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Wirtschaftskraft ist in der Tat ein „Plus“ – ein Mehr an Themen, an Hintergründen und an Aktualität. Mit dieser Plattform wird die wirtschaftliche Kompetenz des Standortes Pforzheim medial begleitet und weit in die Region getragen.

Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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16+ im Gespräch mit Judith Graffmann, Illustratorin und Grafik-Designerin

Judith Graffmann hat an Trickfilmen wie Käpt'n Blaubär oder Pocahontas mitgearbeitet und sie weiß wie es ist Maskottchen zu erschaffen. Sie ist die Frau hinter Kai dem Hai, dem Maskottchen des Europabades Karlsruhe. Für die Stadtwerke Pforzheim hat sie das kleine Stromwesen Stromi als 2D Werbe-Figur entwickelt. In unserer 16+ Reihe stellt sie sich diesmal unseren etwas eher unkonventionellen Fragen.
Schon im Alter von 14 Jahren wusste Judith Graffmann, dass sie Trickfilmzeichnerin bei W. Disney werden wollte. Foto: Stefanie Morlok

16.04.204

"Als kreative Seele treibt mich die Abenteuerlust und Neugier immer wieder dazu, meine eigenen Grenzen zu testen und Neues auszuprobieren. Durch Standortwechsel und das bewegte Leben bekomme ich viele neue Impulse. Viel mehr, als wenn ich statisch im gleichen Umfeld bleiben würde. Zugegeben - es ist manchmal anstrengend, sich aus der eigenen Komfortzone zu bewegen. Aber ich sehe mein Leben als große Reise, die mir Spannendes bietet, auch wenn es mal ungemütlich dabei wird."
Judith Graffmann

Judith Graffmann ist als Tochter von zwei Pforzheimer Gymnasiallehrern aufgewachsen. Sie ist eine wahre Weltenbummlerin in der Welt der Kreativität. Mit einem außergewöhnlichen Traum im Herzen und einer gehörigen Portion Entschlossenheit machte sie sich auf den Weg, um Trickfilmzeichnerin bei Walt Disney zu werden. Durch die Kontakte eines Familienfreundes, eines Redakteurs beim WDR, ergab sich die Möglichkeit für sie, bereits mit 16 Jahren ihr erstes Praktikum im Trickfilmstudio von Uli Meyer Animation in London zu absolvieren – alles selbst organisiert, inklusive Flug und Unterkunft.

Nach dem Abitur am Hebelgymnasium Pforzheim und einem Grafikdesign-Studium verfolgte sie tatsächlich zunächst die Karriere als Trickfilmzeichnerin. Ihr Glücksgriff war der Start beim ersten „Space Jam“-Film, der viele Zeichner für Warner Bros. benötigte. Dieser Erfolg ebnete ihr den Weg nach Toronto, Kanada, zu Walt Disney Animation Canada, wo sie an verschiedenen Projekten wie „Beauty & the Beast – Enchanted Christmas“, „Pocahontas – Reise in die Neue Welt“, „Winnie Pooh“ und der „Mouseworks“-Serie arbeitete. Zusätzlich war sie an deutschen Trickfilmen wie „Käpt’n Blaubär“ und „Lars, der kleine Eisbär“ beteiligt.

Katze Lucky hilft als kreative Unterstützung. Foto: Stefanie Morlok

Ab 2000 wurde der handgezeichnete Trickfilm zunehmend durch CGI (Computer Generated Imagery, Computeranimation in der Filmkunst) abgelöst, eine Richtung, die sie nicht weiter verfolgen wollte. Deshalb war das der Zeitpunkt für einen Richtungswechsel und eine Art Rückbesinnung auf Grafik Design mit Schwerpunkt Illustration. 2007 machte sie sich nach drei Jahren Agenturarbeit selbstständig, zuerst im Raum Frankfurt und später in Pforzheim. Im Kreativzentrum EMMA hatte sie ein paar Jahre lang ein schönes eigenes Büro. Ihr Auftragsschwerpunkt lag dabei immer im Bereich Familienmarketing und dem Gestalten von Werbematerialien für Kindermarken, Kinderevents und  Illustrationen für Kampagnen für Kinder und junge Familien. Diese Ausrichtung sei hauptsächlich ihrem cartoonigen Disney Zeichenstil geschuldet, erzählt Judith Graffmann. Außerdem liege ihr die Zielgruppe Kinder gestalterisch und inhaltlich am Nächsten. Das ist bis heute so.

Judith Graffmann in ihrem Element. Foto: Stefanie Morlok

Geändert hat sich, dass Judith Graffmann seit 2021 als digitale Nomadin zwischen Kroatien am Meer und Pforzheim im Schwarzwald unterwegs ist, ein festes Büro braucht sie nicht. Grund dafür ist unter anderem ihre Leidenschaft für das Tauchen. Zudem arbeitet ihr Lebensgefährte bei Rovinj in Istrien als Tauchlehrer.

1. Womit kann man Ihnen immer eine Freude bereiten?

Mit einer Tafel Lindt-Schokolade.

2. Was ist Ihnen in Ihrer Karriere bisher besonders geglückt?

Der Karrierestart als Zeichnerin am Trickfilm „Space Jam“ von Warner Bros., dass ich bei Walt Disney arbeiten konnte und  später in der Selbstständigkeit dann die längjährige, intensive Zusammenarbeit mit dem Stiftehersteller Staedtler. Wenn Sie im Laden eine Stifte Verpackung von Staedtler in die Hand nehmen, ist die Illustration darauf  ziemlich sicher von mir.

3. Wie sieht ein ideales Wochenende für Sie aus?

Schönes Frühstück und rauß in die Natur – wandern, schwimmen oder tauchen.

4. Welche Ziele haben Sie sich (beruflich oder privat) für die nächsten Monate gesetzt?

Ich möchte neue Kunden für nachhaltige Projekte im Bereich Umweltschutz, Müllvermeidung/Recycling und Meeresschutz gewinnen, weil mir die Nähe zum Meer dieses Thema so eindringlich vor Augen führt. Also inhaltlich würde ich mich gern etwas mehr auf diese Themen fokussieren.

5. Was ist das Lustigste oder Verrückteste, das Ihnen je passiert ist?

Der berühmte Trickfilmzeichner und Erfinder von „Roger Rabbit“, Richard Williams, hat mir  nach einem Vortrag beim Abendessen in großer Runde einen Roger Rabbit auf eine Papierserviette gezeichnet – mit persönlichem Gruß. Alle anderen tollen Zeichner, die an dem Workshop teilgenommen hatten, waren total neidisch. Ich war da ein absoluter niemand und noch ganz grün hinter den Ohren – und hab so ein geniales Andenken bekommen! Die Serviette mit Zeichnung hat natürlich einen extra Goldrahmen bekommen!

6. Welcher Ort ist für Sie der schönste der Welt?

Am Meer – vorzugsweise unter Wasser.

7. Wohin würden Sie reisen, wenn Sie eine Zeitmaschine hätten?

Da bin ich zwiegespalten: entweder zurück in die Empire-Zeit um 1800 (wegen der Kleider) oder nach vorne in die Zukunft, um zu sehen, wohin die Reise geht.

8. Welchen Song hören Sie immer wieder gerne?

Sehr sehr viele Songs. Zeichnen geht zur Musik am Besten. „Sowieso“ von Mark Forster ist immer ein Favorit

9. Was sind Ihre Stärken / Schwächen?

Stärken wären wohl: ich habe viele neue Ideen, sprühe vor Energie und verbreite gute Stimmung . Meine großen Schwächen: ich kann mir Namen nicht merken, habe ein sehr schlechtes Verhältnis zu Zahlen (Mathematik ist mein Alptraum) und ich bin sehr ungeduldig.

10. Was war der beste Ratschlag, den Sie jemals bekommen haben und warum?

Ein guter Rat, den meine Mutter mir  immer wieder sagt: Wenn du eine Entscheidung getroffen hast, vergiss die Alternativen. Ich neige dazu, immer wieder hin- und herzuschwanken. In vielen Situationen hat mir dieser Satz dann geholfen, den eingeschlagenen Weg weiterzuverfolgen und auch, nicht in Wehmut zurückzuschauen und mich zu fragen, was wäre gewesen, wenn….

11. Wie würde sich Ihr Leben verändern, wenn Sie aus finanzieller Sicht nicht mehr arbeiten müssten?

Ich würde vermutlich einerseits mehr reisen, andererseits viele meiner Herzensprojekte umsetzen, die derzeit einfach hinter bezahlten Aufträgen anstehen müssen.

12. Welche 3-5 Werte sind Ihnen besonders wichtig?

Ehrlichkeit, Verantwortungsbewusstheit,  Zuverlässigkeit,  Freiheit, Optimismus und Humor.

13. Was darf in Ihrem Kühlschrank nicht fehlen?

Schokolade.

14. Welches Buch könnten Sie mehrmals lesen?

Alle Bücher von Terry Pratchett, besonders „Small Gods“.

15. Welche Erfindung ist für Sie die bedeutendste?

Als Zeichnerin: die Erfindung des Bleistifts Als Taucherin: Die Erfindung des Atemreglers.

16. Was müsste Ihrer Meinung nach dringend erfunden werden?

Seit Raumschiff Enterprise warte ich darauf dass Beamen endlich Realität wird.

+ Mal angenommen, Sie könnten die ganze Welt erreichen:
Welche Botschaft(en) würden Sie den Menschen mitteilen?

Schwierig. Vermutlich so etwas wie: Behandle deinen Nächsten so, wie du selbst behandelt werden möchtest.

Das Interview führte Tanja Meckler.

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