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Wirtschaftskraft ist in der Tat ein „Plus“ – ein Mehr an Themen, an Hintergründen und an Aktualität. Mit dieser Plattform wird die wirtschaftliche Kompetenz des Standortes Pforzheim medial begleitet und weit in die Region getragen.

Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Nachgehakt bei Manuela Opel, Wirtschaftsförderin Kreis Calw

Im Interview sprach Manuela Opel unter anderem darüber, wo gerade bei den Unternehmen der Schuh am meisten drückt, über den Gründungsspirit im Landkreis Calw und über die schwäbische Bodenständigkeit.
Manuela Opel, Wirtschaftsförderin Kreis Calw. Foto: privat

18.08.2022

Seit September 2020 ist Manuela Opel als Wirtschaftsbeauftragte in ihrem Heimatlandkreis Calw aktiv. Ihre Vision ist es, eine gründerfreundliche Region zu schaffen. Daher ist das Projekt „Founding Forest“ für die junge Frau eine echte Herzenssache. Sie selbst stammt aus einem Familienunternehmen und hat daher einen besonderen Bezug zu den großen und kleinen Herausforderungen, die das Unternehmertum mit sich bringen.

WirtschaftsKRAFT: Was zeichnet die schwäbische Bodenständigkeit aus?

„Mir sin Schaffer“. Wir machen Dinge einfach und reden nicht so viel darüber. Ein hoher Anspruch an sich und die eigene Arbeitsqualität sind „typisch schwäbisch“ und zeichnen unsere Bodenständigkeit aus. Ebenso wie manchmal ein „herzhafter“ Charakter.

WirtschaftsKRAFT: Wenn Sie 30s Zeit hätten den Landkreis Calw zu pitchen, welche Worte würden Sie wählen?

  • Wunderschöne Natur
  • Attraktive Arbeits- und Wohngegend
  • Gute Anbindung an Ballungszentren
  • Echte Schwaben
  • Abwechslungsreiche Landschaften
  • Vielfältige Kultur- und Freizeitangebote

WirtschaftsKRAFT: Welche Rolle übernimmt die Wirtschaftsförderung Landkreis Calw genau? Wie würden Sie ihre Aufgaben beschreiben?

  • Bindeglied zwischen Wirtschaft und Verwaltung
  • Persönlicher Ansprechpartner für Unternehmen
  • Moderator
  • Impulsgeber
  • Kümmerer

WirtschaftsKRAFT: Warum sprechen Sie lieber von Vorzeigeunternehmen, als von Hidden Champions?

Das hat wieder etwas mit der schwäbischen Bodenständigkeit zu tun. Im Grunde meinen die beiden Begriffe dasselbe, aber zu unserem Schwobaländle passt „Vorzeigeunternehmen“ einfach besser 😉

WirtschaftsKRAFT: Wie würden Sie Ihren eigenen Job beschreiben und was ist der Reiz daran?

Es gibt zwar einige Grundmerkmale die den Job kennzeichnen, aber im Prinzip ist man als Allrounder in diverse Bereiche der Verwaltung und Wirtschaft eingebunden und kann diese auch mit eigenen Projekten mitgestalten. Genau das macht auch den Reiz an der Stelle aus: Kein Tag ist wie der andere. Jeden Tag begegnen mir neue Aufgabenstellungen, neue Persönlichkeiten, neue Rahmenbedingungen. Somit hat man einen guten Rundum- und Überblick. Mir ist es persönlich sehr wichtig das große Ganze im Blick zu haben und alles im Zusammenhang zu betrachten.

Wie fördern Sie den Gründerspirit im Landkreis Calw? Wie werden aus Träumen reale Geschäftsmodelle? Gibt es eine bestimmte Erfolgsgeschichte?

Die Gründerkultur und der Gründerspirit sind uns sehr wichtig. Mit unserem Herzensprojekt „Founding Forest – Waldbaden und wild gründen“ möchten wir Gründungsinteressierte, Gründer*innen und Startups gleichermaßen ansprechen und inspirieren. Das gelingt uns am besten mit lokalen Co-Working-Places und Veranstaltungen in unserer schönen grünen Landschaft, die Freiräume zum kreativen Denken und Inspirationen für neue Geschäftsmodelle gibt. Fernab der Großstadt kann man bei uns durchatmen und durchstarten.

Eine ganz spezielle Erfolgsgeschichte ist beispielsweise unsere Gründerin Vivien Schaible, die sich vor ca. 1 ½ Jahren im Bereich Fachkräftegewinnung mit Social Media selbstständig gemacht hat. Wir haben Vivien geholfen, die ersten Kunden mit an Land zu ziehen und sie ist mittlerweile erfolgreiche Unternehmerin der VS RecruitingFabrik GmbH und hat bereits zwei Mitarbeiterinnen. Darüber freuen wir uns ganz besonders.

WirtschaftsKRAFT: Auf welche Projekte / Veranstaltungen sind sie besonders stolz?

  • Unseren jährlicher Unternehmertreff, den wir einmal im Sommer im Landkreis Calw ausrichten, bei dem sich die Unternehmerschaft mit Politik und weiteren Kooperationspartnern und regionalen Akteuren austauschen kann.
  • Den Junior Manager Contest, den wir traditionell im Herbst mit und für Azubis verschiedener Betriebe im Landkreis Calw veranstalten. Hier können die Azubis spielerisch einen Tag in den „Chefsessel“ sitzen und strategische Aufgaben lösen. Dies weckt Interesse und Lust am „selber machen“ und am selber Macher, Unternehmer, Selbstständiger werden
  • Den Aufbau unseres „Founding Forest“ und die Auszeichnung des Wirtschaftsministeriums  zum „Gründungsfreundlichen Landkreis“ im Juli 2022

Inwieweit fühlen Sie sich als Lotse in einem manchmal verdichteten Verwaltungsdschungel?

In der Tat ist es nie verkehrt, wenn jemand den Überblick behält. Bei der gegebenen Vielfältigkeit und Menge an Verwaltungsthemen und Vorschriften verliert man nicht schwer den Überblick. Selbst versierte Fachkräfte können hier an Ihre Grenzen stoßen und tun dies auch gelegentlich. Ich sehe mich in meiner Funktion als Wegbereiterin und Wegbegleiterin. Oftmals ist es so, dass man zuerst selbst den richtigen Weg ausloten muss, um dann gemeinsam ans Ziel zu kommen. Insgesamt ist ein Bürokratieabbau aber unbedingt erforderlich, um die Wirtschaft in den ohnehin vielfältigen Herausforderungen zumindest etwas zu entlasten.

Welchen Projekte/Herausforderungen stehen aktuell auf der Agenda?

Wir haben bei unserer diesjährigen Unternehmensumfrage den Unternehmen auf den Zahn gefühlt und gefragt, wo aktuell der Schuh am meisten drückt. Dabei haben sich klar einige spezielle Themenfelder herauskristallisiert.

Es sind vor allem der Bedarf an Gewerbeflächen, der Personal-/Fachkräftemangel, die Digitalisierung, der Bedarf an Fördermitteln und das Thema Homeoffice/Co-Working-Places.

Es gibt also viele Dinge, die auf der Agenda stehen, die wir gemeinsam mit den Unternehmen, mit den Städten und Gemeinden, mit Kammern und Verbänden und weiteren Akteuren angehen. Denn die letzten Jahre haben eines noch mehr denn je gezeigt: Nur im Schulterschluss und in gemeinsamer Anstrengung lassen sich derartige Aufgaben lösen.

Das Interview führte Tanja Meckler

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