Untersuchung des IAB werde analysiert, in welchem Umfang Menschen in Berufen arbeiten, in denen digitale Technologien eingesetzt werden können. Baden-Württemberg hat mit 41,3 Prozent den zweithöchsten Anteil Beschäftigter, die in stark digitalisierbaren Berufen arbeiten. In der Region Nordschwarzwald sind es sogar über 45 Prozent. „Das heißt, wir haben einen hohen Anteil Beschäftigter in der Region, die sich auf Veränderungen einstellen müssen“, erklärte Hamann.
Besonders hohe Digitalisierbarkeit weisen Fertigungsberufe und Fertigungstechnische Berufe auf. 28 Prozent der Beschäftigten im Nordschwarzwald arbeiten in diesen Berufssegmenten. Sie berichtete außerdem, dass die Wachstumsraten von Betrieben mit Weiterbildung durchweg höher seien als bei Betrieben ohne Weiterbildung. Aus- und Weiterbildung sah sie deshalb auch als Antwort auf Demografie, Digitalisierung und Dekarbonisierung und das Thema Fachkräftesicherung als wichtigen Baustein der Transformationspolitik.
22.04.2024
"Wir sprechen immer von „drei D“, Digitalisierung, demografische Entwicklung und Dekarbonisierung. Der rote Faden, der alle Themen verbindet, ist die Fachkräftesicherung und wie diese in Zeiten der Transformation gelingen kann.“
Von Claudia Keller
Zum Auftakt begrüßte Jochen Protzer, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald die Zuhörer im PZ-Forum in Pforzheim. Unter dem Dach der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald (WFG) ist auch das Projekt Transformationsnetzwerk angesiedelt, das im Zusammenschluss mit verschiedenen Partnern die Transformation der Automotive-Branche im Nordschwarzwald begleitet. Gefördert wird das Transformationsnetzwerk vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.
Jochen Protzer berichtete von einer kürzlich durchgeführten Online-Umfrage zur beruflichen Weiterbildung. „Über 50 Prozent der Befragten gaben an, dass die Geschäftsmodelle ihres Unternehmens vor großen Herausforderungen stehen. 70 Prozent der Unternehmen müssen strategische Maßnahmen zur Fachkräftesicherung und zur Kompetenzentwicklung treffen, um hier zu reagieren“, sagte er. Der Weiterbildungsbedarf in Forschung und Entwicklung werde von den Befragten als sehr hoch eingeschätzt. Außerdem schätzten knapp 70 Prozent der Befragten, dass sich die Arbeitsplätze und Tätigkeiten für viele Beschäftigte verändern werden, indem die Qualifikationsanforderungen steigen.
„Wie kann es gelingen, den Transformationsprozess in dem wir uns befinden, diesen Strukturwandel in unserer Region, so zu gestalten, damit wir möglichst viele Gewinnerinnen und Gewinner bekommen und möglichst wenig Verliererinnen und Verlierer“, sagte Martina Lehmann, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim. „Eine große Rolle bei diesem Thema spielen die Beschäftigten, die wir topaktuell ausgebildet und weitergebildet in den Unternehmen brauchen, damit die Betriebe wettbewerbsfähig bleiben und der Wohlstand in der Region erhalten bleibt.“
Zur Einführung in das Thema beschrieb Wissenschaftlerin Silke Hamann zunächst die Lage der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes. „Digitalisierung ist ein großer Trend, aber nicht der einzige Strukturwandel, den wir am Arbeitsmarkt beobachten“, sagte sie. „Wir sprechen immer von „drei D“, Digitalisierung, demografische Entwicklung und Dekarbonisierung. Der rote Faden, der alle Themen verbindet, ist die Fachkräftesicherung und wie diese in Zeiten der Transformation gelingen kann.“
Den Arbeitsmarkt sah sie in einer konjunkturellen Krise mit gleichzeitiger Fachkräfteknappheit. Ein Treiber der Knappheit sei die demografische Entwicklung. Anhand von Zahlen des statistischen Landesamtes stellte sie dar, dass die Bevölkerung in der Region mit den Kreisen Calw, Freudenstadt, Enzkreis und der Stadt Pforzheim bis zum Jahr 2040 noch etwas wachsen werde, wobei die Altersverteilung nicht gleichmäßig sei. Die Zahl der 18- bis 65-Jährigen werde schrumpfen. „Das heißt, der Topf aus dem wir die Erwerbstätigen schöpfen, wird kleiner“, sagte Hamann.
Die aktuellen Zahlen des IAB für den Nordschwarzwald wurden in der Veranstaltung erstmals vorgestellt. Im Jahr 2023 gab es im Nordschwarzwald 225.300 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte, umgerechnet auf Vollzeitstellen ergeben sich 194.600 Vollzeitäquivalente. Bis zum Jahr 2040 müssten mehr als ein Drittel der Beschäftigten ersetzt werden, wenn man von einem Renteneintritt mit 67 Jahren ausgeht. Bis zu 45 Prozent müssten ersetzt werden, wenn man mit dem Ausscheiden aus dem Arbeitsleben bereits mit 62 Jahren rechnet. „Das heißt, Fachkräfte- und Arbeitskräfteengpässe bleiben auf lange Sicht ein Thema“, sagte Hamann. Zum Thema Dekarbonisierung erklärte sie, dass die positiven Effekte der Maßnahmen, die die Bundesregierung für den Klimaschutz initiiert hat, stark davon abhängen, dass genügend Fachkräfte zur Verfügung stehen.
Digitalisierungspotential
Hamann betonte, dass technischer Fortschritt nicht negativ, sondern positiv für wirtschaftliches Wachstum sei. Neue Technologien seien nicht nur als Ersatz von Arbeitskraft zu sehen, sondern vor allem als Unterstützung von menschlicher Tätigkeit. In der Untersuchung des IAB werde analysiert, in welchem Umfang Menschen in Berufen arbeiten, in denen digitale Technologien eingesetzt werden können. Baden-Württemberg hat mit 41,3 Prozent den zweithöchsten Anteil Beschäftigter, die in stark digitalisierbaren Berufen arbeiten. In der Region Nordschwarzwald sind es sogar über 45 Prozent. „Das heißt, wir haben einen hohen Anteil Beschäftigter in der Region, die sich auf Veränderungen einstellen müssen“, erklärte Hamann.
Besonders hohe Digitalisierbarkeit weisen Fertigungsberufe und Fertigungstechnische Berufe auf. 28 Prozent der Beschäftigten im Nordschwarzwald arbeiten in diesen Berufssegmenten. Sie berichtete außerdem, dass die Wachstumsraten von Betrieben mit Weiterbildung durchweg höher seien als bei Betrieben ohne Weiterbildung. Aus- und Weiterbildung sah sie deshalb auch als Antwort auf Demografie, Digitalisierung und Dekarbonisierung und das Thema Fachkräftesicherung als wichtigen Baustein der Transformationspolitik.
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