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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Negativpreis: Der "Goldene Zaunpfahl" 2021 geht an dm

Das Ringen um den Negativpreis gewinnt in diesem Jahr die Produktpalette der dm-Drogeriemärkte.
Preisverleihung an verschiedenen Standorten durch das „Goldene Team“; ©klische*esc e.V.

Die rosa-hellblaue Falle: Ist Gendermarketing ein unterschätztes Thema?

„Wenn im ‚Männerregal‘ die Putzmittel und Babysachen fehlen und rosa Einwegrasierer teurer als blaue sind, dann braucht es den Wink mit dem Zaunpfahl"
Judith Rahner, Autorin und Vertreterin der Amadeu Antonio Stiftung

Der „Goldene Zaunpfahl ist ein Projekt aus Bonn, das ein paar Ehrenamtliche neben Beruf und Care-Arbeit stemmen. Der Negativpreis zielt darauf ab, absurdes Gendermarketing in den Fokus zu stellen und die damit verbundenen gesellschaftlichen Risiken sichtbarer zu machen. Der Preis wurde 2017 zum ersten Mal verliehen und sorgt seither für Schlagzeilen.

Die Produktpalette der dm-Drogeriemärkte wurde einstimmig von der
diesjährigen Jury zum „Gewinner“ erkoren. Pinkes für Ladys, Mattschwarzes im Seinz Regal, Badeschaum für Feen und Shampoo für Piraten – bei dm sei eine Vielzahl an Produkten in über 2000 Filialen bundesweit nach binärer Geschlechtertrennung benannt, sortiert und die Verpackungen entsprechend klischeebehaftet gestaltet, so die Begründung der Jury.

Initiatorin Almut Schnerring: „Leider ziehen noch zu wenige den Rückschluss und meinen, bei Kritik an rosa Shampoo ginge es uns nur um dieses eine Produkt und seine Farbe. Aber wie umfassend das Problem und wie weitreichend die Folgen binärer Zuweisungen sind, dass es auf das eine blaue oder rosa Produkt tatsächlich schon gar nicht mehr ankommt, das vermittelt sich eben erst beim dritten Hinschauen.“

Schon 2014 haben Wissenschaftler*innen mit der Studie ‚Pink gives girls permission‘ nachgewiesen, dass gelabeltes Spielzeug die Interessen von Kindern steuert und ihr Spiel beeinflusst. Das Team vom ‚Goldenen Zaunpfahl‘ richtet sich deshalb an Unternehmen und ihre Marketingabteilungen und will sie zu intelligenteren und innovativeren Strategien zur Vermarktung ihrer Produkte anstiften. Und es appelliert an Verbraucher*innen, sich häufiger gegen einengende Rollenvorgaben zu wehren.

Eine LinkedIn Userin kommentierte die Arbeit des Goldenen Zaunpfahl Teams folgendermaßen: „Eure Arbeit ist so wichtig. Denn das Gendermarketing ist überall und sehr krass. Wenn dm-drogeriemarkt Deutschland sagt ‚Im Dialog mit unseren Kundinnen und Kunden empfehlen wir stets, sich für das Produkt zu entscheiden, mit dem sich die Eltern und vor allem das Kind am wohlsten fühlt – unabhängig von Farben und Motiven.‘ – dann frage ich mich: welche Produkte denn? Ich kann nur zwischen blau oder rosa wählen! Es gibt nichts Neutrales. Also kaufe ich als Jungs-Mama aus purem Trotz die rosa Produkte – auch wenn selbst mein kleiner Sohn mit 2,5 (!) Jahren schon weiß, dass das nur für Mädchen sei. Bitte wundere sich niemand mehr, wenn die Kinder sich dann auch stereotyp verhalten (wild vs. lieb), stereotyp Studiengänge wählen und die Frauen später nicht in Vorstände und Aufsichtsräte gelangen. Die Markenartikler ebenso wie der Handel mit den Eigenmarken haben hier eine gesellschaftliche Verantwortung – und sollten ein Eigeninteresse jenseits der Umsätze haben.“

Wie einengend es sei kann, sich bei Produkten wie Duschgel, Shampoo oder Windeln nur zwischen süß-glitzrigem Prinzessinnenrosa oder frechem
Abenteuerpiratenblau entscheiden zu müssen, hat Jurymitglied Judith Rahner in ihrer Laudatio zusammengefasst. Rahner weist außerdem drauf hin, dass die Windeltorte, egal ob mit rosa oder blauer Schleife verziert gleich viel koste, beim Produkt Einwegrasierer sähe es da schon anders aus. Die rosa Variante wäre um zwei Euro teurer.

Zur Jury 2021 gehörten Fikri Anıl Altıntaş – freier Autor und #HeforShe-Botschafter von UN Women Deutschland, Patricia Cammarata aka @dasnuf – Speakerin, Autorin und Podcasterin, Judith Rahner –Amadeu Antonio Stiftung,Raul Krauthausen – Aktivist für Inklusion und Barrierefreiheit und Sibel Schick –Autorin, Journalistin und Podcasterin.

Die Laudatio zum Nachhören gibt es unter:

Zum ersten Mal vergab das Team um Almut Schnerring und Sascha Verlan einen Sonderpreis. „Er geht an ein Unternehmen, das seit Jahrzehnten hartnäckig seine eigentliche Zielgruppe ‚Kinder‘ binär einteilt in niedlich Verspielte und abenteuerlustige Wilde“, hieß es in einer Mitteilung.

Der goldene Zaunkönig – Der Goldene Zaunpfahl (goldener-zaunpfahl.de)

©klische*esc e.V.

Das Team „Goldener Zaunpfahl“ verwies darauf, dass Lego seit Neustem, in Interviews und Social Media Posts, Eltern Ratschläge erteilen würde, wie Kinder ohne Stereotype erzogen werden könnten.

pm/tm

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