Oliver Reitz
Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)
04.09.2023
Von Jennifer Warzecha
Die Bewohnerinnen und Bewohner im AWO Haus Spielberg stoßen spontan zum Interview dazu. Das Bauprojekt steht unter dem Motto „Wir wachsen zusammen.“ Mit den Baumaßnahmen und der verbundenen Kampagne wolle man ein starkes Zeichen für Inklusion und Teilhabe setzen, sind sich die Mitarbeitenden der AWO einig. 24 Menschen mit schwerst-mehrfacher Behinderung sollen im neuen Gebäude ihr Zuhause haben.
So soll das neue Gebäude aussehen. Bildquelle: AWO Karlsruhe
Hier soll das neue Gebäude an das bestehende angebaut werden. Bildquelle: Jennifer Warzecha
So sieht aktuell der Eingangsbereich aus. Bildquelle: Jennifer Warzecha
Armin Schröder ist begeisterter Fan des Karlsruher Sportclubs (KSC). Er würde sich freuen, wenn ihn jemand ehrenamtlich zu Spielen begleitet, ihn abholt und wieder zurück nach Spielberg bringt und ihm einfach Zeit widmet. Sabine Lampertsdörfer, die immer wieder während des Gesprächs Vorschläge zur Barrierefreiheit macht, besucht gerne mit ihrer Mutter ein Eiscafé in Durlach. Auch diese Bedeutung schwingt im Motto der Kampagne mit. „In ‚Wir wachsen zusammen‘ steckt eine Doppeldeutigkeit. Zusammenwachsen bedeutet, dass nicht nur das Haus, sondern auch das Miteinander wächst. Teilhabe und Inklusion sollen stärker in den Blickpunkt rücken, so dass auch Menschen mit Behinderung zu einem selbstverständlichen Teil der Dorfgemeinschaft und der Region werden.“ Das sagt die Einrichtungsleiterin des Hauses Spielberg, Melanie Mager. Teilhabe bedeute auch, dass die Bewohnerinnen und Bewohner mit den Menschen in der Gemeinde zusammen kommen, unabhängig davon, ob eine Behinderung vorliegt oder nicht.
“Das neue Haus hat Klingeln. Es ist ein abgeschlossener Wohnkomplex, in dem mehr Privatsphäre möglich ist. Das war im Altbau, der nie für die Unterbringung von Menschen mit Behinderung konzipiert war, schon alleine baulich gar nicht gegeben. Im neuen Gebäude hat jeder seine Rückzugsmöglichkeit und bekommt seinen eigenen, abschließbaren Bereich. Im Altbau verbleiben die Tagesförderstätte, Therapieräume sowie die Verwaltung. Darüber hinaus soll hier Raum für Inklusionsangebote in Kooperation mit der Gemeinde Spielberg entstehen“, sagt Mager.
Auch hier im Garten mit den Hochbeeten gibt es schon Rückzugsmöglichkeiten. Bildquelle: Jennifer Warzecha
Mehrere Millionen Euro wird der Neubau mit einer Gesamtfläche von 1163 Quadratmetern kosten, den Jörn Huber von Huber Architekten, Karlsruhe plant und durchführt sowie auch an diesem Tag im Plenum darstellt. „Eigentlich wollten wir bereits 2019 anfangen zu bauen, aber die Suche nach einem Baugrundstück war langwierig und letztlich erfolglos. Deshalb haben wir entschieden, das vorhandene Gelände zu nutzen. Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde Karlsbad klappt gut.“ Das sagt Cornelia Herford, Liegenschaftsmanagerin bei der AWO. „Die Baumaßnahme wird durch den Kommunalen Versorgungsverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg mitfinanziert. Das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration stellt Mittel des Landes Baden-Württemberg zur Verfügung. Den Rest muss die AWO aus Eigenmitteln stemmen“, führt sie weiter aus.
Weil die Vorgaben und Standards in Baden-Württemberg nur bedingt die komplexen Bedarfe von Menschen mit schwerst-mehrfachen Behinderungen berücksichtigen, man jedoch den Bewohnerinnen und Bewohnern sowie den Mitarbeitenden Erleichterung im Alltag, Freude am Leben, Wohnen und Arbeiten gewährleisten möchte, kostet der Umbau einiges und machte es sinnvoll, die Kampagne ins Leben zu rufen. Spender und Sponsoren werden gesucht, um das Zusammenwachsen zu fördern und um eine zeitgemäße, bedarfsgerechte Lebens- und Arbeitswelt hier im barrierefreien Umfeld zu schaffen. Die Kampagne „Wir wachsen zusammen“ möchte die Menschen dazu animieren, das Projekt zu unterstützen und so die Finanzierungslücke zu schließen. „Ende des Jahres 2023 fangen wir an, zu bauen. Wenn es gut läuft, sind wir Ende nächsten Jahres fertig“, sagt Melanie Mager.
Damit die Mitarbeitenden es leichter haben, die Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Bett ins Bad oder vom Bett in den Rollstuhl zu transportieren, möchte man ein Schienensystem installieren, über das die Bewohnerin oder der Bewohner im Tragetuch durch den Baukörper bewegt werden können. Das sagt Cornelia Herford. Sabine Lampertsdörfer wünscht sich ganz viel, zum Beispiel einen Anrufbus und eine neue Bushaltestelle oder dass es für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen, wie sie selbst, möglich ist, über Blindenschrift zu erfahren, in welchem Stockwerk man sich gerade befindet. Architekt Huber sagt, dass das schon in Planung sei. „Nicht nur durch bauliche Maßnahmen, sondern auch durch Farbe kann man visuelle Barrierefreiheit schaffen“, sagt er – und beschreibt, wie farbliche Kontraste eine Unterscheidung zwischen Wand und Tür oder die Orientierung zwischen verschiedenen Ebenen und Flächen erleichtern.
Sabine Lampertsdörfer wünscht sich elektrische Rollläden mit Blindenmarkierungen und dass man besser ans Fenster kommt, wenn man im Rollstuhl sitzt oder gehbehindert ist. Nicht nur sie, auch die anderen Bewohnerinnen und Bewohner werden in die Planung, genauso wie vorher ins Gespräch einbezogen. Dietmar Schreck zum Beispiel bekommt eine Klingel, die er mit dem Kopf bedienen kann. Mirjam Huck wünscht sich, dass es Küchenschränke gibt, die man per Steuerung herunterfahren lassen kann, damit sie selbständig Dinge ein- und ausräumen kann. Sie findet, dass es gut wäre, wenn man die Fenster abdunkeln kann und sie wünscht sich, dass der Boden flacher ist und die Übergänge ebenerdig sind. „Die Umgebung muss sich an den Menschen anpassen und nicht umgekehrt. Man wird während des Neubaus sehen können, wie sich das vollzieht“, sagt Melanie Mager.
Wer die Kampagne unterstützen möchte, findet weitere Informationen unter https://www.haus-spielberg.de
Freuen sich auf ihr neues Gebäude sowie Unterstützung von außen: AWO-Mitarbeitende und die Bewohnerschaft. Bildquelle: Jennifer Warzecha
04.09.2023
"Die Umgebung muss sich an den Menschen anpassen und nicht umgekehrt. Man wird sehen, wie sich das vollzieht."
Von Jennifer Warzecha
Die Bewohnerinnen und Bewohner im AWO Haus Spielberg stoßen spontan zum Interview dazu. Das Bauprojekt steht unter dem Motto „Wir wachsen zusammen.“ Mit den Baumaßnahmen und der verbundenen Kampagne wolle man ein starkes Zeichen für Inklusion und Teilhabe setzen, sind sich die Mitarbeitenden der AWO einig. 24 Menschen mit schwerst-mehrfacher Behinderung sollen im neuen Gebäude ihr Zuhause haben.
So soll das neue Gebäude aussehen. Bildquelle: AWO Karlsruhe
Hier soll das neue Gebäude an das bestehende angebaut werden. Bildquelle: Jennifer Warzecha
So sieht aktuell der Eingangsbereich aus. Bildquelle: Jennifer Warzecha
Armin Schröder ist begeisterter Fan des Karlsruher Sportclubs (KSC). Er würde sich freuen, wenn ihn jemand ehrenamtlich zu Spielen begleitet, ihn abholt und wieder zurück nach Spielberg bringt und ihm einfach Zeit widmet. Sabine Lampertsdörfer, die immer wieder während des Gesprächs Vorschläge zur Barrierefreiheit macht, besucht gerne mit ihrer Mutter ein Eiscafé in Durlach. Auch diese Bedeutung schwingt im Motto der Kampagne mit. „In ‚Wir wachsen zusammen‘ steckt eine Doppeldeutigkeit. Zusammenwachsen bedeutet, dass nicht nur das Haus, sondern auch das Miteinander wächst. Teilhabe und Inklusion sollen stärker in den Blickpunkt rücken, so dass auch Menschen mit Behinderung zu einem selbstverständlichen Teil der Dorfgemeinschaft und der Region werden.“ Das sagt die Einrichtungsleiterin des Hauses Spielberg, Melanie Mager. Teilhabe bedeute auch, dass die Bewohnerinnen und Bewohner mit den Menschen in der Gemeinde zusammen kommen, unabhängig davon, ob eine Behinderung vorliegt oder nicht.
“Das neue Haus hat Klingeln. Es ist ein abgeschlossener Wohnkomplex, in dem mehr Privatsphäre möglich ist. Das war im Altbau, der nie für die Unterbringung von Menschen mit Behinderung konzipiert war, schon alleine baulich gar nicht gegeben. Im neuen Gebäude hat jeder seine Rückzugsmöglichkeit und bekommt seinen eigenen, abschließbaren Bereich. Im Altbau verbleiben die Tagesförderstätte, Therapieräume sowie die Verwaltung. Darüber hinaus soll hier Raum für Inklusionsangebote in Kooperation mit der Gemeinde Spielberg entstehen“, sagt Mager.
Auch hier im Garten mit den Hochbeeten gibt es schon Rückzugsmöglichkeiten. Bildquelle: Jennifer Warzecha
Mehrere Millionen Euro wird der Neubau mit einer Gesamtfläche von 1163 Quadratmetern kosten, den Jörn Huber von Huber Architekten, Karlsruhe plant und durchführt sowie auch an diesem Tag im Plenum darstellt. „Eigentlich wollten wir bereits 2019 anfangen zu bauen, aber die Suche nach einem Baugrundstück war langwierig und letztlich erfolglos. Deshalb haben wir entschieden, das vorhandene Gelände zu nutzen. Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde Karlsbad klappt gut.“ Das sagt Cornelia Herford, Liegenschaftsmanagerin bei der AWO. „Die Baumaßnahme wird durch den Kommunalen Versorgungsverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg mitfinanziert. Das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration stellt Mittel des Landes Baden-Württemberg zur Verfügung. Den Rest muss die AWO aus Eigenmitteln stemmen“, führt sie weiter aus.
Weil die Vorgaben und Standards in Baden-Württemberg nur bedingt die komplexen Bedarfe von Menschen mit schwerst-mehrfachen Behinderungen berücksichtigen, man jedoch den Bewohnerinnen und Bewohnern sowie den Mitarbeitenden Erleichterung im Alltag, Freude am Leben, Wohnen und Arbeiten gewährleisten möchte, kostet der Umbau einiges und machte es sinnvoll, die Kampagne ins Leben zu rufen. Spender und Sponsoren werden gesucht, um das Zusammenwachsen zu fördern und um eine zeitgemäße, bedarfsgerechte Lebens- und Arbeitswelt hier im barrierefreien Umfeld zu schaffen. Die Kampagne „Wir wachsen zusammen“ möchte die Menschen dazu animieren, das Projekt zu unterstützen und so die Finanzierungslücke zu schließen. „Ende des Jahres 2023 fangen wir an, zu bauen. Wenn es gut läuft, sind wir Ende nächsten Jahres fertig“, sagt Melanie Mager.
Damit die Mitarbeitenden es leichter haben, die Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Bett ins Bad oder vom Bett in den Rollstuhl zu transportieren, möchte man ein Schienensystem installieren, über das die Bewohnerin oder der Bewohner im Tragetuch durch den Baukörper bewegt werden können. Das sagt Cornelia Herford. Sabine Lampertsdörfer wünscht sich ganz viel, zum Beispiel einen Anrufbus und eine neue Bushaltestelle oder dass es für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen, wie sie selbst, möglich ist, über Blindenschrift zu erfahren, in welchem Stockwerk man sich gerade befindet. Architekt Huber sagt, dass das schon in Planung sei. „Nicht nur durch bauliche Maßnahmen, sondern auch durch Farbe kann man visuelle Barrierefreiheit schaffen“, sagt er – und beschreibt, wie farbliche Kontraste eine Unterscheidung zwischen Wand und Tür oder die Orientierung zwischen verschiedenen Ebenen und Flächen erleichtern.
Sabine Lampertsdörfer wünscht sich elektrische Rollläden mit Blindenmarkierungen und dass man besser ans Fenster kommt, wenn man im Rollstuhl sitzt oder gehbehindert ist. Nicht nur sie, auch die anderen Bewohnerinnen und Bewohner werden in die Planung, genauso wie vorher ins Gespräch einbezogen. Dietmar Schreck zum Beispiel bekommt eine Klingel, die er mit dem Kopf bedienen kann. Mirjam Huck wünscht sich, dass es Küchenschränke gibt, die man per Steuerung herunterfahren lassen kann, damit sie selbständig Dinge ein- und ausräumen kann. Sie findet, dass es gut wäre, wenn man die Fenster abdunkeln kann und sie wünscht sich, dass der Boden flacher ist und die Übergänge ebenerdig sind. „Die Umgebung muss sich an den Menschen anpassen und nicht umgekehrt. Man wird während des Neubaus sehen können, wie sich das vollzieht“, sagt Melanie Mager.
Wer die Kampagne unterstützen möchte, findet weitere Informationen unter https://www.haus-spielberg.de
Freuen sich auf ihr neues Gebäude sowie Unterstützung von außen: AWO-Mitarbeitende und die Bewohnerschaft. Bildquelle: Jennifer Warzecha
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