Oliver Reitz
Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)
28.04.2023
Von Jennifer Warzecha
Das Deutschland-Ticket Jobticket und das Deutschlandticket kommen in den nächsten Tagen, pünktlich zum 1. Mai in den Einsatz. Mit ihm können die Abonnentinnen und Abonnenten für 49 Euro im Monat mit Bus und Bahn des Öffentlichen Nahverkehrs quer durch Deutschland fahren. Das freut auf der einen Seite Jahreskartenbesitzer, die teilweise erheblich weniger bezahlen. Aber auch die Arbeitgeber freuen sich über weniger bürokratischen Aufwand.
Wie die Umstellung vom Job- aufs Deutschlandticket funktioniert, davon kann Andrea Sabo, Prokuristin der Pforzheimer Zeitung (PZ) und Buchhaltungschefin, berichten. Sie erklärt, wie das Deutschlandticket anstelle des Jobtickets, einer vom Arbeitgeber bezuschussten Fahrkarte, zum Einsatz kommt: „Möchte man das Deutschlandticket anstelle des Jobtickets nutzen, muss der Arbeitgeber eine Rahmenvereinbarung mit dem entsprechenden Verkehrsverbund treffen. Die Firma zahlt einen Teil des Tickets direkt an den Verkehrsverbund. Wenn der Arbeitgeber mindestens 25 Prozent der Kosten übernimmt, zahlen Land und Bund nochmal fünf Prozent drauf. Das wird direkt vom Verkehrsverbund mit Bund oder Land abgerechnet. Der Nutzer hat nichts damit zu tun“, sagt sie.
Mehr Eigenverantwortung
Dieser muss sich allerdings im Gegensatz zum Jobticket eigenständig um das neue Ticket kümmern und kann es direkt übers Smartphone aufs Smartphone bestellen. „Der Mitarbeiter muss das alte Jobticket rechtzeitig kündigen und die alten Marken zurückgeben. Fürs neue Deutschlandticket bekommt er einen Merkbogen und die Personalnummer, dass er sich beim Verkehrsverbund dafür anmelden kann.“
Ablauf
Wie läuft der bürokratische Prozess im Unternehmen ab, bis der Mitarbeiter sein Ticket bekommt? Als Arbeitgeber bekomme sie einmal im Monat eine Rechnung mit den Arbeitgeberzuschüssen, sagt Andrea Sabo. Der Arbeitgeber bekomme eine ID-Nummer zugeteilt. Die müsse der Mitarbeiter angeben, genauso wie seine Personalnummer. „In unserem Fall muss der Mitarbeiter ca. 23 Euro bezahlen und wir als Arbeitgeber bezahlen die anderen 50 Prozent. Der Mitarbeiteranteil wird automatisch vom Girokonto des Mitarbeiters abgebucht.“
Vorteile
Bei Dienstreisen müsse man nun kein Extra-Ticket mehr buchen. „ Wir haben als Arbeitgeber den Vorteil, dass es für Dienstreisen genutzt werden kann. Das macht für die Azubis oder Dienstreisen insgesamt schon einen Unterschied. Sie können mit dem Deutschlandticket an ihren Zielort reisen. Die Reisekostenabrechnung macht es damit auch einfacher.“ Zufrieden sagt sie: „Ein Vorteil für die Arbeitnehmer ist, dass es günstiger wird. Auch sowieso macht es alles eher günstiger. Und es ist sehr praktisch.“
Veränderungen
Was hat sich ansonsten verändert? „Das Jobticket hat mehr gekostet, aber der Arbeitgeberzuschuss war genau gleich. Vorher musste man den Betrag festlegen, jetzt läuft das über den prozentualen Anteil.“
Hürden
Worauf muss man noch achten, neben dem, sich rechtzeitig um den Erhalt des Tickets zu kümmern? „Die Jobtickets laufen alle aus und sind zwangsgekündigt. Der Mitarbeiter muss sich jetzt anmelden. Das Schwierige war, dass man am Anfang gar nicht wusste, wie es funktioniert, auch der Verkehrsverbund nicht und man die Abläufe nicht kannte. Am Anfang war es die größte Hürde, die ganzen Informationen zusammenzusuchen, auch den Mustervertrag der VPE. Es hat aber eine Weile gedauert und dann ging es.“
Nachteile
Auch beim Deutschlandticket gibt es nicht nur positive Stimmen, wie Andrea Sabo aus der Praxis berichtet. So habe man beim Jobticket am Wochenende „Kind und Kegel“, die Familie, und das Fahrrad mitnehmen können. „Das geht nicht mehr. Unser Problem war zum Beispiel, dass wir nicht aus beiden Vereinbarungen heraus wählen können, für manche das Job-, für die anderen das Deutschlandticket. Das war für manche ein wenig unbefriedigend, weil wir sagten, wir als Arbeitgeber hätten es gerne, dass sie das Deutschlandticket nutzen.“
Großer Andrang
Auch in Karlsruhe kommt das Ticket gut bei den Menschen an, wie aus den Reihen des Karlsruher Verkehrsverbunds (KVV) zu hören ist. „Das neue Jahresabonnement wird sehr stark nachgefragt. Dies bestätigt, dass das Ticket einen Nerv trifft – immer mehr Menschen wollen das attraktive Nahverkehrsangebot unkompliziert und zu einem günstigen Preis nutzen“, sagt Benjamin Bock, Mitglied der KVV-Geschäftsleitung. Bei ihm laufen in puncto Vertrieb die Fäden zusammen. Der KVV hat das neue Ticket an rund 47 800 Kund*innen in den vergangenen Tagen und Wochen in mehreren Chargen erfolgreich auf dem Postweg verschickt. Der Großteil dieser aktuellen Gesamtzahl besteht aus Bestandskunden, deren Abonnements auf den neuen Tarif umgestellt wurden. Hierzu zählen aber auch rund 7100 Neukund*innen, die erstmals ein Jahresabonnement beim KVV abgeschlossen haben.
Zusätzlich zu den genannten 47 800 Kund*innen, die sich für die Plastikkarte im Geldbeutel entschieden haben, gibt es aber bereits 610 weitere Neukund*innen (Stand: 25. April), die das Deutschlandticket auf dem digitalen Weg über die App KVV.Deutschland nutzen. Für alle Beteiligten vorteilhaft ist, dass das Deutschlandticket über alle Verbundgrenzen hinweg gilt.
Weitere Informationen:
Deutschland-Ticket Jobticket (bahn.de)
KVV – Karlsruher Verkehrsverbund – Bahn und Bus – Deutschlandticket
Wer das neue Deutschlandticket hat, kann damit ab Anfang Mai im Nah- und Regionalverkehr unterwegs sein. Dabei können mitunter sehr weite Strecken ohne Umsteigen zurückgelegt werden. Das zeigt die Statista-Grafik auf Basis einer Erhebung des Portals Vergleich.org. Zu den längsten unterbrechungsfreien Strecken zählen dabei die Verbindungen zwischen Rostock und Elsterwerda, Cottbus und Wismar und Stralsund und Falkenberg.
Durch die Einführung des Tickets ist mit einer starken Zunahme der Nutzung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) zu rechnen. Die große Nachfrage könnte Verkehrsexperten zufolge insbesondere in großen Städten und Metropolregionen zu Kapazitätsengpässen führen. Hier besteht bereits heute ein starker Personal- und Fachkräftebedarf.
Das Deutschland-Ticket kann deutschlandweit in allen Zügen des Schienenpersonennahverkehrs und zusätzlich in den Verkehrsmitteln des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) der teilnehmenden Landestarife, Verkehrsverbünde und Verkehrsunternehmen für beliebig viele Fahrten genutzt werden. Dies gilt unabhängig davon, welches Verkehrsunternehmen, welcher Verkehrsverbund oder Landestarif auf dem Ticket selbst vermerkt ist. Ein Deutschland-Ticket, das bspw. in München erworben wurde, kann somit auch für Fahrten in Frankfurt und Umgebung genutzt werden.
Das Deutschland-Ticket ist nicht in Zügen gültig, die durch die DB Fernverkehr AG oder anderer Fernverkehrsanbieter wie z.B. FlixTrain betrieben werden. Über Ausnahmen auf bestimmten Streckenabschnitten befindet sich DB Fernverkehr aktuell in Gesprächen mit Ländern und Aufgabenträgern. Etwaige Ausnahmen werden im Geltungsbereich des Deutschland-Tickets veröffentlicht.
pm / Grafik: statista.com
28.04.2023
Von Jennifer Warzecha
Das Deutschland-Ticket Jobticket und das Deutschlandticket kommen in den nächsten Tagen, pünktlich zum 1. Mai in den Einsatz. Mit ihm können die Abonnentinnen und Abonnenten für 49 Euro im Monat mit Bus und Bahn des Öffentlichen Nahverkehrs quer durch Deutschland fahren. Das freut auf der einen Seite Jahreskartenbesitzer, die teilweise erheblich weniger bezahlen. Aber auch die Arbeitgeber freuen sich über weniger bürokratischen Aufwand.
Wie die Umstellung vom Job- aufs Deutschlandticket funktioniert, davon kann Andrea Sabo, Prokuristin der Pforzheimer Zeitung (PZ) und Buchhaltungschefin, berichten. Sie erklärt, wie das Deutschlandticket anstelle des Jobtickets, einer vom Arbeitgeber bezuschussten Fahrkarte, zum Einsatz kommt: „Möchte man das Deutschlandticket anstelle des Jobtickets nutzen, muss der Arbeitgeber eine Rahmenvereinbarung mit dem entsprechenden Verkehrsverbund treffen. Die Firma zahlt einen Teil des Tickets direkt an den Verkehrsverbund. Wenn der Arbeitgeber mindestens 25 Prozent der Kosten übernimmt, zahlen Land und Bund nochmal fünf Prozent drauf. Das wird direkt vom Verkehrsverbund mit Bund oder Land abgerechnet. Der Nutzer hat nichts damit zu tun“, sagt sie.
Mehr Eigenverantwortung
Dieser muss sich allerdings im Gegensatz zum Jobticket eigenständig um das neue Ticket kümmern und kann es direkt übers Smartphone aufs Smartphone bestellen. „Der Mitarbeiter muss das alte Jobticket rechtzeitig kündigen und die alten Marken zurückgeben. Fürs neue Deutschlandticket bekommt er einen Merkbogen und die Personalnummer, dass er sich beim Verkehrsverbund dafür anmelden kann.“
Ablauf
Wie läuft der bürokratische Prozess im Unternehmen ab, bis der Mitarbeiter sein Ticket bekommt? Als Arbeitgeber bekomme sie einmal im Monat eine Rechnung mit den Arbeitgeberzuschüssen, sagt Andrea Sabo. Der Arbeitgeber bekomme eine ID-Nummer zugeteilt. Die müsse der Mitarbeiter angeben, genauso wie seine Personalnummer. „In unserem Fall muss der Mitarbeiter ca. 23 Euro bezahlen und wir als Arbeitgeber bezahlen die anderen 50 Prozent. Der Mitarbeiteranteil wird automatisch vom Girokonto des Mitarbeiters abgebucht.“
Vorteile
Bei Dienstreisen müsse man nun kein Extra-Ticket mehr buchen. „ Wir haben als Arbeitgeber den Vorteil, dass es für Dienstreisen genutzt werden kann. Das macht für die Azubis oder Dienstreisen insgesamt schon einen Unterschied. Sie können mit dem Deutschlandticket an ihren Zielort reisen. Die Reisekostenabrechnung macht es damit auch einfacher.“ Zufrieden sagt sie: „Ein Vorteil für die Arbeitnehmer ist, dass es günstiger wird. Auch sowieso macht es alles eher günstiger. Und es ist sehr praktisch.“
Veränderungen
Was hat sich ansonsten verändert? „Das Jobticket hat mehr gekostet, aber der Arbeitgeberzuschuss war genau gleich. Vorher musste man den Betrag festlegen, jetzt läuft das über den prozentualen Anteil.“
Hürden
Worauf muss man noch achten, neben dem, sich rechtzeitig um den Erhalt des Tickets zu kümmern? „Die Jobtickets laufen alle aus und sind zwangsgekündigt. Der Mitarbeiter muss sich jetzt anmelden. Das Schwierige war, dass man am Anfang gar nicht wusste, wie es funktioniert, auch der Verkehrsverbund nicht und man die Abläufe nicht kannte. Am Anfang war es die größte Hürde, die ganzen Informationen zusammenzusuchen, auch den Mustervertrag der VPE. Es hat aber eine Weile gedauert und dann ging es.“
Nachteile
Auch beim Deutschlandticket gibt es nicht nur positive Stimmen, wie Andrea Sabo aus der Praxis berichtet. So habe man beim Jobticket am Wochenende „Kind und Kegel“, die Familie, und das Fahrrad mitnehmen können. „Das geht nicht mehr. Unser Problem war zum Beispiel, dass wir nicht aus beiden Vereinbarungen heraus wählen können, für manche das Job-, für die anderen das Deutschlandticket. Das war für manche ein wenig unbefriedigend, weil wir sagten, wir als Arbeitgeber hätten es gerne, dass sie das Deutschlandticket nutzen.“
Großer Andrang
Auch in Karlsruhe kommt das Ticket gut bei den Menschen an, wie aus den Reihen des Karlsruher Verkehrsverbunds (KVV) zu hören ist. „Das neue Jahresabonnement wird sehr stark nachgefragt. Dies bestätigt, dass das Ticket einen Nerv trifft – immer mehr Menschen wollen das attraktive Nahverkehrsangebot unkompliziert und zu einem günstigen Preis nutzen“, sagt Benjamin Bock, Mitglied der KVV-Geschäftsleitung. Bei ihm laufen in puncto Vertrieb die Fäden zusammen. Der KVV hat das neue Ticket an rund 47 800 Kund*innen in den vergangenen Tagen und Wochen in mehreren Chargen erfolgreich auf dem Postweg verschickt. Der Großteil dieser aktuellen Gesamtzahl besteht aus Bestandskunden, deren Abonnements auf den neuen Tarif umgestellt wurden. Hierzu zählen aber auch rund 7100 Neukund*innen, die erstmals ein Jahresabonnement beim KVV abgeschlossen haben.
Zusätzlich zu den genannten 47 800 Kund*innen, die sich für die Plastikkarte im Geldbeutel entschieden haben, gibt es aber bereits 610 weitere Neukund*innen (Stand: 25. April), die das Deutschlandticket auf dem digitalen Weg über die App KVV.Deutschland nutzen. Für alle Beteiligten vorteilhaft ist, dass das Deutschlandticket über alle Verbundgrenzen hinweg gilt.
Weitere Informationen:
Deutschland-Ticket Jobticket (bahn.de)
KVV – Karlsruher Verkehrsverbund – Bahn und Bus – Deutschlandticket
Wer das neue Deutschlandticket hat, kann damit ab Anfang Mai im Nah- und Regionalverkehr unterwegs sein. Dabei können mitunter sehr weite Strecken ohne Umsteigen zurückgelegt werden. Das zeigt die Statista-Grafik auf Basis einer Erhebung des Portals Vergleich.org. Zu den längsten unterbrechungsfreien Strecken zählen dabei die Verbindungen zwischen Rostock und Elsterwerda, Cottbus und Wismar und Stralsund und Falkenberg.
Durch die Einführung des Tickets ist mit einer starken Zunahme der Nutzung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) zu rechnen. Die große Nachfrage könnte Verkehrsexperten zufolge insbesondere in großen Städten und Metropolregionen zu Kapazitätsengpässen führen. Hier besteht bereits heute ein starker Personal- und Fachkräftebedarf.
Das Deutschland-Ticket kann deutschlandweit in allen Zügen des Schienenpersonennahverkehrs und zusätzlich in den Verkehrsmitteln des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) der teilnehmenden Landestarife, Verkehrsverbünde und Verkehrsunternehmen für beliebig viele Fahrten genutzt werden. Dies gilt unabhängig davon, welches Verkehrsunternehmen, welcher Verkehrsverbund oder Landestarif auf dem Ticket selbst vermerkt ist. Ein Deutschland-Ticket, das bspw. in München erworben wurde, kann somit auch für Fahrten in Frankfurt und Umgebung genutzt werden.
Das Deutschland-Ticket ist nicht in Zügen gültig, die durch die DB Fernverkehr AG oder anderer Fernverkehrsanbieter wie z.B. FlixTrain betrieben werden. Über Ausnahmen auf bestimmten Streckenabschnitten befindet sich DB Fernverkehr aktuell in Gesprächen mit Ländern und Aufgabenträgern. Etwaige Ausnahmen werden im Geltungsbereich des Deutschland-Tickets veröffentlicht.
pm / Grafik: statista.com
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