Oliver Reitz
Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)
Von Gerd Lache | 24.07.2022
„Wir werden in Zukunft eher mehr als weniger Fabriken haben“, ist Tobias Herwig überzeugt. Allerdings würden diese Fabriken anders aussehen als bisher. „Produktion bekommt eine neue Bedeutung“, sagt der Podcaster und Business Unit Manager der io-consultants GmbH & Co. KG (Heidelberg). „Wir reden heute über Innovation und über die Frage zur Nachhaltigkeit.“ io, 1958 gegründet, bietet nach eigenen Angaben Beratungs- und Planungsleistungen für Produktion, Logistik, Architektur und IT aus einer Hand.
Bei jeder Fabrik, die heutzutage gebaut oder umgebaut werde, stehe Nachhaltigkeit „ganz oben auf der Agenda“. Dabei geht’s um ganzheitliches Denken, sagt Herwig. Dies binde Gebäude , Produktions- und Logistik-Prozesse ein und führe weiter zu Fragen, woher die Energie komme und wie hoch der Flächen- und Wasserverbrauch sei. Nicht genug: „Was mache ich mit so einer Fabrik, wenn sie nicht mehr gebraucht wird?“
Neben der Nachhaltigkeit macht Herwig weitere 4 Trends bei der Innovation aus. Dies sind Robotik, wobei es auch um die Automatisierung von Transporten gehe, bei der Roboter das Produkt autonom von A nach B bringen würden. Desweiteren sei dies die digitale Unterstützung von Mitarbeitenden, beispielsweise bei der Qualitätskontrolle. Schließlich gehe es um Veränderungen im Management. Denn Künstliche Intelligenz & Co. könnten manchen Entscheider im mittleren Management ersetzen. Und schließlich könnten die Veränderungen nur durch die Digitalisierung umgesetzt werden.
Die Segnungen der Digitalisierung machen sich auch die beiden Geschäftsführer von Nafz-Holzhaus zunutze. Um Sichtbarkeit im Markt zu erreichen, setzen Sebastian und Lukas Nafz auf Online-Marketing und Social Media. Sie hätten nicht nur 15.000 Follower auf ihrem Hauptkanal, sondern erhielten durch ihre digitalen Aktivitäten monatlich rund 150 qualifizierte Bewerbungen. Und, sagen sie, „da ist noch viel Luft nach oben“.
Vor der Umsetzung der Sichtbarkeit gelte es, ein Fundament zu legen. Das bedeute: eine Vision zu entwickeln. „Das Unternehmen muss wissen, wo geht’s hin. Darauf kann man aufbauen.“ Mehr noch, raten die Nafz-Brüder: Warum sollen wir uns mit kleinen Visionen befassen, warum nicht an die wirklich großen Dinge gehen? In der Zeit, die man für die kleinen Dinge aufwendet, könnte man sich auch mit den „Big Rocks“ befassen. Das wirke sich positiv auf die Mitarbeitenden ebenso wie auf die Kunden aus, „es setzt einen Anker“.
Sebastian und Lukas Nafz haben ihren Anker in diese Richtung gesetzt: „Unsere Vision ist es, die Baubranche ökologischer und nachhaltig zu gestalten. Wir werden in Zukunft den Holzbau massiv voran treiben und überall, wo es nur geht, einsetzen.“ Mit einem Jahresumsatz von 20 Millionen Euro und rund 50 Mitarbeitenden sind sie offenbar auf einem guten Weg zum Ziel.
Apropos Nachhaltigkeit: Damit verbinden die Geschäftsführer auch den sorgsamen Umgang mit den Beschäftigten. Denn: „Eine Fluktuationsrate von 30 oder 40 Prozent ist nicht nachhaltig, wenn ich die Mitarbeiter immer wieder neu einlernen muss.“
Bei allem gelte: Ob Visionen und Big Rocks, ob Social Media oder Mitarbeiterpflege – für die Nafz-Brüder hat Erfolg drei Buchstaben, nämlich TUN. Man muss es anpacken und Gas geben“, sagen sie.
So hält es offensichtlich auch die Endrich-Group, wie Geschäftsführerin Dr. Christiane Endrich, in ihrem Vortrag aufzeigte. In diesem Jahr hat die Nagolder Firma den „German Innovation Award“ bekommen. Und „EcoVadis“ hat sie immerhin auf den Bronze-Status „Nachhaltigkeit“ gesetzt.
Das 1976 gegründete Unternehmen wird von Christiane Endrich in zweiter Generation geleitet. Weltweit beschäftigt Endrich rund 200 Mitarbeitende, hat 20.000 Kunden auf dem gesamten Globus und schickte im vergangenen Geschäftsjahr etwa 2,4 Milliarden Teile auf die Reise zu den Kunden. Endrich ist weltweit im B2B-Bereich aktiv. Namen wie Siemens, Bosch und Festo gehören zu den Abnehmern. 30 Standorte gibt es weltweit. Der Gruppenumsatz 2021 betrug 120 Millionen Euro.
Distribution ist die Geschäftstätigkeit. Das heißt? „Wir handeln mit Komponenten, Kleinteile wie etwa Kondensatoren, Widerstände oder Displays. Oder wir passen Komponenten kundenspezifisch, also auf Wunsch an.“ Endrich greift auf rund 90 qualifizierte Hersteller zurück.
Doch die Welt sei in einem rasenden Wandel, sagt die Geschäftsführerin. Im Bereich der digitalen Vernetzung – Stichwort IoT, also Internet der Dinge – stellt Christiane Endrich ein „exponentielles Wachstum fest“. Und dies in einem Tempo, dass Unternehmen noch gar nicht adäquat darauf reagieren konnten.
Deshalb hat die Endrich Bauelemente Vertriebs GmbH ihr Portfolio erweitert: Sie liefert nicht nur Komponenten, sondern bietet den Kunden neben der Hardware nun ein IoT-Board. Vereinfacht dargestellt: Über ein kostenloses Test-Kit kann ein Unternehmen die Daten seiner Produkte hochladen und ausprobieren, wie sie mit den Endrich-Komponenten harmonisieren. Da geht es unter anderem um Temperatur, Druck und so weiter. Endrich visualisiert die eingegebenen Werte. Einer der Vorteile: Der Kunde benötigt keine eigene IT-Infrastruktur für den Testlauf.
Für die Entwicklung erhielt Endrich den Innovation Award in der Kategorie „Excellence in Business to Business – Connectivity“. Der Preis wurde 1953 vom Deutschen Bundestag ins Leben gerufen und wird von der deutschen Industrie gestiftet.
Damit nicht genug: Das Nagolder Unternehmen investiert auch in Start-ups. Eine dieser jungen Firmen ist die Olmatic GmbH aus Freudenstadt mit ihrem Energie-Management-System.
Und aktuell habe man sich mit einem größeren Investment an einem neuartigen Solar-Panel eingekauft. Die Panels seien „leistungsfähiger als alles, was es auf dem Markt gibt“. Anfang 2023 soll der Start erfolgen.
Die gesamten Aktivitäten packt Christiane Endrich unter den Titel: Distribution 4.0. Soll heißen: Das Unternehmen liefert Komponenten, es passt Komponenten kundenspezifisch an und es ist Systemlieferant mit der Dienstleistung, diverse Kundenprojekte komplett zu managen.
Zu den Start-ups, die sich bei der Innovation Night in Nagold präsentierten gehörte unter anderem auch die Entwicklung der Existenzgründer Patrick Speiser und Daniel Teigland. Sie haben es mit der Öffis-App geschafft, verschiedenste Verkehrssysteme miteinander zu vernetzen und einheitlich buchbar zu machen. Die Idee ModiShoe der beiden Schülerinnen Julia Frank und Susanna Rapp hat beim Wettbewerb „Jugend gründet“ den vierten Preis bekommen. Nachfolgend die Bilder-Galerie einiger Start-up-Ausstellenden. (gel)
Von Gerd Lache | 24.07.2022
„Wir werden in Zukunft eher mehr als weniger Fabriken haben“, ist Tobias Herwig überzeugt. Allerdings würden diese Fabriken anders aussehen als bisher. „Produktion bekommt eine neue Bedeutung“, sagt der Podcaster und Business Unit Manager der io-consultants GmbH & Co. KG (Heidelberg). „Wir reden heute über Innovation und über die Frage zur Nachhaltigkeit.“ io, 1958 gegründet, bietet nach eigenen Angaben Beratungs- und Planungsleistungen für Produktion, Logistik, Architektur und IT aus einer Hand.
Bei jeder Fabrik, die heutzutage gebaut oder umgebaut werde, stehe Nachhaltigkeit „ganz oben auf der Agenda“. Dabei geht’s um ganzheitliches Denken, sagt Herwig. Dies binde Gebäude , Produktions- und Logistik-Prozesse ein und führe weiter zu Fragen, woher die Energie komme und wie hoch der Flächen- und Wasserverbrauch sei. Nicht genug: „Was mache ich mit so einer Fabrik, wenn sie nicht mehr gebraucht wird?“
Neben der Nachhaltigkeit macht Herwig weitere 4 Trends bei der Innovation aus. Dies sind Robotik, wobei es auch um die Automatisierung von Transporten gehe, bei der Roboter das Produkt autonom von A nach B bringen würden. Desweiteren sei dies die digitale Unterstützung von Mitarbeitenden, beispielsweise bei der Qualitätskontrolle. Schließlich gehe es um Veränderungen im Management. Denn Künstliche Intelligenz & Co. könnten manchen Entscheider im mittleren Management ersetzen. Und schließlich könnten die Veränderungen nur durch die Digitalisierung umgesetzt werden.
Die Segnungen der Digitalisierung machen sich auch die beiden Geschäftsführer von Nafz-Holzhaus zunutze. Um Sichtbarkeit im Markt zu erreichen, setzen Sebastian und Lukas Nafz auf Online-Marketing und Social Media. Sie hätten nicht nur 15.000 Follower auf ihrem Hauptkanal, sondern erhielten durch ihre digitalen Aktivitäten monatlich rund 150 qualifizierte Bewerbungen. Und, sagen sie, „da ist noch viel Luft nach oben“.
Vor der Umsetzung der Sichtbarkeit gelte es, ein Fundament zu legen. Das bedeute: eine Vision zu entwickeln. „Das Unternehmen muss wissen, wo geht’s hin. Darauf kann man aufbauen.“ Mehr noch, raten die Nafz-Brüder: Warum sollen wir uns mit kleinen Visionen befassen, warum nicht an die wirklich großen Dinge gehen? In der Zeit, die man für die kleinen Dinge aufwendet, könnte man sich auch mit den „Big Rocks“ befassen. Das wirke sich positiv auf die Mitarbeitenden ebenso wie auf die Kunden aus, „es setzt einen Anker“.
Sebastian und Lukas Nafz haben ihren Anker in diese Richtung gesetzt: „Unsere Vision ist es, die Baubranche ökologischer und nachhaltig zu gestalten. Wir werden in Zukunft den Holzbau massiv voran treiben und überall, wo es nur geht, einsetzen.“ Mit einem Jahresumsatz von 20 Millionen Euro und rund 50 Mitarbeitenden sind sie offenbar auf einem guten Weg zum Ziel.
Apropos Nachhaltigkeit: Damit verbinden die Geschäftsführer auch den sorgsamen Umgang mit den Beschäftigten. Denn: „Eine Fluktuationsrate von 30 oder 40 Prozent ist nicht nachhaltig, wenn ich die Mitarbeiter immer wieder neu einlernen muss.“
Bei allem gelte: Ob Visionen und Big Rocks, ob Social Media oder Mitarbeiterpflege – für die Nafz-Brüder hat Erfolg drei Buchstaben, nämlich TUN. Man muss es anpacken und Gas geben“, sagen sie.
So hält es offensichtlich auch die Endrich-Group, wie Geschäftsführerin Dr. Christiane Endrich, in ihrem Vortrag aufzeigte. In diesem Jahr hat die Nagolder Firma den „German Innovation Award“ bekommen. Und „EcoVadis“ hat sie immerhin auf den Bronze-Status „Nachhaltigkeit“ gesetzt.
Das 1976 gegründete Unternehmen wird von Christiane Endrich in zweiter Generation geleitet. Weltweit beschäftigt Endrich rund 200 Mitarbeitende, hat 20.000 Kunden auf dem gesamten Globus und schickte im vergangenen Geschäftsjahr etwa 2,4 Milliarden Teile auf die Reise zu den Kunden. Endrich ist weltweit im B2B-Bereich aktiv. Namen wie Siemens, Bosch und Festo gehören zu den Abnehmern. 30 Standorte gibt es weltweit. Der Gruppenumsatz 2021 betrug 120 Millionen Euro.
Distribution ist die Geschäftstätigkeit. Das heißt? „Wir handeln mit Komponenten, Kleinteile wie etwa Kondensatoren, Widerstände oder Displays. Oder wir passen Komponenten kundenspezifisch, also auf Wunsch an.“ Endrich greift auf rund 90 qualifizierte Hersteller zurück.
Doch die Welt sei in einem rasenden Wandel, sagt die Geschäftsführerin. Im Bereich der digitalen Vernetzung – Stichwort IoT, also Internet der Dinge – stellt Christiane Endrich ein „exponentielles Wachstum fest“. Und dies in einem Tempo, dass Unternehmen noch gar nicht adäquat darauf reagieren konnten.
Deshalb hat die Endrich Bauelemente Vertriebs GmbH ihr Portfolio erweitert: Sie liefert nicht nur Komponenten, sondern bietet den Kunden neben der Hardware nun ein IoT-Board. Vereinfacht dargestellt: Über ein kostenloses Test-Kit kann ein Unternehmen die Daten seiner Produkte hochladen und ausprobieren, wie sie mit den Endrich-Komponenten harmonisieren. Da geht es unter anderem um Temperatur, Druck und so weiter. Endrich visualisiert die eingegebenen Werte. Einer der Vorteile: Der Kunde benötigt keine eigene IT-Infrastruktur für den Testlauf.
Für die Entwicklung erhielt Endrich den Innovation Award in der Kategorie „Excellence in Business to Business – Connectivity“. Der Preis wurde 1953 vom Deutschen Bundestag ins Leben gerufen und wird von der deutschen Industrie gestiftet.
Damit nicht genug: Das Nagolder Unternehmen investiert auch in Start-ups. Eine dieser jungen Firmen ist die Olmatic GmbH aus Freudenstadt mit ihrem Energie-Management-System.
Und aktuell habe man sich mit einem größeren Investment an einem neuartigen Solar-Panel eingekauft. Die Panels seien „leistungsfähiger als alles, was es auf dem Markt gibt“. Anfang 2023 soll der Start erfolgen.
Die gesamten Aktivitäten packt Christiane Endrich unter den Titel: Distribution 4.0. Soll heißen: Das Unternehmen liefert Komponenten, es passt Komponenten kundenspezifisch an und es ist Systemlieferant mit der Dienstleistung, diverse Kundenprojekte komplett zu managen.
Zu den Start-ups, die sich bei der Innovation Night in Nagold präsentierten gehörte unter anderem auch die Entwicklung der Existenzgründer Patrick Speiser und Daniel Teigland. Sie haben es mit der Öffis-App geschafft, verschiedenste Verkehrssysteme miteinander zu vernetzen und einheitlich buchbar zu machen. Die Idee ModiShoe der beiden Schülerinnen Julia Frank und Susanna Rapp hat beim Wettbewerb „Jugend gründet“ den vierten Preis bekommen. Nachfolgend die Bilder-Galerie einiger Start-up-Ausstellenden. (gel)
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