Oliver Reitz
Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)
Archivartikel (12.09.2023)
von Tanja Meckler
Madeline Babick lernt Arnol Peña Flores bei einem Besuch des Zirkus Flic Flac in Karlsruhe kennen. Zwischen dem Motorrad-Artist aus Peru und der jungen Lehrerin aus Pforzheim funkt es. Sie verlieben sich und bekommen einen gemeinsam Sohn. Das Zuhause ist die Goldstadt, allerdings ist die junge Familie oft getrennt, da Arnol weltweit tätig ist. Homeoffice oder eine 4-Tage Woche gibt es in der Zirkuswelt nicht. Die Distanz, sie gehört dazu. Madeline und Arnol haben gelernt in Kilometern zu denken.
Arnol, Madeline und ihr kleiner Sohn. Foto: Privat
WirtschaftsKraft: Wir haben heute das Vergnügen, mit Arnol, einem professionellen Künstler, der in der aufregenden Welt des Zirkus und der Motorrad-Stunts zu Hause ist, zu sprechen. Arnol, erzähle uns, wie es dazu kam, bist du im Zirkus aufgewachsen?
Arnol Peña Flores: Ja, tatsächlich bin ich im Zirkus aufgewachsen. Als ich noch sehr klein war, habe ich die Artisten gesehen, wie sie in der Luft hingen, Pirouetten drehten, und das hat mich fasziniert. Ich hatte das Glück, den Großteil meines Lebens im Zirkus zu verbringen. Aufgrund meiner Zirkuswurzeln habe ich von allem ein bisschen gelernt: Trapez, Todesrad, Trampolin, Hochseil. Aktuell bin ich hier in Europa mit der Todeskugel unterwegs. Das ist eine Metallkugel, in der sich ein bis elfMotorräder befinden, und darin fahren wir Stunts. Elf Motorräder sind der aktuelle Weltrekord.
So eine Kugel ist der Arbeitsplatz von Motorrad-Artist Arnol. Peña Flores Foto: www.instagram.com/milanaasphotography
WirtschaftsKraft: Wie würdest du das Leben als Artist beschreiben – ist es eher glamourös oder harte Arbeit?
Arnol Peña Flores: Die Arbeit eines Artisten ist sehr schön, aber um genau an diesem Punkt zu landen, muss man viele harte Tage überstehen. Dazu gehört viel Training, viele Schläge, viele Stürze und manchmal auch Verstauchungen oder sogar Knochenbrüche. Man muss im Stande sein immer wieder aufzustehen und es erneut zu versuchen, bis es eben klappt. Natürlich gibt es viele glamouröse Momente: es gibt viele Zirkusfestivals, wie das internationale Festival von Montecarlo, an dem man gerne den ersten Platz belegen möchte und die man als Artist auch nie vergessen wird. Oder es gibt sehr berühmte Zirkusse, die ein Traum für jeden Artisten sind, wie beispielsweise der ‚Cirque du Soleil‘.
WirtschaftsKraft: Welche besonderen Fähigkeiten und Qualitäten sind erforderlich, um als Motorrad-Artist erfolgreich zu sein?
Arnol Peña Flores: Man sollte viel Erfahrung und Übung mitbringen. Gerade Übung ist das A und O und man sollte natürlich seinen Kollegen Vertrauen entgegen bringen können. Das ist eventuell für einige Personen schwierig, da man sich manchmal gar nicht kennt und sozusagen blind vertrauen muss.
WirtschaftsKraft: Wie sieht die Balance zwischen Familienleben in Pforzheim und deinem Beruf als Artist aus?
Arnol Peña Flores: Die größte Herausforderung ist definitiv die Distanz. Wir versuchen gerade zu lernen, damit umzugehen und trotzdem die Beziehung gut aufrechtzuerhalten, vor allem mit vielen Videoanrufen oder kurzen Besuchen, wenn es möglich ist. Ziel ist es natürlich in der Nähe Arbeit zu finden, aber das ist leider nicht immer möglich. Viele Zirkusse haben ihren Sitz in NRW und dementsprechend touren sie dann weniger in Baden-Württemberg.
Als Motorrad-Artist steht Arnol Peña Flores oft im Rampenlicht. Foto: www.instagram.com/milanaasphotography
WirtschaftsKraft: Wie gehst du mit den Risiken und Gefahren deines Berufs um? Hat sich am Umgang dran etwas geändert, seit du Familie hast?
Arnol Peña Flores: Das fängt schon mit den Motorrädern an: Sie sollten immer gewartet sein und vor und nach jeder Show schauen wir sie uns genau an, um technische Probleme so gut es geht, vermeiden zu können. Wenn man mit mehr Personen arbeitet, muss man darauf vertrauen können, dass sie die Anweisungen genau einhalten und das sollte gut kommuniziert worden sein. Natürlich hat sich etwas geändert seit ich Familie habe. Ich muss mehr auf mich aufpassen und schaue, wenn möglich, einen Vertrag anzunehmen, der nicht so weit weg ist und mit weniger Motorräder in der Kugel. Das minimiert das Risiko für Verletzungen, falls es einmal zu einem Unfall kommt.
WirtschaftsKraft: Wie kommst du an die Engagements? Wie lange bist du dann unterwegs und wo?
Arnol Peña Flores: Tatsächlich über Bekannte oder Freunde, die mir sagen, wo es gerade Arbeit gibt oder über Agenten. Die Länge eines Vertrags ist sehr unterschiedlich: Das kann eine Tour über ein bis zwei Jahre sein oder auch nur kurze Verträge über ein bis drei Monate oder nur Festivals, die nur ein Wochenende gehen. Das kann natürlich weltweit sein, aber bevorzugt in Europa, besser noch in Deutschland, Frankreich oder der Schweiz aufgrund meiner Familie.
WirtschafstKraft: Madeline, wie ist es für dich, wenn Arnol wieder auf Tournee geht?
Madeline Babick: Ehrlich gesagt, ist es sehr schwer, weil man nie weiß, wie lange man sich nicht sehen kann. Je nach Distanz ist es schwierig, vor allem mit Baby, zum Zirkus zu reisen, oft kann er nämlich dann auch nicht nach Hause kommen, weil er noch im Zirkus aushelfen muss. Eine Tournee geht normalerweise ein bis zwei Jahre. Ist es aber weiter weg, versucht er aufgrund unseres Sohnes, nur maximal drei Monate anzunehmen oder eben kurze Jobs auf Events über ein, zwei Wochen zu bekommen.
WirtschaftsKraft: Hast du Angst um ihn, wenn er in der Kugel rasante Stunts mit dem Motorrad macht?
Arnol Peña Flores: Tatsächlich nicht, ich vertraue auf seine Erfahrung als Motorradfahrer und weiß, dass er bei Problemen genau weiß, was er zu tun hat. Seit wir uns kennen, gab es schon ein bis zwei Stürze und außer blaue Flecken, hatte er nichts. Dadurch habe ich auch gemerkt, dass ich auf seine Erfahrung vertrauen kann.
WirtschaftsKraft: Arnol, kannst du uns von einem besonders schwierigen Moment in deiner Karriere erzählen?
Arnol Peña Flores: Ein wirklich schwieriger Moment war, als wir in Lima, Perú einen Unfall mit neun Motorrädern hatten und einer über dem anderen lag. Das war wirklich sehr hart, aber Gott sei dank gab es keine schwerwiegenden bzw. dauerhaften Verletzungen. Natürlich war auch die Corona-Zeit sehr hart, weil die Zirkusse komplett geschlossen waren und wir über mehrere Monate, teilweise über ein Jahr nicht arbeiten konnten.
WirtschaftsKraft: Gibt es einen bestimmten Moment oder eine Show, die dir besonders in Erinnerung geblieben ist und warum?
Arnol Peña Flores: Ein wirklich schöner Moment war, als ich eigentlich nicht arbeiten sollte und ich dann sehr kurzfristig Bescheid bekam. Das war das erste Mal, dass ich in der Kugel arbeitete und es war eine Show für Kinder. Es ist alles gut gegangen und das Gefühl danach war einfach unbeschreiblich.
WirtschaftsKraft: Vielen Dank für das Gespräch und die Einblicke.
Archivartikel (12.09.2023)
von Tanja Meckler
Madeline Babick lernt Arnol Peña Flores bei einem Besuch des Zirkus Flic Flac in Karlsruhe kennen. Zwischen dem Motorrad-Artist aus Peru und der jungen Lehrerin aus Pforzheim funkt es. Sie verlieben sich und bekommen einen gemeinsam Sohn. Das Zuhause ist die Goldstadt, allerdings ist die junge Familie oft getrennt, da Arnol weltweit tätig ist. Homeoffice oder eine 4-Tage Woche gibt es in der Zirkuswelt nicht. Die Distanz, sie gehört dazu. Madeline und Arnol haben gelernt in Kilometern zu denken.
Arnol, Madeline und ihr kleiner Sohn. Foto: Privat
WirtschaftsKraft: Wir haben heute das Vergnügen, mit Arnol, einem professionellen Künstler, der in der aufregenden Welt des Zirkus und der Motorrad-Stunts zu Hause ist, zu sprechen. Arnol, erzähle uns, wie es dazu kam, bist du im Zirkus aufgewachsen?
Arnol Peña Flores: Ja, tatsächlich bin ich im Zirkus aufgewachsen. Als ich noch sehr klein war, habe ich die Artisten gesehen, wie sie in der Luft hingen, Pirouetten drehten, und das hat mich fasziniert. Ich hatte das Glück, den Großteil meines Lebens im Zirkus zu verbringen. Aufgrund meiner Zirkuswurzeln habe ich von allem ein bisschen gelernt: Trapez, Todesrad, Trampolin, Hochseil. Aktuell bin ich hier in Europa mit der Todeskugel unterwegs. Das ist eine Metallkugel, in der sich ein bis elfMotorräder befinden, und darin fahren wir Stunts. Elf Motorräder sind der aktuelle Weltrekord.
So eine Kugel ist der Arbeitsplatz von Motorrad-Artist Arnol. Peña Flores Foto: www.instagram.com/milanaasphotography
WirtschaftsKraft: Wie würdest du das Leben als Artist beschreiben – ist es eher glamourös oder harte Arbeit?
Arnol Peña Flores: Die Arbeit eines Artisten ist sehr schön, aber um genau an diesem Punkt zu landen, muss man viele harte Tage überstehen. Dazu gehört viel Training, viele Schläge, viele Stürze und manchmal auch Verstauchungen oder sogar Knochenbrüche. Man muss im Stande sein immer wieder aufzustehen und es erneut zu versuchen, bis es eben klappt. Natürlich gibt es viele glamouröse Momente: es gibt viele Zirkusfestivals, wie das internationale Festival von Montecarlo, an dem man gerne den ersten Platz belegen möchte und die man als Artist auch nie vergessen wird. Oder es gibt sehr berühmte Zirkusse, die ein Traum für jeden Artisten sind, wie beispielsweise der ‚Cirque du Soleil‘.
WirtschaftsKraft: Welche besonderen Fähigkeiten und Qualitäten sind erforderlich, um als Motorrad-Artist erfolgreich zu sein?
Arnol Peña Flores: Man sollte viel Erfahrung und Übung mitbringen. Gerade Übung ist das A und O und man sollte natürlich seinen Kollegen Vertrauen entgegen bringen können. Das ist eventuell für einige Personen schwierig, da man sich manchmal gar nicht kennt und sozusagen blind vertrauen muss.
WirtschaftsKraft: Wie sieht die Balance zwischen Familienleben in Pforzheim und deinem Beruf als Artist aus?
Arnol Peña Flores: Die größte Herausforderung ist definitiv die Distanz. Wir versuchen gerade zu lernen, damit umzugehen und trotzdem die Beziehung gut aufrechtzuerhalten, vor allem mit vielen Videoanrufen oder kurzen Besuchen, wenn es möglich ist. Ziel ist es natürlich in der Nähe Arbeit zu finden, aber das ist leider nicht immer möglich. Viele Zirkusse haben ihren Sitz in NRW und dementsprechend touren sie dann weniger in Baden-Württemberg.
Als Motorrad-Artist steht Arnol Peña Flores oft im Rampenlicht. Foto: www.instagram.com/milanaasphotography
WirtschaftsKraft: Wie gehst du mit den Risiken und Gefahren deines Berufs um? Hat sich am Umgang dran etwas geändert, seit du Familie hast?
Arnol Peña Flores: Das fängt schon mit den Motorrädern an: Sie sollten immer gewartet sein und vor und nach jeder Show schauen wir sie uns genau an, um technische Probleme so gut es geht, vermeiden zu können. Wenn man mit mehr Personen arbeitet, muss man darauf vertrauen können, dass sie die Anweisungen genau einhalten und das sollte gut kommuniziert worden sein. Natürlich hat sich etwas geändert seit ich Familie habe. Ich muss mehr auf mich aufpassen und schaue, wenn möglich, einen Vertrag anzunehmen, der nicht so weit weg ist und mit weniger Motorräder in der Kugel. Das minimiert das Risiko für Verletzungen, falls es einmal zu einem Unfall kommt.
WirtschaftsKraft: Wie kommst du an die Engagements? Wie lange bist du dann unterwegs und wo?
Arnol Peña Flores: Tatsächlich über Bekannte oder Freunde, die mir sagen, wo es gerade Arbeit gibt oder über Agenten. Die Länge eines Vertrags ist sehr unterschiedlich: Das kann eine Tour über ein bis zwei Jahre sein oder auch nur kurze Verträge über ein bis drei Monate oder nur Festivals, die nur ein Wochenende gehen. Das kann natürlich weltweit sein, aber bevorzugt in Europa, besser noch in Deutschland, Frankreich oder der Schweiz aufgrund meiner Familie.
WirtschafstKraft: Madeline, wie ist es für dich, wenn Arnol wieder auf Tournee geht?
Madeline Babick: Ehrlich gesagt, ist es sehr schwer, weil man nie weiß, wie lange man sich nicht sehen kann. Je nach Distanz ist es schwierig, vor allem mit Baby, zum Zirkus zu reisen, oft kann er nämlich dann auch nicht nach Hause kommen, weil er noch im Zirkus aushelfen muss. Eine Tournee geht normalerweise ein bis zwei Jahre. Ist es aber weiter weg, versucht er aufgrund unseres Sohnes, nur maximal drei Monate anzunehmen oder eben kurze Jobs auf Events über ein, zwei Wochen zu bekommen.
WirtschaftsKraft: Hast du Angst um ihn, wenn er in der Kugel rasante Stunts mit dem Motorrad macht?
Arnol Peña Flores: Tatsächlich nicht, ich vertraue auf seine Erfahrung als Motorradfahrer und weiß, dass er bei Problemen genau weiß, was er zu tun hat. Seit wir uns kennen, gab es schon ein bis zwei Stürze und außer blaue Flecken, hatte er nichts. Dadurch habe ich auch gemerkt, dass ich auf seine Erfahrung vertrauen kann.
WirtschaftsKraft: Arnol, kannst du uns von einem besonders schwierigen Moment in deiner Karriere erzählen?
Arnol Peña Flores: Ein wirklich schwieriger Moment war, als wir in Lima, Perú einen Unfall mit neun Motorrädern hatten und einer über dem anderen lag. Das war wirklich sehr hart, aber Gott sei dank gab es keine schwerwiegenden bzw. dauerhaften Verletzungen. Natürlich war auch die Corona-Zeit sehr hart, weil die Zirkusse komplett geschlossen waren und wir über mehrere Monate, teilweise über ein Jahr nicht arbeiten konnten.
WirtschaftsKraft: Gibt es einen bestimmten Moment oder eine Show, die dir besonders in Erinnerung geblieben ist und warum?
Arnol Peña Flores: Ein wirklich schöner Moment war, als ich eigentlich nicht arbeiten sollte und ich dann sehr kurzfristig Bescheid bekam. Das war das erste Mal, dass ich in der Kugel arbeitete und es war eine Show für Kinder. Es ist alles gut gegangen und das Gefühl danach war einfach unbeschreiblich.
WirtschaftsKraft: Vielen Dank für das Gespräch und die Einblicke.
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