Oliver Reitz
Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)
14.12.2023
von Tanja Meckler
„Seit etwa einer Woche schlafen wir alle wieder gut. Und der Schlaf ist für uns ein aussagekräftiger Indikator, wie es der Firma gerade geht“, erzählt Rafy Ahmed, der Gründer von MOROTAI, gut gelaunt. Die Fragen stellt an diesem kalten Mittwochnachmittag im Dezember Sandra Volz. Als Coach hat sie bereits über 355 Start-ups betreut, darunter auch MOROTAI, und der Kontakt riss nie ab. Nachdem Rafy Ahmed im Sommer 2023 einen Insolvenzantrag stellen musste, intensivierte sich der Kontakt wieder.
Sandra Volz spielt in der Unternehmensgeschichte für Morotai eine wichtige Rolle. Foto: Christian Reister
„Sandra Volz war und ist eine Schlüsselfigur in der Entwicklung unseres Unternehmens. Es gab Zeiten intensiver Zusammenarbeit und auch Phasen, in denen es etwas ruhiger wurde, aber der Kontakt blieb stets bestehen. Besonders in der Anfangszeit und während der Insolvenzphase leistete Sandra essentielle Arbeit für die Firma. Ihre Fähigkeit, das große Ganze zu sehen und gleichzeitig auf Details zu achten, die man selbst vielleicht übersieht, war und ist von unschätzbarem Wert. Ihre Perspektive und ihr Beitrag haben maßgeblich dazu beigetragen, uns durch herausfordernde Zeiten zu navigieren.“
„Als Fachberaterin habe ich die Möglichkeit über RKW BW geförderte Beratungen anzubieten, auch für ’schwierige Unternehmens-Zeiten‘, ich hatte überlegt Rafy darauf anzusprechen, aber da er mehrere Investoren hatte und die Außenwirkung von MOROTAI sehr gut war, habe ich dies unterlassen. Als er mich zu einem Strategiegespräch einlud, bin ich nicht davon ausgegangen, dass die Situation von MOROTAI so angespannt ist, was allerdings in der Modebranche, nicht ungewöhnlich ist. Dieser Termin und die Konsequenz daraus hat mich sehr bewegt, da ich durch drei Jahre intensive Krisenberatung im Handel zur ‚Abwehr von Insolvenz‘, gerade bei dem Thema sehr sensibilisiert bin. Den direkten intensiven Austausch während der Insolvenz empfand ich sehr gut und das Vorgehen des MOROTAI-Teams war für diese angespannte Situation sehr konstruktiv. Ich habe richtig mitgefiebert! Umso mehr freue ich mich, dass MOROTAI mit Rafy als Berater der Restart geglückt ist und Rafy sehr gut durch diese Phase gekommen ist. Das wird Ihn und das Team auf jeden Fall prägen“, erzählt Sandra Volz.
Heute ist die Insolvenz vom Tisch. Ermöglicht wurde das durch ein Management-Buy-Out und eine neue Rollenverteilung. Josua Kargoll ist neuer Geschäftsführer, Rafy Ahmed bleibt als Berater an Bord. Der Re-Start scheint geglückt, jeder scheint sich in der neuen Rollen eingefunden zu haben. Das Team ist kleiner geworden, aktuell arbeiten zehn Personen an der Marke mit, erzählt Rafy Ahmed.
Die Anfänge von MOROTAI liegen in den Hörsälen der Hochschule Pforzheim, wo Rafy Ahmed seine Bachelorthesis für die Gründung des damals eigenen Modelabels nutzte – eine unkonventionelle Entscheidung zu der Zeit. Zu diesem Zeitpunkt lernte er auch Sandra Volz kennen, die an der Hochschule als Dozentin tätig war.
„Die Leidenschaft, die Fragen und das Interesse, das ich damals an der Hochschule im Unterricht gespürt habe, führten dazu, dass ich Rafy Ahmed in der Beratung unterstützt habe und MOROTAI letztendlich sogar in die Fernsehsendung ‚Die Höhle der Löwen‘ (2017) begleitet habe“, sagt Sandra Volz.
Der Start des Unternehmens erfuhr einen kometenhaften Aufstieg, nicht zuletzt durch die Teilnahme an der Fernsehsendung ‚Die Höhle der Löwen‘, die Morotai eine beispiellose Sichtbarkeit und anfänglichen Hype bescherte. Ein solcher Weg sei definitiv nicht normal, betonte Sandra Volz in der privaten Runde und natürlich erhöhe dies auch die Fallhöhe.
Für das Sportunternehmen aus Birkenfeld ging es steil nach oben. Der plötzliche Ruhm brachte jedoch nicht nur Vorteile, sondern stellte das junge Unternehmen vor Marketing-Herausforderungen, auf die es nicht ausreichend vorbereitet war. Rafy Ahmed gesteht rückblickend: „Nach dem anfänglichen Hype kamen wir schnell in den normalen Geschäftsalltag, in dem der anfängliche Enthusiasmus nachließ.“ Dieses Mal soll es besser laufen: „Die langfristige Finanzplanung war ein Schwachpunkt.“ Malisa Engl, neue Leiterin des Controllings, werde die Zahlen strenger im Blick behalten. Zuletzt war sie als Controllerin beim Kosmetikhersteller Börlind in Calw tätig.
Sandra Volz hat selbst eine Zeit lang in der Insolvenzberatung gearbeitet, sie sagt in der Krise verändern sich Menschen, bei Rafy Ahmed sei ihr das nicht aufgefallen. Er betont, dass Aufgeben für ihn keine Option sei. Natürlich sei die Zeit nervenaufreibend gewesen, und auch er war am Limit, aber er selbst sei in einfachen Verhältnissen groß geworden, und selbst wenn der Management-Buy-Out nicht geklappt hätte, das Wissen hätte ihm ja niemand wegnehmen können. Gemeinsam mit Josua Kargoll hätte er auch die unterschiedlichsten Szenarien durchgespielt. Scheitern, so sagt Rafy Ahmed, hätte in Deutschland immer so etwas Negatives, in anderen Ländern sei das anders. Auch wenn Krisen keine schönen Momente sind, durch sie lernt man oft am meisten, eine Lebensweisheit, der wohl viele zustimmen. Schaut man sich das Wort FEHLER an, so merkt man, dass durch eine andere Zusammensetzung der Buchstaben das Wort HELFER werden kann.
In der Welt des Unternehmertums sind Inspirationen vielfältig und stammen oft von den Branchenführern. Die minimalistische Sportbekleidung von MOROTAI, bestehend aus den Farben Schwarz, Weiß und Grau, ist nicht nur stilvoll, sondern auch vielseitig kombinierbar. „Als Gründer orientiere ich mich an Nike für Branding-Exzellenz, an Y3 (Adidas-Submarke) für herausragendes Design und an Apple für Einfachheit und klare Botschaften. Aus diesem Grund haben wir die Kollektion auf 80 Teile reduziert die für die Marke und die Botschaft stehen, nämlich den aktiven Lebensstil zu fördern.“
Rafy Ahmed hat für angehende UnternehmerInnen ein paar Tipps: „Natürlich gibt es kein Allheilmittel für alle Herausforderungen, aber viele unternehmerische Lektionen lernt man erst in der Praxis. In schwierigen Zeiten ist es entscheidend, sich Unterstützung holen zu können. Ein robustes Netzwerk ist dabei das A und O. Heute zählen Anwälte, Steuerberater und Unternehmer zu meinem engsten Kreis, was mir Sicherheit und Vertrauen gibt. Unternehmertum ist kein Einzelspieler-Spiel; es ist stets ein starkes Team aus unterschiedlichen Talenten und Fähigkeiten, die zusammen das Ganze ausmachen. Das zu erkennen war für mich ein wichtiges Learning.“
„Als Pforzheimer Firma zu starten und uns treu zu bleiben, hat für uns eine besondere Bedeutung. Wir betrachten uns zwar als globales Unternehmen mit einer internationalen Ausrichtung, aber unsere Wurzeln liegen fest in Pforzheim, nicht zuletzt dank der kreativen Hochschule hier. Pforzheim ist der Ort, an dem unsere Reise begann, auch wenn es sicherlich nicht der einfachste Standort ist. Wir bemühen uns stets, talentierte Mitarbeiter zu gewinnen und eine Atmosphäre zu schaffen, die Begeisterung für Pforzheim weckt. Obwohl unser Hauptstandort nun in Heringsdorf liegt, bleibt unsere Verbindung zu Pforzheim durch unsere Zweigniederlassung bestehen. Diese lokale Präsenz ist uns wichtig, da sie unsere Wurzeln und unseren Ursprung widerspiegelt“, so Rafy Ahmed.
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Sandra Volz spielt in der Unternehmensgeschichte für Morotai eine wichtige Rolle. Foto: Christian Reister
„Sandra Volz war und ist eine Schlüsselfigur in der Entwicklung unseres Unternehmens. Es gab Zeiten intensiver Zusammenarbeit und auch Phasen, in denen es etwas ruhiger wurde, aber der Kontakt blieb stets bestehen. Besonders in der Anfangszeit und während der Insolvenzphase leistete Sandra essentielle Arbeit für die Firma. Ihre Fähigkeit, das große Ganze zu sehen und gleichzeitig auf Details zu achten, die man selbst vielleicht übersieht, war und ist von unschätzbarem Wert. Ihre Perspektive und ihr Beitrag haben maßgeblich dazu beigetragen, uns durch herausfordernde Zeiten zu navigieren.“
„Als Fachberaterin habe ich die Möglichkeit über RKW BW geförderte Beratungen anzubieten, auch für ’schwierige Unternehmens-Zeiten‘, ich hatte überlegt Rafy darauf anzusprechen, aber da er mehrere Investoren hatte und die Außenwirkung von MOROTAI sehr gut war, habe ich dies unterlassen. Als er mich zu einem Strategiegespräch einlud, bin ich nicht davon ausgegangen, dass die Situation von MOROTAI so angespannt ist, was allerdings in der Modebranche, nicht ungewöhnlich ist. Dieser Termin und die Konsequenz daraus hat mich sehr bewegt, da ich durch drei Jahre intensive Krisenberatung im Handel zur ‚Abwehr von Insolvenz‘, gerade bei dem Thema sehr sensibilisiert bin. Den direkten intensiven Austausch während der Insolvenz empfand ich sehr gut und das Vorgehen des MOROTAI-Teams war für diese angespannte Situation sehr konstruktiv. Ich habe richtig mitgefiebert! Umso mehr freue ich mich, dass MOROTAI mit Rafy als Berater der Restart geglückt ist und Rafy sehr gut durch diese Phase gekommen ist. Das wird Ihn und das Team auf jeden Fall prägen“, erzählt Sandra Volz.
Heute ist die Insolvenz vom Tisch. Ermöglicht wurde das durch ein Management-Buy-Out und eine neue Rollenverteilung. Josua Kargoll ist neuer Geschäftsführer, Rafy Ahmed bleibt als Berater an Bord. Der Re-Start scheint geglückt, jeder scheint sich in der neuen Rollen eingefunden zu haben. Das Team ist kleiner geworden, aktuell arbeiten zehn Personen an der Marke mit, erzählt Rafy Ahmed.
Die Anfänge von MOROTAI liegen in den Hörsälen der Hochschule Pforzheim, wo Rafy Ahmed seine Bachelorthesis für die Gründung des damals eigenen Modelabels nutzte – eine unkonventionelle Entscheidung zu der Zeit. Zu diesem Zeitpunkt lernte er auch Sandra Volz kennen, die an der Hochschule als Dozentin tätig war.
„Die Leidenschaft, die Fragen und das Interesse, das ich damals an der Hochschule im Unterricht gespürt habe, führten dazu, dass ich Rafy Ahmed in der Beratung unterstützt habe und MOROTAI letztendlich sogar in die Fernsehsendung ‚Die Höhle der Löwen‘ (2017) begleitet habe“, sagt Sandra Volz.
Der Start des Unternehmens erfuhr einen kometenhaften Aufstieg, nicht zuletzt durch die Teilnahme an der Fernsehsendung ‚Die Höhle der Löwen‘, die Morotai eine beispiellose Sichtbarkeit und anfänglichen Hype bescherte. Ein solcher Weg sei definitiv nicht normal, betonte Sandra Volz in der privaten Runde und natürlich erhöhe dies auch die Fallhöhe.
Für das Sportunternehmen aus Birkenfeld ging es steil nach oben. Der plötzliche Ruhm brachte jedoch nicht nur Vorteile, sondern stellte das junge Unternehmen vor Marketing-Herausforderungen, auf die es nicht ausreichend vorbereitet war. Rafy Ahmed gesteht rückblickend: „Nach dem anfänglichen Hype kamen wir schnell in den normalen Geschäftsalltag, in dem der anfängliche Enthusiasmus nachließ.“ Dieses Mal soll es besser laufen: „Die langfristige Finanzplanung war ein Schwachpunkt.“ Malisa Engl, neue Leiterin des Controllings, werde die Zahlen strenger im Blick behalten. Zuletzt war sie als Controllerin beim Kosmetikhersteller Börlind in Calw tätig.
Sandra Volz hat selbst eine Zeit lang in der Insolvenzberatung gearbeitet, sie sagt in der Krise verändern sich Menschen, bei Rafy Ahmed sei ihr das nicht aufgefallen. Er betont, dass Aufgeben für ihn keine Option sei. Natürlich sei die Zeit nervenaufreibend gewesen, und auch er war am Limit, aber er selbst sei in einfachen Verhältnissen groß geworden, und selbst wenn der Management-Buy-Out nicht geklappt hätte, das Wissen hätte ihm ja niemand wegnehmen können. Gemeinsam mit Josua Kargoll hätte er auch die unterschiedlichsten Szenarien durchgespielt. Scheitern, so sagt Rafy Ahmed, hätte in Deutschland immer so etwas Negatives, in anderen Ländern sei das anders. Auch wenn Krisen keine schönen Momente sind, durch sie lernt man oft am meisten, eine Lebensweisheit, der wohl viele zustimmen. Schaut man sich das Wort FEHLER an, so merkt man, dass durch eine andere Zusammensetzung der Buchstaben das Wort HELFER werden kann.
In der Welt des Unternehmertums sind Inspirationen vielfältig und stammen oft von den Branchenführern. Die minimalistische Sportbekleidung von MOROTAI, bestehend aus den Farben Schwarz, Weiß und Grau, ist nicht nur stilvoll, sondern auch vielseitig kombinierbar. „Als Gründer orientiere ich mich an Nike für Branding-Exzellenz, an Y3 (Adidas-Submarke) für herausragendes Design und an Apple für Einfachheit und klare Botschaften. Aus diesem Grund haben wir die Kollektion auf 80 Teile reduziert die für die Marke und die Botschaft stehen, nämlich den aktiven Lebensstil zu fördern.“
Rafy Ahmed hat für angehende UnternehmerInnen ein paar Tipps: „Natürlich gibt es kein Allheilmittel für alle Herausforderungen, aber viele unternehmerische Lektionen lernt man erst in der Praxis. In schwierigen Zeiten ist es entscheidend, sich Unterstützung holen zu können. Ein robustes Netzwerk ist dabei das A und O. Heute zählen Anwälte, Steuerberater und Unternehmer zu meinem engsten Kreis, was mir Sicherheit und Vertrauen gibt. Unternehmertum ist kein Einzelspieler-Spiel; es ist stets ein starkes Team aus unterschiedlichen Talenten und Fähigkeiten, die zusammen das Ganze ausmachen. Das zu erkennen war für mich ein wichtiges Learning.“
„Als Pforzheimer Firma zu starten und uns treu zu bleiben, hat für uns eine besondere Bedeutung. Wir betrachten uns zwar als globales Unternehmen mit einer internationalen Ausrichtung, aber unsere Wurzeln liegen fest in Pforzheim, nicht zuletzt dank der kreativen Hochschule hier. Pforzheim ist der Ort, an dem unsere Reise begann, auch wenn es sicherlich nicht der einfachste Standort ist. Wir bemühen uns stets, talentierte Mitarbeiter zu gewinnen und eine Atmosphäre zu schaffen, die Begeisterung für Pforzheim weckt. Obwohl unser Hauptstandort nun in Heringsdorf liegt, bleibt unsere Verbindung zu Pforzheim durch unsere Zweigniederlassung bestehen. Diese lokale Präsenz ist uns wichtig, da sie unsere Wurzeln und unseren Ursprung widerspiegelt“, so Rafy Ahmed.
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