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Wirtschaftskraft ist in der Tat ein „Plus“ – ein Mehr an Themen, an Hintergründen und an Aktualität. Mit dieser Plattform wird die wirtschaftliche Kompetenz des Standortes Pforzheim medial begleitet und weit in die Region getragen.

Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Sandra Volz: Die Wegbegleiterin für kreative GründerInnen

Seit über zwei Jahrzehnten begleitet Sandra Volz ExistenzgründerInnen auf dem Weg in die kreative Selbstständigkeit. Über 355 Start-ups hat sie bereits betreut, und einige von ihnen, wie mabottie, act'ble, moodie, Jasmina Jovy, Lama Living, Soulmate 38, Haedren und Morotai, sind äußerst erfolgreich am Markt. In einem exklusiven Gespräch gibt Sandra Volz Einblicke in ihre Arbeit und teilt ihre Erfolgskriterien für Mode-Start-ups mit WirtschaftsKraft.
Sie bereichert die Start-up Szene. Die passionierte Unternehmerin Sandra Volz begleitet GründerInnen auf dem Weg zum Erfolg in der Modebranche. Foto: Christian Reister

von Tanja Meckler

"Wir brauchen Mode Start-ups. Wirtschaftswachstum und Entwicklung kommen immer von Start-ups.“
Sandra Volz

01.08.2023

Frau Volz eine Frage zu Einstieg: Ihr Leben in Logos gedacht, welche Marken haben sie beeinflusst?

Breuninger – Stetige Weiterentwicklung und immer auf dem neuesten Stand zu sein.

Lala Berlin – Sich treu zu bleiben und eine bestimmte Stilrichtung beizubehalten.

Veja – Nachhaltig und modern, ein klares starkes V als Logo, welches ich mit meinem Namen verbinde.

Yoshi Yamamoto – Gradlinig und höchste Qualitätsansprüche.

Sandra Volz trägt sportlich-elegante Kleidung und eine markante Brille. Die charismatische Unternehmerin ist seit vielen Jahren in der Modebranche zu Hause. Nach ihrer Ausbildung beim Kaufhaus Breuninger in Stuttgart und einem Studium der Textilbetriebswirtschaft in Nagold sammelte sie wertvolle Erfahrungen als Zentraleinkäuferin bei Heine in Karlsruhe. Ihre berufliche Laufbahn führte sie weiter zu den Unternehmen Wenz und Klingel in Pforzheim, bevor sie als leitende Angestellte im Einkauf zum Otto Versandhaus nach Hamburg wechselte. 2002 wagte sie den Schritt in die Selbstständigkeit und erfüllte sich damit einen lang gehegten Traum. Ihre FCC Karrierefabrik hat inzwischen einen festen Platz in der Textil- und Modebranche eingenommen. Aufstrebende GründerInnen schätzen sie als Inspirationsquelle und Mentorin auf einem für sie bedeutungsvollen Weg.

Was ist Ihre Leidenschaft, wenn es darum geht, mit Gründerinnen und Gründern zu sprechen?

Sandra Volz: Meine Leidenschaft besteht darin, mit GründerInnen zu sprechen, die eine gute Idee haben und von der Motivation getrieben sind, diese zu realisieren. Ich habe lange Zeit als klassische Beraterin Insolvenzen beraten und dabei erkannt, dass ich als Ausgleich auch Start-ups betreuen möchte. Es erfüllt mich, GründerInnen über einen längeren Zeitraum zu begleiten, auch wenn nicht alle Phasen der Gründung immer reibungslos verlaufen. Ich genieße es, Wegbegleiterin für Menschen zu sein, die sich auf einen so bedeutenden Weg begeben.

Warum glauben Sie, dass es noch mehr Mode-Start-ups braucht?

Sandra Volz: Es mag zunächst skeptisch erscheinen, wenn Branchenfremde beispielsweise bedruckte Shirts auf den Markt bringen wollen. Doch meine Erfahrung zeigt, dass die Leidenschaft und Besonderheit einer Idee den Ausschlag geben. Selbst in scheinbar gesättigten Märkten wie dem der bedruckten Shirts kann eine innovative Idee mit einer einzigartigen Geschichte und Vision erfolgreich sein und sich differenzieren. Junge GründerInnen haben oft den Mut, herkömmliche Denkmuster zu durchbrechen und neue Wege zu gehen. Dadurch können sie die Modebranche nachhaltig prägen und vorantreiben. Insgesamt schaffen Mode-Start-ups nicht nur neue Produkte, sondern auch neue Arbeitsplätze und innovative Geschäftsmodelle. Sie bringen frische Impulse in die Branche und beleben den Markt.

Frau Volz, wann ist aus Ihrer Sicht eine Idee reif, um in die Umsetzung zu gehen?

Sandra Volz: Als ehemalige Modeeinkäuferin lege ich großen Wert auf die Analyse der Rahmenbedingungen. Gesellschaftlicher Konsum, wirtschaftliche Bedingungen, Trends und Innovationen spielen eine entscheidende Rolle bei der Bewertung von Ideen. Manche Ideen machen mich nervös, weil sie am Puls der Zeit sind und schnell auf den Markt müssen. Andere Ideen haben hingegen mehr Zeit, um zu reifen. Entscheidend ist auch, dass die Gründerin oder der Gründer selbst das Gefühl hat, bereit für die Umsetzung zu sein.

„Manche Ideen machen mich nervös, weil sie am Puls der Zeit sind“

Am Puls der Zeit war auch die Idee von Romy Heße aus Remchingen und ihrer Mitgründerin Kimi Jobson. Als Mamas orientierten sie sich beruflich nochmal neu und gründeten ein gemeinsames Start-up.

Mitten im Wochenbett hat uns das Gefühl eingeholt unseren Swag verloren zu haben. Nichts lief mehr, außer die Milch. Und die lief erst gar nicht und dann im Überfluss. Und dann noch diese langweiligen Hygieneprodukte. Im BH und im Schlüppi und dieser Müll aus Hygieneprodukten und Windeln – Gefühlschaos to the fullest!

Romy Heße & Kimi Jobson, Gründerinnen moodie

Die Idee für eine ultimative Stilleinlage und das Start-up „moodie“ war geboren. Das Problem: Die beiden Frauen waren branchenfremd. In Sandra Volz fanden sie ihre Wegbegleiterin. Aus einem ursprünglich angedachten zwei Stunden Termin, mit dem Ansatz „dann verstehen wir die Welt“, wurde eine ganze Wegstrecke. Mit Erfolg: Die knallbunten Stilleinlagen mit den frechen Sprüchen sind sehr gefragt, eben am Puls der Zeit.

Wir haben Frau Volz im Rahmen einer Gründungsförderung des RKWs (Anmerkung der Red. Das RKW Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft e.V. ist als bundesweites Netzwerk regional und überregional aktiv) kennengelernt. Wir hatten eine tolle Idee zu unserem Produkt aber keine Strategie wir wir das unter nachhaltigen Bedingungen produzieren können. Frau Volz hat uns geholfen einen nachhaltigen und fairen Produzenten zu finden. Ihr Intro hat uns dahin gebracht wo wir heute stehen. Neben der Produzentensuche hat Sie uns einen professionellen Drive gegeben und mit uns eine Businessstrategie und Vertriebsstrategien erarbeitet. Wir sind ihr sehr dankbar für Ihre Beratung und würden es jedem empfehlen. So wird aus einer Idee auch eine Erfolgsgeschichte.

Romy Heße, Mitgründerin „moodie“

„Ich habe langjährige Erfahrung in der Modebranche und kenne die Herausforderungen der Produktion. Für Start-ups, die branchenfremd sind, ist es besonders wichtig, diese Stolpersteine zu meistern, um langfristigen Erfolg zu gewährleisten. Ich betrachte die Idee kritisch und achte darauf, ob das Gründerteam geeignet ist und wie ich die Idee einschätze. Wenn ich Bedenken habe, stehe ich nicht zur Verfügung.“ Mit einem verschmitzten Lächeln fügt sie hinzu, viele meiner KollegInnen bezeichnen mich als sehr kritisch. „Dass ich jemanden, den ich bei der Gründung betreut habe, dann auch in der Insolvenz begleitet habe, diesen Fall gab es bisher nicht.“ Eine Gründerin habe freiwillig aufgegeben, aber das sei eher ungewöhnlich, meint Volz.

Den Nachwuchs fördern als Dozentin

Ihr Wissen möchte Sandra Volz nicht nur auf eigene Projekte beschränken, sondern auch an die jüngere Generation weitergeben. Aus diesem Grund engagiert sie sich als freie Dozentin an der Hochschule Pforzheim und in anderen Einrichtungen wie zum Beispiel dem Emma Kreativzentrum. Durch ihre Tätigkeit als Dozentin inspiriert sie angehende UnternehmerInnen und fördert den Nachwuchs in der kreativen Branche. Als Referentin an der Hochschule Pforzheim traf Sandra Volz unter anderem den damaligen Studenten Rafy Ahmed (Gründer von „Morotai“). In einem Interview mit dem RKW bewertete Rafy Ahmed ihren Input als „die besten fünf Tage meines Studiums.“ Auf die Frage, ob ihr ein Start-up von den mehr als 355, besonders im Gedächtnis geblieben sei, muss Sandra Volz nicht lange überlegen. Die klare und entschlossene Antwort lautet: „Morotai“.

„Die Leidenschaft, die Fragen und das Interesse, das ich damals an der Hochschule im Unterricht gespürt habe, führten dazu, dass ich Rafy Ahmed in der Beratung unterstützt habe und Morotai letztendlich sogar in die Fernsehsendung ‚Die Höhle der Löwen‘ (2017) begleitet habe. Da musste dann ganz schnell ein Businessplan her, den haben wir dann initiiert. Und jetzt Jahre später ab und zu noch Kontakt zu haben, das ist toll. Es ist faszinierend zu sehen, wie sich ein Projekt durch Erfolg und Engagement weiterentwickelt. Und ich bin beeindruckt davon, wie bodenständig der Gründer geblieben ist“, erzählt Sandra Volz.

Frau Volz, sie haben bereits 355 Start-ups betreut. Wie wählen Sie Ihre Projekte aus?

Ich selektiere stark und übernehme nur Projekte, bei denen ich glaube, dass sie eine Chance auf Erfolg haben. Einige meiner Betreuungen erstrecken sich über einen langen Zeitraum und umfassen Aspekte wie Businessplan, Finanzplanung und Coaching. Die Erfolgsquote der von mir betreuten Start-ups ist hoch, da ich die Verantwortung dafür trage, dass sie eine reelle Chance haben, sich am Markt zu behaupten.

Welche drei Ratschläge würden Sie GründerInnen für einen erfolgreichen Elevator Pitch geben?

Sandra Volz: Ein erfolgreicher Elevator Pitch sollte einen starken Start haben. Dabei sind Mimik, Gestik und Haltung zu beachten. Die Geschichte hinter der Idee sollte Gänsehaut auslösen und Emotionen wecken. Abschließend muss der Call-to-Action überzeugend sein und das Interesse der ZuhörerInnen wecken. Wie verlasse ich das Ganze wieder? Das sind die drei Hauptthemen.

Training und Übung sind entscheidend, um sich weiterzuentwickeln und den Pitch perfekt zu gestalten. Zum Schluss berichtet Sandra Volz stolz über einen ihrer Schützlinge, den sie kürzlich betreut hatte. Er sei derjenige gewesen, der die meisten Fragen gehabt hätte und so unsicher und unzufrieden mit sich selbst gewesen sei. Und genau dieser Typ hätte dann die Bühne dermaßen gerockt und im entscheidenden Moment „the best pitch of the day“ hingelegt. Diesen Weg mitzuerleben, zu begleiten und auch zu gestalten, sei Freude pur.

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