Oliver Reitz
Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)
08.03.2024
Von Viola Krauss
Frauen stellen in Deutschland fast die Hälfte der Erwerbstätigen und sind oft bestens qualifiziert. Aber: Die Bundesrepublik weist eines der größten geschlechtsspezifischen Lohngefälle in Europa auf. Der Unterschied im Stundenlohn zwischen Männern und Frauen ist kaum in einem anderen westlichen Land so ausgeprägt wie in Deutschland. Die Auswirkungen betreffen nicht nur viele Frauen und ihre Kinder, sondern auch die Wirtschaft und die Gesellschaft insgesamt.
Laut statistischem Bundesamt haben Frauen 2023 in Deutschland pro Stunde durchschnittlich 18 Prozent weniger verdient als Männer. In Zahlen: Frauen erhielten durchschnittlich mit 20,84 Euro einen um 4,46 Euro geringeren Bruttostundenverdienst als Männer. Wissenschaftliche Studien zeigen drei der Hauptgründe dafür auf. Erstens: Viele Frauen arbeiten in Teilzeit. Zweitens: Frauen arbeiten sehr viel häufiger als Männer in der Pflege, in der Gesundheits- und Bildungsbranche. Dort werden generell schlechtere Löhne gezahlt. Und zu guter Letzt: Trotz positiven Veränderungen in den letzten Jahren, sind Frauen noch immer zu wenig in Führungspositionen.
Dabei ist die Erwerbstätigkeit von Frauen heute eines der größten ungenutzten wirtschaftlichen Potenziale. Eine bessere beziehungsweise eine gleichberechtigte Bezahlung und damit einhergehend eine höhere Beschäftigung von Frauen könnte helfen, die Fachkräftelücken zu schließen.
Doch damit Frauen in vollem Umfang ihre Potenziale in der Wirtschaft und im Arbeitsleben entfalten können, muss an etlichen Stellschrauben gedreht werden. Bei Umfragen wird immer wieder deutlich, dass viele Frauen gerne mehr Stunden arbeiten würden. Doch dem stehen häufig etliche Hürden im Weg. Besonders deutlich fällt ins Gewicht, dass die Kinderbetreuung und das deutsche Bildungssystem Eltern im Vergleich zu anderen europäischen Ländern zeitlich viel mehr in Anspruch nehmen. Und nicht nur das. In der Bundesrepublik klafft trotz Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz seit 2013 eine riesige Betreuungslücke. Für jedes siebte Kind unter drei Jahren gibt es kein Angebot (Zahl von 2022). Zudem sehen manche Experten im deutsche Steuersystem den Grund, dass sich für viele Frauen die Erwerbstätigkeit nicht rechnet. Stichwort: Ehegattensplitting und Minijobs.
Wer genau hinschaut, sieht, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in vielen Unternehmen noch immer sehr zu wünschen übrig lässt. Und das, obwohl sich Familienfreundlichkeit für Unternehmen wirklich lohnt. Denn mit familienbewussten Arbeitszeiten könnten Unternehmen Beschäftigte an sich binden. In Zeiten von sich deutlich zuspitzendem Fachkräftemangel durchaus ein Grund, weshalb Unternehmen ihre Personalpolitik in dieser Hinsicht überdenken und verändern sollten.
Peter Adrian, Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) bringt es auf den Punkt: „Es kommt vor allem darauf an, was Betriebe, Beschäftigte und Kommunen vor Ort mit möglichst hoher Flexibilität und Kreativität möglich machen. Da müssen und können wir besser werden: Flächendeckende Kinderbetreuung mit Ganztagsangeboten auch in den Randzeiten morgens und abends sowie Ferienprogramme sind für die Betriebe und damit für den Standort Deutschland essenziell.“
Politik, Wirtschaft und Gesellschaft können und müssen handeln. Und jeder Schritt weiter hin zur Gleichberechtigung von Frauen in Deutschland birgt die Chance für mehr Wohlstand und Nachhaltigkeit der deutschen Wirtschaft in sich.
08.03.2024
"Flächendeckende Kinderbetreuung mit Ganztagsangeboten auch in den Randzeiten morgens und abends sowie Ferienprogramme sind für die Betriebe und damit für den Standort Deutschland essenziell."
Von Viola Krauss
Frauen stellen in Deutschland fast die Hälfte der Erwerbstätigen und sind oft bestens qualifiziert. Aber: Die Bundesrepublik weist eines der größten geschlechtsspezifischen Lohngefälle in Europa auf. Der Unterschied im Stundenlohn zwischen Männern und Frauen ist kaum in einem anderen westlichen Land so ausgeprägt wie in Deutschland. Die Auswirkungen betreffen nicht nur viele Frauen und ihre Kinder, sondern auch die Wirtschaft und die Gesellschaft insgesamt.
Laut statistischem Bundesamt haben Frauen 2023 in Deutschland pro Stunde durchschnittlich 18 Prozent weniger verdient als Männer. In Zahlen: Frauen erhielten durchschnittlich mit 20,84 Euro einen um 4,46 Euro geringeren Bruttostundenverdienst als Männer. Wissenschaftliche Studien zeigen drei der Hauptgründe dafür auf. Erstens: Viele Frauen arbeiten in Teilzeit. Zweitens: Frauen arbeiten sehr viel häufiger als Männer in der Pflege, in der Gesundheits- und Bildungsbranche. Dort werden generell schlechtere Löhne gezahlt. Und zu guter Letzt: Trotz positiven Veränderungen in den letzten Jahren, sind Frauen noch immer zu wenig in Führungspositionen.
Dabei ist die Erwerbstätigkeit von Frauen heute eines der größten ungenutzten wirtschaftlichen Potenziale. Eine bessere beziehungsweise eine gleichberechtigte Bezahlung und damit einhergehend eine höhere Beschäftigung von Frauen könnte helfen, die Fachkräftelücken zu schließen.
Doch damit Frauen in vollem Umfang ihre Potenziale in der Wirtschaft und im Arbeitsleben entfalten können, muss an etlichen Stellschrauben gedreht werden. Bei Umfragen wird immer wieder deutlich, dass viele Frauen gerne mehr Stunden arbeiten würden. Doch dem stehen häufig etliche Hürden im Weg. Besonders deutlich fällt ins Gewicht, dass die Kinderbetreuung und das deutsche Bildungssystem Eltern im Vergleich zu anderen europäischen Ländern zeitlich viel mehr in Anspruch nehmen. Und nicht nur das. In der Bundesrepublik klafft trotz Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz seit 2013 eine riesige Betreuungslücke. Für jedes siebte Kind unter drei Jahren gibt es kein Angebot (Zahl von 2022). Zudem sehen manche Experten im deutsche Steuersystem den Grund, dass sich für viele Frauen die Erwerbstätigkeit nicht rechnet. Stichwort: Ehegattensplitting und Minijobs.
Wer genau hinschaut, sieht, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in vielen Unternehmen noch immer sehr zu wünschen übrig lässt. Und das, obwohl sich Familienfreundlichkeit für Unternehmen wirklich lohnt. Denn mit familienbewussten Arbeitszeiten könnten Unternehmen Beschäftigte an sich binden. In Zeiten von sich deutlich zuspitzendem Fachkräftemangel durchaus ein Grund, weshalb Unternehmen ihre Personalpolitik in dieser Hinsicht überdenken und verändern sollten.
Peter Adrian, Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) bringt es auf den Punkt: „Es kommt vor allem darauf an, was Betriebe, Beschäftigte und Kommunen vor Ort mit möglichst hoher Flexibilität und Kreativität möglich machen. Da müssen und können wir besser werden: Flächendeckende Kinderbetreuung mit Ganztagsangeboten auch in den Randzeiten morgens und abends sowie Ferienprogramme sind für die Betriebe und damit für den Standort Deutschland essenziell.“
Politik, Wirtschaft und Gesellschaft können und müssen handeln. Und jeder Schritt weiter hin zur Gleichberechtigung von Frauen in Deutschland birgt die Chance für mehr Wohlstand und Nachhaltigkeit der deutschen Wirtschaft in sich.
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