Oliver Reitz
Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)
23.08.2024
Von Christian Roch
Der 1902 gegründete Betrieb ermöglicht mit einem breiten Portfolio vom einfachen Parklift bis zum vollautomatischen Hochregallager verdichtetes Parken auf mehreren Ebenen. WirtschaftsKRAFT war zu Besuch bei einem Mittelständler, der global agiert und trotzdem heimatverbunden bleibt.
Daniela Wöhr ist Urenkelin des Firmengründers, Gesellschafterin sowie Marketing- und PR-Verantwortliche für das Friolzheimer Unternehmen. Die WÖHR Unternehmensgruppe hat 2022 in ca. 30 Ländern der Erde rund 80 Millionen Euro umgesetzt und sieht sich als Vorreiter für nachhaltige Parkraumverdichtung. „Fläche einsparen und dadurch Lebensqualität ermöglichen“ ist das Motto des knapp 300 Köpfe umfassenden Unternehmens mit Hauptquartier in Friolzheim im südöstlichen Enzkreis.
WirtschaftsKRAFT: Frau Wöhr, wie wird man vom einfachen Schlosserbetrieb zum Global Player für Parkraumverdichtung?
Daniela Wöhr: Die Schlosserei Wöhr wurde 1902 in Korntal durch meinen Urgroßvater gegründet. Sein Nachfolger, mein Großvater, hat in den Fünfzigerjahren des vorigen Jahrhunderts auch Garagen- und Hallentore entwickelt und gefertigt und stieß in diesem Zusammenhang auf das Thema Parkraumverdichtung. In den USA wurden schon in den 1920ern erste mechanische Parksysteme als Paternoster installiert. Mein Großvater hat in Korntal neben seiner Werkstätte viel zu diesem Thema experimentiert. 1959 installierte er seine ersten Doppelstockgaragen. Das kam so gut an, dass WÖHR ab den 1960ern – auch wegen des wachsenden Geschäfts – die Werkstätte von Korntal nach Friolzheim verlegte. 1973 übernahm mein Vater die Geschäftsführung und im Gesellschafterkreis wurde beschlossen, sich ganz dem Thema „Parken“ zu widmen und andere Tätigkeiten wie Leichtstahlbau und Tore einzustellen. Im Laufe der Jahre wurden die Systeme zunehmend komplexer. 1988 entwickelte WÖHR das erste vollautomatische Parksystem. Heute haben wir mechanische Doppelgaragen ebenso im Programm wie halbautomatische Combilifte und vollautomatische Systeme für über 1.000 Fahrzeuge. Nicht zu vergessen unsere neuesten Entwicklungen und Lösungen für platzsparendes Fahrradparken.
WirtschaftsKRAFT: Wie kam es zum Standort Friolzheim?
Daniela Wöhr: Ganz einfach: Meinem Großvater wurde hier ein Grundstück zum Kauf angeboten, verkehrsgünstig nahe der Autobahnauffahrt Heimsheim gelegen. Allerdings mit einem Gelände-Gefälle, auf dem man heute wohl keine Fabrik mehr bauen würde. Hier haben wir uns Mitte der 1960er angesiedelt, hier sind wir gewachsen und hier möchten wir auch bleiben.
WirtschaftsKRAFT: Ihre spektakulärsten Referenzen befinden sich im Ausland. Hierzulande sind Ihre Lösungen nicht so präsent. Gründe?
Daniela Wöhr: Da muss ich widersprechen. Wir haben auch tolle Projekte in Deutschland. Schon vor knapp 20 Jahren haben wir in der Münchener Donnersberger Straße bei einem Großprojekt der Landeshauptstadt München mitgewirkt, bei dem mehr als 280 Anwohnerstellplätze unter die Straße verlegt wurden. Das Projekt wurde über die Stellplatzablöseeinnahmen der Stadt finanziert, Auslastung und Verfügbarkeit liegen bis heute bei fast 100 Prozent. Es gibt eine Warteliste von Anwohnern, falls ein Mieter ausscheiden sollte. Ein toller Beweis, dass Parkraumverdichtung funktioniert und sich auch dauerhaft rechnet. Ebenfalls in München entsteht gerade das Falckenberg-Ensemble, derzeit eine der größten innerstädtischen Baustellen Münchens. Dort wird unser Combiparker 560 zum Einsatz kommen. Ich gebe aber zu, in der Region sind nur wenige WÖHR Anlagen frei zugänglich. Im Modell-Stadtquartier Neckarbogen, das zur Bundesgartenschau 2019 in Heilbronn entstand, wurden beispielsweise WÖHR Combilifte installiert. Ein sehr interessantes Projekt ist auch der Gesundheitscampus, der gerade in Calw entsteht. Dort wird in die Spindel des Parkhauses ein WÖHR Bikesafe integriert, ein automatisiertes Fahrradparkhaus mit Übergabeterminal. Quasi die perfekte Symbiose zwischen Auto- und Fahrradparken.
WirtschaftsKRAFT: Sind Fahrradparkhäuser ein Zukunftsfeld für WÖHR? Oder eher ein Imagethema?
Daniela Wöhr: Fahrradparken ist und bleibt ein wichtiges Geschäftsfeld bei WÖHR. Die Kunden für automatisiertes Fahrradparken sind meistens Kommunen und oder große Quartiersentwickler, deren Entscheidungsprozesse oft langfristig angelegt sind und entsprechend lange dauern. Meist hängt die Realisierung eines Fahrradparksystems von entsprechenden Budgettöpfen der Kommunen ab. Unser Hauptgeschäft sind die mechanischen und halbautomatischen Parklifte, Combilifte und Combiparker. Großprojekte mit vollautomatischen Parksystemen, wie wir sie zum Beispiel beim Chapultepec Uno in Mexiko-Stadt, beim Seattle Cancer Center (USA) oder in Asien realisiert haben, sind für uns vor allem als Referenz wichtig. Sie erregen weltweit Aufmerksamkeit und belegen unsere Kompetenz bei der nachhaltigen Parkraumverdichtung.
WirtschaftsKRAFT: Wie funktioniert die Akquise? Fragen Sie bei Planungsämtern nach?
Daniela Wöhr: Nein, unsere Haupt-Zielgruppe sind Architekten und Planungsbüros, die wir regelmäßig über Zeitschriften, Internet und persönliche Besuche zu unseren Produkten informieren. Daneben akquirieren wir städteplanerische Projekte über Projektentwicklungs- und Baugesellschaften. Natürlich beteiligen wir uns auch an Ausschreibungen. Wichtig ist, dass Planer und Entscheider schon früh in ihrer Laufbahn von uns und den Möglichkeiten moderner Parkraumverdichtung erfahren. Darum suchen wir aktiv den Kontakt mit Hochschulen. Wir kooperieren zum Beispiel mit dem Studierenden-Verein „Rennschmiede“ der Hochschule Pforzheim. Mobilitätsplanung muss immer auch das Thema effizientes Parken beinhalten.
WirtschaftsKRAFT: Anderes Thema – WÖHR Produkte werden auch für Automuseen gerne genutzt. Was hat es damit auf sich?
Daniela Wöhr: Unsere Lösungen eignen sich hervorragend zur platzsparenden und ansprechenden Präsentation schöner Autos. Erst vor kurzem durften wir das Automuseum Loh Collection in Dietzhölztal-Ewersbach mit zwei automatischen Slimparker 557 Türmen für 22 Fahrzeuge auf drei Ebenen ausstatten. In Kopenhagen hat unlängst das Classic Car House mit WÖHR Combiliften 552 und einer WÖHR Drehplatte 505 eröffnet. In der gerade entstehenden Motorworld in Palma de Mallorca wird unser Combiparker 560 zum Einsatz kommen.
WirtschaftsKRAFT: Wird WÖHR auch in Zukunft ein Friolzheimer Familienunternehmen bleiben?
Daniela Wöhr: Den Beweis sehen Sie, wenn Sie hier aus dem Fenster blicken: Augenblicklich investieren wir in die energetische Modernisierung unseres Verwaltungsgebäudes. Unsere Geschäftsführung und die Gesellschafter stehen zum Unternehmen und zum Standort. Und wir stehen vor allem zu unseren Mitarbeitern. WÖHR bleibt in Friolzheim, da gibt es keine Zweifel.
WirtschaftsKRAFT: Abschließende Frage – Glauben Sie an die Zukunft von Automobil und Individualverkehr?
Daniela Wöhr: Unbedingt. Weltweit steigen die Zulassungszahlen für private Fahrzeuge. In Deutschland waren letztes Jahr 49 Millionen Fahrzeuge zugelassen, auch hier Tendenz steigend. Allein deshalb werden unsere Produkte immer stärker benötigt werden. Wir verdichten Parkraum, nach unten und oben. Mit der dadurch gesparten Freifläche ermöglichen wir Lebensraum und letztlich Lebensqualität. Darum glaube ich fest an eine erfolgreiche Zukunft des Automobils und von WÖHR.
23.08.2024
Von Christian Roch
Der 1902 gegründete Betrieb ermöglicht mit einem breiten Portfolio vom einfachen Parklift bis zum vollautomatischen Hochregallager verdichtetes Parken auf mehreren Ebenen. WirtschaftsKRAFT war zu Besuch bei einem Mittelständler, der global agiert und trotzdem heimatverbunden bleibt.
Daniela Wöhr ist Urenkelin des Firmengründers, Gesellschafterin sowie Marketing- und PR-Verantwortliche für das Friolzheimer Unternehmen. Die WÖHR Unternehmensgruppe hat 2022 in ca. 30 Ländern der Erde rund 80 Millionen Euro umgesetzt und sieht sich als Vorreiter für nachhaltige Parkraumverdichtung. „Fläche einsparen und dadurch Lebensqualität ermöglichen“ ist das Motto des knapp 300 Köpfe umfassenden Unternehmens mit Hauptquartier in Friolzheim im südöstlichen Enzkreis.
WirtschaftsKRAFT: Frau Wöhr, wie wird man vom einfachen Schlosserbetrieb zum Global Player für Parkraumverdichtung?
Daniela Wöhr: Die Schlosserei Wöhr wurde 1902 in Korntal durch meinen Urgroßvater gegründet. Sein Nachfolger, mein Großvater, hat in den Fünfzigerjahren des vorigen Jahrhunderts auch Garagen- und Hallentore entwickelt und gefertigt und stieß in diesem Zusammenhang auf das Thema Parkraumverdichtung. In den USA wurden schon in den 1920ern erste mechanische Parksysteme als Paternoster installiert. Mein Großvater hat in Korntal neben seiner Werkstätte viel zu diesem Thema experimentiert. 1959 installierte er seine ersten Doppelstockgaragen. Das kam so gut an, dass WÖHR ab den 1960ern – auch wegen des wachsenden Geschäfts – die Werkstätte von Korntal nach Friolzheim verlegte. 1973 übernahm mein Vater die Geschäftsführung und im Gesellschafterkreis wurde beschlossen, sich ganz dem Thema „Parken“ zu widmen und andere Tätigkeiten wie Leichtstahlbau und Tore einzustellen. Im Laufe der Jahre wurden die Systeme zunehmend komplexer. 1988 entwickelte WÖHR das erste vollautomatische Parksystem. Heute haben wir mechanische Doppelgaragen ebenso im Programm wie halbautomatische Combilifte und vollautomatische Systeme für über 1.000 Fahrzeuge. Nicht zu vergessen unsere neuesten Entwicklungen und Lösungen für platzsparendes Fahrradparken.
WirtschaftsKRAFT: Wie kam es zum Standort Friolzheim?
Daniela Wöhr: Ganz einfach: Meinem Großvater wurde hier ein Grundstück zum Kauf angeboten, verkehrsgünstig nahe der Autobahnauffahrt Heimsheim gelegen. Allerdings mit einem Gelände-Gefälle, auf dem man heute wohl keine Fabrik mehr bauen würde. Hier haben wir uns Mitte der 1960er angesiedelt, hier sind wir gewachsen und hier möchten wir auch bleiben.
WirtschaftsKRAFT: Ihre spektakulärsten Referenzen befinden sich im Ausland. Hierzulande sind Ihre Lösungen nicht so präsent. Gründe?
Daniela Wöhr: Da muss ich widersprechen. Wir haben auch tolle Projekte in Deutschland. Schon vor knapp 20 Jahren haben wir in der Münchener Donnersberger Straße bei einem Großprojekt der Landeshauptstadt München mitgewirkt, bei dem mehr als 280 Anwohnerstellplätze unter die Straße verlegt wurden. Das Projekt wurde über die Stellplatzablöseeinnahmen der Stadt finanziert, Auslastung und Verfügbarkeit liegen bis heute bei fast 100 Prozent. Es gibt eine Warteliste von Anwohnern, falls ein Mieter ausscheiden sollte. Ein toller Beweis, dass Parkraumverdichtung funktioniert und sich auch dauerhaft rechnet. Ebenfalls in München entsteht gerade das Falckenberg-Ensemble, derzeit eine der größten innerstädtischen Baustellen Münchens. Dort wird unser Combiparker 560 zum Einsatz kommen. Ich gebe aber zu, in der Region sind nur wenige WÖHR Anlagen frei zugänglich. Im Modell-Stadtquartier Neckarbogen, das zur Bundesgartenschau 2019 in Heilbronn entstand, wurden beispielsweise WÖHR Combilifte installiert. Ein sehr interessantes Projekt ist auch der Gesundheitscampus, der gerade in Calw entsteht. Dort wird in die Spindel des Parkhauses ein WÖHR Bikesafe integriert, ein automatisiertes Fahrradparkhaus mit Übergabeterminal. Quasi die perfekte Symbiose zwischen Auto- und Fahrradparken.
WirtschaftsKRAFT: Sind Fahrradparkhäuser ein Zukunftsfeld für WÖHR? Oder eher ein Imagethema?
Daniela Wöhr: Fahrradparken ist und bleibt ein wichtiges Geschäftsfeld bei WÖHR. Die Kunden für automatisiertes Fahrradparken sind meistens Kommunen und oder große Quartiersentwickler, deren Entscheidungsprozesse oft langfristig angelegt sind und entsprechend lange dauern. Meist hängt die Realisierung eines Fahrradparksystems von entsprechenden Budgettöpfen der Kommunen ab. Unser Hauptgeschäft sind die mechanischen und halbautomatischen Parklifte, Combilifte und Combiparker. Großprojekte mit vollautomatischen Parksystemen, wie wir sie zum Beispiel beim Chapultepec Uno in Mexiko-Stadt, beim Seattle Cancer Center (USA) oder in Asien realisiert haben, sind für uns vor allem als Referenz wichtig. Sie erregen weltweit Aufmerksamkeit und belegen unsere Kompetenz bei der nachhaltigen Parkraumverdichtung.
WirtschaftsKRAFT: Wie funktioniert die Akquise? Fragen Sie bei Planungsämtern nach?
Daniela Wöhr: Nein, unsere Haupt-Zielgruppe sind Architekten und Planungsbüros, die wir regelmäßig über Zeitschriften, Internet und persönliche Besuche zu unseren Produkten informieren. Daneben akquirieren wir städteplanerische Projekte über Projektentwicklungs- und Baugesellschaften. Natürlich beteiligen wir uns auch an Ausschreibungen. Wichtig ist, dass Planer und Entscheider schon früh in ihrer Laufbahn von uns und den Möglichkeiten moderner Parkraumverdichtung erfahren. Darum suchen wir aktiv den Kontakt mit Hochschulen. Wir kooperieren zum Beispiel mit dem Studierenden-Verein „Rennschmiede“ der Hochschule Pforzheim. Mobilitätsplanung muss immer auch das Thema effizientes Parken beinhalten.
WirtschaftsKRAFT: Anderes Thema – WÖHR Produkte werden auch für Automuseen gerne genutzt. Was hat es damit auf sich?
Daniela Wöhr: Unsere Lösungen eignen sich hervorragend zur platzsparenden und ansprechenden Präsentation schöner Autos. Erst vor kurzem durften wir das Automuseum Loh Collection in Dietzhölztal-Ewersbach mit zwei automatischen Slimparker 557 Türmen für 22 Fahrzeuge auf drei Ebenen ausstatten. In Kopenhagen hat unlängst das Classic Car House mit WÖHR Combiliften 552 und einer WÖHR Drehplatte 505 eröffnet. In der gerade entstehenden Motorworld in Palma de Mallorca wird unser Combiparker 560 zum Einsatz kommen.
WirtschaftsKRAFT: Wird WÖHR auch in Zukunft ein Friolzheimer Familienunternehmen bleiben?
Daniela Wöhr: Den Beweis sehen Sie, wenn Sie hier aus dem Fenster blicken: Augenblicklich investieren wir in die energetische Modernisierung unseres Verwaltungsgebäudes. Unsere Geschäftsführung und die Gesellschafter stehen zum Unternehmen und zum Standort. Und wir stehen vor allem zu unseren Mitarbeitern. WÖHR bleibt in Friolzheim, da gibt es keine Zweifel.
WirtschaftsKRAFT: Abschließende Frage – Glauben Sie an die Zukunft von Automobil und Individualverkehr?
Daniela Wöhr: Unbedingt. Weltweit steigen die Zulassungszahlen für private Fahrzeuge. In Deutschland waren letztes Jahr 49 Millionen Fahrzeuge zugelassen, auch hier Tendenz steigend. Allein deshalb werden unsere Produkte immer stärker benötigt werden. Wir verdichten Parkraum, nach unten und oben. Mit der dadurch gesparten Freifläche ermöglichen wir Lebensraum und letztlich Lebensqualität. Darum glaube ich fest an eine erfolgreiche Zukunft des Automobils und von WÖHR.
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