Zitat Autor
Wirtschaftskraft ist in der Tat ein „Plus“ – ein Mehr an Themen, an Hintergründen und an Aktualität. Mit dieser Plattform wird die wirtschaftliche Kompetenz des Standortes Pforzheim medial begleitet und weit in die Region getragen.

Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

Newsletter Anmeldung

+ monatliche Erscheinung
+ aktuelle Themen und wichtige Termine
+ neue Unternehmensportraits und Unternehmensprofile
Datenverarbeitungshinweis*

It’s a match! Der HR-Talk auf WirtschaftsKraft

In unserer neuen Interviewreihe sprechen wir mit PersonalerInnen darüber, worauf Sie beim Vorstellungsgespräch wirklich achten, welche Rolle Zeugnisse heutzutage noch spielen, welche Rolle Social Media im Recruting spielt und wann die rote Warnlampe angeht. Den Anfang macht Eric Heidt. Er ist Hiring Manager/Recruiter bei Rutronik Elektronische Bauelemente GmbH, mit Sitz in Ispringen.
Im Gespräch mit WirtschaftsKraft verriet Eric Heidt, Hiring Manager/Recruiter bei Rutronik Elektronische Bauelemente GmbH, worauf es ihm in einem Bewerbungsgespräch ankommt. Foto: Rutronik

Eric Heidt ist 26 Jahre jung und seit 2023 als Hiring Manager bei Rutronik angestellt. Er verantwortet das Recruiting für das komplette Produktmarketing und die internationalen Standorte. Bereits während seines Werkstudiums, hat er die Leidenschaft fürs Recruiting entdeckt. Seit Kindesbeinen an spielt Eric Heidt Fußball, deshalb fällt ihm auch ein sportlicher Vergleich zu seiner beruflichen Tätigkeit leicht.

Beim Recruiting ist es wie beim Fußball, man sieht sich immer zweimal.

Eric Heidt, Hiring Manager Rutronik

Wie perfekt oder außergewöhnlich muss ein Bewerbungsschreiben sein?

Eric Heidt: Ein gutes Bewerbungsschreiben zeichnet sich durch einen ausführlichen Lebenslauf aus, in welchem die Hauptaufgaben der einzelnen Stationen aufgelistet sind. Die optische Gestaltung ist für mich hierbei auch kein K.o.-Kriterium. Für mich zählt der Inhalt und der ist im besten Fall detailliert und aussagekräftig, damit ich mir einen guten ersten Eindruck von der Person verschaffen kann, die hinter dem Lebenslauf steckt.

Worauf achten Sie beim Vorstellungsgespräch besonders?

Eric Heidt: Inwieweit der Bewerber bzw. die Bewerberin sich mit dem Unternehmen beschäftigt hat und ob er bzw. sie in eigenen Worten wiedergeben kann, worum es sich bei der Stelle dreht. Hat der Kandidat bzw. die Kandidatin diese Fragen gut gemeistert, wird das Interesse geweckt und für uns im Recruiting sind dann die Weichen für ein spannendes Gespräch gestellt, was in der Regel dann auch positiv verläuft.

Welche Antwort eines BewerberIn hat Sie am meisten überrascht?

Eric Heidt: Es war eher eine Bewerberfrage die mich überrascht hat, sie lautete: „Nach welchen Gesichtspunkten wird die Performance eines Mitarbeiters beurteilt?“ Gerade bei Jobs, die man nicht mit KPIs bemessen kann, ist das eine sehr spannende Frage.

Warum ist ein Bewerbungsgespräch keine Einbahnstraße?

Eric Heidt: Es ist keine Einbahnstraße, weil sowohl der Bewerber bzw. die Bewerberin als auch das Unternehmen sein Gegenüber von sich überzeugen will. Heutzutage ist es wichtig, dass beide Parteien offen miteinander kommunizieren und authentisch sind, um dem Gegenüber ein möglichst klares Bild von sich zu vermitteln.

Stellen Sie manchmal auch gezielt Fang- oder Stressfragen?

Eric Heidt: Eher weniger, da es mir wichtig ist, Rutronik professionell zu repräsentieren und den kollegialen Umgang bei uns im Unternehmen auch im Bewerbungsgespräch einfließen zu lassen. Daher sehe ich davon ab, Kandidaten Fang- oder Stressfragen zu stellen, denn meistens gewinne ich aus den Antworten auch keinen Mehrwert über die Person.

Wann leuchtet bei Ihnen im Kopf die rote Warnlampe?

Eric Heidt: Wenn ein Bewerber bzw. eine Bewerberin sich nicht mit der Stelle und dem Unternehmen befasst hat und mir nicht grob schildern kann, für welche Tätigkeit er bzw. sie sich eigentlich beworben hat. Das ist für mich ein K.o.-Kriterium, wenn die Bewerberinnen und Bewerber nicht einmal grob erläutern, was die Tätigkeiten sein werden und in welchem Bereich das Unternehmen tätig ist.

Wann ist es ein Match?

Eric Heidt: Das kann man so pauschal nicht sagen, wann es ein Match ist. Wenn die Chemie zwischen dem Fachbereich, HR und dem Bewerber bzw. der Bewerberin stimmt, ist das schon die halbe Miete. Dementsprechend geben wir den BewerberInnen in einem zweiten Gespräch die Chance, über mehrere Stunden sowohl das mögliche neue Team, als auch die möglichen neuen Aufgaben nochmal intensiver kennenzulernen, um den ersten positiven Eindruck weiter zu festigen.

Manchmal passt es einfach nicht. Wieviel Zeit nehmen Sie sich für eine Absage?

Eric Heidt: Ich nehme mir viel Zeit, bevor ich einem Bewerber oder einer Bewerberin final absage. Rutronik hat eine Vielzahl spannender Positionen zu bieten. Sollte der Kandidat bzw. die Kandidatin für die gewünschte Stelle nicht in Frage kommen, wird geschaut, ob man eine andere Position vorschlagen kann. Mir ist es wichtig, dass man alle möglichen Optionen durchdacht hat, bevor man eine Absage ausspricht. Dies ist nur fair, da auch der Bewerber bzw. die Bewerberin sich einige Zeit für die Bewerbung bei Rutronik genommen hat.

Welche Rolle spielen Zeugnisse wirklich?

Eric Heidt: Dies ist von Recruiter zu Recruiter unterschiedlich. Arbeitszeugnisse geben uns die Möglichkeit, ein möglichst objektives Bild von den vorherigen Tätigkeiten machen zu können. Jedoch sind diese für den allgemeinen Prozess nicht ausschlaggebend, da uns die Person hinter den Zeugnissen viel wichtiger ist. In einem globalen Markt sind die länderspezifischen Eigenheiten auch ein Gesichtspunkt, der bei der Auswahl passender Bewerber und Bewerberinnen eine Rolle spielt. Denn es werden beispielsweise nicht in jedem Land üblicherweise Arbeitszeugnisse und Zertifikate erstellt.

Würden Sie sich als BewerberIn gerne sich selbst gegenüber sitzen?

Eric Heidt: Ich versuche während des Bewerbungsgesprächs für eine lockere Atmosphäre zu sorgen, damit der Bewerber bzw. die Bewerberin sich wohlfühlt. Mir ist es wichtig, dass sie zu 100 Prozent authentisch, offen und ehrlich sind und das geht nur, wenn man es selbst auch ist. Von „klassischen“ Fragen, wie „Was sind Ihre Schwächen?“ sehe ich ab. Die meisten Kandidatinnen und Kandidaten haben hierfür einen vorbereiteten Satz parat und damit ist uns beiden nicht geholfen. Ob ich meine Gespräche gut oder schlecht führe, liegt im Auge des Betrachters. Ich selbst bin jedoch mit mir im Reinen, wenn ich dem Bewerber bzw. der Bewerberin eine faire Chance auf den Job biete und das Gefühl vermittle, offen über den eigenen Werdegang sprechen zu können.

Welche Rolle spielt Social Media im Recruiting?

Eric Heidt: In der heutigen Zeit eine sehr große. Selbst junge Auszubildende und Studierende haben mittlerweile Profile auf businessorientierten Plattformen wie LinkedIn und XING. Selbst Kanäle wie Instagram und Facebook, die eigentlich als „Lifestyle“-Plattformen gedacht sind, werden für Job-Postings genutzt. Social Media ist daher sowohl fürs passive, als auch fürs aktive Recruiting nicht mehr wegzudenken. Denn wer immer auf dem Laufenden sein möchte und gesehen werden will, nutzt Kanäle wie XING und LinkedIn.

Was sind aktuell die größten Herausforderungen im Recruiting?

Eric Heidt: Die Verbindlichkeit der Bewerberinnen und Bewerber aufrecht zu erhalten. Es kommt ab und zu vor, dass nach einer beidseitigen Zusage nach ein paar Wochen der eigentlich neue Mitarbeitende abspringt und sich für ein anderes Unternehmen entscheidet. Ich denke, viele Firmen haben dieses Problem, da es mehr Stellen als Bewerberinnen und Bewerber gibt und diese sich daher in einer komfortablen Situation befinden. Jedoch muss es den Unternehmen gelingen, die dann neuen Mitarbeitenden auch nach Vertragsunterschrift halten zu können.

Die Fragen stellte Tanja Meckler.

Jetzt Newsletter abonnieren und von vielen Vorteilen profitieren!