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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Vierter Automotive-Gipfel in Donaueschingen: Stimmung durchwachsen

Wo steht die Automobilindustrie beim technologischen Wandel hin zu nachhaltiger Mobilität? Unter der Überschrift „Transformation in schwierigem Umfeld gestalten“ richteten die Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwarzwald-Baar-Heuberg und die wvib Schwarzwald AG am 14. Juli 2022 den Automotive-Gipfel in den Donauhallen in Donaueschingen aus.
Eröffnung des Automotive-Gipfels in Donaueschingen. Von links: Thomas Burger (Präsident wvib Schwarzwald AG und Geschäftsführender Gesellschafter Burger Group), Dr. Harald Marquardt (Vorsitzender des Vorstands der Marquardt-Gruppe aus Rietheim-Weilheim und IHKVizepräsident), Moderator Andreas Richter, Keynote-Speaker Dr. Martin Koers, IHK-Präsidentin Birgit Hakenjos, Keynote-Speaker Tim Cole, Dr. Christoph Münzer (Hauptgeschäftsführer wvib Schwarzwald AG) und Thomas Albiez (Hauptgeschäftsführer IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg). © Michael Kienzler

Angesichts von steigenden Energiepreisen, Lieferkettenproblemen und Teilemangel ist die Stimmung durchwachsen – beim Blick in die Zukunft gaben sich die Branchenvertreter kämpferisch und optimistisch zugleich.

„Wir sollten uns nicht von Tiefdruckgebieten einschüchtern lassen, sondern den Sturm der Transformation nutzen."
Dr. Harald Marquardt, Vorsitzender des Vorstands der Marquardt- Gruppe aus Rietheim-Weilheim
Podiumsdiskussion zur Zukunft der Mobilität. Von links: Keynote-
Speaker Dr. Martin Koers, Keynote-Speaker Tim Cole, Dr. Harald Marquardt
(Vorsitzender des Vorstands der Marquardt-Gruppe aus Rietheim-
Weilheim und IHK-Vizepräsident) und Moderator Andreas Richter. Foto: Michael Kienzler

Thomas Burger, wvib-Präsident, fand in seiner Begrüßung deutliche
Worte: „Noch nie war die Welt der Automobilindustrie so in Aufruhr wie
heute“. Der Schonacher Unternehmer, selbst Automobilzulieferer, prangerte das Gebaren der Markenhersteller in der Krise an. Firmen wie
Mercedes und VW machen in der Krise Kasse – und drangsalieren die
Zulieferer, unter anderem indem sie Kosten in die Lieferkette weitergeben,
gleichzeitig aber kaum Preissteigerungen akzeptieren.

Thomas Burger (wvib-Präsident und geschäftsführender Gesellschafter
der Burger Group, Schonach) begrüßt die Gipfelteilnehmer. Foto: Michael Kienzler

Birgit Hakenjos, Präsidentin der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, betonte
in Ihrer Begrüßung dagegen die langfristigen Aussichten und gab
sich kämpferisch: „Wir wollen diesen Wandel aktiv mitgestalten – die
Voraussetzungen für eine erfolgreiche Transformation sind hier vor Ort
gegeben.“ Hakenjos betonte die strukturell guten Standortfaktoren der
Region, merkte aber zugleich auch an, dass die anstehenden Aufgaben
keine kleinen sind.

Der deutsch-amerikanische Internetpublizist Tim Cole nahm sich in seiner Keynote die Digitalisierung der Branche vor und verglich die digitale Transformation mit der Tektonik: „Erdplatten mögen sich nur langsam und unbemerkt bewegen – können aber schlagartig Erdbeben auslösen.“


Auch Dr. Martin Koers, langjähriger Geschäftsführer beim Verband der
Automobilindustrie (VDA), ging in seinem Vortrag „Beispiellose Krise
trifft beispiellose Transformation“ auf die schwierige Gemengelage der
Branche ein und stellte die Frage, ob die bisherigen Erfolgsfaktoren der
Branche auch in Zukunft Erfolg garantieren. Die von Burger angesprochenen Reibungen in der Lieferkette, Spannungen auf dem Weltmarkt, politische Regulierung ohne Technologieoffenheit, Silodenken in der Klimapolitik, schleppende Digitalisierung – Deutschland droht dadurch seine Spitzenposition zu verlieren. Koers appellierte an Politik und Unternehmen: „Wir, die das Auto erfunden haben, dürfen uns nicht die
Butter vom Brot nehmen lassen.“

Dr. Harald Marquardt, Vorsitzender des Vorstands der Marquardt-
Gruppe aus Rietheim-Weilheim und IHK-Vizepräsident, verbreitete mit
seiner Keynote unternehmerischen Optimismus. Ob Akkuschrauber,
Autoschlüssel oder Smartphone-Fahrberechtigungssysteme – anhand
dieser Beispiele illustrierte der Familienunternehmer, wie er und sein
Unternehmen sich der Zukunft stellen.
20 Prozent seines Umsatzes erzielt das Unternehmen in China – die
unruhige Lage im Land macht Marquardt trotzdem keine wirklichen Sorgen.

Die zehn Sessions des Gipfelnachmittags drehten sich dann um eine
Vielzahl an Zukunftstechnologien und -strategien – auch jenseits der
batterieelektrischen Mobilität. Synthetische Kraftstoffe, Wasserstofftechnologie, Klimaneutralität, Batterien „Made in Europe“, Laseranwendungen, Zukunft in China – zu besprechen gab es beim Joint Venture zwischen Industrie- und Handelskammer und privatem Unternehmerverband genug.

pm/tm

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