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Wirtschaftskraft ist in der Tat ein „Plus“ – ein Mehr an Themen, an Hintergründen und an Aktualität. Mit dieser Plattform wird die wirtschaftliche Kompetenz des Standortes Pforzheim medial begleitet und weit in die Region getragen.

Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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„Im Rückblick würde ich alles nochmal genauso machen“

Große Veränderungen stehen gerade bei kleinen und mittleren Unternehmen und in der Arbeitswelt insgesamt an. Karin Bacher und Team begleiten Mitarbeitende bei diesen Prozessen - und das schon zehn Jahre lang. Ein Rück- und Vorausblick.
Teamgeist, Zusammenhalt und Fairness - das ist es, worauf es Karin Bacher und ihrem Team ankommt. Quelle: Tobias Fröhner

05.06.2023

"Auch die schlechten Erfahrungen bringen mich weiter, stärken mein Team, machen uns resilienter."
Karin Bacher

Zehn Jahre, seit der Handelsregistereintragung 2013, sind vergangen, seitdem Karin Bacher zusammen mit 25 qualifizierten Experten als „Karin Bacher Consultants“ Geschäftsführer, Führungskräfte sowie Mitarbeitende in kleinen und mittleren Unternehmen auf Veränderungsprozessen wie denen der Digitalisierung, Firmenübergabe oder des Fachkräftemangels aktuell begleitet. Gefeiert wird das Jubiläum mit einem Sommerfest, bei dem das Miteinander und die Verbundenheit unter dem Kollegium und mit der Kundschaft im Vordergrund stehen soll. Karin Bacher über das, was sie selbst und ihr Team antreibt und welche wesentliche Veränderung bei ihr intern ansteht.

WirtschaftsKRAFTplus: Auf welche Erfolge und/oder Ereignisse blicken Sie gerne zurück?

Karin Bacher: Das erste Jahr, indem ich in wenigen Monaten meinen Businessplan fürs ganze Jahr bereits übererfüllt hatte. So merkwürdig es klingt, auch die Coronakrise war für uns ein Erfolg, denn wir konnten dank unserem hohen Level an Digitalisierung beinah alle unsere Dienstleistungen mobil weiterführen. Und hier zeigte sich auch etwas Wunderbares: Kunden, mit denen wir Rahmenverträge hatten, boten uns an, diese weiterlaufen zu lassen. Selbst, wenn wir die Leistungen wie beschrieben nicht ausführen konnten. Da habe ich ein Tränchen verdrückt. Das war ein starkes Zeichen für uns.

WirtschaftsKRAFTplus: Was würden Sie nochmal genauso machen?

Karin Bacher: Alles. Denn auch die schlechten Erfahrungen bringen mich weiter, stärken mein Team, machen uns resilienter.

WirtschaftsKRAFTplus: (…) was vielleicht (ganz) anders?

Karin Bacher: Ende 2019 spürte ich sehr deutlich meine persönlichen Grenzen. Ich arbeite gern, sehr gern. Erfolg inspiriert mich. Als dann Corona kam mit all den psychischen Belastungen und eine geschätzte Geschäftspartnerin starb, eine meiner Mitarbeitenden ihre 18-jährige Tochter bei einem tragischen Unfall verlor, war ich am Anschlag. Hier hätte ich mir gewünscht, eher auf meine Ressourcen zu achten. Das tue ich jetzt. Meine Vier-Tage-Woche halte ich zu 80 Prozent ein und an den Wochenenden erhole ich mich. Urlaube sind heilig.

WirtschaftsKRAFTplus: Sie sind eine „Managementberatung für herausfordernde Projekte“. Vor welchen Herausforderungen stehen aktuell Ihre Kunden, vor Digitalisierung und Co.?

Karin Bacher: Bereits vor Corona und dem Krieg war der Arbeitskräftemangel ein enormes Thema, das verstärkt sich gerade. Und: Wer nicht rechtzeitig investiert hat in Digitalisierung hat jetzt einen enormen Investitionsstau, auch wenn alle davon sprechen, Corona hat die Entwicklung beschleunigt: Die Lieferkettenthematik, die Energiekrise und die Zurückhaltung der Bestellungen bei unseren Kunden hat gerade mittelständische Betriebe in den Krisenmodus gebracht. Die Prozesse zu analysieren und dann zu digitalisieren – da fehlte die Energie, aber auch das notwendige Know-how. Hier unterstützen wir gerade. Denn der Arbeitskräftemangel wird sich in den nächsten Jahren verschlimmern. Die Abläufe intern und Richtung Kunde müssen daher so schlank wie möglich organisiert und digitalisiert werden. Ein anderes großes Thema ist die Arbeitgebermarke, die intern und extern aufgebaut werden muss, um überhaupt qualifizierte Bewerbende auf sich aufmerksam zu machen. Hier haben viele Mittelständler gar nicht oder nicht professionell genug reagiert. Aus denselben Gründen wie oben: Know-how und Personen, die es umsetzen fehlten. So haben wir Kunden, die volle Auftragsbücher haben, aber die Dienstleistung oder die Ware nicht liefern können.

Gespräche auf Augenhöhe mit dem Kunden zu führen, liegt nahe, gerade wenn es um größere Herausforderungen wie den Fachkräftemangel geht. Quelle: Tobias Fröhner

WirtschaftsKRAFTplus: Sie betonen auf der Webseite, dass persönlicher und unternehmerischer Erfolg zusammenhängen. Ein Tipp für die Leser: Was kann das eine, was das andere bedingen?

Karin Bacher: Von Anfang an war mir klar, dass das eine mit dem anderen zusammenhängt. Auch hier gilt der ganzheitliche Ansatz. Zunächst ist es wichtig, sich darüber klar zu werden, was Erfolg für einen selbst bedeutet. Der nächste Sportwagen oder eine intakte Beziehung? Eine innere Zufriedenheit oder das Streben nach immer höher und weiter? Wir betrachten dies völlig wertfrei. Das überträgt sich auf den unternehmerischen Erfolg: Will ich mit meinem Unternehmen wachsen – organisch oder anorganisch? Mit welchem Zweck – um zu verkaufen und mich dann zur Ruhe zu setzen, damit ich Dinge tun kann, die mich erfüllen? Oder weil ich Freude am Erfolg habe? Weil ich meine Verantwortung gegenüber Mitarbeitenden und Gesellschaft als Unternehmer gerecht werden will …

WirtschaftsKRAFTplus: Wie kann ich als KundIn an meinem Erfolg arbeiten?

Karin Bacher: Zunächst muss also klar sein, was sind die Ziele. Dann kann ich souveräner am Erfolg arbeiten und andere besser mitnehmen. Wenn ich meinen Mitstreitenden erklären kann, was der Sinn ihres Tuns ist, habe ich als Unternehmer oder Unternehmerin alles richtig gemacht. So finde ich auch die richtigen Menschen, die mich auf meinem Weg zum Erfolg begleiten. Die Kunst ist dann, das richtig und nachhaltig zu kommunizieren.

WirtschaftsKRAFTplus: Was war für Sie in diesen zehn Jahren möglicherweise der größte Veränderungsprozess?

Karin Bacher: Loszulassen. Mein “Baby“ vier Wochen in der Obhut meines Teams zu übergeben war die Nagelprobe. Ich vertraue den Menschen, mit denen ich arbeite. Es ist ein Geschenk, so tolle Persönlichkeiten um mich zu haben, mich mit ihnen auszutauschen und ein Wertesystem zu teilen. Auch wenn ich mich bis heute bei den Gedanken daran erwische, das müsste ich nochmals kontrollieren. Meine Leute lernen und machen Fehler. Diese muss ich aushalten und sie befähigen, gut damit umzugehen und dieselben kein zweites Mal zu machen.

WirtschaftsKRAFTplus: Was treibt Sie an?

Karin Bacher: Erfolg! Wenn wir gemeinsam mit unseren Kunden die gesteckten Ziele erreicht haben, wenn wir ein Fläschchen aufmachen und uns gemeinsam freuen. Privat treibt mich an, ein glückliches Leben zu führen. Dazu gehören Beziehungen, Gesundheit und ein gewisser Wohlstand – mein persönlicher Erfolg.

WirtschaftsKRAFTplus: Welche Veränderungen, Herausforderungen und Ziele sehen Sie für sich in den nächsten zehn Jahren? 

Karin Bacher: Mein Unternehmen gut auf die Nachfolge vorzubereiten. Mein Nachfolger ist bereits bei uns, einen Entwicklungsplan haben wir erstellt, das Team ist eingebunden. Die nächsten fünf Jahre sind wir also in einem klassischen Veränderungsprozess. Auch wenn ich bereits zwei Angebote von einem M&A-Unternehmen bekommen habe, kann ich mir heute nicht vorstellen zu verkaufen. Und wenn, dann so, dass es für alle Beteiligten ein Gewinn ist – persönlich meine ich.

Die Fragen stellte Jennifer Warzecha.

Mitarbeitende, die ein gemeinsames Wertesystem teilen – auch das ist etwas, worauf es Karin Bacher ankommt. Quelle: Tobias Fröhner

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