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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Hersteller von Wellpappe kämpfen mit Energieangebot und neuen Mehrwegquoten der EU

Ob beim letzten Online-Kauf oder im Supermarktregal – Karton- und Wellpappverpackungen kennt jeder aus dem Alltag. Ein Teil davon entsteht im Haiterbacher Werk der Firma Hans Kolb Wellpappe. Unter Einsatz von viel Strom und Wärme. Genau da liegt die Herausforderung.
Bernhard Ruffing, Armin Keller und Joachim Huss von der Kolb Unternehmensgruppe zeigen Klaus Mack, Thomas Blenke und dem CDU-Stadtverbandsvorsitzenden Julian Däuble (von links) im Haiterbacher Werk, wie stabil Wellpappe als Verpackungsmaterial ist. Fotoquelle: Büro Mack

Für die Produktion von Verpackungsmaterial braucht es eine sichere Energieversorgung zu international wettbewerbsfähigen Kosten. Doch das Gegenteil ist der Fall. „Und Erneuerbare Energien können nur zu einem kleinen Prozentsatz unseren Bedarf decken“, sagen Geschäftsführer Bernhard Ruffing und Werksleiter Joachim Huss. Sie machen im Gespräch mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten für den Wahlkreis Calw/Freudenstadt, Klaus Mack, und dem CDU-Landtagsabgeordneten Thomas Blenke deutlich: „Das Energieangebot muss größer werden, um die Existenz der Branche, aber auch generell den Wirtschaftsstandort Deutschlands zu sichern.“

Mack: Ausreichendes Energieangebot sichert Produktion in der Region

„Eine Verlagerung energieintensiver Betriebe ins Ausland schadet ganz direkt der Wertschöpfung in der Region. Unseren Wohlstand verdanken wir dem produzierenden Gewerbe“, sagt der Abgeordnete Mack. Er fürchtet eine schleichende Deindustrialisierung angesichts immer schärferer Vorgaben und Verbote. „Wir müssen daher Rahmenbedingungen schaffen, damit Unternehmen vor Ort investieren. Dazu gehört ein ausreichendes Energieangebot. Das nun mit der Abschaltung der Kernkraft weiter zu reduzieren, ist irrsinnig“, so Mack.

Für Thomas Blenke trifft dabei Ideologie auf Realität: „Klimaschutz ist wichtig. Aber wir müssen Klima, Wirtschaft und Energie gemeinsam betrachten. Unsere Herausforderungen lösen wir nicht durch starre Regeln von oben, sondern durch innovative Technologien.“ Genau daran arbeitet die KOLB Group bereits zusammen mit 1200 Mitarbeitern an sechs Standorten.

Selbst gewonnene Energie reicht nicht für Hersteller von Wellpape

Die unternehmenseigene Papierfabrik ist wichtiger Bestandteil einer nachhaltigen Produktion mit einem geschlossenen Rohstoffkreislauf. Dort wird gut die Hälfte des benötigten Rohpapiers ausschließlich im Recyclingverfahren erzeugt. Für über 4000 Kunden entwickelt das Familienunternehmen mit Hauptsitz in Memmingen Produkte nach Maß, sodass möglichst effizient und nachhaltig Material eingesetzt wird.

Zudem setzt die Firma zur Energieeinsparung zum Beispiel in der Papierfabrik auf eine eigene Kraftwärmekopplung. „Doch unser jährlicher Bedarf bewegt sich im Bereich von vielen Gigawattstunden pro Jahr, sagt Geschäftsführer Ruffing. Auch die firmeneigene Photovoltaikanlagen können bei voller Auslastung nur 15 Prozent des lokalen Strombedarfs jeweils decken.

Gefährdet neue EU-Mehrwegquote den Kreislauf beim Recycling?

Neben Klimavorgaben stehen die Wellpappenhersteller – deutschlandweit sind das 43 Unternehmen mit gut 21.000 Beschäftigten – durch strengere EU-Regeln unter Druck. So ist ein Gesetz geplant, das Mehrwegquoten bei Versandmaterial vorsieht. „Damit besteht die Gefahr, dass wieder mehr auf Kunststoffverpackungen gesetzt wird und der bestens funktionierende Recyclingkreislauf unserer Industrie mit einer Recyclingquote von 89 Prozent beschädigt wird“, sagt Ruffing.

Für die CDU-Politiker Mack und Blenke scheint die Regelung auf europäischer Ebene noch nicht komplett durchdacht. Beide wollen den Fachpolitikern ihrer Partei in Bund und Land das Thema zur weiteren Diskussion übergeben.

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