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Wirtschaftskraft ist in der Tat ein „Plus“ – ein Mehr an Themen, an Hintergründen und an Aktualität. Mit dieser Plattform wird die wirtschaftliche Kompetenz des Standortes Pforzheim medial begleitet und weit in die Region getragen.

Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Im Gespräch mit Schmuckunternehmer Nick Binder

„Ich finde es klasse, für so schöne Produkte wie Schmuckketten arbeiten zu dürfen. Ein guter Grund, jeden Tag zur Arbeit zu gehen", sagt Nick Binder.
Nick Binder, Marketingchef bei BINDER. Foto: BINDER

Nick Binder gehört der fünften Generation der Schmuckfabrikantenfamilie Binder an. Das Familienunternehmen produziert seit 112 Jahren im baden-württembergischen Mönsheim Ketten. Der Ur-Urgroßvater von Nick Binder legte damals den Grundstein. „Meine Urgroßmutter und ich – sie war damals stolze 90 Jahre alt und ich gerade mal sieben Jahre alt – wir beide haben früher öfters zusammen Ketten gezählt. Damals war ich der Überzeugung das wäre eine wichtige Aufgabe. Heute bin ich sicher, dass man uns wahrscheinlich einfach nur eine Beschäftigung gegeben hat. Gerade bei den ganz feinen Ketten war das mit dem Zählen aber gar nicht so einfach. War man mal kurz abgelenkt, konnte man wieder von vorne anfangen. Ketten entknoten war auch so eine Sache.“ Heute verantwortet Nick Binder den Marketingbereich.

WirtschaftsKRAFT: Was bedeutet Schmuck für Sie, warum sollte jeder Mensch mindestens ein Schmuckstück besitzen?

Schmuck, das sind oftmals Geschenke von sehr nahestehenden Menschen, oder man gönnt sich selbst ein Schmuckstück. Ich finde es toll, wenn man zu einem schönen Anlass ein Lieblingsschmuckstück anzieht, das hat etwas Besonderes.

WirtschaftsKRAFT: Welche fünf Facts sollte jeder Laie über Schmuck und die Produktion wissen?

  • Die gängigsten Edelmetalle im Schmuck sind Gold, Silber, Palladium und Platin.
  • Die kleine Zahl auf einem Schmuckstück verrät den Feingehalt (z.B. Au 750 = 750/1000 Anteilen reines Gold).
  • Eine RJC-Zertifizierung ist heutzutage der Standard im Schmuck und darauf sollte man achten (RJC = Responsible Jewelry Council).
  • Circa 75 % des in Deutschland verkauften Schmucks wird entweder in Pforzheim hergestellt oder über Pforzheim importiert. Pforzheim ist die sogenannte „Goldstadt“.
  • Früher hat hier ein Großteil der Bevölkerung in der Schmuckindustrie gearbeitet, heute sind es noch rund 3.000 Menschen.

WirtschaftsKRAFT: Was sind die aktuellen Schmuckkettentrends?

Ich denke man sieht vermehrt Layeringketten und Y-Chains. Momentan werden auch gerne verschiedene Kettentypen miteinander vermischt und frei getragen.

WirtschaftsKRAFT: Welche Unternehmensphilosophie wird bei BINDER gelebt?

Friedrich Binder prägte wohl den Satz: „Der erste Eindruck ist entscheidend. Bei Menschen und auch bei Unternehmen. Wir wissen um die Bedeutung absoluter Präzision. Und das sieht man unseren Ketten auch an.“ Auch heute steht BINDER für hohe Qualität, wir nennen es „Wertvolle Verbindungen“.

Zusammen mit unseren Mitarbeitenden haben wir 2019 unser Wertesystem erarbeitet. Dieses soll nachhaltig für eine gute Unternehmenskultur stehen und ein angenehmes Miteinander bewirken. Unsere Werte sind Klarheit, Verantwortung, Respekt, Qualität und Offenheit.

WirtschaftsKRAFT: Was macht das Arbeiten bei BINDER aus?

BINDER hat viele langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in ihren Bereichen wiederum viel Know-how aufgebaut haben. Aber auch Neuankömmlinge werden herzlich aufgenommen und in das Team integriert. Bei uns sind alle per Du. Wir bieten einige interessante Benefits wie z.B. eine Beteiligung am Unternehmensgewinn, Frühsport oder auch ein vergünstigtes E-Bike-Leasing.

WirtschaftsKRAFT: Haben Sie Role-Models bei sich im Unternehmen?

Ich denke in der Firma gibt es viele Role-Models. Viele Mitarbeitende geben hier seit vielen Jahren ihr Bestes und kämpfen in ihrem Bereich für die Firma. Das ist schon sehr besonders. Ein wichtiger Innovator war Fritz Weber, der mit seinem Erfindergeist als Ingenieur viele technische Fortschritte bei uns entwickelt hat. Er war Betriebsleiter und somit in vielen Bereichen im Unternehmen unterwegs – auch ihm haben wir viel zu verdanken.

WirtschaftsKRAFT: Was bedeutet für Sie ‚New Work‘ und inwiefern wird es im Unternehmen gelebt?

Bei dem Begriff ‚New Work‘ denke ich natürlich direkt an die Digitalisierung. Das wird für uns auch in den nächsten Jahren ein wichtiges Thema sein. Wir arbeiten stark daran, unsere Prozesse und Abläufe mittels intelligenter Datenerhebung noch genauer auszuwerten und zu verbessern. Gleichzeitig forschen wir mit Robotertechnik und suchen Lösungen, wo Mensch und Maschine perfekt zusammenarbeiten können. Auch in der internen Kommunikation entwickeln wir uns weiter, viele im Unternehmen nutzen bereits aktiv das Nachrichten-Tool Slack, wodurch die Kommunikation transparenter, schneller und dadurch effektiver wird.

WirtschaftsKRAFT: BINDER kann inzwischen auf 112 Jahre Schmuckerfahrung zurückblicken. Wie ist es Ihnen gelungen solange erfolgreich zu bleiben? Was waren die größten Herausforderungen? Gibt es ein Erfolgsrezept?

Ein großer Teil des Erfolges waren und sind natürlich Mitarbeitende, die das Unternehmen teilweise über fünf bis sechs Generationen mitgestaltet haben! Gleichzeitig wurden in der Vergangenheit wohl auch mehr richtige als falsche Entscheidungen getroffen. Der Schritt, alles, vom Rohmaterial bis zum fertigen Produkt, im Haus herstellen zu können war sicher ein Game-Changer in den 1950er-Jahren, oder auch der Fokus auf maschinelle Fertigung, das hat uns früh Wettbewerbsvorteile ermöglicht. Zwei Weltkriege und eine Coronapandemie waren sicher spannende Herausforderungen, die wir aber gut überstanden haben. Ein Erfolgsrezept haben wir nicht, was aber sicher hilft: nicht stehen bleiben, sondern den Markt beobachten und Veränderungen aktiv vorantreiben, statt nur zuzuschauen.

WirtschaftsKRAFT: BINDER produziert auch für den Luxusbereich. Hat sich die Luxusbranche aufgrund der Corona-Pandemie verändert?

Die Luxusmarken im Schmuck haben während der Pandemie im Schnitt eher gewonnen: Ausgefallene Welt- oder Kreuzfahrtreisen wurden gerne mal durch hochwertigen Schmuck kompensiert.

WirtschaftsKRAFT: Welche Innovationen stehen auf Ihrer Agenda?

Definitiv Produktinnovationen, also neue Kettenmodelle. Ansonsten natürlich viel im Bereich Digitalisierung.

WirtschaftsKRAFT: Welchen Stellenwert hat die Zusammenarbeit mit der Hochschule Pforzheim für Sie?

Wir haben in 2021 erstmals mit der Hochschule Pforzheim einen gemeinsamen Design Award unter dem Titel „Wertvolle Verbindungen“ initiiert. Heraus kam eine gelungene Zusammenarbeit, bei dir wir jungen Desginer:innen tolle Einblicke in die Manufaktur geben konnten. Gerade der Austausch ist besonders wertvoll, denn dadurch entstehen neue Impulse und Ideen. Diesen Weg werden wir auch die nächsten Jahre weitergehen.

WirtschaftsKRAFT: In der Schublade haben Sie ja auch schon Pläne für einen Neubau liegen. Was können Sie uns dazu schon verraten?

Schweren Herzens werden wir in ein paar Jahren Mönsheim verlassen. Leider gab es hier kein verfügbares Grundstück, sonst wären wir gerne geblieben. Die gute Nachricht: Wir bewegen uns nicht weit weg, sondern bauen im benachbarten Wiernsheim auf einer grünen Wiese neu.

WirtschaftsKRAFT: Wo sehen Sie BINDER in fünf Jahren?

Hoffentlich in Wiernsheim, mit einem modernen Gebäude, welches es ermöglicht die Faszination Schmuck für unsere Besucher:innen noch erlebbarer zu machen. Bis dahin werden wir sicher weitere innovative Produkte auf den Markt gebracht haben.

Das Interview führt Tanja Meckler.

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