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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Musiknoten aufs Papier bringen und die „Höhle der Löwen“ mit Musik aufmischen

KI nutzen, um Noten auch ganz ohne Papier sichtbar zu machen, das machen die Gründer der Klangio GmbH. Wie das funktioniert und wie sie ihren Platz im Perfekt Futur gefunden haben, verraten sie im Gespräch zusammen mit Dirk Metzger, der zusammen mit Sabrina Isaac-Fütterer für das Gründerzentrum zuständig ist.
KI nutzen, um Noten auch ganz ohne Papier sichtbar zu machen, das machen die Gründer der Klangio GmbH. KI nutzen, um Noten auch ganz ohne Papier sichtbar zu machen, das machen die Gründer der Klangio GmbH.
Hier im Perfekt Futur fühlen sich die Gründer der Klangio GmbH wohl und nutzen das Gründerzentrum zu ihren Möglichkeiten. Bildquelle: Jennifer Warzecha

15.09.2023

„Man wird eingeladen in eine kleine Höhle mit sehr netteren Löwen. Jeder kann kommen, der formal die Voraussetzungen erfüllt. Ein Therapeut passt zum Beispiel nicht. Manchmal entwickelt es sich auch anders. Nur fünf bis zehn Prozent werden nicht eingeladen, wenn man vorab schon sehen kann, dass es inhaltlich gar nichts mit dem Konzept des Perfekt Futurs zu tun hat.“
Dirk Metzger

Von Jennifer Warzecha

Mal im Rampenlicht stehen, bei einer berühmten Show dabei sein – mit potenziellen Investoren, die das eigene Unternehmen voranbringen – so erging es den Mitgliedern der Klangio GmbH. „Das war ein Once-In-A-Lifetime-Moment. Das macht man als Gründer nur einmal mit.“ Das sagt Sebastian Murgul, Research Scientist/CEO.

„Für uns war die Frage: Wann ist der richtige Moment, da dabei zu sein? Wie weit muss das Produkt sein, dass man uns ernst nimmt? Wir kannten die Sendung schon. Es war toll, der absolute Wahnsinn, dort zu stehen und zu pitchen. Es war einer der spannendsten Momente meines Lebens“, erzählt er weiter.

Alexander Lüngen präsentiert begeistert, was die Apps alles können. Bildquelle: Jennifer Warzecha

Live mit dabei

Verschiedene Apps hat er zusammen mit Alexander Lüngen entwickelt. Sie alle ermöglichen es dem Musiker, Musik während des Spiels in Notenblätter zu verwandeln, Melodien zu transkribieren. „Es gibt zwei Anwendungsfälle: Man hat eine eigene Komposition, die man zu Papier bringen möchte und spielt die mit dem Instrument ein. Oder man lädt ein YouTube-Video oder eine mp3-Datei eines bestehenden Stücks in die App. Alexander Lüngen nutzt, weil er Gitarre spielt, dazu Guitar2Tabs. Wer die Musik in Musikvideos als Noten auf dem Blatt Papier vor sich sehen möchte, kann Sing2Notes verwenden. Alle, die Klavier spielen, nutzen Piano2Notes. Auch bei der „Höhle der Löwen“ und beim zugehörigen Pitch kamen die Apps zum Einsatz. „Wir hatten eine Pianistin dabei, haben live fünf Minuten gepitcht. Dann haben wir auch die Löwen aufgefordert, unsere App am Klavier und der Gitarre zu testen. Unsere große Sorge war ‚Was ist, wenn einer kein Instrument spielt?‘- Aber das war zum Glück kein Problem. Dann ging das Kreuzverhör von zwei, drei Stunden los. Am Ende waren es dann zwei Minuten, die zu sehen und zu hören waren.“ Trotz fünf Absagen bei der Show, weil die Zahlen angesichts des Gründungsjahres 2018 die Jury nicht ganz überzeugten, schildert Sebastian Murgul „ein Hammer-Feedback zum Produkt und viele Anfragen von den Leuten“, die nach der Show bei ihnen ankamen.

Sebastian Murgul zeigt, wie er als Gitarrist die App einsetzt. Bildquelle: Jennifer Warzecha

Feedback

„Viele waren begeistert und haben gefragt, ob wir weitere Ideen haben und an dieses und jenes gedacht haben. Es haben Leute aus Österreich angerufen, die noch die eine oder andere Idee hatten. Wir bekommen laufend Feedback von Leuten, die die App nutzen oder ein Instrument spielen.“ Aktuell sind es über 100.000 monatlich aktive User, die die Apps nutzen, mit pro Tag 4000 Transkriptionen. Vergleichsweise macht eine Firma in Spanien, mit denen sie im Gespräch sind, aktuell 20 am Tag. Die App kostet 9,99 Euro im Monat und 49,99 Euro im Jahr. Langfristig möchten die Unternehmer fünf Millionen Transkriptionen pro Monat machen. „Die Märkte sind weltweit, der Großteil unserer Kunden kommt derzeit aus den USA“, sagt Murgul.

Perfekt Futur

Seit der Eröffnung im Jahr 2013 gingen 390 Bewerbungen gegenüber 142 Mietenden ein, verrät Dirk Metzger, Clustermanager Kreativwirtschaft beim K3 – Kultur- und Kreativwirtschaftsbüro Karlsruhe der Stadt Karlsruhe. Zusammen mit Sabrina Isaac-Fütterer, Managerin Kulturwirtschaft beim K3 – Kultur- und Kreativwirtschaftsbüro, betreut er Gründerinnen und Gründer, Techniker, Grafiker, Designer oder Solo-Selbständige aus den Bereichen Architektur bis Film. Diese befinden sich in Containern aus Rotterdam, innerhalb dessen sich die Unternehmerinnen und Unternehmer kreativ entwickeln sollen. Kreativ sind auch die Erholungsmöglichkeiten. Neben einer Tischtennisplatte gibt es auch ein Bällebad, nicht nur für die kleinen Kinder.

Kreativ, mit bunten Briefkästen, sieht auch das Perfekt Futur im Kreativpark von außen aus. Bildquelle: Jennifer Warzecha

Gemeinschaftssinn

„Wir haben einen der schönsten Container hier, sind Teil dieser Gemeinschaft“, freut sich Sebastian Murgul. Dirk Metzger und Sabrina Isaac-Fütterer erklären, was Vielfalt hier im Gründerzentrum im Karlsruher Kreativpark bedeutet, das, dass nicht nur die Branchen oder Schwerpunkte jeweils ganz unterschiedlich sind. Neben Technik-Unternehmen, die ein Produkt herstellen, arbeiten hier auch Solo-Selbständige, die quasi ihr eigenes Produkt sind. „Auch die Zusammensetzung der Unternehmen ist immer sehr unterschiedlich. Mal sind auch mal mehr Mode oder mehr Pop Art/Avantgarde mit dabei. Jetzt arbeiten sehr viele, die hier sind, im Marketing und bei Medien“, sagt Metzger. Viele Netzwerke können die Kreativen hier knüpfen und sich an unterschiedliche Ansprechpartner wenden. Vom K3- Kultur- und Kreativwirtschaftsbüro Karlsruhe erstrecke sich die Zusammenarbeit über mehrere Ämter in Karlsruhe hinweg. Dies sei in Deutschland einzigartig, freut sich Isaac-Fütterer. Notwendig sei das, weil man je nach Branche unterschiedliche Sprachen spreche oder auch über einen unterschiedlichen Förderbedarf mit unterschiedlichen Summen verfüge. Wer sich bewerben möchte, muss ein Formular ausfüllen und im Bewerbungsgespräch Dirk Metzger, Sabrina Isaac-Fütterer und deren Kolleginnen der Karlsruher Fächer GmbH, die die Vermieterinnen im Perfekt Futur sind, unter Beweis stellen, dass vor allem das Gründerteam stimmig ist, ob die Leute über die nötige Erfahrung oder Qualifikation verfügen, ob sie als Menschen und Typen die Community im Perfekt Futur bereichern und wissen, wie sie ihr Unternehmen finanzieren können.

Sebastian Murgul, Alexander Lüngen und Manuel Strnad wollen mit ihrem Produkt voll durchstarten. Bildquelle: Jennifer Warzecha

„Man wird eingeladen in eine kleine Höhle mit sehr netteren Löwen. Jeder kann kommen, der formal die Voraussetzungen erfüllt. Ein Therapeut passt zum Beispiel nicht. Manchmal entwickelt es sich auch anders. Nur fünf bis zehn Prozent werden nicht eingeladen, wenn man vorab schon sehen kann, dass es inhaltlich gar nichts mit dem Konzept des Perfekt Futurs zu tun hat“, sagt Dirk Metzger. Danach kann es im gegenüberliegenden Festigungs- und Expansionszentrum Fux weitergehen – damit auch die, die an den Karlsruher Hochschulen ausgebildet werden, sich weiterentwickeln und arbeiten können, wie die Mitarbeiter von der Klangio GmbH, die sich nach dem Interview auch gleich wieder an die Arbeit machen.

Auch der Fahrradstadt Karlsruhe wird das Perfekt Futur mit den Parkmöglichkeiten fürs Rad gerecht. Bildquelle: Jennifer Warzecha

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