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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Von Fetzen und Kuhdung: Christine Lüdeke und Alexandra Vogt auf kreativer Entdeckungsreise in Indonesien

Pforzheim und Bandung in Indonesien, obwohl tausende Kilometer voneinander entfernt, haben die beiden Städte seit 2021 eine enge Kooperation aufgebaut. Im Rahmen des Projekts "Design City Trilogy" reisten die Design-Professorin Christine Lüdeke und Alexandra Vogt vom EMMA-Kreativzentrum nach Bandung. Unter anderem stellten sie dort auch die Pläne für die Ornamenta 2024 vor.
Besuch der Jatiwangi Art Factory: Christine Lüdeke (3.v.l.) und Alexandra Vogt (Mitte). Foto: Goethe Institut Bandung

04.07.2023

Während ihres Aufenthalts in Indonesien tauchten die beiden Pforzheimerinnen in die Welt der Designerinnen und Designer ein und besuchten deren Ateliers. „Sie alle haben gemeinsam, dass sie traditionelle Techniken und Materialien ins Heute übertragen“, sagt Alexandra Vogt.

Ein Beispiel dafür ist der Künstler Fatchurohman, der mit der Technik Kolaste arbeitet, einer Kombination aus Collagieren und Weben. Seine Bilder, die er mit Fetzen gestaltet, vermitteln beeindruckende Eindrücke des indonesischen Alltags. „Er malt mit Fetzen, könnte man sagen, und schafft mit seinen Bildern mehrschichtige Eindrücke des täglichen indonesischen Lebens in imponierender Größe“, erzählt Christine Lüdeke. Ein weiterer Künstler, Adhi Nugraha, kombiniert südostasiatische und skandinavische Formensprachen in seinen Möbeln und verwendet dabei traditionelle Materialien wie Bambus und Rattan. Aktuell experimentiert er sogar mit Kuhdung als Material, um ästhetische und funktionale Objekte zu schaffen.

Design ist immer auch gleich Social Design: Adhi Nugraha und andere Kreative beschäftigen Menschen aus der Umgebung und geben ihnen Arbeit.

Der Gemeinschaftsgedanke steht im Vordergrund und der Austausch untereinander ist wichtiger als schnelle Ergebnisse. Dies war eine bereichernde Erkenntnis für Lüdeke und Vogt, die oft das Gefühl haben, dass ohne klare Regeln und Kontexte keine Resultate erzielt werden können. Doch in Bandung wird deutlich, dass soziale Aspekte und gemeinschaftliches Handeln ein wichtiger Teil des Designprozesses sind.

Bandung selbst ist eine Designstadt mit Widersprüchen und Kontrasten. Sie ist Mitglied des UNESCO Creative City Networks und eine Millionenstadt, in der Kultur, Gestaltung und Design eine bedeutende Rolle spielen. Die Kreativen sind international vernetzt und nutzen Social Media intensiv für ihre gestalterische Arbeit. In Bandung entstehen neue Projekte vor Ort, wie beispielsweise der Hallway Space in einer ehemaligen Markthalle. Hier vermischen sich verschiedene Disziplinen, sogar das Kochen wird zur kreativen Industrie. Die Designer haben oft eigene Cafés oder Läden, in denen sie Produkte anderer Designer präsentieren. Der Fokus liegt dabei auf dem gegenseitigen Austausch und der Entwicklung neuer Ideen.

Die Design-Professorin Christine Lüdeke und Alexandra Vogt vom EMMA-Kreativzentrum waren auf Einladung des Goethe Instituts und des Institut Français d’Indonésie nach Bandung gereist. Zuletzt waren der indonesische Künstler Vincent Rumahloine sowie zwei weitere Künstlerinnen der Rakarsa Foundation im Sommer 2022 im EMMA-Kreativzentrum und an der Fakultät für Gestaltung zu Gast. Seither arbeiten die Institutionen gemeinsam daran, den Austausch zu intensivieren

Während ihres Aufenthalts nahmen Lüdeke und Vogt auch am internationalen Symposium „Connecti:city“ teil, bei dem Lüdeke den Kreativstandort Pforzheim vorstellte und die Pläne für die Ornamenta 2024 erläuterte. Gleichzeitig wurden in Bandung die Planungen für die Design Biennale im Herbst 2023 vorangetrieben. Das Thema der Biennale wird „Sekitarnya“ sein, was so viel wie „Umgebung“ bedeutet und die Bedeutung von Design im Alltag hervorhebt.

Lena Beigel erhält Stipendium „Design City Trilogy“

Den Residence-Aufenthalt in Bandung erhält die Designerin Lena Beigel. 2016 absolvierte sie ihr Schmuck-Studium in Pforzheim und schloss ein Master-Studium an der Burg Giebichenstein an. Seit drei Jahren arbeitet sie als Designerin in Wien bei EOOS NEXT, das Social Design- und Sustainable Design-Projekte entwickelt. Während ihres zweimonatigen Aufenthaltes im Herbst in Bandung wird sie an einem Projekt arbeiten, das das Material Erde als Urmaterial aufgreift, und an der Bandung Design Biennale präsentieren.

Lena Beigel arbeitet im Herbst in Bandung. Foto: Theresa Maria Dirtl

Das Stipendium ermöglichen: das Französische Institut Indonesien/Bandung (IFI) und das Goethe-Institut Bandung in Zusammenarbeit mit der City of Design/Superior School of Art and Design of Saint-Étienne, dem EMMA-Kreativzentrum Pforzheim, der Fakultät für Gestaltung Pforzheim und der Bandung Design Biennale, dem KreasiJabar (Kommitee für kreative Wirtschaft und Innovation in West Java), dem ITB (Bandung Institute of Technology) und dem HIMKI (indonesischer Verband der Möbel- und Kreativindustrie).

pm/tm

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