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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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„Ich finde, Uhren haben etwas sehr Beruhigendes“

Zwischen Tradition, Handwerk und Innovation - oder einfach nur glücklich im Beruf? - Uhrmacher Daniel Bubeck plaudert aus dem Nähkästchen.
Auf zu neuen Ufern geht er und bleibt trotzdem der Goldstadt verbunden: Daniel Bubeck. Bildquelle: Jennifer Warzecha

10.06.2023

"Ich bin gerne hier in Pforzheim gewesen und kann mir auch vorstellen, wieder hierherzukommen, weil ja die Berufschancen und die Auswahl um ein Vielfaches höher sind als in meiner Geburtsstadt Stuttgart.“
Daniel Bubeck

Von Jennifer Warzecha

„Uhrmacher zu sein, ist schon ein besonderer Beruf. Jeder kennt zwar den Beruf und jeder findet ihn spannend. Ich habe aber immer den Eindruck, dass ihm der Schleier des Mysteriösen anhängt, weil sich viele das Arbeiten von Hand auf dem präzisen Niveau nicht mehr vorstellen können.“ Das sagt Uhrmacher Daniel Bubeck, der vor kurzem zum Top-Azubi der Branche gekürt worden ist.

Einfach wunderschön

Für seine Spitzenleistung als Uhrmacher hat ihn die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) zusammen mit anderen Top-Azubis aus anderen Branchen und aus ganz Deutschland geehrt. Eine andere Preisträgerin sei entzückt von seiner Arbeit gewesen. „Die ist ja auch wunderschön. Sonst würde ich sie ja auch nicht machen“, strahlt der 31-jährige. Was begeistert ihn an seinem Beruf? „Ich finde, Uhren haben etwas sehr Beruhigendes. Man redet ja oft von Entschleunigung.“

So schön und im Vergleich mit einem 50 Cent-Stück detailliert und filigran kann ein Uhrwerk sein. Bildquelle: Daniel Bubeck

Digitalisierung

Auch im Spannungsfeld zwischen Tradition und Innovation bewegt Bubeck sich. „Eine Herausforderung, die ich für den Uhrmacherberuf sehe, ist die Digitalisierung. Es ist ein schwer zu digitalisierender Beruf. Das geht eher hinsichtlich der administrativen Aufgaben. In der Montage ist sehr viel automatisiert worden. Es gibt auch Uhrwerke, die komplett automatisch zusammen gesetzt werden. Bei der Terminplanung oder Ersatzteil-Bestellung kann das gut klappen wie bei allem, was man nicht gerne macht und das ersetzt werden kann.“

Innovation

Ist die Uhr noch ein Statussymbol? – „Ja, das wird wieder immer mehr und geht wieder stärker in die Wahrnehmung ein. Oft kommt die Frage auf, ob man sich von den Smart Watches bedroht fühlt, aber das sehe ich überhaupt nicht so.“ Ansonsten halte er sich beim Aspekt Innovation bei dem Thema eher zurück. „Ich tue mich damit sehr schwer. Es hat sich am technischen Grundprinzip der mechanischen Uhr in den letzten 100 Jahren nicht viel verändert. Werkstoffe, die in der Uhr sind wie die Spiralfeder, die die Unruh hin und her bewegt, verändern sich. Traditionell ist sie aus Feder-Stahl, dann hat sie sich zu einer Speziallegierung entwickelt und heute ist sie aus Silizium und wird sich da auch in Zukunft breiter aufstellen.“ Innovation gebe es nur in kleinen Bereichen. „Der Grund, warum man jetzt Silizium verwendet, ist, weil die Stahl-Spirale sehr sensibel auf Magnete reagiert und sich der Gang von der Uhr verändert und die Uhr dementsprechend ungenau geht.“

Zukunftsvorstellung

In der Branche kennt man sich in der Regel untereinander. „Es gibt viele Selbständige bzw. solche Betriebe, die aus insgesamt zwischen ein und fünf Personen bestehen. 30 Jahre hat man auch zu wenig neue Uhrmacher wegen der Quarzkrise in den 1970er-/1980er-Jahren ausgebildet. Da kamen viele Uhren aus Fernost, die billiger waren. Viele Uhrmacher und Unternehmen hier sind deswegen kaputt gegangen.“ Weil aktuell ein Fachkräftemangel wie in den meisten anderen Branchen bestehe, rechne er sich eine gute berufliche Zukunft aus – eine auf höchstem Niveau, wie er selbstbewusst äußert. „Es gibt Uhrwerkshersteller und die, die die Marken machen. Die Premiummarken stellen ihre Uhrwerke selbst her, gerade bei den hochpreisigen Uhren, die um die 10.000 Euro kosten. „Ich finde nicht, dass man sich als Uhrmacher niedrigpreisig geben sollte. Ich sehe mein Betätigungsfeld eher im hochpreisigen Markt.“ Die nächsten zwei Jahre möchte er mit seiner Ehefrau erst einmal in Singapur verbringen, bevor es in die Familienplanungsphase geht.

Rückblick

Hier, in Singapur, hatte er sein Auslandssemester im Fach Maschinenbau an der National University of Singapur verbracht. Das Fachpraktikum in diesem Fach sei ihm seinerzeit zu theoretisch bzw. zu langweilig, weil zu sehr administrativ und zu wenig praktisch, gewesen, erzählt Bubeck. Sein jetziger Schwiegervater, der Uhrmacher ist, habe ihn eingeladen, ein Praktikum bei ihm zu machen. Alsdann habe er Überstunden aus dem Fachpraktikum angesammelt und dort eine Woche gearbeitet. Seine Frau habe ihn angestoßen und dabei unterstützt. Beide machen Kampfsport und haben sich beim Hochschulsport der Universität kennen gelernt. Das war kurz vorm Auslandssemester. Sie haben dort auch zehn Tage Urlaub gemacht. Seine Frau, die technisch orientierte BWL studiert, habe sich dann auch in Singapur verliebt. „Das Schöne ist, dass, wenn Menschen aus unterschiedlichen Ecken der Welt stammen, doch irgendwie gleich sind und die gleichen Ziele im Leben haben.“ Wenn es in Singapur nicht klappt mit der Stelle oder wenn beide nach Deutschland zurückkehren, kann sich Daniel Bubeck auch vorstellen, wieder nach Pforzheim zu ziehen. „Ich bin gerne hier in Pforzheim gewesen und kann mir auch vorstellen, wieder hierherzukommen, weil ja die Berufschancen und die Auswahl um ein Vielfaches höher sind als in meiner Geburtsstadt Stuttgart.“

Weiter hinter die Kulissen und ins Uhrwerk geblickt – so kann das dann aussehen. Bildquelle: Daniel Bubeck

Ausbildung

„Die Uhrmacher-Ausbildung war schon etwas Besonderes, gerade durch den Deutsch-Schweizer Abschluss. Wir haben bei der Unruh die Welle gedreht. Das ist eigentlich Teil des Meisters in Deutschland. Die Unruh besteht aus einem Reiff, einer Spiralfeder und der Unruhwelle sowie dem Plateau.“ Was macht sonst noch einen Uhrmacher aus? – „Man bekommt den Eindruck, als Uhrmacher braucht man den Blick fürs Detail. Die wichtigsten Eigenschaften des Uhrmachers sind Geduld und Fingerfertigkeit. Ich denke, das sind die zwei wichtigsten Fertigkeiten, die man mitbringen sollte, wenn man Uhrmacher werden möchte.“ Welche Herausforderungen gibt es noch? “Ich war selber überrascht davon, wie viel Zeit man doch braucht, um die Feinmotorik zu lernen. Rein für die körperliche, sportliche Montur ist es vergleichbar mit Hanteltraining. Es ist eine körperliche Herausforderung wie beim Sport. Die muss man einfach üben.“

Weitere Hintergrundinfos:

Deutschlands bester Uhrmacher: Meister-Tüftler aus Pforzheim – Pforzheim – Pforzheimer-Zeitung (pz-news.de)

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