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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Unmut bei Firma Karl Klink in Niefern

Maschinenbaufirma hat Anerkennungstarifvertrag mit IG Metall gekündigt.
Protest mit Abstand und Maske: Die Beschäftigten von Karl Klink haben gestern ihre Forderung nach einem Tarifvertrag bekundet.

„Personalbaubau und Tarifflucht sind keine Lösung“, das haben gestern in ihrer Mittagspause die Beschäftigten der Firma Karl Klink in Niefern bei einer Protestkundgebung deutlich gemacht. Betriebsrat, Belegschaft und IG Metall sind empört. Der namhafte Hersteller von Räummaschinen und Werkzeugen hat den mit der IG Metall seit 2007 bestehenden Anerkennungstarifvertrag gekündigt. Der Betriebsratsvorsitzende von Karl Klink, Fatih Aygün, räumt zwar drastische wirtschaftliche Schwierigkeiten ein, diese rechtfertigen jedoch aus seiner Sicht keinesfalls derartige Schritte. Betriebsrat und die Beschäftigten seien mit der Tarifvertragskündigung vor vollendete Tatsachen gestellt worden, die sie keinesfalls akzeptieren werden, erklärt Aygün. Eine Mitarbeiterbefragung, die gestern von der IG Metall vorgestellt wurde, ergab ein eindeutiges Ergebnis: „100 Prozent“ der befragten Beschäftigten lehnen die Kündigung des Tarifvertrags ab. Die Geschäftsleitung verweist indes auf die angespannte wirtschaftliche Situation: „Unser Absatzmarkt – in der Hauptsache die Automobilindustrie – verändert sich dramatisch“, sagt Uwe Rautzenberg, Geschäftsführer der Karl Klink GmbH. Das Unternehmen hat 216 Mitarbeiter. „Die Corona-Krise verschärft diese Veränderung noch zusätzlich. Solange das so ist, werden Investitionsentscheidungen bei unseren Kunden geschoben.“ Insbesondere der Maschinenbau bei Klink sei davon betroffen.

„Der Auftragseingang ist stark eingeknickt. Daran sei nicht allein Corona schuld, vielmehr auch der Strukturwandel in der Autoindustrie. „Wir bei Karl Klink nehmen diese Herausforderung an, indem wir neue Produkte und Dienste auf den Markt bringen – auch passend für die E-Mobilität. Jedoch müssen wir an unserer Kostenstruktur arbeiten, da viele unserer Wettbewerber – auch aus dem Ausland – nicht an die hohe Entlohnung und andere Bedingungen des Metalltarifes gebunden sind.“ Vor diesem Hintergrund habe man den Anerkennungstarifvertrag gekündigt. „Wir fliehen nicht vor einem Tarifvertrag, wir sagen nur ganz klar, dass wir einen anderen brauchen als den jetzigen.“

In Bezug auf wirtschaftliche und betriebliche Veränderungsvorschläge des Betriebsrats zeige sich Rautzenberg bislang beratungsresistent, heißt es von Seiten der IG Metall. „Tarifverträge die im Anerkennungstarifvertrag in Bezug genommen werden, bleiben wegen der rechtswirksamen Nachwirkung alle samt in Kraft, und böten somit keinerlei Einsparpotenzial. Im Übrigen beinhalte der Anerkennungstarifvertrag bereits jetzt auf den Betrieb zugeschnittene Regelungen und die Möglichkeit zu flexiblen Lösungen, macht die Gewerkschafter deutlich.

Lothar Neff

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