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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Prettl will in Pforzheim Technologie-Standort aufbauen

Pfullinger Unternehmensgruppe wird wohl zum 1. Dezember Geschäftsbetrieb von Sensor-Hersteller Microtherm übernehmen
© Microtherm

Die Prettl Unternehmensgruppe mit Hauptsitz in Pfullingen übernimmt im Rahmen eines „Asset Deals“ den kompletten Geschäftsbetrieb der Microtherm GmbH in Pforzheim-Würm sowie deren Tochtergesellschaften in Tschechien, China und Indien. Im Oktober sei der Kaufvertrag notariell beurkundet worden. Die tatsächliche Übernahme unterliege wie üblich noch behördlichen Genehmigungen und weiteren Vereinbarungen. Sie werde für den 1. Dezember avisiert. Darüber informierte Insolvenzverwalter und Sanierungsexperte Rechtsanwalt Marc Schmidt-Thieme von der Kanzlei Hoefer Schmidt-Thieme.

„Mit dem Erwerb von Microtherm wollen wir in der Region Pforzheim langfristig einen wettbewerbsfähigen, technologisch ausgerichteten Standort aufbauen."
Hauptverantwortliche der Prettl Unternehmensgruppe

In der Fachliteratur ist unter einem sogenannten Asset Deal eine Unterart des Unternehmenskaufs zu verstehen. Hierbei werden die einzelnen Wirtschaftsgüter (im Englischen Assets) eines Unternehmens übertragen, etwa Grundstücke, Gebäude, Maschinen und Patente. Alle Vermögenswerte müssen einzeln erfasst und für den Verkauf genehmigt werden. Der Investor hat somit die Wahl, welche Assets er erwerben will. 

„Mit dem Erwerb von Microtherm wollen wir in der Region Pforzheim langfristig einen wettbewerbsfähigen, technologisch ausgerichteten Standort aufbauen. Dieser wird zukünftig sein spezifisches Prozess-Knowhow im Bereich der hochpräzisen und thermisch sensiblen sowie Sensor-Produkte für die Microtherm Gruppe einbringen sowie zielgerichtet die Engineering- und Entwicklungsangebote der Prettl Gruppe im Bereich Automotive und Industrie-Anwendungen erweitern,“ erklären die Hauptverantwortlichen des Pfullinger Unternehmens ihre Entscheidung für das Investment. Sie beschreiben damit gleichzeitig den strategischen Ausblick für Microtherm in der Prettl Unternehmensgruppe. 

Durch die Übernahme des in die Insolvenz geratenden Produzenten von Komponenten für Temperaturbegrenzung sowie Temperatur- und Bewegungssensorik sichere Prettl die Fortführung des Geschäftsbetriebes in Pforzheim sowie der drei internationalen Standorte in Tschechien, China und Indien. Im Rahmen der kundenorientierten Weiterentwicklung und Restrukturierung werden auch neue Stellen in Engineering und Vertrieb geschaffen, heißt es weiter. 

„Die jetzt erreichte Investorenlösung ist angesichts der schwierigen Begleitumstände und der Folgen der Corona-Krise ein herausragendes Ergebnis. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf den Erhalt der Arbeitsplätze und der Standorte. Voraussetzung war, dass wir seit dem Insolvenzantrag im April 2020 durch die starke Unterstützung von Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern den Betrieb bei Microtherm aufrechterhalten konnten. So war es uns möglich, für ein unverändert leistungsfähiges Unternehmen einen Investorenprozess aufzusetzen und letztlich auch zu einem glücklichen Ende zu bringen“, lautet die Bilanz von Insolvenzverwalter Schmidt und der Microtherm-Geschäftsführung.

www.prettl.com

 pm/gel

Prettl Unternehmensgruppe

Das familiengeführte Unternehmen Prettl hat laut dem Karriereportal Odeki die fünf Geschäftsbereiche Automotive, Appliance Solutions, Electronics, Energy und Strategic Build-up. Bedient würden diese gemeinsam durch die Prettl Produktions Holding GmbH, die Prettl Beteiligungs Holding GmbH und die Prettl Stiftung. Zusammen ergäben sie die Prettl group. Nach eigenen Angaben ist die Gruppe ein erfolgreicher, international agierender Unternehmensverbund. Über 9500 Beschäftigte arbeiten demnach in über 20 Ländern. 

Microtherm

Die Microtherm GmbH Pforzheim-Würm stellte am 16. April 2020 Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Zum Insolvenzverwalter wurde der Rechtsanwalt Marc Schmidt-Thieme von der Kanzlei Hoefer Schmidt-Thieme bestellt. Die Microtherm Gruppe positionierte sich nach Angaben des Insolvenzverwalters als umfassender Partner für die Entwicklung und Herstellung von Sensor-Systemen – als Komplettlösung für die Industrie aus einer Hand. Die Thermoschalter, -sensoren und -sicherungen sowie die Bewegungssensoren finden demnach Anwendung in der Automobilindustrie (Verbrennungsluft-Ansaugung, E-Mobilität), in der Elektro- und Hausgeräteindustrie (Detektoren, Automaten, Waschmaschinen) sowie in der Investitionsgüterindustrie (Heizungs- und Klimaanlagen, Roboter, Fertigungslinien und Kraftwerke). Microtherm produzierte an vier Standorten mit rund 200 Mitarbeitern. Im Zuge des Insolvenzverfahrens hat Schmidt-Thieme den operativen Geschäftsbetrieb gemeinsam mit der Geschäftsführung „dank einer guten Auftragslage zunächst weiterführen können, während eine Fortführungslösung gesucht wurde“. 

pm/gel

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