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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Nordschwarzwald liegt gut im Rennen beim Ausbau von Photovoltaik

Die solare Energiewende im Südwesten nimmt Fahrt auf: Im ersten Halbjahr 2022 lag der Photovoltaikzubau bei 382 Megawatt. 2022 werden daher in Baden-Württemberg wohl mehr Solarstromanlagen errichtet als im Vorjahr – 2021 gab es rund 620 Megawatt Zubau.
In 2022 werden in Baden-Württemberg voraussichtlich mehr Solarstromanlagen errichtet als im vergangenen Jahr, wie es die 382 Megawatt Photovoltaikzubau im ersten Halbjahr 2022 andeuten. Foto: KEA-BW

Jetzt ist es amtlich: Es geht 2022 im Südwesten weiter voran im Ausbau der Photovoltaikanlagen. Die Region Nordschwarzwald macht im Bereich von Dachanlagen beim Zubau in Watt Peak pro Einwohner eine gute Figur unter den zwölf Regionen im Musterländle, wie es die Zahlen der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW) und des Solar Clusters Baden-Württemberg belegen. Diese werden im Rahmen des Photovoltaik-Netzwerks Baden-Württemberg veröffentlicht.

Im Landesvergleich sind einige Regionen besonders aktiv: Bei dem gewichtigen Segment Dachanlagen liegt die Region Donau-Iller bezogen auf den Pro-Kopf-Zubau an der Spitze unter den zwölf Südwestregionen und ist damit Sieger der Photovoltaik-Liga Baden-Württemberg. Pro Einwohner wurden in der Region um Ulm im ersten Halbjahr 2022 rund 44 Watt pro Kopf neu hinzugebaut. Auf Platz zwei der Photovoltaik-Liga folgt die Region Bodensee-Oberschwaben mit 41 Watt pro Kopf.

Nordschwarzwald nutzt in hohem Maße Sonnenenergie

Die Region Nordschwarzwald kommt auf den dritten Rang mit 33 Watt pro Kopf. Hier sind vor allem der Landkreis Freudenstadt und der Enzkreis verantwortlich für die gute Platzierung. Unter den 44 Land- und Stadtkreisen in Baden-Württemberg nimmt der Kreis Freudenstadt den vierten Rang beim Pro-Kopf-Zubau (Dachanlagen) in Watt Peak pro Einwohner ein. Die 45,4 Watt pro Einwohner an Zuwachs im ersten Halbjahr 2022 sind fast sechs Mal so viel wie die 7,8 Watt pro Einwohner in Pforzheim, das den 41. Platz unter den 44 Kreisen im Musterländle einnimmt. Schlechter sind die Zahlen nur noch in den Stadtkreisen Freiburg (7,0), Heidelberg (5,0) und Stuttgart (4,0).

Der Enzkreis mit 40,9 Watt pro Einwohner liegt im Landesvergleich auf Rang elf und ist der letzte Kreis, der die 40-Watt-Marke überschreitet. 33,5 Watt Zuwachs pro Kopf sind es für den Kreis Calw, der damit auf Platz 14 und damit noch ganz knapp landesweit im oberen Drittel platziert ist.

Auffällig ist der ungleichmäßige Pro-Kopf-Zubau im Bundesland. In dicht besiedelten Gebieten ist er niedriger, im Süd-Osten und Nord-Osten des Landes höher. Insgesamt gilt aber auch: Der Photovoltaikausbau muss noch deutlich beschleunigt werden, um den wachsenden Strombedarf sicher und klimafreundlich decken zu können. „Beim Photovoltaik-Ausbau im Land haben wir noch viel zu tun. Auch in den Regionen auf den vorderen Plätzen gibt es einen großen Anteil nicht genutzter Dachflächen und Flächen für Solarparks“, sagt Tina Schmidt vom Photovoltaik-Netzwerk Baden-Württemberg.

Grafik: Photovoltaik-Netzwerk Baden-Württemberg

Wenig neue Anlagen in den Großstädten

Dicht besiedelte Metropolregionen hinken beim Solarausbau hinterher. Unter den 44 Stadt- und Landkreisen im Südwesten gibt es acht kreisfreie Städte. Im ersten Halbjahr 2022 war die Stadt Baden-Baden relativ aktiv im Zuwachs in Watt Peak pro Einwohner – für die 27,6 Watt pro Kopf gab es in der Photovoltaik-Liga Platz 23. Dann wird es traurig. Der Rest der kreisfreien Städte versammelt sich am Tabellenende zwischen den Plätzen 38 und 44. Mannheim (9,3 Watt pro Kopf) rangiert vor Heilbronn, Karlsruhe, Pforzheim, Freiburg, Heidelberg und Stuttgart.

Aber Stadt- und Landkreise beim Ausbau der Photovoltaik zu vergleichen ist nicht ganz fair. Ein wichtiger Grund für die schlechteren Plätze der Metropolregionen ist die höhere Bevölkerungsdichte. Auf Dächern von Einfamilienhäusern und Bauernhöfen auf dem Land ist mehr Platz für Photovoltaik pro Einwohner als auf Mehrfamilienhäusern. Außerdem ist die Entscheidung über den Bau einer Solaranlage hier einfacher.

Bei den in den Städten öfter zu findenden Mehrfamilienhäusern ist das schon schwieriger. Im Fall von Wohneigentümergemeinschaften müssen sich die Parteien einigen, im Fall von Mietbauten sind Mieterstrommodelle immer noch recht kompliziert. Das große Potenzial auf Mehrfamilienhäusern ist daher noch längst nicht ausgeschöpft. Das gilt auch für Verwaltungsgebäude, Gewerbegebäude und Industriebauten.

Solaranlagen auf Freiflächen

Beim zweiten, kleineren Segment Freiflächenanlagen – aktuell entfallen nur knapp 20 Prozent des Zubaus im Land auf Freiflächen – hat mit der Region Heilbronn-Franken der Nord-Osten die Nase vorn. Bezugsgröße ist hier die Fläche der Region. Heilbronn-Franken kommt auf einen Zubau-Wert von 55 Watt pro Hektar im ersten Halbjahr 2022. Platz zwei geht an den Hochrhein-Bodensee (47 Watt pro Hektar). Platz drei holt sich der Mittlere Oberrhein (28,9 Watt pro Hektar), dicht gefolgt von Schwarzwald-Baar-Heuberg (28,8 Watt pro Hektar).

Grafik: Photovoltaik-Netzwerk Baden-Württemberg

Der Nordschwarzwald kommt auf Rang sieben nur auf 2,1 Watt pro Hektar im ersten Halbjahr 2022. Das muss nicht unbedingt am mangelnden Willen liegen, das dürfte stark vom Gelände und dem großen Waldanteil abhängig sein.

Schlusslicht bei den Freiflächenanlagen sind die Regionen Rhein-Neckar, Neckar-Alb und Stuttgart. Im ersten Halbjahr 2022 wurden hier überhaupt keine Solarparks neu errichtet. Insgesamt ist die Verfügbarkeit von Flächen für Solarparks in diesen Regionen aufgrund von Ballungsräumen oder der bergigen Topografie eingeschränkt. Mögliche Flächen gibt es dennoch.

Rangliste Photovoltaik-Liga macht Regionen vergleichbar

Die Photovoltaik-Liga Baden-Württemberg ist eine Rangliste der beim Solarstromausbau erfolgreichsten Regionen und Landkreise im Südwesten. Erstellt wird die regelmäßig aktualisierte Liste, indem die neu zugebaute Leistung auf Dächern in Watt pro Einwohner und auf Freiflächen in Watt pro Hektar umgerechnet wird. Das macht Regionen mit unterschiedlicher Bevölkerungsdichte und Größe miteinander vergleichbar.

Die Daten basieren auf dem Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur, aufbereitet vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW). Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg fördert das Photovoltaik-Netzwerk im Rahmen der Solaroffensive.

Die Zahlen zum Photovoltaikzubau in Baden-Württemberg: www.photovoltaik-bw.de.

Über das Photovoltaik-Netzwerk Baden-Württemberg

Das Photovoltaik-Netzwerk Baden-Württemberg gibt neue Impulse für den Ausbau der Sonnenstromnutzung im Südwesten, bringt Akteure zusammen und unterstützt so die Energiewende in allen zwölf Regionen Baden-Württembergs. Als Anlaufstelle richten sich die regionalen Netzwerke an Kommunen, Unternehmen, Landwirte, Umweltschutzverbände, Bürger*innen und weitere Institutionen. Alle Interessierte, Institutionen und Unternehmen sind eingeladen, sich einzubringen und das Netzwerk zu nutzen. Mit Informations- und Fachveranstaltungen, Beratung, Öffentlichkeitsarbeit und Wissens- und Erfahrungsaustausch sollen Vorbehalte abgebaut und die klimafreundliche Energiebereitstellung direkt vor Ort beschleunigt werden.

Landesweit koordiniert wird das Netzwerk vom Solar Cluster Baden-Württemberg und der KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg. Die zwölf regionalen Netzwerke werden von Akteuren vor Ort – insbesondere Energie- und Klimaschutzagenturen sowie Hochschulen und Wirtschaftsförderungen organisiert. Aktuell sind mehr als 400 Institutionen und Unternehmen im landesweiten Netzwerk aktiv. Das PV-Netzwerk BW ist Teil der Solaroffensive des Landes, der Aufbau wird gefördert vom Umweltministerium Baden-Württemberg.

Regionale Ansprechpartner stehen unter: www.photovoltaik-bw.de 

tok/pm

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