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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Hunderte Klingel-Mitarbeiter erfolgreich vermittelt

Pforzheim. Am 28. August 2023 erfuhren mehr als 1300 Beschäftigte des Pforzheimer Versandhändlers Klingel, dass sie ihren Arbeitsplatz durch die Insolvenz verlieren werden. Die gute Nachricht ein halbes Jahr später: Der große Job-Tsunami ist zum Glück ausgeblieben.
Klingel-Versandhaus-Mitarbeiter Oliver Jost hat als Fachkraft für Lagerlogistik bei der Efka GmbH Servo+Drive in Wiernsheim einen Arbeitsplatz gefunden. Foto: Thomas Meyer, Pforzheimer Zeitung

07.03.2024

von Lothar Neff, Pforzheimer Zeitung

„Mit großer Kraftanstrengung ist es gelungen, vielen Betroffenen eine neue berufliche Perspektive zu eröffnen“, erläuterte Martina Lehmann, Chefin der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim bei einem Pressegespräch Anfang März dieses Jahres.

Peter Baral (von links) und Geschäftsführer Rainer Jaeger von Efka Servo+Drive im Gespräch mit Agentur-Chefin Martina Lehmann und Jennifer Salmon von der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim. Foto: Thomas Meyer, Pforzheimer Zeitung

Einer davon ist Oliver Jost aus Pforzheim. Er war zuvor drei Jahre als Lagerarbeiter beim Klingel-Versand im Altgefäll tätig – bis die Nachricht von der Betriebsschließung wie eine Bombe einschlug. „Damit hatte keiner gerechnet“, erinnert sich Jost. „Wir dachten, dass es irgendwie weitergeht.“

Von der ersten Entlasswelle zum 30. November 2023 waren 531 Klingel-Beschäftigte betroffen. Von der Kündigungswelle zum 31. Januar weitere 431. Insgesamt also 962 von 1336 Beschäftigten. Unter dem Strich sind laut Lehmann lediglich 152 noch arbeitslos gemeldet. 344 sind arbeitssuchend, darunter 38, die eine von der Arbeitsagentur bezahlte Weiterbildung durchlaufen.

Oliver Jost hat bei der Firma Efka in Wiernsheim einen neuen Arbeitsplatz gefunden. Nur wenige Tage war er nach seinem Ausscheiden bei Klingel Ende Januar arbeitslos. Das ist auch ein Verdienst von Jennifer Salmon, Beraterin bei der Arbeitsagentur. Sie erstellte im Gespräch mit Jost ein Qualifikationsprofil und knüpfte den entscheidenden Kontakt zum neuen Arbeitgeber. Job-Messen, die Vermittlungsbüros der Agentur vor Ort bei Klingel haben verhindert, dass rund 800 Mitarbeiter arbeitslos wurden.

Rainer Jaeger, Geschäftsführer der EFKA GmbH Servo + Drive und Alessandro La Corte, Teamleiter Arbeitsvermittlung der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim (vl) Foto: Thomas Meyer, Pforzheimer Zeitung

Efka Servo+Drive ist Partner der Automatisierungstechnik mit den Schwerpunkten Antriebs-, Steuerungstechnik und Elektromotorenbau – darunter auch für die Firma Impulsa in Mühlacker. Deren Geschäftsführender Gesellschafter Rainer G. Jaeger hat die Firma Efka im November 2023 erworben. Seine Großeltern kamen im Zweiten Weltkrieg aus dem Ruhrgebiet nach Wiernsheim. „Mein Großvater hat damals ein elektrisches Dampfbügeleisen erfunden.“ Das war Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg des Familienunternehmens als Ausrüster der deutschen Textilindustrie, die großteils mit der Produktion in Billiglohnländer abwanderte. Jaeger sah diese Entwicklung schon in den 1980er-Jahren kritisch und erkannte eine Nische: „Wir machen das, was andere nicht oder nicht mehr anbieten“, sagte Jaeger.

Und weiter: „Seit über 75 Jahren entwickeln wir für über 23.000 Kunden innovative Maschinen, Geräte und Anlagen für die textile Verarbeitung.“ Die Anlagen seien speziell für die Verarbeitung von Heimtextilien konzipiert. Impulsa habe den schnellsten Nähautomaten der Welt im Sortiment – natürlich mit einem leistungsfähigen Efka-Elektromotor. „Daneben bieten wir Dampferzeuger für die verschiedensten Einsatzbereiche an.“ Abnehmer von Heimtextilien wie Bettwäsche und Gardinen sind demnach etwa Raumausstatter und große Hotelketten.

Jaeger ist froh, mit Oliver Jost einen engagierten Mitarbeiter gefunden zu haben, der sich auf die neue, vielseitige Aufgabe freue und sich bereits mit dem Efka-Computerprogramm vertraut gemacht habe.

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