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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Mit gesundem Menschenverstand gegen Angriffe der Cyberkriminellen

Kriminelle Vorfälle im Internet nehmen weiter zu: Sechs von zehn Internetnutzern (61 Prozent) wurden im Jahr 2020 Opfer von Cyberkriminalität – ein Anstieg von 5 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. Häufigster Vorfall: Schadprogramme auf dem Smartphone oder Computer. Der Pforzheimer IT-Experte Philipp Bauknecht gibt Tipps, wie man sich vor den Umtrieben der Digital-Kriminellen schützt.
Die Zahl der Kriminalität im Internet wächst, ergab eine Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. © Composing Gerd Lache

Von Gerd Lache

„Das Problem sehe ich hier vor allem in der mangelnden Medienkompetenz vieler Nutzerinnen und Nutzer.“
Philipp Bauknecht, Chef des IT-Unternehmens medialesson

Fast die Hälfte der Online-Aktiven (48 Prozent) war 2020 von Cyberkriminalität betroffen. Das ergab eine Umfrage der Bitkom Research bei knapp über 1000 Internetnutzern im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.  Demnach wurden bei jedem Dritten (33 Prozent) persönliche Daten ungefragt an Dritte weitergegeben. 17 Prozent geben an, dass ihre Zugangsdaten zu Online-Diensten ausspioniert wurden, etwa für soziale Netzwerke oder Online-Shops.

 „Cyberkriminelle können mittlerweile ohne tiefere IT-Kenntnisse oder großen Aufwand enormen Schaden anrichten“, sagt Susanne Dehmel, Mitglied der Bitkom-Geschäftsleitung. „Dazu kommt, dass es immer mehr vernetzte Geräte und neue Online-Dienste gibt. Das vergrößert die Angriffsfläche insgesamt.“ 15 Prozent sind in den vergangenen 12 Monaten beim privaten Einkaufen oder Verkaufsgeschäften im Internet betrogen worden. Jeder Zehnte (10 Prozent) berichtet von Betrug beim Online-Banking.

Massive Beleidigungen und verbale Angriffe

Neben Schadprogrammen und Betrugsversuchen kommt es laut Bitkom aber auch zu Straftaten im direkten Kontakt mit anderen Internetnutzern. So sagen 13 Prozent, dass sie im Internet verbal massiv angegriffen oder beleidigt wurde. Über sexuelle Belästigung im digitalen Raum klagen 12 Prozent der Onliner. 6 Prozent waren im Untersuchungszeitraum mit verfassungswidrigen Symbolen oder extremistischen Äußerungen im Internet konfrontiert. Bei weiteren 6 Prozent der Nutzer haben sich andere Personen der eigenen digitalen Identität bemächtigt, bei ähnlich vielen (5 Prozent) wurden unerwünscht Mails im eigenen Namen versendet.

Ransomware sind Schadprogramme, mit denen ein Eindringling verhindern kann, dass der Computerinhaber auf seine Daten zugreifen oder sie nutzen kann, sogar der Zugriff auf das komplette Computersystem kann blockiert werden.Davon bleiben laut Bitkom-Umfrage allerdings die meisten Privatnutzer verschont. Nur 2 Prozent geben an, dass ihr Computer oder das Smartphone mit Ransomeware  infiziert wurde, also Daten verschlüsselt wurden mit der Aufforderung, Lösegeld zu zahlen, um wieder Zugriff darauf zu bekommen.

Screenshots erstellen und Polizei einschalten

„Im Falle von Beleidigungen oder Belästigungen können Betroffene Beweismaterial sammeln, etwa durch Screenshots, und die Polizei einschalten“, so Dehmel. „Gegen Schadprograme und Betrugsversuche können sich Nutzer schon mit einfachen Mitteln wehren. Sichere Passwörter, Virenscanner und Software-Updates gepaart mit gesundem Menschenverstand lassen viele Cyberkriminelle ins Leere laufen.“

Ähnlich äußert sich Philipp Bauknecht, Gründer und Geschäftsführer des Pforzheimer IT-Unternehmens medialesson.. „Das Problem sehe ich hier vor allem in der mangelnden Medienkompetenz vieler Nutzerinnen und Nutzer.“ Die hohe Zahl der Angriffe sei ein Zeichen für deren Einfachheit und für die Erfolgschancen. „Wenn sich Menschen sorgsamer im Netz bewegen würden, wäre das Risiko nicht nur gut beherrschbar sondern die Angriffe wprden auch abnehmen“, sagt Bauknecht.

Problematischer indes finde er Straftaten im direkten Kontakt wie Beleidigungen, Drohungen, Belästigungen oder auch Fake News. „Hier ist die Herausforderung eine Balance zwischen berechtigten Datenschutzinteressen und der Nachverfolgbarkeit im Falle von Straftaten zu finden.“

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Sind  IT-Experten auch von Cyberkriminalität betroffen?

„Wie die meisten Menschen erhalte ich laufend betrügerische E-Mails, sogenannte Phishing-Mails. Diese sind aber leicht zu identifizieren und die Spamfilter werden hier immer besser“, sagt der Pforzheimer medialesson-Chef Philipp Bauknecht .

Wie schützt sich Bauknecht vor Cyberkriminalität?

  • Stets alle Sicherheitsupdates installieren – am besten automatisch
  • Keine E-Mails, Anhänge oder Links von unbekannten beziehungsweise nicht vertrauenswürdigen Absendern öffnen
  • Multi-Faktor-Authentifizierung für möglichst alle Anmeldungen verwenden
  • Sinnvoll ist es, einen Passwortmanager zu verwenden
  • Komplexe und vor allem unterschiedliche Passwörter für unterschiedliche Anwendungen verwenden
  • Regelmäßige Datensicherungen in getrennte (Cloud)-Datenzentren, das reduziert zudem das Risiko von Schäden durch Ransomware-Angriffe
  • Außerdem gilt: je mehr IT-Systeme (beispielsweise Server, Netzwerke etc.) selbst betrieben werden, desto größer ist die Angriffsfläche für Kriminelle. Das ist aus Sicherheitsgesichtspunkten auch das größte Argument für Cloud-Computing.

Behindert Cyberkriminalität die Digitalisierung, weil sich etwa Klein- und Mittelbetriebe aus Angst vor Angriffen mit ihren Digitalaktivitäten zurückhalten?

„Wenn das so ist, wäre das aus meiner Sicht irrational. Das Risiko definiert sich für mich nicht aus der Menge an digitalen Systemen sondern aus dem falschen Umgang  beziehungsweise deren Vernachlässigung. Es ist also gerade wichtig, hier nicht stehen zu bleiben, sondern sich immer weiter zu entwickeln“, macht der IT-Experte deutlich.

Gibt Tipps, wie sich Nutzer vor Cyberkriminellen schützen: IT-Experte Philipp Bauknecht von medialesson. © Sebastian Seibel
Gibt Tipps, wie sich Nutzer vor Cyberkriminellen schützen: IT-Experte Philipp Bauknecht von medialesson. © Sebastian Seibel

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