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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Finanzielle Zukunft von Frauen ins Blickfeld gerückt

Bei einem Frauenfrühstück hat das Transformationsnetzwerk Nordschwarzwald ein Thema in den Mittelpunkt gerückt, das oft zu kurz kommt: die finanzielle Absicherung. Finanzberaterin Anna-Lena Schick hat über „finanzielle Sicherheit in allen Lebensphasen“ informiert und ist dabei speziell auf die Bedürfnisse von Frauen und Müttern eingegangen.
Finanzberaterin Anna-Lena Schick legt beim Frauenfrühstück „Finanzielle Sicherheit in allen Lebenslagen“ des Transformationsnetzwerks Nordschwarzwald ans Herz, sich frühzeitig um ihre finanzielle Sicherheit zu kümmern. Foto: Tilo Keller

03.02.2025

von Claudia Keller

„Haben sie einen Plan für ihre finanzielle Zukunft?“, so Lidia Niestoruk, Projektmanagerin beim Transformationsnetzwerk Nordschwarzwald (TraFoNetz), als sie die Teilnehmerinnen des Frauenfrühstücks im Café der Bäckerei Katz in Pforzheim begrüßte.

Lidia Niestoruk vom TraFoNetz-Team begrüßt die Teilnehmerinnen des Frauenfrühstücks.

Niestoruk erklärte, dass TraFoNetz ein Projekt unter dem Dach der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald ist, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert wird. Ziel sei die Unterstützung von Unternehmen und deren Mitarbeiter im Transformationsprozess, der auch von Digitalisierung, Energiewende und demografischem Wandel beeinflusst wird. Von der Agentur für Arbeit waren Halimatou Camara und Johanna Sogalla vor Ort. Sie informierten zunächst über Unterstützungs- und Fördermöglichkeiten von Frauen auf dem Arbeitsmarkt. Die Zuhörer erfuhren dabei, dass die kostenlosen Beratungsangebote sowohl auf Erwachsene zielt, die sich weiterbilden und an die Veränderungen am Arbeitsmarkt anpassen wollen, als auch auf Wiedereinsteiger, beispielsweise nach der Elternzeit.

Halimatou Camara von der Bundesagentur für Arbeit informiert über Beratungsmöglichkeiten.
Johanna Sogalla von der Bundesagentur für Arbeit informiert über Beratungsmöglichkeiten.

Weniger Rente

Den Impulsvortrag übernahm Finanzberaterin Anna-Lena Schick, Initiatorin der Community Females for Finance. Sie plädierte dafür, dass jede Frau für sich selbst einstehen sollte, ganz unabhängig davon, wie die Beziehung ist, in der sie lebt. Zunächst richtete Schick das Augenmerk auf das Thema Altersversorgung und führte dazu aufrüttelnde Zahlen an. „Frauen bekommen im Durchschnitt 30 Prozent weniger Rente als Männer“, stellte sie fest. Das führte sie zurück auf Elternzeit, Kindererziehungszeiten, Teilzeitjobs und den Gender Pay Gap, also die unterschiedliche Bezahlung von Frauen und Männern. Die Expertin machte auch darauf aufmerksam, dass jede zweite Ehe in Deutschland geschieden werde, was ebenfalls dazu beitrage, dass Frauen selbst nach 40 Jahren Arbeitszeit weniger als 1.000 Euro Rente bekommen. „38 Prozent der Frauen landen in Altersarmut, das wäre etwa jede vierte Frau, und das ist ganz schön viel“, stellte die Referentin fest. Sie betonte, dass sich Mütter die Erziehungszeiten anrechnen lassen sollten, da sich das auf die Höhe der Rente auswirkt. „Und dann gibt es auch die Möglichkeit, privat vorzusorgen“, sagte Schick. „Selbst mit kleinen Beiträgen.“ Sie empfahl möglichst früh anzufangen, was sie an einem Beispiel eindrücklich darstellte. Demnach hat eine 35-jährige Frau nach 20 Jahren 25.000 angespart, wenn sie jeden Monat 68 Euro zurücklegt und eine Rendite von knapp sieben Prozent erhält. Für eine vergleichbare Summe müsste eine 50-jährige Frau jeden Monat 170 Euro zur Seite legen. „Deshalb sage ich immer, früh anfangen, mit kleinen Beiträgen und das Geld für sich arbeiten lassen“, sagte sie. „Ich wollte euch einfach bewusst machen, was es bedeutet, wenn ihr noch Jahre wartet.“

Tipps der Expertin

Schick warnte davor, den Partner und dessen Rente als Sicherheit zu sehen, gerade angesichts von möglicher Trennung, Scheidung oder dem frühen Tod des Partners. „Frauen werden tendenziell ein bisschen älter als Männer und sind oft auch etwas jünger als ihr Partner“, machte sie aufmerksam. Sie empfahl außerdem eine gewisse Grundabsicherung in Form von Versicherungen, beispielsweise bei Berufsunfähigkeit. Hierzu nannte sie als Minimum eine Absicherung in Höhe von 70 Prozent des Nettoeinkommens. Zudem plädierte sie dafür, sich als Paar gemeinsam einen Überblick über die Finanzen zu verschaffen. „Macht euch eine Aufstellung, lasst euch Vollmachten geben, damit ihr da genauso mit drin seid, wie der Mann auch“, riet die Finanzberaterin.


Besser zwei Konten

Schick empfahl einen Finanzplan aufzustellen und Einnahmen und Ausgaben genau zu notieren, um festzustellen, wieviel man eigentlich zur freien Verfügung hat. Als Tipp legte sie den Frauen ans Herz, neben dem Hauptkonto noch ein weiteres Konto oder Unterkonto einzurichten, auf dem man sich per Dauerauftrag den Anteil für Konsum überweist. Die Finanzexpertin hielt auch den Aufbau einer Rücklage in Höhe von zwei bis drei Monatsgehältern für wichtig, um kurzfristige Investitionen, wie den Ersatz einer kaputten Waschmaschine, stemmen zu können.
Sie hielt es für legitim, wenn man Hilfe bei der persönlichen Finanzplanung in Anspruch nehme. „Vor allem wir Frauen sollten offener über Geld reden“, sagte Schick. In einer offenen Diskussionsrunde stellten einzelne Frauen Fragen zu ihrer speziellen Situation. Im Rahmen der Veranstaltung konnten die Teilnehmerinnen aber auch die Gelegenheit nutzen, um mit der Finanzberaterin und den Vertreterinnen der Agentur für Arbeit ins persönliche Gespräch zu kommen.

Alle Fotos: Tilo Keller

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