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Wirtschaftskraft ist in der Tat ein „Plus“ – ein Mehr an Themen, an Hintergründen und an Aktualität. Mit dieser Plattform wird die wirtschaftliche Kompetenz des Standortes Pforzheim medial begleitet und weit in die Region getragen.

Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Ist Care-Arbeit das neue Familienfreundlich oder ein neues Label für Work-Life- Balance? „Jein“, meint Prof. Dr. Cathrin Eireiner von der HS-Pforzheim.

Wie können Unternehmen in die eigene Arbeitgebermarke investieren? Und was sind passgenaue Instrumente für eine moderne Rekrutierung?
Alltagsstress in der Familie. Foto: picture alliance / Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa | Jan Woitas

von Tanja Meckler

Es geht darum, kreative Lösungen zu finden, die sich nicht nur gut anhören, sondern auch den Praxistest überleben.

Rund 40 Teilnehmer*innen hatten sich zu der virtuellen Veranstaltung „Empolyer Branding – Care- Arbeit geht mit Kommunen“ zugeschaltet. Veranstalter war die Fachkräfteallianz Pforzheim Nordschwarzwald. Care-Arbeit, beinhaltet das Wort nicht einfach neuen Wein in alten Schläuchen? „Nicht ganz“, meint Prof. Dr. Cathrin Eireiner Studiendekanin BW/Personalmanagement an der Hochschule Pforzheim. Manche Aspekte seien zwar durchaus bekannt, aber es wären auch neue hinzugekommen. Und gerade im Hinblick auf Employer Branding sei Care-Arbeit ein Thema, an dem die Unternehmen heute nicht mehr dran vorbei kommen würden.

Die Herausforderungen an die im Nordschwarzwald ansässigen Unternehmen sind immens. Demografischer Wandel, Fachkräftemangel, Digitalisierung und ein verändertes Wertesystem sind dabei die Megatrends. Die Arbeitswelt befindet sich komplett im Wandel. In ihren Impulsvorträgen appellierten Prof. Dr. Cathrin Eireiner und die Bürgermeisterin der Gemeinde Niefern-Öschelbronn, Birgit Förster, an die Kraft der Kooperation. Ganz konkret ginge es darum, kreative Lösungen zu finden, die sich nicht nur gut anhören, sondern auch den Praxistest überleben. Und das ginge gemeinsam oftmals besser und könnte darüber hinaus eine positive Signalwirkung für den gesamten Wirtschaftsstandort schaffen.

Nimmt man zum Beispiel das Thema Ferienbetreuung, wenn sich mehrere Unternehmen, zusammentun und bestenfalls noch die Kommune einbinden, dann kann etwas geschaffen werden, das auch nachhaltig ist. Für eine einzelne Firma je nach Größe wäre das alleine aber nicht zu stemmen.

Die Generation Y und auch die Generation Z wirbeln in der Arbeitswelt einiges auf. An Arbeitgeber haben sie klare Erwartungen und Bedürfnisse, die sie auch laut formulieren. Das neue Trendwort heißt Flexibilität und das reicht von Arbeitszeit über Arbeitsort bis hin zu dem Respekt des Arbeitgebers für die persönlichen Bedürfnisse.

In der Coronakrise haben viele Unternehmen den Sprung ins Homeoffice geschafft. Natürlich sei Homeoffice nicht der Schlüssel für alles, aber da sind sich Bürgermeisterin Brigit Förster und Frau Eireiner einig, eine vollständige Rückkehr zur Präsenzkultur ist von vielen nicht gewollt.

Wie wichtig eine Kultur in einem Unternehmen ist, das betonten beide Frauen in ihren jeweiligen Vorträgen. Denn die gelebte Kultur differenziere heute attraktive Arbeitgeber voneinander. Deshalb sei ein ernsthaftes Interesse der Unternehmen am Alltagsstress ihrer Beschäftigten unabdingbar. HR-Expertin Eireiner plädiert für kleine, unbürokratische Lösungen und das richtige Mind-Set. Dabei würde es helfen mit den eigenen Beschäftigten in den Dialog zu treten und ein echtes Interesse zu signalisieren, den Alltag mitgestalten zu wollen.

Fast alle berufstätigen Eltern sind mit dem Begriff „Mental Load“ vertraut. Gemeint ist damit, dass mentale Arbeit oft unsichtbar ist oder höchstens als Spitze des Eisbergs wahrgenommen wird. Eireiner hat selbst eine Tochter und weiß dass für Care-Arbeit Wissen unverzichtbar ist. Es reicht nicht, dass eine Person die Aufgaben macht, sondern dabei gibt es allerlei zu beachten. Als Beispiel dafür nannte sie den Start in den Morgen: sprich die Kinder für die Kita oder die Schule fertig zu machen. Die zuständige Person muss wissen wie der Rhythmus der Kinder ist: erst Zähne putzen und dann anziehen oder umgekehrt? Löst der rote Becher einen Schreikrampf aus? Ein guter Start in den Tag hängt von vielen Kleinigkeiten ab, die es zu beachten gilt.

Bürgermeisterin Birgit Förster theamtisierte in ihrem Impulsvortrag außerdem die indirekten Skills, die eine Gemeinde heute haben muss. Dabei ginge es um mehr, als den einen Bauplatz. Für potenzielle Arbeitnehmer*innen seien heute viele Faktoren entscheidend, Wohlfühlaspekte, Betreuungskonzepte, Erholungs- und Freizeitangebote sowie Mobilitätskonzepte. Birgit Förster ist überzeugt das Care-Arbeit nur mit Kommunen gelingen kann. Es ist ein fein abgestimmtes Zusammenspiel mehrerer Akteure. Vergleichbar mit einem Orchester, die verschiedenen Musikinstrumente ergänzen sich perfekt und liefern gemeinsam ein tolles Hörerlebnis.

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