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Wirtschaftskraft ist in der Tat ein „Plus“ – ein Mehr an Themen, an Hintergründen und an Aktualität. Mit dieser Plattform wird die wirtschaftliche Kompetenz des Standortes Pforzheim medial begleitet und weit in die Region getragen.

Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Inside HS PF: Wie studiert es sich in Pforzheim? Folge 10

Pitch Pforzheim nicht warum, sondern darum. In unserer Interviewreihe stellen wir diesmal die ehemalige Studentin Miriam Neukam vor. Im Gespräch mit WirtschaftsKRAFT verrät sie, was sich Pforzheim vom Ruhrpott gerne abschauen darf und weshalb es sinnvoll ist, dem Perfektionismus auf Social Media den Rücken zu kehren.
Miriam Neukam studierte an der Hochschule Pforzheim Master Design and Future Making. Foto: © Cornelia Kamper / Hochschule Pforzheim

01.12.2023

Steckbrief:

Name: Miriam Neukam

Alter: 27 Jahre

Studiengang: Master Design and Future Making

Wohnort (jetzt & vor dem Studium): Münster, dann Pforzheim

Hobbies/ Freizeit: Spazieren gehen, viel in der Natur sein (was in Pforzheim wunderbar geht), Fotografie, Fahrrad fahren, Mexikanisch kochen und Freunde in ganz Deutschland besuchen (die DB ist quasi mein Hobby :D)

Miriam Neukam ist gerne an der Enz unterwegs. Foto: Miriam Neukam

„Darin würde ich investieren“: Zeit oder Geld?

In einen Ort, der Menschen Raum geben soll, um sich zu begegnen – vor allem für Familien/Kinder/Jugendliche, die nicht so gut Anschluss finden – hier könnte man mit verschiedenen Methoden spielen (sei es pädagogisch oder gestalterisch), um sie zusammenzubringen.

Das ist mir wichtig / das bewegt mich:

Dass Menschen Gehör finden (auch wenn man persönlich die Meinung nicht vertritt) – ich finde z.B. zu Coronazeiten war das häufig das Problem – wenn man mehr in den Diskurs geht, kann man zumindest die Menschen etwas besser verstehen. Alles hat einen Impuls/Auslöser, wenn man den versteht, kann es sicher bei einigen Konflikten helfen.

Dein Slogan für Pforzheim als Studi-Stadt:

Rough und süß – die Menschen und die Optik/ Vergangenheit wirken hart und kühl. Wenn man sich jedoch die Zeit nimmt, die Leute und die Stadt kennenzulernen, dann kommt der süße Kern zum Vorschein. Man muss nur hinter die roughe Fassade schauen.

HS PF als Reel – Was muss unbedingt rein? Wie sähe deine Storyline für die Hochschule Pforzheim aus?
Der A.K.T – hier ist ein Ort kreativer Begegnung und daher auch für die Fakultät der Gestaltung ganz wichtig – dort waren früher die Fenster mit Folien beklebt und wenn das Licht hinein schien, war alles wunderschön bunt, die Werkschau sowie die tolle Fakultät für Gestaltung. Außerdem noch die Mensa und die Enz.

Der A.K.T. – Alfons-Kern-Turm in Pforzheim. Foto: Miriam Neukam

Wieso hast du dich für die Hochschule Pforzheim entschieden?
In Münster habe ich Produktdesign studiert, habe mich aber nicht in der Industrie gesehen, wie ich Staubsauger gestalte. Der Masterstudiengang in Pforzheim ist super breit gefächert und offen, auch wie Gegenstände mit uns interagieren, wurde hier zum Thema. Das Gespräch mit Christine Lüdeke hat mich auch total überzeugt und war geradezu inspirierend. Es hat hier einfach gepasst.

Pforzheim: Was dachtest du, als du herkamst – und wie denkst du jetzt?
Pforzheim eilt schon der Ruf voraus, es sei eine ganz hässliche Stadt. Daher hatte ich mich auf das Schlimmste eingestellt und wurde positiv überrascht! Im Ruhrpott gibt es so viele Städte, die hässlicher sind und die sind stolz und begründen es mit Aussagen wie „Bei uns ist die Industrie, wir arbeiten hart“ – Pforzheim hingegen strahlt keinerlei Stolz aus, was ich sehr, sehr schade finde. Ganz wenige Einwohner*innen stehen hinter ihrer Stadt. Dabei ist die Stadt viel mehr als nur Gebäude, sondern es kommt auch auf die Menschen an, daher ist Scham hier fehl am Platz und ich würde mich freuen, wenn sich dieses Bild in Zukunft wandelt.

Welche sind deine Lieblingsplätze in Pforzheim/ dem Campus?
Das Brückenlädle (Secondhandshop) in der Nordstadt, Golden Döner – die haben leckeren veganen Döner, den Enzauenpark, der A.K.T und das Café Roland finde ich auch super. Auch an der Fakultät der Gestaltung war ich immer gerne.

Miriam Neukam genießt veganen Döner im Golden Döner in Pforzheim. Foto: Miriam Neukam

Was gefällt dir an Pforzheim und seinem Studierendenleben?
Dass es einige Rabatte für uns Studis gibt, und es ist sehr familiär. Man lernt andere Studentinnen und Studenten super schnell kennen, da die HS nicht so riesig wirkt. Irgendwie gibt es immer jemanden, der jemanden kennt…

Analog oder digital: Wie erlebst du Studium und Freizeit am liebsten?
Bei mir ist es absolut 50/50 – ich fotografiere z.B. gerne, aber dazu brauche ich auch Freunde und Menschen um mich, auch in meinem Studium ist vieles digital und am Rechner, den menschlichen Kontakt möchte ich aber auch nicht missen – die perfekte Symbiose ist für mich daher optimal.

Was ist das Wichtigste, das du an der Hochschule (bisher) gelernt hast?
Jeder hat sein Päckchen zu tragen – daher mach dich nicht klein, indem du dich vergleichst und denkst alle anderen sind so perfekt. Gerade in Gruppenarbeiten oder bei Werkschauen konnte man Einblicke in die Arbeiten der anderen bekommen, die wirken am Ende so perfekt – aber im Prozess, da habe ich gelernt: „Jeder hat so seine Struggles und hatte Probleme auf dem Weg“. Weg vom Perfektionismus, der auf Social Media herrscht – das finde ich sehr erfrischend.

Was planst du für die Zeit nach deinem Abschluss?
Diese Zeit ist jetzt – ich bin mitten in der Bewerbungsphase und überlege, mich in Richtung Museen zu bewerben und weiterhin partizipative Social-Design-Projekte zu machen. Es ist natürlich nicht ganz so einfach, da die Stellenausschreibungen nicht auf mein Studium gemünzt sind (aber ich bin sehr breit aufgestellt und picke mir schon das richtige Jobangebot raus). Parallel dazu arbeite ich als Aushilfe im Kindergarten, dort bekomme ich wunderbar den Kopf frei, denn Kinder sind einfach authentisch.

Welchen Tipp würdest du CEOs geben, um Nachwuchs-Fachkräfte für sich zu gewinnen?
Think out of the Box – mehr Freiraum wäre sicherlich beidseitig bereichernd. Menschen haben so viel mehr Talente, als das, was sie studiert haben. Starre Strukturen und ein ganz klares Anforderungsprofil können hier hinderlich sein. Ich würde mir einfach wünschen, dass Personaler etwas davon abweichen und interessanten Menschen eine Chance geben, statt nur einzelne Anforderungspunkte in einem Lebenslauf abzuhaken.

Der Enzauenpark in Pforzheim. Foto: Miriam Neukam

Pforzheim 2.0: Was würdest du dir für die Zukunft der HS PF und Pforzheims wünschen?
Eine bessere Connection zu den anderen beiden Fakultäten fände ich toll – durch die unterschiedlichen Standorte/Distanz kommt man manchmal nicht so schnell/stark in Berührung. Selbst wenn es nur Feiern sind, die gemeinsam stattfinden, fände ich das toll.

Für Pforzheim: Ich würde mir wünschen, dass mehr junge Menschen nach dem Studium hierbleiben – so viele gehen danach. Allerdings muss die Stadt Pforzheim auch etwas dafür tun, es attraktiv gestalten und die jungen Leute unterstützen. So würde Pforzheim mehr frischen Wind erleben und nicht bei den alten, eingestaubten Blickwinkeln und dieser Scham bleiben. Es sollte immer Raum geben für experimentelle Dinge und Pop-up Stores.

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