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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Thomas Waidner GmbH

Produkte der Thomas Waidner GmbH sind jedem schon unwissentlich begegnet. Das Unternehmen aus Tiefenbronn produziert Stanzteile, die in vielen alltäglichen Geräten verbaut sind. Die Geschicke des Unternehmens lenken zwei Schwestern in der zweiten Generation.
Jasmin Waidner verantwortet den technischen Bereich des Unternehmens. Foto Tilo Keller

27.11.2024

von Claudia Keller

Jasmin Waidner und Sandra Struck sind vor zwei Jahren in große Fußstapfen getreten. Die beiden Schwestern haben zusammen das Unternehmen ihres Vaters übernommen. „Es war eine harte Zeit“, sagt Jasmin Waidner im Rückblick auf ihre Anfangszeit in der Unternehmensverantwortung. Als die erhoffte Unterstützung durch einen zusätzlich eingestellten Geschäftsführer ausblieb, musste Jasmin Waidner zwangsläufig alles selber in die Hand nehmen. „Das hat mich vorangetrieben. Ich habe mich selber weiterentwickelt“, sagt sie. Zum Glück konnte sie sich auch auf die Unterstützung durch ihren Vater verlassen, der das Unternehmen zu dem gemacht hat, was es heute ist.
Thomas Waidner kann auf über 50 Jahre Berufserfahrung zurückblicken. Im Jahr 1991 hat er die damals noch sehr kleine Firma in Tiefenbronn-Mühlhausen übernommen und nach und nach ausgebaut. Im Jahr 2009 zog das Unternehmen schließlich in einen stattlichen Neubau im Ortsteil Tiefenbronn und hat der darauffolgenden allgemeinen Wirtschaftskrise erfolgreich getrotzt.

Ein Folgeverbundwerkzeug beim Stanzen. Foto: Tilo Keller

Experten für Stanztechnik

Die Firma Waidner ist heute ein Spezialist im Bereich Stanz- und Umformtechnik, Werkzeugbau und Baugruppenmontage. Komplexe Aufgaben sieht das Familienunternehmen als Herausforderung und punktet auch bei schwierigen Aufgaben mit Präzision, erstklassiger Qualität und Termintreue. Die Werkzeuge für die Produktion werden komplett im Hause hergestellt. Die produzierten Stanzteile kommen in verschiedenen Branchen zum Einsatz, vor allem in den Bereichen Telekommunikationstechnik, Maschinenbau, Bauindustrie, E-Mobilität und Medizintechnik. Aber auch in Haushaltsgeräten und Powertools für Handwerker werden Teile aus Tiefenbronn eingebaut.
Verarbeitet werden Streifendicken von 0,1 Millimeter bis zu sechs Millimeter. Eine besondere Spezialität des Unternehmens ist das Formen von Gewinde während des Stanzprozesses. „Das hat sechs Jahre Entwicklung gebraucht“, sagt Jasmin Waidner. „Wir sind der einzige Hersteller, der das weltweit macht.“ Die Kunden kommen vor allem aus Deutschland, wobei die Teile an deren Produktionsstandorte weltweit geliefert werden.

(v.l.n.r.): Sandra Struck, Thomas Waidner und Jasmin Waidner stehen für Qualität in Werkzeugbau, Stanz- und Umformtechnik der Thomas Waidner GmbH. Foto: Tilo Keller

Zweite Generation am Ruder

Der Generationenwechsel im Jahr 2022 war ein längerer Prozess. Die Planung der Übergabe wurde bereits im Jahr 2018 angestoßen. Die Hochschullehrerin, Autorin und Beraterin Professor Dr. Birgit Felden hat die Familie bei den Vorbereitungen unterstützt. Praktischerweise verteilen sich die Neigungen der beiden Schwestern so, dass sie die Geschäftsführung untereinander aufgeteilt haben. „Ich mache den technischen Part und meine Schwester den kaufmännischen Bereich“, sagt Jasmin Waidner. Sandra Struck hat Steuerfachangestellte gelernt und nach drei Jahren Berufserfahrung Betriebswirtschaftslehre studiert. Jasmin Waidner hat zunächst Feinwerkmechanikerin gelernt. Auf Wunsch Ihres Vaters wurde sie nicht im eigenen Hause, sondern bei einem anderen Unternehmen ausgebildet. Nach zwei Jahren Berufserfahrung ließ Jasmin Waidner den Techniker im Maschinenbau in einer zweijährigen Vollzeitausbildung folgen. „Ich bin froh, dass meine Schwester den kaufmännischen Teil macht“, sagt Jasmin Waidner. „Ich bin ein Macher, ich muss sehen, was gemacht worden ist und dass es vorwärts geht. Am Ende des Tages brauche ich ein Ergebnis.“ Bei der Buchhaltung sehe sie das eher nicht, auch wenn das ein wichtiger Teil der Firma ist.“
Das Unternehmen zählt heute 45 Mitarbeiter, darunter fünf Auszubildende zum Feinwerkmechaniker. In diesem Jahr ist erstmals eine weibliche Ausbildende dabei. „Als mein Vater das Geschäft übernommen hat, war meine ältere Schwester drei Jahre alt“, erklärt Jasmin Waidner. „Viele Mitarbeiter kennen uns von klein auf.“ Die meisten Mitarbeiter sind dem Betrieb schon seit vielen Jahren treu verbunden. Selbst der allererste Lehrling von Thomas Waidner gehört heute noch dem Unternehmen an.

Mit dem Erweiterungsbau für das Unternehmen richtet sich der Blick der Familie Waidner in die Zukunft. Foto: Tilo Keller

Ergänzender Neubau

Aktuell steht die Erweiterung am Standort an. „Als mein Vater damals das Gebäude in Tiefenbronn gebaut hat, sagte er, dass das für die nächsten 30 Jahre reicht“, erinnert sich Jasmin Waidner. „Aber der Platz ist uns bereits ausgegangen, weshalb wir jetzt anbauen müssen.“ Das Gebäude mit rund 2.000 Quadratmetern reicht längst nicht mehr aus, weshalb in der Nachbarschaft zusätzliche Flächen angemietet wurden. Zukünftig soll das Material am eigenen Gelände untergebracht werden. Auf dem Grundstück des Unternehmens wurden in zwei Richtungen Erweiterungen begonnen, die nach Fertigstellung rund 2.500 Quadratmeter zusätzliche Fläche bieten werden. „Mein Vater kümmert sich um den Bau, das könnte ich neben der Arbeit nicht auch noch machen“, sagt Jasmin Waidner. Um Stillstand im Betrieb zu vermeiden, ist zunächst angedacht, den Anbau im hinteren Bereich fertigzustellen, um das Material aus der Produktion einlagern zu können. Danach soll die Produktion verlängert werden. Für das neue Gebäude ist unter anderem geplant, eine zusätzliche große Stanzmaschine unterzubringen. Die neue Maschine soll eine Presskraft von 250 Tonnen erreichen. Die bisher größte Maschine im Hause hat 200 Tonnen Presskraft. Umso dicker die verwendeten Materialien, wie Kupfer, Messing, Titan oder Edelstahl sind, umso größer muss auch die Presskraft sein. Jasmin Waidner stellt fest, dass der Trend derzeit deutlich zu größeren Teilen geht, die eine hohe Presskraft benötigen. Aus diesem Grund liegt auch die Anschaffung der größeren Maschine nahe.

Fertige Teile aus der Stanzmaschine. Foto: Waidner
Mitarbeiter Damian Gremmelmaier bei der Reparatur eines Werkzeugs. Foto: Tilo Keller

Hohe Qualität

„Präzision ist sehr wichtig“, erklärt die Unternehmerin. Drei Mitarbeiter stehen ausschließlich für die Qualitätskontrolle bereit. Zudem wird die laufende Fertigung mit Messungen begleitet. Außerdem ist Firma Waidner zertifiziert nach ISO 9001 und ISO 14001. So liegt dem Familienunternehmen auch das Umweltmanagement am Herzen. Es wird darauf geachtet, bei Fertigungs- und Serviceprozessen den Energie- und Wasserverbrauch möglichst niedrig zu halten und Abfälle und Emissionen soweit wie möglich zu reduzieren. Die Photovoltaikanlage auf dem Dach des Firmengebäudes produziert seit dem Jahr 2014 Strom für den eigenen Verbrauch. Mit dem Neubau soll die Solaranlage verdoppelt werden. Außerdem ist eine große Zisterne zum Auffangen von Regenwasser geplant.
Ob Neubau oder alltägliches Geschäft – die zweite Generation strebt die Weiterentwicklung des Unternehmens mit viel Elan an.

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