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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Neubewertung : Tourismusbranche sucht in Metzingen nach neuen Maßstäben

Beim Tourismustag der Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg (TMBW) in Metzingen am 4. Juli stand die zukünftige Ausrichtung des Tourismus im Fokus. Die Veranstaltung lockte über 300 Tourismusfachleute an, die gemeinsam darüber diskutierten, wie der Erfolg des Urlaubslandes und seiner Destinationen künftig bewertet werden kann. Ziel war es, zu einer Neubewertung der heimischen Reisebranche beizutragen.
Urlaubsgäste beim Stadtbummel; Foto: TMBW / Düpper

04.07.2023

Staatssekretär Dr. Patrick Rapp eröffnete die Veranstaltung als Präsident des Tourismus-Verbands Baden-Württemberg und betonte, dass es an der Zeit sei, den Erfolg der Branche auf eine neue Art und Weise zu definieren. „Wir können unsere Gäste- und Übernachtungszahlen nicht endlos steigern“, sagte er. Vielmehr müsse es darum gehen, die Bedürfnisse von Unternehmen, Gästen und Einheimischen langfristig in Einklang zu bringen.

Der renommierte Wiener Zukunftsforscher Andreas Reiter präsentierte in seinem Impulsvortrag einen Ansatz, wie dieser Ausgleich gelingen kann. Er betonte, dass die Herausforderungen der vergangenen Jahre als „Beschleuniger für eine radikale Runderneuerung“ dienen können. Der Fokus solle sich vom quantitativen Wachstum hin zur qualitativen Entwicklung verschieben. Ein ganzheitlicher Ansatz, der alle Beteiligten einbezieht, sei der Schlüssel zum Erfolg. Es gehe um einen verantwortungsvollen Spirit, der Qualität über Quantität stellt und das Gemeinwohl über individuellen Interessen.

Die Frage nach der Bewertung des Tourismuserfolgs abseits von Gäste- und Übernachtungszahlen wurde ebenfalls diskutiert. Vanessa Borkmann, Tourismusforscherin aus Stuttgart, stellte alternative Kennzahlen vor, die den gesellschaftlichen Beitrag des Tourismus besser erfassen sollen. Dazu zählen der Social Impact, Gemeinwohl, Nachhaltigkeit und der Digitalisierungsindex.

Christian Haselsberger, Lebensraum-Manager für den österreichischen Tourismusverband Wilder Kaiser, präsentierte einen anschaulichen Ansatz, wie Tourismusdestinationen sich jenseits des reinen Wachstums am Gemeinwohl orientieren können. Die Region hat bereits seit 2019 eine Gemeinwohl-Bilanz und setzt auf einen intensiven Dialog mit der Bevölkerung. Das Ziel ist es, die Region zu einem lebenswerten und nachhaltigen Lebensraum weiterzuentwickeln.

Die Diskussion auf dem Tourismustag zeigte, dass der Tourismus mehr ist als nur das Beherbergen und Bewirten von Gästen. Ein verantwortungsvoller Tourismus strebe die Vereinbarkeit von Interessen von Einheimischen und Gästen an, steigere die Attraktivität des Standorts und verfolge ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit. Wie sich all dies messen und bewerten lässt, ohne ausschließlich auf Übernachtungszahlen zu schauen, muss nun weiter diskutiert werden. Wachstum um jeden Preis habe dabei auch in der Tourismusbranche als vordergründiges Ziel längst ausgedient.

pm/tm

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