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Wirtschaftskraft ist in der Tat ein „Plus“ – ein Mehr an Themen, an Hintergründen und an Aktualität. Mit dieser Plattform wird die wirtschaftliche Kompetenz des Standortes Pforzheim medial begleitet und weit in die Region getragen.

Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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16+ im Gespräch mit Christian Saalfrank, Geschäftsführer Ornamenta

Snackable Content, diesmal mit Dr. Christian Saalfrank. Wir sprachen unter anderem über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Franz Schubert und einen klar, begründeten Gedanken.
Christian Saalfrank Geschäftsführer Ornamenta. Foto: Thomas Meyer / Pforzheimer Zeitung

03.05.2023

"Mich treibt an: Neugierde, vielfältige Interessen, immer wieder auch Menschen in ihrer Vielfalt– und Sehnsucht natürlich auch – danach, gesehen zu werden, geliebt auch, von nahen Menschen, geachtet von etwas Ferneren. Kunst ist mir dabei ganz zentral, weil sich hier immer wieder Wege finden jenseits von gelernten Lösungen, überraschendes, inspirierendes, schönes, berührendes, anregendes."
Dr. Christian Saalfrank

Der 52jährige Kulturmanager Dr. Christian Saalfrank, Vater von vier inzwischen erwachsenen Söhnen, ist seit Sommer 2022 als Geschäftsführer der Ornamenta gGmbH für die Entwicklung und Produktion eines neuen Kulturformates für die Region Nordschwarzwald verantwortlich. Tiefes Verständnis für künstlerische Prozesse, Kommunikation in interessenvielfältigen Kontexten und unternehmerische Praxis hat er sich in vielfältigen beruflichen Stationen erworben – meist eigenverantwortlich, außerhalb fester Institutionen. Vor allem der Wechsel zwischen künstlerischen Feldern – Geschäftsführer und Produzent zeitgenössischer Musik-(Theater)werke, Geschäftsführer Sponsoring beim Schleswig-Holstein Musik Festival – und langjähriger Tätigkeit in stärker unternehmerischen Funktionen waren prägend.

Eine große Familie ist teuer – wir haben noch im Studium unsere vier Kinder bekommen und mussten dann beruflich gleich voll durchstarten. Der klassische Weg „durch die Institutionen“ war mir deshalb verschlossen.

Dr. Christian Saalfrank

1.Wann stehen Sie in der Regel morgens auf?

Zwischen 6.00 Uhr und 6.30 Uhr, dann lese ich erstmal Zeitungen bei Kaffee im Bett.

2. Sind Sie ein Frühstückstyp und falls ja, was geht immer?

Frühstück ist für mich die wichtigste Mahlzeit am Tag. Ich wechsle zwischen drei Varianten: Müsli mit Obst, Brot herzhaft oder Rührei.

3. Was ist Ihr Lieblings Büro-Outfit?

Hemd, Sakko, Hose, Schuhe.

4. Der erste Klick am Morgen, gilt welcher Seite?

„Hey Siri, spiele den Sender Deutschlandfunk“ und dazu auf dem iPad FAZ und Handelsblatt.

5. Zu welcher Tageszeit sind Sie am produktivsten?

Vormittags, nachmittags, abends und nachts – je nach Anforderungsprofil und Tätigkeit

6. Fixer Arbeitsplatz oder Smart Office?

Im Office fix – in der Regel bin ich aber unterwegs in meiner Region. Konzentriertes Arbeiten geht am besten im Homeoffice.

7. Digital Tools gibt es viele, welches ist Ihr Favorit?

Ohne Cloud würde ein Arbeiten, wie ich es praktiziere, nicht gehen.

8. Wer war / ist für Sie ein Vorbild?

Vorbild für was? Ja, es gibt Charaktere, die ich spannend finde, interessante Menschen, denen ich begegnen durfte, jemand, der intellektuell etwas zu sagen hat oder kreativ Spannendes schafft. Aber je näher man sich mit Menschen beschäftigt, desto mehr erkennt man doch auch oft Untiefen, Eitelkeiten, schmutzige Ecken und andere Seiten.
Aktuell beeindruckt mich aber uneingeschränkt der Mut und die Standhaftigkeit der belarussische Menschenrechtskämpferin Swetlana Tichanowskaja.

9. Die beste Strategie gegen unproduktive Meetings?

Selber die Moderation übernehmen.

10. Wie überleben Sie einen richtig schlechten Tag im Büro?

Wenn es von meiner Seite aus mal richtig schlecht geht: Abbrechen, Kopf freibekommen (Sport, Musik machen, viel schlafen) und mich mental auf den besseren nächsten Tag vorbereiten.

11. Was inspiriert Sie?

Gute Musik und ein spannender, klar formulierter und begründeter Gedanke.

12. Beruf und Familie lässt sich gut vereinbaren? Wo sehen Sie Handlungsbedarf?

Familien geht es in Deutschland nicht gut – und damit vielen Kindern nicht. Wir waren privilegiert und konnten unseren vier Söhnen viel bieten. Aber generell ist ein Paar mit Kindern in der beruflichen Summe für beide immer im Nachteil gegenüber einem kinderlosen Paar. In Deutschland bedeuten Kinder materiellen Verzicht in der Gegenwart und in der Zukunft. So groß der immaterielle Gewinn des Elternseins auch sein mag, ist die strukturelle Fehlallokation doch offensichtlich: die Gesellschaft schrumpft, wir sind auf Arbeitskräfte von außen angewiesen. Hier ist es Zeit für ganz neue, innovative gesamtgesellschaftliche Ansätze.

13. Was ist Ihnen mal gehörig misslungen?

Ganz Vieles. Aber das ist doch die Voraussetzung dafür, es besser machen zu wollen. Beruflich: in meiner Frühphase einmal auf Anforderung arglos eine Rechnung mit falschem Umsatzsteuerausweis ausgestellt zu haben. Das war bitterst, ging aber zum Glück gut aus.

14. Lieblingsfilm?

Einen Film, der mich als Jugendlicher beim heimlichen Schauen extrem faszinierte: „Duell“ von Spielberg. Den habe ich mir zuletzt wieder einige Male angeschaut. Seither habe ich in Faible für Roadmovies.

15. Wen würden Sie gerne einmal treffen und was würden Sie dann gerne mit dieser Person diskutieren?

Den 60jährigen Franz Schubert und von ihm alles über seine Kompositionen aus den vergangenen 29 Jahren erfahren.

16. Was wollten Sie als Kind werden?

Das hatte natürlich verschiedene Phasen. Geprägt hat mich aber ein Bild: Von meinem Kinderzimmer aus konnte ich sehr weitflächig auf die Fassade eines Verwaltungsgebäudes schauen. Über mehrere Stockwerke und die lange Fensterfront sah ich den ganzen Tag sitzende Menschen – das sollte nicht „der Rest meines Lebens“ sein.

Angenommen Sie treffen auf eine fremde Person, die sie besser kennt, als Sie sich selbst, fänden Sie das spannend oder gruselig?

Abgesehen von Fragen der Ich- und Selbst-Definition hängt das von der Intention der Person ab. Will sie mich überwachen: gruselig. Ist Sie an mir interessiert: hochspannend.

Das Interview führte Tanja Meckler.

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