Oliver Reitz
Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)
Von Gerd Lache | 14.09.2021
Eine Vermögensteuer von nur einem Prozent würde Unternehmen ähnlich belasten wie eine Erhöhung der Ertragsteuer um zehn Prozent. Das zeigt eine neue IW-Studie. Ein beispielhaftes mittelständisches Unternehmen mit einem jährlichen Gewinn von 500.000 Euro vor Steuern müsste demnach neben den darauf entfallenden Unternehmenssteuern etwa 38.000 Euro zusätzlich an Vermögensteuer zahlen. „Damit würde besonders das Betriebsvermögen, mit dem Investitionen finanziert werden, zusätzlich belastet werden“, erklären die Autoren der Studie, Dr. Martin Beznoska und Dr. Tobias Hentze im aktuellen IW-Kurzbericht.
In der Folge könnte Unternehmen der Anreiz genommen werden, in Deutschland zu investieren. „Viele könnten stattdessen eher im Ausland investieren“, warnen die Forscher. Dadurch würde die Wertschöpfung sinken und es gäbe weniger Arbeitsplätze. „Durch solche Ausweichreaktionen könnten die zusätzlichen Steuereinnahmen einer Vermögensteuer bis zu 40 Prozent niedriger ausfallen als ursprünglich gedacht“, heißt es weiter.
Darüber hinaus weisen die Forscher auf bürokratische Folgekosten hin. Bei der Bewertung von selbstgenutzten Immobilien drohten Gerichtsverfahren, denn der Marktwert könne nicht eindeutig bestimmt werden.
Genauso schwierig verhalte es sich bei der Bewertung von Beteiligungen an Unternehmen, die nicht wie bei einer Aktiengesellschaft am Markt gehandelt würden. „Diese Probleme würden Mittelständler besonders belasten – und auch die Kosten der Steuerverwaltung hochtreiben“, erklären die Autoren der Studie. Ihrer Ansicht nach sei die Vermögensteuer nicht nur eine der erhebungstechnisch teuersten Steuerarten, auch die wirtschaftlichen Konsequenzen könnten gravierend sein.
Eine aktuelle Simulationsstudie zur Bemessungsgrundlage einer potenziellen Vermögensabgabe oder Vermögensteuer zeige, dass je nach Ausgestaltung der Freibeträge der Anteil des Betriebsvermögens an der Bemessungsgrundlage – also am steuerpflichtigen Nettovermögen – zwischen 36 Prozent und 54 Prozent läge.
Mit der Vermögensteuer wollten Linke, Grüne und die SPD die Ungleichheit bei den Vermögen senken, heißt es weiter. Dafür sei der Gini-Koeffizient ein verbreitetes Maß. Ein Gini-Koeffizient von Null bedeute, dass alle das gleiche Vermögen besitzen. Liege der Wert bei Eins, besitze eine Person das ganze Vermögen.
Der Gini-Koeffizient der Nettovermögen deutscher Haushalte beträgt demnach 0,71.Vermögen sei damit deutlich ungleicher verteilt als Einkommen. Simulationsstudien hätten jedoch herausgefunden, dass eine Vermögensteuer von einem Prozent die Vermögensungleichheit um kaum bemerkbare 0,06 Prozent senken würde. „Wer sich erhofft, die Vermögensteuer sei die Lösung für alle finanziellen Ungleichheiten in unserer Gesellschaft, wird von ihr enttäuscht werden. Sie könnte durch ihre Wirtschaftsfeindlichkeit eher soziale Probleme verschärfen“, sagt Studienautor Martin Beznoska.
Zum kostenlosen Download des IW-Kurzberichts:
… ist ein arbeitgebernahes Wirtschaftsforschungsinstitut. Es wird von Verbänden und Unternehmen der Wirtschaft finanziert und beschäftigt sich mit Wirtschafts- und Sozialpolitik, dem Bildungssystem und dem Arbeitsmarkt. Hauptsitz ist Köln, Büros befinden sich in Berlin und Brüssel. (iw/wiki/gel)
Von Gerd Lache | 14.09.2021
Eine Vermögensteuer von nur einem Prozent würde Unternehmen ähnlich belasten wie eine Erhöhung der Ertragsteuer um zehn Prozent. Das zeigt eine neue IW-Studie. Ein beispielhaftes mittelständisches Unternehmen mit einem jährlichen Gewinn von 500.000 Euro vor Steuern müsste demnach neben den darauf entfallenden Unternehmenssteuern etwa 38.000 Euro zusätzlich an Vermögensteuer zahlen. „Damit würde besonders das Betriebsvermögen, mit dem Investitionen finanziert werden, zusätzlich belastet werden“, erklären die Autoren der Studie, Dr. Martin Beznoska und Dr. Tobias Hentze im aktuellen IW-Kurzbericht.
In der Folge könnte Unternehmen der Anreiz genommen werden, in Deutschland zu investieren. „Viele könnten stattdessen eher im Ausland investieren“, warnen die Forscher. Dadurch würde die Wertschöpfung sinken und es gäbe weniger Arbeitsplätze. „Durch solche Ausweichreaktionen könnten die zusätzlichen Steuereinnahmen einer Vermögensteuer bis zu 40 Prozent niedriger ausfallen als ursprünglich gedacht“, heißt es weiter.
Darüber hinaus weisen die Forscher auf bürokratische Folgekosten hin. Bei der Bewertung von selbstgenutzten Immobilien drohten Gerichtsverfahren, denn der Marktwert könne nicht eindeutig bestimmt werden.
Genauso schwierig verhalte es sich bei der Bewertung von Beteiligungen an Unternehmen, die nicht wie bei einer Aktiengesellschaft am Markt gehandelt würden. „Diese Probleme würden Mittelständler besonders belasten – und auch die Kosten der Steuerverwaltung hochtreiben“, erklären die Autoren der Studie. Ihrer Ansicht nach sei die Vermögensteuer nicht nur eine der erhebungstechnisch teuersten Steuerarten, auch die wirtschaftlichen Konsequenzen könnten gravierend sein.
Eine aktuelle Simulationsstudie zur Bemessungsgrundlage einer potenziellen Vermögensabgabe oder Vermögensteuer zeige, dass je nach Ausgestaltung der Freibeträge der Anteil des Betriebsvermögens an der Bemessungsgrundlage – also am steuerpflichtigen Nettovermögen – zwischen 36 Prozent und 54 Prozent läge.
Mit der Vermögensteuer wollten Linke, Grüne und die SPD die Ungleichheit bei den Vermögen senken, heißt es weiter. Dafür sei der Gini-Koeffizient ein verbreitetes Maß. Ein Gini-Koeffizient von Null bedeute, dass alle das gleiche Vermögen besitzen. Liege der Wert bei Eins, besitze eine Person das ganze Vermögen.
Der Gini-Koeffizient der Nettovermögen deutscher Haushalte beträgt demnach 0,71.Vermögen sei damit deutlich ungleicher verteilt als Einkommen. Simulationsstudien hätten jedoch herausgefunden, dass eine Vermögensteuer von einem Prozent die Vermögensungleichheit um kaum bemerkbare 0,06 Prozent senken würde. „Wer sich erhofft, die Vermögensteuer sei die Lösung für alle finanziellen Ungleichheiten in unserer Gesellschaft, wird von ihr enttäuscht werden. Sie könnte durch ihre Wirtschaftsfeindlichkeit eher soziale Probleme verschärfen“, sagt Studienautor Martin Beznoska.
Zum kostenlosen Download des IW-Kurzberichts:
… ist ein arbeitgebernahes Wirtschaftsforschungsinstitut. Es wird von Verbänden und Unternehmen der Wirtschaft finanziert und beschäftigt sich mit Wirtschafts- und Sozialpolitik, dem Bildungssystem und dem Arbeitsmarkt. Hauptsitz ist Köln, Büros befinden sich in Berlin und Brüssel. (iw/wiki/gel)
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