Oliver Reitz
Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)
Von Gerd Lache | 28.02.2023
Aktuell sind es knapp 60 ehemalige Führungskräfte, die sich im Netzwerk der baden-württembergischen „Senioren der Wirtschaft“ zusammen geschlossen haben. Sie wollen mit ihrem Erfahrungsschatz vor allem junge Unternehmensgründerinnen und –gründer beim Start in die Selbstständigkeit unterstützen.
Die Wirtschaftssenioren kommen aus einer bunten Vielfalt an Branchen, angefangen von Industrie und Gewerbe über Handwerk und Handel bis hin zu Dienstleistern. Sie alle nehmen für ihre Tätigkeit kein Salär. Was an finanziellen Mitteln eingeht, fließt in die Vereinskasse, unter anderem für Verwaltung und sonstige Bürokosten in der Zentrale in Schönaich sowie für Fortbildung.
Ihre Klientel sind schwerpunktmäßig Gründerinnen und Gründer sowie kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit Betriebsgrößen bis 20 oder 30 Mitarbeitenden. Den hauptberuflichen Beraterinnen und Beratern wollen sie jedoch keine Konkurrenz machen.
Etwa 50 Prozent der gesamten Beratungsleistung entfallen auf Unternehmensgründungen beziehungsweise Start-ups, zu 40 Prozent geht es um Unternehmensentwicklung und -sicherung und die restlichen zehn Prozent befassen sich mit Zukunftssicherung, Stichwort hier: Nachfolgeregelung mit Unternehmensverkauf und Übernahme.
Zum Themencluster der Wirtschaftssenioren gehören unter anderem die Bewertung von Geschäftsideen, Marketing und Vertrieb, Finanzierungsoptimierung, Strategieplanung und Zukunftsgestaltung sowie Vernetzung mit Partnern, um nur einiges zu nennen. Diskretion und Neutralität gehören zu ihren obersten Prinzipien, wenn ein Vereinsmitglied ein Mandat übernimmt.
Zunächst wollen Thomas Römer, Thomas Mayer und Siegried Langer die Aktivitäten der Wirtschaftssenioren in der Region Nordschwarzwald verstärken, sukzessive ein Netzwerk aufbauen und den Bekanntheitsgrad erhöhen.
Was bewegt ehemalige Führungskräfte dazu, ihr Knowhow ehrenamtlich weitergeben zu wollen, anstatt sich im wohlverdienten Ruhestand ihrer Hobbies zu widmen?
Ein Beispiel ist Thomas Mayer. Ein Arbeitsleben lang war der heute 64-Jährige in führenden Positionen bei Automobilkonzernen weltweit unterwegs. Nachdem beispielsweise VW die spanische Marke Seat übernommen hatte, schickte ihn der Konzern zur „Integrationsarbeit“ nach Barcelona. Mayer erlebte die Zeit, als VW-Manager Ferdinand Piëch den berühmt-berüchtigten Chefeinkäufer José Ignacio López von General Motors Europa (Opel) abgeworben hatte und dieser – für die damalige Zeit ungewöhnlich – den Einkauf auf ein weltweites Zulieferernetz ausdehnte, mit radikalen Preisvorgaben an die Betriebe. „Es war eine verrückte Zeit“, erinnert sich Mayer. Gleichzeitig sei die Transformation in der Branche auch erfahrungsreich gewesen.
Begonnen hat der berufliche Einstieg von Mayer mit einer Lehre als Maschinenschlosser bei der Firma Händle in Mühlacker bei Pforzheim. Es folgten ein Maschinenbau-Studium in Karlsruhe sowie ein Wirtschaftsingenieur-Studium an der Hochschule Pforzheim. Dann die erste Anstellung bei Audi in Neckarsulm in der Abteilung für Kostenrechnung.
Zuletzt hat sich Porsche seiner Expertise bedient. Unter anderem war Mayer für das Kooperationsprojekt Cayenne/Touareg in der Projektleitung Beschaffung tätig. Den Einstieg in den Ruhestand nutzte der passionierte Jäger für lange Aufenthalte in Wald und Flur. Die Familie, inzwischen in der Porsche-Gemeinde Weissach ansässig, hat seine Unruhe bemerkt: „Du kannst dich nicht nur auf dem Hochsitz aufhalten.“
Die Tochter erinnerte sich an einen Bericht über die Senioren der Wirtschaft. Mayer nahm Kontakt auf – und ist inzwischen sozusagen in der Bewährungsphase. Seine Themen sind vor allem Produktion, Beschaffung und Qualitätssicherung.
„Wir nehmen nicht jeden, zumindest nicht ohne ihn auf Herz und Nieren geprüft zu haben“, sagt Thomas Römer, verantwortlich für die Region Nordschwarzwald. In der Anfangsphase und bei den ersten Beratungsfällen bekomme der Anwärter einen erfahrenen Kollegen als Paten an die Seite, wie beispielsweise Thomas Römer. Er ist seit knapp zehn Jahren aktiver Wirtschaftssenior.
Römer, Jahrgang 1956, war und ist Banker aus Leidenschaft. Die Sparkassen-Organisation habe ihm alle notwendigen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten geboten. Mehr als 30 von über 40 Arbeitsjahren war er im Unternehmenskundengeschäft aktiv. In den letzten sieben Jahren vor seinem Ruhestand „habe ich mich um die Fälle gekümmert, bei denen es nicht so rund lief“, also Sanierung und Abwicklung.
„Es waren die spannendsten sieben Jahre in meinem Berufsleben“, erinnert sich Römer und ist stolz auf die für die Branche ungewöhnlich hohe Erfolgsquote seines Teams: „Wir haben deutlich mehr als die Hälfte der Unternehmen saniert und sie nicht in die Insolvenz geschickt.“
Rund 200 Leute haben ihm während seiner aktiven Zeit zugearbeitet, bis er 2013 in den Ruhestand gewechselt ist. „Da fährst du im übertragenen Sinn mit 200 Sachen auf der linken Autobahnspur. Als Führungskräfte haben wir 60 bis 70 Wochenstunden gearbeitet. Und plötzlich fällt’s auf null ab. Das konnte ich nicht“, erklärt Römer seinen Beweggrund, weshalb er für die Wirtschaftssenioren aktiv ist.
Dritter im Bunde des neuen Nordschwarzwald-Netzwerks der Wirtschaftssenioren ist Siegfried Langer. Wie seine beiden Kollegen blickt auch er auf ein bewegtes und erfolgreiches Arbeitsleben.
Über den technischen Außendienst kam er zum einstigen Marktführer des Großrechners und später auch Personal Computers und heutigen IT- und Beratungsunternehmen, dem US-Konzern IBM. Dort begleitete er als Führungskraft eine Reihe von anspruchsvollen Projekten. „Ich war an der Schnittstelle zwischen Entwicklung und Vertrieb“, erzählt er. Von der Hardware sei er später „ein bisschen mehr in die Software reingerutscht“.
Zur Erfahrung aus seinen mehr als 40 Betriebsjahren mit USA-Aufenthalt gehörten unter anderem die Schulung des Außendienstes sowie der Aufbau einer Vertriebsabteilung in Moskau. „Damals galt Russland als eines der Wachstumsländer und Putin wurde noch gut geheißen.“ Schon seit langem unterrichtete Langer, Jahrgang 1953, an der Dualen Hochschule in Stuttgart Projektmanagement und IT-Management bei den Business-Informatikern.
Über die Senioren der Wirtschaft hat er aus einem Beitrag auf der sozialen Plattform Xing erfahren. „Das hörte sich interessant an.“ Jetzt gehört auch Langer zu den Novizen der beratenden Senioren. Gespannt sei er auf den Netzwerk-Aufbau im Nordschwarzwald, „das ist schon ein Stück Neuland.“ Gänzlich unbekannt ist ihm die Region freilich nicht, denn Siegfried Langer hat seinen Wohnsitz in Calw.
Weitere Mitglieder des Teams Nordschwarzwald sind Walter R. Kaiser aus Heimsheim sowie Klaus Harzheim aus Mühlacker, der wegen eines externen Mandats derzeit passives Mitglied ist und voraussichtlich ab Mitte des Jahres wieder für Vereinsaufgaben zur Verfügung steht.
Von Gerd Lache | 28.02.2023
Aktuell sind es knapp 60 ehemalige Führungskräfte, die sich im Netzwerk der baden-württembergischen „Senioren der Wirtschaft“ zusammen geschlossen haben. Sie wollen mit ihrem Erfahrungsschatz vor allem junge Unternehmensgründerinnen und –gründer beim Start in die Selbstständigkeit unterstützen.
Die Wirtschaftssenioren kommen aus einer bunten Vielfalt an Branchen, angefangen von Industrie und Gewerbe über Handwerk und Handel bis hin zu Dienstleistern. Sie alle nehmen für ihre Tätigkeit kein Salär. Was an finanziellen Mitteln eingeht, fließt in die Vereinskasse, unter anderem für Verwaltung und sonstige Bürokosten in der Zentrale in Schönaich sowie für Fortbildung.
Ihre Klientel sind schwerpunktmäßig Gründerinnen und Gründer sowie kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit Betriebsgrößen bis 20 oder 30 Mitarbeitenden. Den hauptberuflichen Beraterinnen und Beratern wollen sie jedoch keine Konkurrenz machen.
Etwa 50 Prozent der gesamten Beratungsleistung entfallen auf Unternehmensgründungen beziehungsweise Start-ups, zu 40 Prozent geht es um Unternehmensentwicklung und -sicherung und die restlichen zehn Prozent befassen sich mit Zukunftssicherung, Stichwort hier: Nachfolgeregelung mit Unternehmensverkauf und Übernahme.
Zum Themencluster der Wirtschaftssenioren gehören unter anderem die Bewertung von Geschäftsideen, Marketing und Vertrieb, Finanzierungsoptimierung, Strategieplanung und Zukunftsgestaltung sowie Vernetzung mit Partnern, um nur einiges zu nennen. Diskretion und Neutralität gehören zu ihren obersten Prinzipien, wenn ein Vereinsmitglied ein Mandat übernimmt.
Zunächst wollen Thomas Römer, Thomas Mayer und Siegried Langer die Aktivitäten der Wirtschaftssenioren in der Region Nordschwarzwald verstärken, sukzessive ein Netzwerk aufbauen und den Bekanntheitsgrad erhöhen.
Was bewegt ehemalige Führungskräfte dazu, ihr Knowhow ehrenamtlich weitergeben zu wollen, anstatt sich im wohlverdienten Ruhestand ihrer Hobbies zu widmen?
Ein Beispiel ist Thomas Mayer. Ein Arbeitsleben lang war der heute 64-Jährige in führenden Positionen bei Automobilkonzernen weltweit unterwegs. Nachdem beispielsweise VW die spanische Marke Seat übernommen hatte, schickte ihn der Konzern zur „Integrationsarbeit“ nach Barcelona. Mayer erlebte die Zeit, als VW-Manager Ferdinand Piëch den berühmt-berüchtigten Chefeinkäufer José Ignacio López von General Motors Europa (Opel) abgeworben hatte und dieser – für die damalige Zeit ungewöhnlich – den Einkauf auf ein weltweites Zulieferernetz ausdehnte, mit radikalen Preisvorgaben an die Betriebe. „Es war eine verrückte Zeit“, erinnert sich Mayer. Gleichzeitig sei die Transformation in der Branche auch erfahrungsreich gewesen.
Begonnen hat der berufliche Einstieg von Mayer mit einer Lehre als Maschinenschlosser bei der Firma Händle in Mühlacker bei Pforzheim. Es folgten ein Maschinenbau-Studium in Karlsruhe sowie ein Wirtschaftsingenieur-Studium an der Hochschule Pforzheim. Dann die erste Anstellung bei Audi in Neckarsulm in der Abteilung für Kostenrechnung.
Zuletzt hat sich Porsche seiner Expertise bedient. Unter anderem war Mayer für das Kooperationsprojekt Cayenne/Touareg in der Projektleitung Beschaffung tätig. Den Einstieg in den Ruhestand nutzte der passionierte Jäger für lange Aufenthalte in Wald und Flur. Die Familie, inzwischen in der Porsche-Gemeinde Weissach ansässig, hat seine Unruhe bemerkt: „Du kannst dich nicht nur auf dem Hochsitz aufhalten.“
Die Tochter erinnerte sich an einen Bericht über die Senioren der Wirtschaft. Mayer nahm Kontakt auf – und ist inzwischen sozusagen in der Bewährungsphase. Seine Themen sind vor allem Produktion, Beschaffung und Qualitätssicherung.
„Wir nehmen nicht jeden, zumindest nicht ohne ihn auf Herz und Nieren geprüft zu haben“, sagt Thomas Römer, verantwortlich für die Region Nordschwarzwald. In der Anfangsphase und bei den ersten Beratungsfällen bekomme der Anwärter einen erfahrenen Kollegen als Paten an die Seite, wie beispielsweise Thomas Römer. Er ist seit knapp zehn Jahren aktiver Wirtschaftssenior.
Römer, Jahrgang 1956, war und ist Banker aus Leidenschaft. Die Sparkassen-Organisation habe ihm alle notwendigen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten geboten. Mehr als 30 von über 40 Arbeitsjahren war er im Unternehmenskundengeschäft aktiv. In den letzten sieben Jahren vor seinem Ruhestand „habe ich mich um die Fälle gekümmert, bei denen es nicht so rund lief“, also Sanierung und Abwicklung.
„Es waren die spannendsten sieben Jahre in meinem Berufsleben“, erinnert sich Römer und ist stolz auf die für die Branche ungewöhnlich hohe Erfolgsquote seines Teams: „Wir haben deutlich mehr als die Hälfte der Unternehmen saniert und sie nicht in die Insolvenz geschickt.“
Rund 200 Leute haben ihm während seiner aktiven Zeit zugearbeitet, bis er 2013 in den Ruhestand gewechselt ist. „Da fährst du im übertragenen Sinn mit 200 Sachen auf der linken Autobahnspur. Als Führungskräfte haben wir 60 bis 70 Wochenstunden gearbeitet. Und plötzlich fällt’s auf null ab. Das konnte ich nicht“, erklärt Römer seinen Beweggrund, weshalb er für die Wirtschaftssenioren aktiv ist.
Dritter im Bunde des neuen Nordschwarzwald-Netzwerks der Wirtschaftssenioren ist Siegfried Langer. Wie seine beiden Kollegen blickt auch er auf ein bewegtes und erfolgreiches Arbeitsleben.
Über den technischen Außendienst kam er zum einstigen Marktführer des Großrechners und später auch Personal Computers und heutigen IT- und Beratungsunternehmen, dem US-Konzern IBM. Dort begleitete er als Führungskraft eine Reihe von anspruchsvollen Projekten. „Ich war an der Schnittstelle zwischen Entwicklung und Vertrieb“, erzählt er. Von der Hardware sei er später „ein bisschen mehr in die Software reingerutscht“.
Zur Erfahrung aus seinen mehr als 40 Betriebsjahren mit USA-Aufenthalt gehörten unter anderem die Schulung des Außendienstes sowie der Aufbau einer Vertriebsabteilung in Moskau. „Damals galt Russland als eines der Wachstumsländer und Putin wurde noch gut geheißen.“ Schon seit langem unterrichtete Langer, Jahrgang 1953, an der Dualen Hochschule in Stuttgart Projektmanagement und IT-Management bei den Business-Informatikern.
Über die Senioren der Wirtschaft hat er aus einem Beitrag auf der sozialen Plattform Xing erfahren. „Das hörte sich interessant an.“ Jetzt gehört auch Langer zu den Novizen der beratenden Senioren. Gespannt sei er auf den Netzwerk-Aufbau im Nordschwarzwald, „das ist schon ein Stück Neuland.“ Gänzlich unbekannt ist ihm die Region freilich nicht, denn Siegfried Langer hat seinen Wohnsitz in Calw.
Weitere Mitglieder des Teams Nordschwarzwald sind Walter R. Kaiser aus Heimsheim sowie Klaus Harzheim aus Mühlacker, der wegen eines externen Mandats derzeit passives Mitglied ist und voraussichtlich ab Mitte des Jahres wieder für Vereinsaufgaben zur Verfügung steht.
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