Oliver Reitz
Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)
Von Gerd Lache | 02.10.2021
Die Weinlese gilt als Höhepunkt eines Weinjahres, an dem die Früchte der Arbeit der vergangenen zwölf Monate geerntet werden, erklärt Dr. Ansgar Horsthemke, Generalbevollmächtigter des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands (BWGV), bei der Weinherbst-Pressekonferenz für Baden im Vinotorium der Winzer-Genossenschaft in Oberkirch (Ortenaukreis).
Arbeit hatten die Winzer insbesondere 2021 in hohem Maße, allerdings fallen die Früchte ihrer Mühe dieses Mal deutlich geringer aus. Rund zwei Drittel der badischen Rebflächen werden von Genossenschaften und deren Mitgliedern bewirtschaftet. Aktuell gehen die 70 Winzergenossenschaften (WG) in Baden von einer Lesemenge aus, die mit 63 Millionen Litern gut ein Viertel unter dem Vorjahreswert (85,4 Millionen Liter) liegt.
Trotz der geringen Mengen „erwarten wir alles in allem sehr gute Weine“, sagt Dr. Roman Glaser, Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands.
Was sind die Gründe für die Rückgänge de Leseerträge? „Der viele Regen und andauernd kalte Temperaturen – vor allem der Frost nach Ostern – haben die Ertragserwartungen gedämpft“, so Horsthemke. Zwar seien nicht alle Regionen von Frostschäden und Pilzbefall betroffen, dennoch gebe es in manchen Lagen erhebliche Ernteeinbußen.
Während es imNorden des Anbaugebiets Baden kaum Frostschäden gebe, verzeichnen dem BWGV-Generalbevollmächtigten zufolge manche Lagen in der Mitte und im Süden des Anbaugebietes „frostbedingte Ausfälle von 20 bis 80 Prozent“.
Insbesondere die Ortenau erlitt demnach ungewohnt heftige Frostschäden, die neben kalten Temperaturen insbesondere durch Schneeregen vor der Frostnacht verursacht wurden.
Markus Ell, geschäftsführender Vorstand der Oberkircher Winzer eG, berichtet: „Auf den in Oberkirch vorherrschenden südlich exponierten Hanglagen mit den leicht erwärmbaren Granitböden war die Vegetation schon etwas weiter fortgeschritten als in anderen Regionen, so dass der Kälteeinbruch nach Ostern viele im Aufbruch befindlichen Knospen erfrieren ließ.“ Insbesondere die Hauptsorte Spätburgunder sei davon stark betroffen.
Ell: „Wir erwarten eine Lesemenge von 50 bis 65 Prozent eines Normaljahres, was die kleinste Ernte der vergangenen vier Jahrzehnte darstellen würde.“ In normalen Jahren würden die Oberkircher zusammen mit den Winzern der „Hex vom Dasenstein“ gut sieben Millionen Kilogramm Trauben lesen. „Die gut mit Wasser versorgten Böden und die geringen Erträge lassen aber vor allem bei Weiß- und Roséweinen hochinteressante Qualitäten erwarten“, lässt der Geschäftsführer hoffen.
Derweil sind dem BWGV zufolge regional durch Hagel Schäden zu verzeichnen gewesen – vor allem im Markgräflerland und am Bodensee.
Corona setzt auch den Winzer zu
Daneben hat Corona den Winzern heftig zugesetzt, was sich durch Rückgänge bei Absatz und Umsatz bemerkbar machte. Nach Angaben des Verbands verringerte sich der Absatz der badischen Winzergenossenschaften im ersten Halbjahr 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,7 Millionen auf 42,7 Millionen Liter Wein und Sekt (minus 1,6 Prozent). Der Umsatz sei im gleichen Zeitraum um 2,8 Millionen Euro auf 121,2 Millionen Euro (minus 2,2 Prozent) zurück gegangen.
Roman Glaser, Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands (BWGV), nennt die Ursachen: Hauptgrund dieser Entwicklung seien die zum Teil massiven Auswirkungen der Corona-Pandemie gewesen.
Genossenschaften, die vor allem den Lebensmittel-Einzelhandel beliefern, hatten demnach kaum oder gar nicht mit Rückgängen zu kämpfen. Dagegen wurden Betriebe, die auf die Gastronomie ausgerichtet sind, teilweise hart getroffen. Glaser: „Da weiterhin viele Veranstaltungen und Feste wegen Corona ausfallen, dürfte auch das zweite Halbjahr noch von Corona geprägt sein.“
Siehe zum Thema auch das Video-Statement von Dr. Roman Glaser auf dem Youtube-Kanal von WirtschaftsKraft.
https://www.wir-leben-genossenschaft.de
Im Gesamtjahr 2020 haben die badischen Winzergenossenschaften 84,2 Millionen Liter Wein und Sekt verkauft (minus 2,6 Millionen Liter beziehungsweise 3,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Der Umsatz sank um 5,4 Millionen Euro (2,1 Prozent) auf 249,7 Millionen Euro.
In Baden arbeiten 70 Winzergenossenschaften, darunter 31, die ihre Weine im eigenen Keller ausbauen. Die Zahl der Mitarbeiter liegt bei 963.
Die genossenschaftliche Rebfläche in Baden ist 2020 um 8 Hektar auf 10.209 Hektar gestiegen. Dies entspricht etwa 65 Prozent der Gesamtfläche.
Im Jahr 2020 gab es keine Fusionen. 2021 bahnt sich bisher ebenfalls kein Zusammenschluss in Baden an. (pm)
Die durchschnittlichen Mostgewichte sehen wie folgt aus:
Von Gerd Lache | 02.10.2021
Die Weinlese gilt als Höhepunkt eines Weinjahres, an dem die Früchte der Arbeit der vergangenen zwölf Monate geerntet werden, erklärt Dr. Ansgar Horsthemke, Generalbevollmächtigter des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands (BWGV), bei der Weinherbst-Pressekonferenz für Baden im Vinotorium der Winzer-Genossenschaft in Oberkirch (Ortenaukreis).
Arbeit hatten die Winzer insbesondere 2021 in hohem Maße, allerdings fallen die Früchte ihrer Mühe dieses Mal deutlich geringer aus. Rund zwei Drittel der badischen Rebflächen werden von Genossenschaften und deren Mitgliedern bewirtschaftet. Aktuell gehen die 70 Winzergenossenschaften (WG) in Baden von einer Lesemenge aus, die mit 63 Millionen Litern gut ein Viertel unter dem Vorjahreswert (85,4 Millionen Liter) liegt.
Trotz der geringen Mengen „erwarten wir alles in allem sehr gute Weine“, sagt Dr. Roman Glaser, Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands.
Was sind die Gründe für die Rückgänge de Leseerträge? „Der viele Regen und andauernd kalte Temperaturen – vor allem der Frost nach Ostern – haben die Ertragserwartungen gedämpft“, so Horsthemke. Zwar seien nicht alle Regionen von Frostschäden und Pilzbefall betroffen, dennoch gebe es in manchen Lagen erhebliche Ernteeinbußen.
Während es imNorden des Anbaugebiets Baden kaum Frostschäden gebe, verzeichnen dem BWGV-Generalbevollmächtigten zufolge manche Lagen in der Mitte und im Süden des Anbaugebietes „frostbedingte Ausfälle von 20 bis 80 Prozent“.
Insbesondere die Ortenau erlitt demnach ungewohnt heftige Frostschäden, die neben kalten Temperaturen insbesondere durch Schneeregen vor der Frostnacht verursacht wurden.
Markus Ell, geschäftsführender Vorstand der Oberkircher Winzer eG, berichtet: „Auf den in Oberkirch vorherrschenden südlich exponierten Hanglagen mit den leicht erwärmbaren Granitböden war die Vegetation schon etwas weiter fortgeschritten als in anderen Regionen, so dass der Kälteeinbruch nach Ostern viele im Aufbruch befindlichen Knospen erfrieren ließ.“ Insbesondere die Hauptsorte Spätburgunder sei davon stark betroffen.
Ell: „Wir erwarten eine Lesemenge von 50 bis 65 Prozent eines Normaljahres, was die kleinste Ernte der vergangenen vier Jahrzehnte darstellen würde.“ In normalen Jahren würden die Oberkircher zusammen mit den Winzern der „Hex vom Dasenstein“ gut sieben Millionen Kilogramm Trauben lesen. „Die gut mit Wasser versorgten Böden und die geringen Erträge lassen aber vor allem bei Weiß- und Roséweinen hochinteressante Qualitäten erwarten“, lässt der Geschäftsführer hoffen.
Derweil sind dem BWGV zufolge regional durch Hagel Schäden zu verzeichnen gewesen – vor allem im Markgräflerland und am Bodensee.
Corona setzt auch den Winzer zu
Daneben hat Corona den Winzern heftig zugesetzt, was sich durch Rückgänge bei Absatz und Umsatz bemerkbar machte. Nach Angaben des Verbands verringerte sich der Absatz der badischen Winzergenossenschaften im ersten Halbjahr 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,7 Millionen auf 42,7 Millionen Liter Wein und Sekt (minus 1,6 Prozent). Der Umsatz sei im gleichen Zeitraum um 2,8 Millionen Euro auf 121,2 Millionen Euro (minus 2,2 Prozent) zurück gegangen.
Roman Glaser, Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands (BWGV), nennt die Ursachen: Hauptgrund dieser Entwicklung seien die zum Teil massiven Auswirkungen der Corona-Pandemie gewesen.
Genossenschaften, die vor allem den Lebensmittel-Einzelhandel beliefern, hatten demnach kaum oder gar nicht mit Rückgängen zu kämpfen. Dagegen wurden Betriebe, die auf die Gastronomie ausgerichtet sind, teilweise hart getroffen. Glaser: „Da weiterhin viele Veranstaltungen und Feste wegen Corona ausfallen, dürfte auch das zweite Halbjahr noch von Corona geprägt sein.“
Siehe zum Thema auch das Video-Statement von Dr. Roman Glaser auf dem Youtube-Kanal von WirtschaftsKraft.
https://www.wir-leben-genossenschaft.de
Im Gesamtjahr 2020 haben die badischen Winzergenossenschaften 84,2 Millionen Liter Wein und Sekt verkauft (minus 2,6 Millionen Liter beziehungsweise 3,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Der Umsatz sank um 5,4 Millionen Euro (2,1 Prozent) auf 249,7 Millionen Euro.
In Baden arbeiten 70 Winzergenossenschaften, darunter 31, die ihre Weine im eigenen Keller ausbauen. Die Zahl der Mitarbeiter liegt bei 963.
Die genossenschaftliche Rebfläche in Baden ist 2020 um 8 Hektar auf 10.209 Hektar gestiegen. Dies entspricht etwa 65 Prozent der Gesamtfläche.
Im Jahr 2020 gab es keine Fusionen. 2021 bahnt sich bisher ebenfalls kein Zusammenschluss in Baden an. (pm)
Die durchschnittlichen Mostgewichte sehen wie folgt aus:
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