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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Warum Intersport Schrey auf das Mehrwegsystem eines Pforzheimer Start-ups setzt

Pforzheim. Kein Einweg, sondern Mehrweg: Seit Ende Dezember 2023 versendet Intersport Schrey auf der Wilferdinger Höhe seine Ware mit wiederverwendbaren Verpackungen. Möglich macht es eine Kooperation mit dem Pforzheimer Start-up „wir.kiste.kreis“. Die Mission ist einfach: so viele Kreisläufe wie möglich mit dem Versand einer Kiste zu erreichen. Das spart Geld – und schont die Ressourcen. Davon sind jedenfalls beide Parteien fest überzeugt.
Machen es vor: "wir.kiste.kreis" -Mitgründer Rudolf Siegle (rechts) und Benedikt Theis, E-Commerce Manager bei Intersport Schrey. Foto: Thomas Meyer, Pforzheimer Zeitung

08.01.2024

von Katharina Lindt, Pforzheimer Zeitung

„Aktuell ist das Ziel von fünf Kreisläufen“, sagt Mitgründer und Geschäftsführer Rudolf Siegle. Dafür haben er und sein 11-köpfiges Gründungsteam nicht nur robuste Kisten und eine individualisierte Banderole entwickelt, sondern auch die Kreislauf-Plattform „reuse.me“, an der sie in den vergangenen Monaten gefeilt haben.

Wer die Kiste bei einem sogenannten Drop-Point – etwa ein DHL- oder Hermes-Shop – abgibt, wird belohnt. In der entsprechenden „reuse.me“-App können Kunden Pfand sowie Punkte sammeln oder am Glücksrad drehen und Sachpreise wie ein E-Bike oder ein Fairfone gewinnen. „Wir wollen Anreize schaffen, damit Kunden die Pakete in den Kreislauf bringen“, erklärt Siegle. Auch Coupons können „reuse.me“-Nutzer abstauben – für Unternehmen wie Intersport Schrey ist dies eine zusätzliche Werbemaßnahme, um neue Kunden in ihren Webshop zu locken, erklärt Benedikt Theis. Der E-Commerce Manager baute mit einer Kollegin vor zwei Jahren den Online-Shop auf. Für Intersport Schrey sei die Kooperation damit eine Win-win-Situation.

Intersport Schrey will durch Kooperationen Standort stärken

Schon länger ist zu beobachten, dass der Sportartikelhändler gerade mit jungen Firmen Kooperationen eingeht – etwa auch mit der Pforzheimer Sportbekleidungsmarke Morotai. Warum? „Wir versuchen, immer fortschrittlich zu denken und neue Wege zu gehen“, sagt Theis. Wichtig sei ihnen die regionale Partnerschaft. „Wir wollen hier etwas bewegen und die Region aktiv mitgestalten.“

Für Start-ups wie „wir.kiste.kreis“ sind solche Kooperation ein Booster. Neben Intersport Schrey wird auch der Einzelhändler Unikat aus Karlsruhe sowie Goldschmiedebedarf Fischer aus Pforzheim auf die Mehrweg-Kartons umsteigen. Geplant sind für den Anfang rund 2000 Sendungen im Monat. „Wir sind nicht teurer als Einweg-Lösungen“, sagt Siegle. Und das Ziel sei sogar, günstiger zu sein, je mehr Kreisläufe entstehen. Bei der zweiten Wiederverwendung gibt es demnach eine CO2-Einsparung von 39 Prozent. Mit den Versandtaschen, die aus einem 90-Gramm-Kraftpapier bestehen, gelinge dies sogar noch besser: Hier sei das Ziel, zehn Kreisläufe zu schaffen.

Auf der Suche nach Wagniskapital

Aktuell gibt es bundesweit 334 Drop-Points – „doch das ändert sich täglich“, sagt Siegle. Ende Januar sollen es bereits 1000 Stellen sein. Damit der Kreislauf effizient funktioniert, sind 2000 Annahmestellen und 100 000 Sendungen pro Monat anvisiert. So hofft das Start-up, auch strategische Partner von sich zu überzeugen.

Überzeugt hat „wir.kiste.kreis“ bereits die Black Forest Business Angels aus Freiburg. Ein Investor stieg mit 40 000 Euro ein, das führte dazu, dass sich das Start-up für das Landes-Förderprogramm Start-up BW qualifizierte – und so 160 000 Euro erhielt. 2024 will das Start-up auf die Suche nach weiterem Wagniskapital gehen. Auch wenn das Sammeln von neuen Geldern im aktuellen Zinsumfeld nicht einfach ist, bleibt das Team optimistisch, mit der „reuse.me“ eine Lösung für das Abfallproblem von Versandverpackungen gefunden zu haben.

Neue Vorgaben der EU

Rückenwind gibt ihnen dazu die Europäischen Union. Die Umweltminister der EU einigten sich darauf , bis 2040 den Verpackungsmüll um 15 Prozent zu reduzieren. Bis 2030 müssen demnach alle auf den Markt gebrachten Verpackungen recycelbar sein, bis 2030 sollen im E-Commerce zehn Prozent der Verpackungen Mehrweg sein. Zuvor muss aber das Europarlament zustimmen.

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