Oliver Reitz
Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)
Von Gerd Lache | 27.01.2021
Die Marke Schwarzwald sei stark – und „vor allem in Krisenzeiten suchen die Menschen nach starken Marken“, glaubt Hansjörg Mair, Geschäftsführer der Schwarzwald Tourismus GmbH (STG) mit Hauptsitz in Freiburg und einer Außenstelle in Pforzheim. Deshalb werde der Urlaubstourismus im Schwarzwald wieder stark anziehen, sobald die Beschränkungen aufgehoben seien. Den stark gebeutelten Hotel- und Pensionsbetreiber sowie den Restaurants, Reise-Veranstaltern, Bus-Unternehmen und Event-Firmen der Region rief er zu: „Glaubt daran, der Schwarzwald wird gestärkt aus der Krise herauskommen.“
Er hoffe nun, dass die von den Pandemie-Schließungen betroffenen Unternehmen noch durchhalten können. In diesem Zusammenhang kritisierte Mair die unzureichende Unterstützung des Staates. Noch immer seien nicht alle finanziellen Zusagen für den Monat November 2020 bei den Betroffenen angekommen. Diese Kritik äußerte bereits vor einigen Tagen Thorsten Rudolph, Geschäftsführer der Hochschwarzwald Tourismus GmbH (HTG).
Sein Statement bei der traditionellen alljährlichen Pressekonferenz auf der Stuttgarter Publikumsmesse für Caravan Motor und Touristik – CMT musste der STG-Chef dieses Mal in einem 20-minütigen Zeitfenster via Live-Stream vortragen. Da auch die weltweit größte Publikumsmesse für Tourismus und Freizeit unter den Pandemie-Beschränkungen leidet, war nur ein virtueller Besuch unter dem Titel „CMT digital“ möglich. Noch 2020 zählten die Veranstalter an neun Tagen insgesamt rund 300.000 Besucher und 2161 Aussteller.
Noch liegen die Dezemberzahlen für eine abschließende Auswertung des Pandemie-Jahres 2020 nicht vor. Aber Mair geht von einem Rückgang zwischen 35 bis 40 Prozent bei den Übernachtungen aus. Das entspräche einem Umsatzminus um bis zu 3 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Im Jahr zuvor flossen noch 7,55 Milliarden Euro in die Umsatzkassen der Region.
Die Übernachtungszahlen und die Rückgänge zwischen Januar und November 2020 weisen für die Region Schwarzwald ein unterschiedliches Bild auf: Der Nördliche Schwarzwald (grob umrissen das Gebiet zwischen Pforzheim und Baden-Baden) hatte die höchsten Einbußen mit minus 38,5 Prozent. Im Mitteren Schwarzwald (unter anderem Offenburg/Ortenau) betrug das Minus 34,8 Prozent. Der geringste Rückgang ist im Südlichen Schwarzwald festzustellen, wenngleich hier mit 30,7 Prozent auch die Betriebe zwischen Freiburg und Basel sowie dem Hochschwarzwald empfindlich getroffen sind. Wenig tröstlich für die Betroffenen Unternehmen, dass der Bundesdurchschnitt schlechter abschneidet.
Noch härter getroffen hat es den internationalen Tourismus. Hier nannte Professor Martin Lohmann von der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) einen dramatischen Rückgang von 72 Prozent. Traditionell stellt Lohmann auf der CMT-Eröffnungspressekonferenz die Reiseanalyse und Reiseprognose vor. Dieses Mal aus bekannten Gründen via Live-Stream. Weltweit werde die Zahl der Ankünfte von internationalen Gästen voraussichtlich bei circa 400 Millionen liegen, nach 1,46 Milliarden im Jahr 2019. „Damit liegt der internationale Tourismus etwa auf dem Niveau von 1989“, sagt der Tourismus-Experte.
In Deutschland sank die Zahl der Gästeübernachtungen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in den ersten elf Monaten 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 36 Prozent. Laut Lohmann könne man mit circa 299 Millionen Übernachtungen in Deutschland rechnen, 2019 seien es noch 496 Millionen gewesen.
Trotz allem sieht der Wissenschaftler für die touristische Nachfrage 2021 „eine positive Ausgangslage“. Die Urlaubslust sei mit 51 Prozent leicht gesunken (Vorjahr 57 Prozent), die Faktoren Zeit (66 Prozent) und Geld (62 Prozent) zum Reisen würden so günstig wie im Vorjahr eingeschätzt. „Insgesamt drücken diese Ergebnisse eine überraschend positive Urlaubsstimmung aus, die nachfrageseitig gute Startbedingungen signalisieren“, so Lohmann. „Urlaubsreisen waren und bleiben für die meisten Deutschen ein unverzichtbarer Bestandteil der Lebensqualität.“
Allerdings würden etwa Flug- und Fernreisen für 2021 seltener ins Auge gefasst als vor der Pandemie. Stattdessen seien erneut eher Ziele in der Nähe beliebt, die bevorzugt mit dem Auto und möglichst individuell, ohne große Nähe zu anderen Menschen, erreichbar seien. Und Campingurlaub fände unter diesen Bedingungen neue Freunde.
Unter anderem bei dieser Prognose setzt auch der Optimismus von Schwarzwald-Tourismus-Chef Hansjörg Mair an. Der Freizeitbereich werde auf jeden Fall nach der Pandemie anziehen. Skeptischer ist Mair für den Geschäftsreise-Sektor. Und das wiederum ist keine gute Nachricht für den Großraum um Pforzheim im nördlichen Teil des Schwarzwaldes. Denn hier hat der Businessbereich im Reisesektor einen vergleichsweise hohen Stellenwert. Und wie sich dieser entwickeln wird, ist noch unklar.
Professor Dr. Martin Lohmann, ist wissenschaftlicher Berater der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR). Er leitet das Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa (NIT) in Kiel und lehrt Wirtschaftspsychologie an der Leuphana-Universität Lüneburg.
Von Gerd Lache | 27.01.2021
Unklarheiten, Unsicherheiten und Bedenken führen in der aktuellen Situation zum Abwarten bei der konkreten Reiseplanung und Reisebuchung.
Die Marke Schwarzwald sei stark – und „vor allem in Krisenzeiten suchen die Menschen nach starken Marken“, glaubt Hansjörg Mair, Geschäftsführer der Schwarzwald Tourismus GmbH (STG) mit Hauptsitz in Freiburg und einer Außenstelle in Pforzheim. Deshalb werde der Urlaubstourismus im Schwarzwald wieder stark anziehen, sobald die Beschränkungen aufgehoben seien. Den stark gebeutelten Hotel- und Pensionsbetreiber sowie den Restaurants, Reise-Veranstaltern, Bus-Unternehmen und Event-Firmen der Region rief er zu: „Glaubt daran, der Schwarzwald wird gestärkt aus der Krise herauskommen.“
Er hoffe nun, dass die von den Pandemie-Schließungen betroffenen Unternehmen noch durchhalten können. In diesem Zusammenhang kritisierte Mair die unzureichende Unterstützung des Staates. Noch immer seien nicht alle finanziellen Zusagen für den Monat November 2020 bei den Betroffenen angekommen. Diese Kritik äußerte bereits vor einigen Tagen Thorsten Rudolph, Geschäftsführer der Hochschwarzwald Tourismus GmbH (HTG).
Sein Statement bei der traditionellen alljährlichen Pressekonferenz auf der Stuttgarter Publikumsmesse für Caravan Motor und Touristik – CMT musste der STG-Chef dieses Mal in einem 20-minütigen Zeitfenster via Live-Stream vortragen. Da auch die weltweit größte Publikumsmesse für Tourismus und Freizeit unter den Pandemie-Beschränkungen leidet, war nur ein virtueller Besuch unter dem Titel „CMT digital“ möglich. Noch 2020 zählten die Veranstalter an neun Tagen insgesamt rund 300.000 Besucher und 2161 Aussteller.
Noch liegen die Dezemberzahlen für eine abschließende Auswertung des Pandemie-Jahres 2020 nicht vor. Aber Mair geht von einem Rückgang zwischen 35 bis 40 Prozent bei den Übernachtungen aus. Das entspräche einem Umsatzminus um bis zu 3 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Im Jahr zuvor flossen noch 7,55 Milliarden Euro in die Umsatzkassen der Region.
Die Übernachtungszahlen und die Rückgänge zwischen Januar und November 2020 weisen für die Region Schwarzwald ein unterschiedliches Bild auf: Der Nördliche Schwarzwald (grob umrissen das Gebiet zwischen Pforzheim und Baden-Baden) hatte die höchsten Einbußen mit minus 38,5 Prozent. Im Mitteren Schwarzwald (unter anderem Offenburg/Ortenau) betrug das Minus 34,8 Prozent. Der geringste Rückgang ist im Südlichen Schwarzwald festzustellen, wenngleich hier mit 30,7 Prozent auch die Betriebe zwischen Freiburg und Basel sowie dem Hochschwarzwald empfindlich getroffen sind. Wenig tröstlich für die Betroffenen Unternehmen, dass der Bundesdurchschnitt schlechter abschneidet.
Noch härter getroffen hat es den internationalen Tourismus. Hier nannte Professor Martin Lohmann von der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) einen dramatischen Rückgang von 72 Prozent. Traditionell stellt Lohmann auf der CMT-Eröffnungspressekonferenz die Reiseanalyse und Reiseprognose vor. Dieses Mal aus bekannten Gründen via Live-Stream. Weltweit werde die Zahl der Ankünfte von internationalen Gästen voraussichtlich bei circa 400 Millionen liegen, nach 1,46 Milliarden im Jahr 2019. „Damit liegt der internationale Tourismus etwa auf dem Niveau von 1989“, sagt der Tourismus-Experte.
In Deutschland sank die Zahl der Gästeübernachtungen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in den ersten elf Monaten 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 36 Prozent. Laut Lohmann könne man mit circa 299 Millionen Übernachtungen in Deutschland rechnen, 2019 seien es noch 496 Millionen gewesen.
Trotz allem sieht der Wissenschaftler für die touristische Nachfrage 2021 „eine positive Ausgangslage“. Die Urlaubslust sei mit 51 Prozent leicht gesunken (Vorjahr 57 Prozent), die Faktoren Zeit (66 Prozent) und Geld (62 Prozent) zum Reisen würden so günstig wie im Vorjahr eingeschätzt. „Insgesamt drücken diese Ergebnisse eine überraschend positive Urlaubsstimmung aus, die nachfrageseitig gute Startbedingungen signalisieren“, so Lohmann. „Urlaubsreisen waren und bleiben für die meisten Deutschen ein unverzichtbarer Bestandteil der Lebensqualität.“
Allerdings würden etwa Flug- und Fernreisen für 2021 seltener ins Auge gefasst als vor der Pandemie. Stattdessen seien erneut eher Ziele in der Nähe beliebt, die bevorzugt mit dem Auto und möglichst individuell, ohne große Nähe zu anderen Menschen, erreichbar seien. Und Campingurlaub fände unter diesen Bedingungen neue Freunde.
Unter anderem bei dieser Prognose setzt auch der Optimismus von Schwarzwald-Tourismus-Chef Hansjörg Mair an. Der Freizeitbereich werde auf jeden Fall nach der Pandemie anziehen. Skeptischer ist Mair für den Geschäftsreise-Sektor. Und das wiederum ist keine gute Nachricht für den Großraum um Pforzheim im nördlichen Teil des Schwarzwaldes. Denn hier hat der Businessbereich im Reisesektor einen vergleichsweise hohen Stellenwert. Und wie sich dieser entwickeln wird, ist noch unklar.
Professor Dr. Martin Lohmann, ist wissenschaftlicher Berater der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR). Er leitet das Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa (NIT) in Kiel und lehrt Wirtschaftspsychologie an der Leuphana-Universität Lüneburg.
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