Oliver Reitz
Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)
17.10.2024
von Sandra Gallian
Dennis Eideland lacht, als er die größte Herausforderung bei der Investorensuche beschreibt: „German!“ Das ist auch nicht verwunderlich, wenn man den Weg betrachtet, den der Gründer von Ojoo.io hinter sich hat. Geboren in Belarus, aufgewachsen in Israel, mit Stationen in der Ukraine und schließlich in Pforzheim. Doch dieser ungewöhnliche Lebensweg hat ihm genau das gebracht, was er braucht: eine innovative Idee und die Entschlossenheit, sie umzusetzen.
Eideland wurde in Belarus geboren, doch als seine Eltern aufgrund ihrer jüdischen Wurzeln nach Israel auswanderten, begann für ihn mit neun Jahren ein neues Leben. In Israel wuchs er auf, studierte und leistete seinen Militärdienst. Während dieser Zeit lernte er auch das Programmieren, was sich später als entscheidender Faktor für sein Start-up erweisen sollte. Doch der wohl prägendste Moment ereignete sich auf einer Kreuzfahrt durchs Mittelmeer, wo er seine zukünftige Frau, eine Ukrainerin, kennenlernte. Nach einem gemeinsamen Leben in Israel zogen die beiden in die Ukraine – bis der Krieg sie 2022 zur Flucht zwang. Deutschland bot der jungen Familie ein neues Zuhause, zunächst in Bochum. Aufgrund des regnerischen Wetters beschlossen sie Mitte 2022, in den Süden zu ziehen. So fanden sie Pforzheim, eine Stadt, die ihnen von Anfang an gefiel.
Die Geschäftsidee zu Ojoo.io entstand bereits in Bochum und wurde schließlich in Pforzheim weiterentwickelt: Eideland und sein Partner Alexander Yudin wollen eine Lücke im deutschen Kaffeemarkt füllen. Hochwertiger Kaffee „to go“ soll schnell und unkompliziert zugänglich sein – ohne das übliche Personal. So entstand das Konzept von Ojoo.io. Mit innovativen Kaffeestationen, die nur einen Quadratmeter Platz brauchen und an verschiedenen Orten – von Universitäten bis Bürogebäuden – aufgestellt werden können, hoffen sie eine Marktlücke schließen zu können. Eideland und Yudin forschten gemeinsam zwei Jahre lang, bevor sie 2024 das Start-up Ojoo.io gründeten. „Der Name wurde zufällig gewählt. Er sollte kurz und typografisch ansprechend sein“, erklärt Dennis Eideland. Das gelbe Design stammt von Eideland selbst, die Illustrationen wurden in Zusammenarbeit mit einer befreundeten Künstlerin entwickelt.
Die Bedienung der Kaffeestationen ist intuitiv und bietet eine Vielzahl an Kaffeespezialitäten. Foto: Sandra Gallian
Besonderen Wert legen die Gründer auf die Qualität des Kaffees. „In Zusammenarbeit mit einer Rösterei in Frankfurt haben wir eine spezielle Röstung entwickelt, die perfekt auf unsere Maschinen abgestimmt ist und den vollen Geschmack entfaltet“, sagt Dennis Eideland. „Zusätzlich sind wir offizieller Partner von Monin, einem weltweit führenden Anbieter von Sirups. Durch diese Partnerschaft konnten wir exklusive Rezepturen für Flavoured Kaffeespezialitäten wie Caramel Macchiato und Vanille-Latte entwickeln, die direkt in unseren Maschinen zubereitet werden. So bieten wir unseren Kunden ein außergewöhnliches Geschmackserlebnis auf Knopfdruck.“
Um ihren Milchschaum zu perfektionieren, haben die Gründer mit Hilfe des Pforzheimer 3D-Druck-Spezialisten Arek Jaworski einen speziellen Milchschäumer entwickelt. „Das ist auch etwas, das mir an Pforzheim besonders gut gefällt. Auf überschaubarem Raum gibt es sehr viele innovative Menschen, die sich gegenseitig unterstützen. Das ist in einer Großstadt viel schwieriger“, erzählt Dennis Eideland.
Doch nicht nur der Geschmack ist entscheidend – auch das Thema Nachhaltigkeit spielt eine Rolle. „Die verwendeten Deckel bestehen aus Zuckerrohr und sind zu 100 % biologisch abbaubar. Wir haben uns bewusst gegen Plastik entschieden, um die Umweltauswirkungen zu minimieren. Außerdem fühlt sich unser Deckel am Mund viel besser an als Plastik“, so Eideland.
Ein wichtiger Aspekt war auch, eine geeignete Bürofläche zu finden. Hier hat sich das Innotec in Pforzheim als Glücksfall erwiesen, wo Dennis Eideland ein von der Stadt Pforzheim subventionierter Büroraum zur Verfügung gestellt wurde.
Die eigens entwickelte Software erlaubt es den Benutzern, ihre Bestellungen über eine App zu tätigen, die auch Treueprogramme, Rabatte und spezielle Aktionen integriert. „Außerdem können Kunden Kafee an Freunde verschenken, ähnlich wie bei einem digitalen Treue- und Gamifcation-Programm.“ Durch Challenges und interaktive Inhalte auf TikTok versuchen die Gründer, eine engagierte Community aufzubauen. „So können Nutzer unserer App zum Beispiel einen eScooter gewinnen, wenn sie bestimmte Aufgaben erfüllt haben. Ein wesentlicher Teil unserer Marketingstrategie konzentriert sich auf die Nutzung sozialer Medien, insbesondere Instagram und TikTok. Beide Plattformen bieten uns die Möglichkeit,
unsere Marke visuell ansprechend zu präsentieren und gleichzeitig eine breite Zielgruppe zu erreichen”, erklärt Dennis Eideland.
Aktuell gibt es fünf der Kaffeestationen in Pforzheim, weitere in Warschau – und das Start-up hat noch viel vor. Für einen Invest von 10.000 Euro kann ein Interessent eine Kaffeestation aufstellen. Geplant ist eine Ausweitung auf ganz Europa, mit ersten Franchise-Partnerschaften in Polen, Bulgarien und Tschechien. Eideland und Yudin haben sich ambitionierte Ziele gesetzt: „In den nächsten fünf Jahren wollen wir auf über 1.000 Standorte wachsen.“
17.10.2024
„Unsere Kaffeetheken benötigen nur einen Quadratmeter Platz und können problemlos an verschiedenen Standorten aufgestellt werden – von Universitäten bis hin zu Bürogebäuden.“
von Sandra Gallian
Dennis Eideland lacht, als er die größte Herausforderung bei der Investorensuche beschreibt: „German!“ Das ist auch nicht verwunderlich, wenn man den Weg betrachtet, den der Gründer von Ojoo.io hinter sich hat. Geboren in Belarus, aufgewachsen in Israel, mit Stationen in der Ukraine und schließlich in Pforzheim. Doch dieser ungewöhnliche Lebensweg hat ihm genau das gebracht, was er braucht: eine innovative Idee und die Entschlossenheit, sie umzusetzen.
Eideland wurde in Belarus geboren, doch als seine Eltern aufgrund ihrer jüdischen Wurzeln nach Israel auswanderten, begann für ihn mit neun Jahren ein neues Leben. In Israel wuchs er auf, studierte und leistete seinen Militärdienst. Während dieser Zeit lernte er auch das Programmieren, was sich später als entscheidender Faktor für sein Start-up erweisen sollte. Doch der wohl prägendste Moment ereignete sich auf einer Kreuzfahrt durchs Mittelmeer, wo er seine zukünftige Frau, eine Ukrainerin, kennenlernte. Nach einem gemeinsamen Leben in Israel zogen die beiden in die Ukraine – bis der Krieg sie 2022 zur Flucht zwang. Deutschland bot der jungen Familie ein neues Zuhause, zunächst in Bochum. Aufgrund des regnerischen Wetters beschlossen sie Mitte 2022, in den Süden zu ziehen. So fanden sie Pforzheim, eine Stadt, die ihnen von Anfang an gefiel.
Die Geschäftsidee zu Ojoo.io entstand bereits in Bochum und wurde schließlich in Pforzheim weiterentwickelt: Eideland und sein Partner Alexander Yudin wollen eine Lücke im deutschen Kaffeemarkt füllen. Hochwertiger Kaffee „to go“ soll schnell und unkompliziert zugänglich sein – ohne das übliche Personal. So entstand das Konzept von Ojoo.io. Mit innovativen Kaffeestationen, die nur einen Quadratmeter Platz brauchen und an verschiedenen Orten – von Universitäten bis Bürogebäuden – aufgestellt werden können, hoffen sie eine Marktlücke schließen zu können. Eideland und Yudin forschten gemeinsam zwei Jahre lang, bevor sie 2024 das Start-up Ojoo.io gründeten. „Der Name wurde zufällig gewählt. Er sollte kurz und typografisch ansprechend sein“, erklärt Dennis Eideland. Das gelbe Design stammt von Eideland selbst, die Illustrationen wurden in Zusammenarbeit mit einer befreundeten Künstlerin entwickelt.
Die Bedienung der Kaffeestationen ist intuitiv und bietet eine Vielzahl an Kaffeespezialitäten. Foto: Sandra Gallian
Besonderen Wert legen die Gründer auf die Qualität des Kaffees. „In Zusammenarbeit mit einer Rösterei in Frankfurt haben wir eine spezielle Röstung entwickelt, die perfekt auf unsere Maschinen abgestimmt ist und den vollen Geschmack entfaltet“, sagt Dennis Eideland. „Zusätzlich sind wir offizieller Partner von Monin, einem weltweit führenden Anbieter von Sirups. Durch diese Partnerschaft konnten wir exklusive Rezepturen für Flavoured Kaffeespezialitäten wie Caramel Macchiato und Vanille-Latte entwickeln, die direkt in unseren Maschinen zubereitet werden. So bieten wir unseren Kunden ein außergewöhnliches Geschmackserlebnis auf Knopfdruck.“
Um ihren Milchschaum zu perfektionieren, haben die Gründer mit Hilfe des Pforzheimer 3D-Druck-Spezialisten Arek Jaworski einen speziellen Milchschäumer entwickelt. „Das ist auch etwas, das mir an Pforzheim besonders gut gefällt. Auf überschaubarem Raum gibt es sehr viele innovative Menschen, die sich gegenseitig unterstützen. Das ist in einer Großstadt viel schwieriger“, erzählt Dennis Eideland.
Doch nicht nur der Geschmack ist entscheidend – auch das Thema Nachhaltigkeit spielt eine Rolle. „Die verwendeten Deckel bestehen aus Zuckerrohr und sind zu 100 % biologisch abbaubar. Wir haben uns bewusst gegen Plastik entschieden, um die Umweltauswirkungen zu minimieren. Außerdem fühlt sich unser Deckel am Mund viel besser an als Plastik“, so Eideland.
Ein wichtiger Aspekt war auch, eine geeignete Bürofläche zu finden. Hier hat sich das Innotec in Pforzheim als Glücksfall erwiesen, wo Dennis Eideland ein von der Stadt Pforzheim subventionierter Büroraum zur Verfügung gestellt wurde.
Die eigens entwickelte Software erlaubt es den Benutzern, ihre Bestellungen über eine App zu tätigen, die auch Treueprogramme, Rabatte und spezielle Aktionen integriert. „Außerdem können Kunden Kafee an Freunde verschenken, ähnlich wie bei einem digitalen Treue- und Gamifcation-Programm.“ Durch Challenges und interaktive Inhalte auf TikTok versuchen die Gründer, eine engagierte Community aufzubauen. „So können Nutzer unserer App zum Beispiel einen eScooter gewinnen, wenn sie bestimmte Aufgaben erfüllt haben. Ein wesentlicher Teil unserer Marketingstrategie konzentriert sich auf die Nutzung sozialer Medien, insbesondere Instagram und TikTok. Beide Plattformen bieten uns die Möglichkeit,
unsere Marke visuell ansprechend zu präsentieren und gleichzeitig eine breite Zielgruppe zu erreichen”, erklärt Dennis Eideland.
Aktuell gibt es fünf der Kaffeestationen in Pforzheim, weitere in Warschau – und das Start-up hat noch viel vor. Für einen Invest von 10.000 Euro kann ein Interessent eine Kaffeestation aufstellen. Geplant ist eine Ausweitung auf ganz Europa, mit ersten Franchise-Partnerschaften in Polen, Bulgarien und Tschechien. Eideland und Yudin haben sich ambitionierte Ziele gesetzt: „In den nächsten fünf Jahren wollen wir auf über 1.000 Standorte wachsen.“
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