Zitat Autor
Wirtschaftskraft ist in der Tat ein „Plus“ – ein Mehr an Themen, an Hintergründen und an Aktualität. Mit dieser Plattform wird die wirtschaftliche Kompetenz des Standortes Pforzheim medial begleitet und weit in die Region getragen.

Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

Newsletter Anmeldung

+ monatliche Erscheinung
+ aktuelle Themen und wichtige Termine
+ neue Unternehmensportraits und Unternehmensprofile
Datenverarbeitungshinweis*

Interview mit Landrat Dr. Rückert für WirtschaftsKRAFTplus

Landrat Dr. Klaus Michael Rückert sprach mit uns u.a. über die Corona Pandemie, sein persönliches Fazit für 2020 und den Teilneubau des Krankenhauses in Freudenstadt.
Dr. Klaus Michael Rückert, Landrat Freudenstadt Foto:© Landratsamt Freudenstadt

Es gab sicher schon einmal angenehmere Zeiten als Landrat, oder? Wie geht es Ihnen aktuell?
Ja, die gab es definitiv schon, aber grundsätzlich liebe ich meinen Beruf auch aufgrund seiner Herausforderungen und Vielfalt – und da gehören eben auch solche Zeiten einmal dazu. Ich habe jedoch dankenswerterweise um mich herum ein Team hochengagierter und kompetenter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – das erleichtert Vieles.

"Es heißt ja, dass man an seinen Herausforderungen wächst und da sind im Jahr 2020 sicher einige Zentimeter dazugekommen. Solche Zeiten machen ja auch etwas mit einem und uns wird wieder bewusst, worauf es im Leben ankommt und wo die wahren Prioritäten liegen. Beispielsweise bin ich ein Freund vom Handschlag und da habe ich schon gewisse Sorgen, dass dieses oder ähnliche Zeichen der Freundlichkeit und Verbundenheit auf der Strecke bleiben."
Dr. Klaus Michael Rückert, Landrat


Wie ist die aktuelle Stimmungslage der regionalen Wirtschaft?
Nachdem im Frühjahr fast alle Betriebe und Unternehmen mit teils massiven Umsatzeinbußen zu kämpfen hatten, hat sich die Lage im Sommer glücklicherweise etwas entspannt. Allerdings sehen die Unternehmen nun aufgrund der neuen Beschlüsse und der wieder steigenden Infektionszahlen auch teilweise mit Sorge in die Zukunft.

Wie beurteilen Sie die Hilfspakete der Bundesregierung?
Die gemeinsamen Hilfsprogramme von Bund und Land haben gerade den kleinen und mittelständischen Unternehmen und vor allem den stark betroffenen gastronomischen Betrieben über die schwierigste Zeit hinweggeholfen und das Schlimmste verhindert. Insofern waren die Hilfen wichtig und auch richtig, aber es bleibt abzuwarten, wie die Situation vor Ort in ein paar Monaten aussieht.


Wo wünschen Sie sich Nachbesserungen?
Vor allem im Tourismusbereich muss es noch weitergehende Hilfsprogramme geben, ebenso für Kleinstunternehmen und Soloselbstständige. Die Industrie, die ja noch zusätzlich enorme Transformationsprozesse zu bewältigen hat, sollte ebenfalls noch stärker im Bereich Innovation und Forschung und Entwicklung unterstützt werden. Und nicht zuletzt kann ich auch die Sorgen der Veranstaltungsbranche sehr gut nachvollziehen.


Ihr vorzeitiges Fazit für 2020?
Ganz spontan?
Es kann nur besser werden.


Die Corona-Lage spitzt sich wieder zu, wie ist Ihr Landkreis für diese Situation gerüstet?
Unsere Ärztinnen und Ärzte haben gerade wieder eine Infektpraxis eröffnet und können zudem mit einer mobilen Teststation, beispielsweise bei einem Ausbruch in einem Pflegeheim, kurzfristig vor Ort sein und dort entsprechend Tests durchführen. Außerdem haben wir unser Gesundheitsamt für die so wichtige Kontaktpersonennachverfolgung entsprechend mit Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Ämtern verstärkt. Und dann war im Frühjahr eine große Sorge die fehlende Schutzkleidung, mit der wir aktuell, auch aufgrund der Verteilungen von Bund und Land, vorerst ausreichend versorgt sind.


Welche Themen, Sorgen – außer Corona – treiben Sie als Landrat in diesen Tagen um?
Die Welt bleibt zum Glück wegen dem Coronavirus nicht stehen, daher dreht sich gerade Richtung Jahresende viel um das Thema Haushalt 2021, der aber natürlich auch von Corona geprägt ist.
Daneben stehen bei uns im Kreis zahlreiche Themen auf der Agenda, die mir teilweise Freude, teilweise aber auch Sorgen bereiten. Zu nennen sind hier sicher unsere zwei größten aktuellen Investitionen: der Teilneubau unseres Krankenhauses in Freudenstadt, bei dem wir am 29. September Richtfest feiern durften, sowie der Bau unseres Glasfasernetzes. Gerade die aktuelle Situation führt uns dessen Bedeutung, ebenso wie die der Digitalisierung unserer Schulen, deutlich vor Augen.
Mir ist aber auch wichtig, dass unsere sozialen Aufgaben, wie beispielsweise das Wohl unserer Kinder und Jugendlichen, die Unterstützung der sozial Benachteiligten oder auch die Integration der geflüchteten Menschen bei aller Sorge um das Coronavirus nicht in Vergessenheit geraten.


Welche Rolle spielt die digitale Transformation im Landratsamt Freudenstadt? Sind Sie bereit für die digitale Zukunft?
Wir stecken aktuell mitten in der Umstellung auf die digitale Akte: einige Ämter haben bereits umgestellt und der Rest folgt nun nach und nach. Außerdem haben wir in diesem Jahr eine neue Telefonanlage bekommen, die, wenn all die Kinderkrankheiten geheilt sind, mit dem virtuellen Konferenzraum und einigen weiteren Besonderheiten unseren Alltag erleichtern wird. Allerdings ist die menschliche Begegnung für mich immer noch unersetzbar.


In einem Interview sagten Sie, dass auch Ihre persönliche Welt nach der Pandemie nicht mehr dieselbe sein wird, wie meinten Sie das konkret?
Es heißt ja, dass man an seinen Herausforderungen wächst und da sind im Jahr 2020 sicher einige Zentimeter dazugekommen. Solche Zeiten machen ja auch etwas mit einem und uns wird wieder bewusst, worauf es im Leben ankommt und wo die wahren Prioritäten liegen. Beispielsweise bin ich ein Freund vom Handschlag und da habe ich schon gewisse Sorgen, dass dieses oder ähnliche Zeichen der Freundlichkeit und Verbundenheit auf der Strecke bleiben. Oder dass langjährige Freundschaften, die man momentan einfach nicht so pflegen kann, diese Pandemie nicht überleben.

Das Interview führte Tanja Meckler

Jetzt Newsletter abonnieren und von vielen Vorteilen profitieren!