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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Handwerk beklagt Preisexplosion im Materialeinkauf

Das Handwerk im Bezirk der Handwerkskammer Karlsruhe scheint nach dem Ende des Lockdowns durchzuatmen. Die Geschäftslage der Unternehmen hat sich weiter verbessert. Sorgen machen sich die Unternehmen jedoch über den anhaltenden Anstieg der Einkaufspreise.
Die Steigerungen bei den Einkaufspreisen werden sich auch in den Verkaufspreisen des Handwerks widerspiegeln. ©MarioOhibsky

17.07.2021

Insbesondere diese technischen Wirtschaftszweige sind der Handwerkskammer Karlsruhe zufolge am stärksten von den aktuellen Lieferengpässen bei Material- und Bauteilen betroffen. Alle Sektoren – im Baugewerküber 90 Prozent – melden demnach deutlich gestiegene Einkaufspreise gegenüber dem Vorquartal und gehen davon aus, dass sich diese Preissteigerungen auch in ihren Verkaufspreisen widerspiegeln werden.

Forderung nach einem „runden Tisch“

Eine baldige Trendumkehr bei den Preisen ist nach Einschätzung der Betriebe nicht zu erwarten. Über alle Branchen aggregiert rechnen 47 Prozent der Betriebe damit, dass die Einkaufspreise auch im nächsten Quartal anziehen werden.

Das Handwerk appelliert, dass in Baden-Württemberg, wie teilweise auch in anderen Bundesländern, ein „runder Tisch“ zu der Preisexplosion bei Baustoffen zwischen der Landesregierung und dem Handwerk installiert werden sollte, um sich über kurzfristige Maßnahmen abstimmen zu können.

Konjunktur nimmt Fahrt auf

Zum Kammerbezirk der Handwerkskammer Karlsruhe mit rund 20.000 Mitgliedsbetrieben gehören die Stadt und der Landkreis Karlsruhe, die Stadt Pforzheim und der Enzkreis sowie der Landkreis Calw, die Stadt Baden-Baden und der Landkreis Rastatt.

Einer Befragung zufolge hat die Konjunktur im Handwerk im 2. Quartal 2021 Fahrt aufgenommen. Ihrer Geschäftslage gaben in den vergangenen drei Monaten 57,7 Prozent der befragten Betriebe die Note gut, 31,8 Prozent die Note befriedigend und 10,5 Prozent die Note mangelhaft.

Die Geschäftserwartungen der Unternehmen im Bezirk der Handwerkskammer Karlsruhe sind zuversichtlich. Derzeit gehen 28,4 Prozent der befragten Unternehmen davon aus, dass sich ihre Geschäftslage weiter verbessert, 64,7 Prozent erwarten, dass sich das zumeist gute Niveau der Vormonate halten lässt, eine Verschlechterung ihres Geschäftsverlaufs erwarten für das 3. Quartal 6,9 Prozent der befragten Betriebe.

Insbesondere im Bauhauptgewerbe hat sich die Geschäftslage im zweiten Quartal 2021 verbessert. ©MichaelGaida

Bauhauptgewerbe an Zufriedenheitsspitze

Durch die Bank hat sich in allen Branchen die Geschäftslage der Unternehmen im 2. Quartal dieses Jahres verbessert – alle Geschäftslageindizes sind im positiven Bereich. Unangefochten an der Spitze steht das Bauhauptgewerbe: Hier meldeten 81,2 Prozent eine gute Geschäftslage, 18,8% waren zufrieden.

Im Ausbauhandwerk eine ähnliche Situation; 73,1 Prozent melden gute Geschäfte, 23,1 Prozent sind zufrieden. Gerade im Bausektor und bei den Zulieferbetrieben bestimmen volle Auftragsbücher, die sich im Auftragsbestand bei einem Median von über 10 Wochen statistisch abbilden, die Lage.

Das gute zweite Quartal spiegelt sich auch bei der Umsatzentwicklung wider. Im Zeitraum März bis Juni erzielten 42,7 Prozent der Mitgliedsbetriebe der Handwerkskammer Karlsruhe höhere Umsätze als im Vorquartal. Dagegen mussten noch 9,6 Prozent der Betriebe Umsatzeinbußen verkraften.

Fordert positive Signale für den Ausbildungsmarkt: Joachim Wohlfeil, Präsident der Handwerkskammer Karlsruhe. ©Handwerkskammer

Herausforderung Klimaschutz

Kammerpräsident Joachim Wohlfeil: „Das Handwerk zeigt sich erfreulich robust und größtenteils zuversichtlich. Die Belastungen sind jedoch noch nicht überstanden, unsere Betriebe benötigen die aktive Aufmerksamkeit der Politik, um die Handwerksbetriebe auch langfristig zu unterstützen und mit Blick auf weitere große Herausforderungen wie dem Klimaschutz und der Transformation der Wirtschaft zukunftssicher aufzustellen“.

Gerade weil die wirtschaftliche Lage angespannt ist, dürfe es nicht nur um hartes Sparen gehen. Vielmehr müsse gezielt investiert und gefördert werden, um die Konjunktur weiter anzukurbeln und damit für alle Perspektiven aufzuzeigen.

Zahlreiche offene Lehrstellen

Positive Signale brauche auch der Ausbildungsmarkt. „Bei noch zahlreichen offenen Lehrstellen im Handwerk scheinen die jungen Menschen derzeit bei der Berufsentscheidung stark verunsichert zu sein“, so der Kammerpräsident. (pm/gel)

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