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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Großauftrag hievt Boysen-Gruppe in die Liga der Schwergewichte der E-Mobilität

Die technologische Transformation von der automobilen Abgastechnik hin zur Elektromobilität treibt Boysen mit Hochdruck voran. Das Unternehmen mit Stammsitz in Altensteig (Nordschwarzwald) hat jetzt den Großauftrag zur Fertigung von Batteriegehäusen an Land gezogen. In der Folge errichtet die Boysen-Gruppe in Ungarn ihren bisher größten Standort, komplett CO2-neutral.
Im künftigen Boysen-Werk in Ungarn werden ausschließlich Batteriegehäuse für Elektroautos produziert. Der Standort ist komplett CO2-neutral konzipiert. ©Boysen/Composing:GerdLache

16.09.2022 | pm/gel

Die Entwicklungsarbeit für die Elektroauto-Batteriegehäuse erfolgte am Boysen-Stammsitz Altensteig (Landkreis Calw). Geschäftsführer Rolf Geisel spricht von einem Auftrag in dreistelliger Millionenhöhe. Über den Auftraggeber ist – nicht unüblich in der Branche – aktuell noch Stillschweigen vereinbart. Nur so viel: Es sei ein namhafter Premiumhersteller.

„Der Großauftrag zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagt Geisel. Damit sieht er die Boysen Gruppe beim Thema E-Mobilität im Kreis der gewichtigen und ernstzunehmenden Mitspieler angekommen.

„Zwar fertigen wir bereits seit 2021 an unserem Standort in Simmersfeld (Landkreis Calw) verschiedene Strukturbauteile für E-Fahrzeuge“, so der Geschäftsführer, doch von den Dimensionen her sei das mit dem aktuellen Deal nicht vergleichbar.

Gut aufgestellt für den Weg in neue Technologien sieht Geschäftsführer Rolf Geisel die Boysen-Gruppe mit Stammsitz im Nordschwarzwald. ©Metzler

„Wir wollten unseren Kunden beweisen, dass wir auch diese Transformation und die damit verbundenen Herausforderungen meistern. Mit den Batteriegehäusen ist das erste große Etappenziel erreicht“, sagt Geisel. Diesen Erfolg „haben wir uns unter großem Einsatz hart erkämpft“.

Die damit verbundenen neuen Fertigungstechnologien wie Klebetechnik sowie Kunststoff-, KTL- und Pulverbeschichtung würden für Boysen den Weg in die Zukunft weisen. „Und darauf werden wir jetzt weiter aufbauen“, so Geisel weiter.

In diesem Zusammenhang lobte der Geschäftsführer seine Verantwortlichen in der Projektleitung und in der Technischen Projektierung sowie seine Ingenieuren im Technischen Betriebsmittelbau, die sich in den vergangenen Jahren intensiv mit möglichen Produkttransfers von der Abgastechnik hin zur Elektromobilität beschäftigt und damit die Grundlage für die aktuelle Erfolgsmeldung gelegt hätten.

„Wir sind bereit“

„Ausgehend von der Grundidee sind wir hier den Weg von der Schalldämpferschale zum Batteriegehäuse gegangen. Die Realisierung dieser Idee hat im vergangenen Jahr extrem Fahrt aufgenommen. Und so konnten wir unseren Kunden durch entsprechende Prototypen aufzeigen, dass wir bereit sind.“

Der Großauftrag ist verbunden mit dem Bau eines neuen Fertigungswerks in Ungarn. Es soll Mitte 2025 in Betrieb gehen. „Wir werden in Ungarn rund 130 Millionen Euro investieren und bis zu 400 Arbeitsplätze schaffen“, sagt Geisel. Bei einer Produktionsfläche von mehr als 50.000 Quadratmetern „sprechen wir vom mit Abstand größten Standort, den unsere Unternehmensgruppe bislang realisiert hat“, macht der Geschäftsführer deutlich

Mehr noch: Entsprechend der Vorgaben des Kunden solle und müsse die neue Fertigungsstätte durch den Einsatz hochmoderner Energie- und Umwelttechnik komplett CO2-neutral betrieben werden.

Grüner Strom für den Nordschwarzwald

Ohnehin sieht Geisel die Zukunft der Unternehmensgruppe im Bereich der Energietechnik. Nach dem 2019 erfolgten Einstieg ins Geschäft mit stationären Flüssigbatteriespeichern soll im kommenden Herbst Baubeginn für das Boysen-eigene Wasserstoffzentrum in Simmersfeld (Landkreis Calw) sein. Darüber hinaus geplant sei – ebenfalls in Simmersfeld – ein 15 Hektar großer Wind- und Solarpark. Dieser solle den gesamten Nordschwarzwald mit grünem Strom versorgen.

Damit nicht genug: Neben neuen Produktgruppen für alternative Antriebe will Boysen von 2023 an seine ersten Flüssigwasserstofftanks für schwere Lkw zur Erprobung auf die Straße bringen.

Für das laufende Geschäftsjahr peilt die Gruppe den Sprung über die Umsatzmarke von drei Milliarden Euro an. Sein Lebenswerk bei Boysen sieht Rolf Geisel auch nach nunmehr 50 Dienstjahren noch nicht als beendet an: „Oberstes Ziel unseres Stiftungsunternehmens ist der Erhalt unserer Arbeitsplätze. Und dafür werden mein Team und ich in den nächsten Jahren weiter die entsprechenden Weichen stellen.“


Die Boysen Gruppe

Kerngeschäft der Boysen Gruppe mit Stammsitz in Altensteig (Nordschwarzwald) ist nach eigenen Angaben die Entwicklung und Fertigung hochleistungsfähiger Abgassysteme und -komponenten für Pkw, Nutzfahrzeuge und Off-Highway-Anwendungen.

Neben den drei Hauptkunden Audi, BMW und Mercedes-Benz arbeitet der Abgastechnik-Spezialist für die deutschen Automobilhersteller Volkswagen und Porsche, die englischen Marken Bentley und Rolls-Royce, die Nutzfahrzeughersteller Daimler und MAN sowie im Bereich Off-Highway-Anwendungen für Krauss Maffei, mtu, Voith und andere.

Zukunftsstrategie für Energietechnik

Im Zuge des technologischen Wandels innerhalb der Automobilindustrie setzt Boysen neben innovativen Abgastechnologien auf neue Produktgruppen, die in allen Fahrzeugen – unabhängig der Antriebsart – zum Einsatz kommen können.

Einen weiteren wichtigen Baustein seiner Zukunftsstrategie sieht das Stiftungsunternehmen im Bereich der Energietechnik, wobei vor allem Themen wie Wasserstoff, Brennstoffzellen sowie stationäre Energiespeicher im Fokus stehen.

Die Boysen Gruppe beschäftigt rund 5.300 Mitarbeitende an 25 Standorten im In- und Ausland. Neben den Entwicklungsstandorten in Altensteig und Nagold verfügt Boysen über Produktionsstandorte in Altensteig, Simmersfeld, Heubach, Salching, Ingolstadt, Plauen und Achim sowie in Frankreich, Ägypten, Südafrika, Indien, China, Mexiko, Serbien, Rumänien und in den USA. (pm/gel)

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