Oliver Reitz
Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)
13.09.2023
Vor diesem Hintergrund hat das Institut eine neue Studie veröffentlicht: »FutureHotel – Extended Realities. The Metaverse and its Potential for Hotel Business«. Die Publikation erklärt das Erscheinungsbild, die Funktionsweise, Vorteile, Nachteile und das Potenzial des Metaverse in verschiedenen Bereichen, mit Fokus auf das Gastgewerbe. Sie zeigt, wie das Metaverse in verschiedenen Geschäftsbereichen eingesetzt werden kann, wohin die absehbaren und erwarteten zukünftigen Entwicklungen gehen und stellt konkrete Anwendungsfälle vor. WirtschaftsKraft sprach mit Prof. Dr. Vanessa Borkmannn.
Foto: Fraunhofer IAO
WirtschaftsKraft: Was waren die größten Erkenntnisse /Learnings der Studie für Sie?
Im Tourismus wurde lange Zeit über das Substitutionspotenzial von Reisen durch Virtual Reality und Metaverse Technologie diskutiert – einhergehend mit negativen Auswirkungen für die Hotel Industrie. Die Studie zeigt dagegen auf, welche Potenziale für vollkommen neue Erlebnisangebote für die Verbesserung von bestehenden Prozessen z.B. während der Hotelauswahl, der Buchung, für Gäste und für Mitarbeitende durch Metaverse Technologie möglich sind.
Eine Erkenntnis ist allerdings auch, dass Unternehmen, die im Metaverse aktiv sind, aktuell zu den Vorreitern gehören. Wenn gleich dieser Technologie ein enormer Markt vorausgesagt wird, so ist doch heute die Anzahl der regelmäßig Nutzenden noch sehr gering. Das erschwert tatsächlich auch den Betrieb von eigenen Anwendungen. Es fehlt schlichtweg noch an der großen Nutzerschar. Dennoch lohnt es sich für Unternehmen erste Schritte zu wagen und sich mit dieser Technologie zu entwickeln. Nicht zuletzt, weil damit auch eine bislang eher weniger erreichbare Zielgruppe adressiert werden kann.
WirtschaftsKraft: Wie reagieren deutsche Hotels auf das Metaverse?
Deutsche Hotels sind noch sehr verhalten im Umgang mit Metaverse Technologie. Experimentierfreudige Pioniere können an einer Hand abgezählt werden. Dennoch wird das Thema zunehmend auf Fachkongressen adressiert und die Neugier und das Interesse nehmen zu. Aktuell ist die Hotellerie geprägt vom Fachkräftemangel, Fragestellungen der Nachhaltigkeit, Digitalisierungsrückstand und einem veränderten Reiseverhalten. Wenn gleich die Metaverse Technologie ein hilfreiches Mittel sein kann, um beispielsweise Arbeitskräfte zu unterstützen (Schulungen, Weiterbildungen, Einführungen in Arbeitssituationen, Recruiting), so wird aktuell anderweitig investiert. Mithilfe spezialisierter Anbieter und steigender Nachfrage auf Kundenseite sowie einem flankierenden Einsatz im Destinationsmanagement, wird das Metaverse in den nächsten Jahren auch in der Hotellerie seinen Platz einnehmen.
WirtschaftsKraft: Was sind aus ihrer Sicht die Vorteile dieser erweiterten Dimension und wird dies in Zukunft ein Wettbewerbsfaktor werden?
Interessant sind insbesondere zwei Aspekte:
Zum einen sind viele Metaverse-Welten aktuell gekoppelt an digitale Zwillinge, also Abbilder der realen physischen Welt. Die Metaverse Technologie erlaubt aber viel mehr. Wir können gänzlich neue Welten erschaffen, losgelöst von den physikalischen Gesetzmäßigkeiten unserer Welt. Damit kann der Erlebnisfaktor gesteigert werden aber auch Effekte auf die Gesundheit, Genesungsprozesse, oder ein immersives Lern- und Bildungserlebnis erzielt werden. Im Metaverse kann man sich nicht einfach mit dem eigenen Smartphone ablenken, die Erlebnisintensität steigt um ein Vielfaches und auch die Lerneffekte sind höher.
Zum anderen ist ein klassisches Phänomen der Hotellerie das uno aktu Prinzip. Das bedeutet, dass Hotelzimmer als Produkt nicht gelagert werden können. Man kann diese pro Nacht nur genau einmal verkaufen. Mithilfe der Metaverse Technologie haben Hotels nun die Chance, Produkte anzubieten, wie zum Beispiel virtuelle Räume und Events, die zum einen eine deutlich weitere Zielgruppe erreichen können, denn die Gäste können auf der gesamten Welt verteilt sein und müssen nicht extra anreisen, zum anderen können diese Angebote, losgelöst von der eigenen baulichen beziehungsweise räumlichen Situation, entwickelt werden. Auch ein kleines Haus hat die Möglichkeit Raum zu gestalten und neue Erlösquellen zu erschließen. Damit kann die Metaverse Technologie zu einem entscheidenden Wirtschaftsfaktor für Hotels werden.
tm
13.09.2023
Vor diesem Hintergrund hat das Institut eine neue Studie veröffentlicht: »FutureHotel – Extended Realities. The Metaverse and its Potential for Hotel Business«. Die Publikation erklärt das Erscheinungsbild, die Funktionsweise, Vorteile, Nachteile und das Potenzial des Metaverse in verschiedenen Bereichen, mit Fokus auf das Gastgewerbe. Sie zeigt, wie das Metaverse in verschiedenen Geschäftsbereichen eingesetzt werden kann, wohin die absehbaren und erwarteten zukünftigen Entwicklungen gehen und stellt konkrete Anwendungsfälle vor. WirtschaftsKraft sprach mit Prof. Dr. Vanessa Borkmannn.
Foto: Fraunhofer IAO
WirtschaftsKraft: Was waren die größten Erkenntnisse /Learnings der Studie für Sie?
Im Tourismus wurde lange Zeit über das Substitutionspotenzial von Reisen durch Virtual Reality und Metaverse Technologie diskutiert – einhergehend mit negativen Auswirkungen für die Hotel Industrie. Die Studie zeigt dagegen auf, welche Potenziale für vollkommen neue Erlebnisangebote für die Verbesserung von bestehenden Prozessen z.B. während der Hotelauswahl, der Buchung, für Gäste und für Mitarbeitende durch Metaverse Technologie möglich sind.
Eine Erkenntnis ist allerdings auch, dass Unternehmen, die im Metaverse aktiv sind, aktuell zu den Vorreitern gehören. Wenn gleich dieser Technologie ein enormer Markt vorausgesagt wird, so ist doch heute die Anzahl der regelmäßig Nutzenden noch sehr gering. Das erschwert tatsächlich auch den Betrieb von eigenen Anwendungen. Es fehlt schlichtweg noch an der großen Nutzerschar. Dennoch lohnt es sich für Unternehmen erste Schritte zu wagen und sich mit dieser Technologie zu entwickeln. Nicht zuletzt, weil damit auch eine bislang eher weniger erreichbare Zielgruppe adressiert werden kann.
WirtschaftsKraft: Wie reagieren deutsche Hotels auf das Metaverse?
Deutsche Hotels sind noch sehr verhalten im Umgang mit Metaverse Technologie. Experimentierfreudige Pioniere können an einer Hand abgezählt werden. Dennoch wird das Thema zunehmend auf Fachkongressen adressiert und die Neugier und das Interesse nehmen zu. Aktuell ist die Hotellerie geprägt vom Fachkräftemangel, Fragestellungen der Nachhaltigkeit, Digitalisierungsrückstand und einem veränderten Reiseverhalten. Wenn gleich die Metaverse Technologie ein hilfreiches Mittel sein kann, um beispielsweise Arbeitskräfte zu unterstützen (Schulungen, Weiterbildungen, Einführungen in Arbeitssituationen, Recruiting), so wird aktuell anderweitig investiert. Mithilfe spezialisierter Anbieter und steigender Nachfrage auf Kundenseite sowie einem flankierenden Einsatz im Destinationsmanagement, wird das Metaverse in den nächsten Jahren auch in der Hotellerie seinen Platz einnehmen.
WirtschaftsKraft: Was sind aus ihrer Sicht die Vorteile dieser erweiterten Dimension und wird dies in Zukunft ein Wettbewerbsfaktor werden?
Interessant sind insbesondere zwei Aspekte:
Zum einen sind viele Metaverse-Welten aktuell gekoppelt an digitale Zwillinge, also Abbilder der realen physischen Welt. Die Metaverse Technologie erlaubt aber viel mehr. Wir können gänzlich neue Welten erschaffen, losgelöst von den physikalischen Gesetzmäßigkeiten unserer Welt. Damit kann der Erlebnisfaktor gesteigert werden aber auch Effekte auf die Gesundheit, Genesungsprozesse, oder ein immersives Lern- und Bildungserlebnis erzielt werden. Im Metaverse kann man sich nicht einfach mit dem eigenen Smartphone ablenken, die Erlebnisintensität steigt um ein Vielfaches und auch die Lerneffekte sind höher.
Zum anderen ist ein klassisches Phänomen der Hotellerie das uno aktu Prinzip. Das bedeutet, dass Hotelzimmer als Produkt nicht gelagert werden können. Man kann diese pro Nacht nur genau einmal verkaufen. Mithilfe der Metaverse Technologie haben Hotels nun die Chance, Produkte anzubieten, wie zum Beispiel virtuelle Räume und Events, die zum einen eine deutlich weitere Zielgruppe erreichen können, denn die Gäste können auf der gesamten Welt verteilt sein und müssen nicht extra anreisen, zum anderen können diese Angebote, losgelöst von der eigenen baulichen beziehungsweise räumlichen Situation, entwickelt werden. Auch ein kleines Haus hat die Möglichkeit Raum zu gestalten und neue Erlösquellen zu erschließen. Damit kann die Metaverse Technologie zu einem entscheidenden Wirtschaftsfaktor für Hotels werden.
tm
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