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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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egf - Eduard G. Fidel GmbH

Bei der egf Manufaktur in Pforzheim werden mehr als 100.000 Ringe pro Jahr gefertigt und rund 300.000 Diamanten gefasst. Mit viel Verstand, Leidenschaft, höchster Sorgfalt und Handwerkskunst sind die rund 150 Mitarbeiter*innen hier täglich zu Gange, um Trauringe, Verlobungsringe und Memoireringe zu kreieren. Das Unternehmen zählt heute zu einem der Marktführer in der Ring-Produktion.
Die egf Manufaktur in Pforzheim steht seit jeher für Innovationskraft, patentierte Bearbeitungstechniken sowie wahrhafte Goldschmiedetechnik. Foto: egf

06.10.2022

von Tanja Meckler

Eine runde Sache – mit Innovation und Leidenschaft

Bis ein Ring das Herzstück – die Manufaktur – des Trauring- und Schmuckherstellers egf in Pforzheim verlässt, sind viele Arbeitsschritte und ganz unterschiedliche Menschen beteiligt. Für Laien oft kaum vorstellbar, was für eine Reise so ein Ring zurücklegt und wie viele Hände er durchwandert, ehe er schließlich würdevoll am Finger getragen wird.

Die Manufaktur in Pforzheim. Foto: Rafael Krötz

Die egf Manufaktur verbindet seit fast 90 Jahren altgediegene Goldschmiedekunst mit modernsten Technologien, patentierten Bearbeitungsverfahren und innovativen Produkten. Firmengründer Eduard G. Fidel gilt als der Erfinder des ersten maschinengefertigten Memoirerings. Auch heute noch sind Memoireringe fester Bestandteil der DNA des Unternehmens. Fester Bestandteil ist auch eine wertschätzende Kommunikation. Geschäftsführer Stefan Schiffer ist davon überzeugt, dass die Basis für den Erfolg eine teamorientierte Unternehmenskultur ist. Transparenz spielt dabei eine entscheidende Rolle.

Foto: Tanja Meckler

Einmal im Monat gibt es bei egf daher ein Teamfrühstück. Nach dem informellen Teil mit Butterbrezeln und Kaffee im Foyer, springt Geschäftsführer Stefan Schiffer auf eine eigens errichtete kleine Bühne in der Manufaktur und informiert die gesamte Belegschaft über die aktuelle Situation. Wie ist die wirtschaftliche Entwicklung, Reklamationsquote, anstehende Termine oder auch Neuerungen, kürzlich wurde beispielsweise eine unternehmerfinanzierte betriebliche private Krankenversicherung eingeführt. Hat an diesem Tag jemand Geburtstag, wird auch schon mal ein Lied angestimmt. Das Format gibt auch neuen Mitarbeiter*innen die Gelegenheit sich kurz vorzustellen. Die Neuzugänge dürfen dabei zwischen drei Optionen wählen. Sie können sich singend, tanzend oder verbal vorstellen. „Wir hatten in den letzten Jahren schon vier neue Mitarbeiter*innen, die dies singend erledigt haben – sogar inklusive eines selbst gedichteten Textes“, erzählt Stefan Schiffer schmunzelnd.

Seit 2012 ist egf Teil der Binder Gruppe, ein in vierter Generation geführtes Familienunternehmen. „Die Inhaberfamilie Binder stellt uns den Rahmen zur Verfügung und das Geschäftsleitungsteam entscheidet, wie dieser Rahmen ausgefüllt werden soll und bespricht welche Ziele wir gemeinsam mit den Mitarbeiter*innen erreichen wollen. Diese Freiheit und die damit verbundenen Möglichkeiten sind ein großes ‚Asset‘. Auch haben wir für uns die klassischen Fragen ‚Warum? Was? Wie?‘ definiert. Beim ‚Warum?‘ haben wir für uns definiert, dass wir ‚Wertvolle Verbindungen‘ schaffen wollen. Dies hat viele Facetten: Wir fertigen wertvolle Produkte, unsere Endkund*inne gehen wertvolle, langfristige Verbindungen miteinander ein, im gesamten egf Team gibt es wertvolle Verbindungen, bis hin zu privaten Freundschaften und wir sind davon überzeugt, dass wir einzigartige Verbindungen zu unseren Kund*innen und Geschäftspartner*innen haben. Unsere Werte sind uns sehr wichtig und helfen uns, eine teamorientierte Unternehmenskultur zu schaffen“, sagt Stefan Schiffer.

Bildquelle: egf

Ohne Innovation geht es nicht

Tag für Tag setzten die Mitarbeiter*innen bei egf alles daran die Ringträume der Kunden Wirklichkeit werden zu lassen. Auch in der Trauringbranche spielen Innovationen eine große Rolle. Es gilt immer wieder neue Standards auf höchstem Niveau zu setzen.

„Wir haben bei unseren Kund*innen gemerkt, dass diese gerne glatte Ringe mit Memoireringen verbinden möchten oder zwei Memoireringe außen mit einem glatten Ring innen kombinieren wollten. Allerdings konnten solche Lösungen immer nur mit relativ großen Abständen zwischen den Ringen gefertigt werden, wegen der Besonderheiten des herkömmlichen Sinter-Prozesses. Unser Entwicklungsteam hat hier sehr lange getüftelt, bis sie ein Klickverfahren entwickeln konnten, welches die Ringe einzigartig nah zueinander bringt. Dieses Verfahren haben wir uns auch patentieren lassen“, erzählt Schiffer.

Für Aufsehen sorgte auch das neue Trauringkonzept ‚Zweiklang‘, das egf Chef-Designer Lukas Grewenig anlässlich des 111-jährigen Jubiläums der Binder Gruppe 2021 auf den Weg brachte.

„Eines unserer USPs ist das Thema Customization bzw. Individualisierung. Unser Konzept ‚Zweiklang‘ nimmt dieses Thema auf, indem wir die Stimmen von einem Trauringpaar aufzeichnen und die graphische Darstellung dieser Stimmen über die Oberfläche der Ringe legen. Dadurch entstehen Ringe, die an der Oberfläche wellenförmig sind und somit eines der individuellsten Merkmale des Menschen widerspiegeln: unsere Stimme. So kann ein Paar eine ganz persönliche Botschaft an die/den jeweils andere/anderen senden, die ständig sichtbar ist“, so Schiffer.

Auch die Gravurwünsche, vor allem aus dem asiatischen Raum, werden immer kreativer und ausgefallener. Sie reichen von Fingerprints, über Kinderzeichnungen bis hin zu Mini-Bildergeschichten.

Ausgefallene Wünsche: Zwei kleine Kinderhände mit Herz in der Mitte, werden mittels Lasergravur in den Ring eingraviert. Foto: Tanja Meckler

Vom Rohling bis zum fertigen Ring

Im Hause egf werden mehr als 30 Edelmetalle selbst geschmolzen. Immer wieder werden auch neue Legierungen ausgetüftelt. Selbst die Ringrohlinge werden inhouse produziert. Sie werden auch nicht einfach von einem Rohr abgeschnitten, sondern ausgestanzt. Je nachdem wie aufwendig ein Ring ist, durchläuft er in der Manufaktur bis zu 15 Stationen – für ein kleines Schmuckstück, ist das eine lange Reise.

Ringmaße. Foto: Rafael Krötz

 „Wir haben eine sehr tiefe Wertschöpfungskette. Wir kaufen Edelmetalle und Steine und fertigen die Ringe komplett in unserer Manufaktur. Dieser Prozess beinhaltet das Schmelzen, Walzen und Austanzen der Rohlinge. Diese und weitere Prozessschritte führen zu unterschiedlichen Glüh- und Kaltverformungsprozessen, die unseren Rohlingen eine einzigartige Vickers Härte verleiht, d.h., die Ringe haben ‚state of the art‘ Werte bezüglich der Zähigkeit und Härte und sind somit extrem robust, was zu weniger Kratzern und über die Jahre weniger Abrieb führt. Dies ist eines der Markenversprechen von egf“, berichtet Geschäftsführer Stefan Schiffer.

Ist der Ringrohling ausgestanzt, wird er von erfahrenen Mitarbeiter*innen auf modernsten CNC-Maschinen weiter verarbeitet.

Höchste Präzision auch beim Fräsen. Foto: Rafael Krötz

Anschließend erwecken Goldschmied*innen, Edelsteinfasser*innen und Polirer*innen die Rohlinge zum Leben und verleihen ihnen ihren einzigartigen und glanzvollen Schmuckcharakter. Bei egf wird jeder Stein in eine vorher maschinell oder manuell gefräßte Vorbereitung gesetzt. Das erfordert höchste Präzision. Kleben ist Tabu, denn dadurch würden die Steine ihren einzigartigen Glanz verlieren. Auf einem Ring lassen sich übrigens bis zu 50 Steine verarbeiten.

Ein Blick durch die Lupe. Foto: Rafael Krötz

Jeder egf Ring trägt in der Innenseite der Ringschiene übrigens einen kleinen blauen Brillanten. Er symbolisiert den Eisvogel ‚Fidi‘. Dem Eisvogel wird nachgesagt, dass er in seinem Leben nur einen Partner hat. Deshalb steht er auch für Treue. Blau ist außerdem die Farbe des Himmels. Sie steht für Treue, Harmonie und Beständigkeit. Der blaue Brillant ist damit das Gütezeichen für das gestalterische und handwerkliche Können der egf Manufaktur und das Signet für ein Original der Kollektion.

In der Trauringbranche ist der Liefertermin elementar wichtig, deshalb wurde bei egf auch die ‚erste Hochzeit‘ etabliert. „Im Rahmen der Einführung unseres Industrie 4.0 Projektes in 2019, haben wir diesen Begriff geprägt. Um unsere Mitarbeiter*innen in den einzelnen Abteilungen mit der Information zu unterstützen, welcher Ring aktuell Priorität hat, haben wir ein Konzept eingeführt, dass die Aufträge auf einem Bildschirm nach Prioritäten anzeigt. Hierbei wird in der jeweiligen Abteilung ein RFID-Chip ausgelesen. Dieser Chip wird am Anfang des Prozesses mit dem jeweiligen Auftrag ‚verheiratet‘, um anschließend die ‚Reise durch unsere Manufaktur‘ zu beginnen“, erklärt Schiffer.  

In diesem Raum findet ‚die erste Hochzeit‘ statt. Marketingchef Nick Binder, Geschäftsführer Stefan Schiffer und Yvonne Vetter. Foto: Tanja Meckler

Und wenn auf der Reise etwas schiefgeht? Auch den Besten unterlaufen mal Fehler und natürlich kann es sein, dass der Ring kurz vor Fertigstellung kaputt geht. Für diesen Fall hat man sich bei egf einen Notfallplan zurechtgelegt. „Hierfür haben wir einen ‚Fast track‘ eingerichtet, so dass dieser Ring mit besonderer Priorität durch die Manufaktur von unseren Spezialisten*innen der Terminsteuerung ‚durchgetragen wird‘. Alle Mitarbeiter*innen sind sich bewusst: eine Hochzeit ohne Ringe geht nicht“, sagt Stefan Schiffer.

Auf diesem digitalen Board wird angezeigt, welcher Ring Priorität hat. Foto: Tanja Meckler

Beim Gang durch die Manufaktur fällt auf, dass viele Maschinen Namen, wie beispielsweise Luna oder Balu, haben. Darauf angesprochen muss Stefan Schiffer lachen, dann erläutert er: „Wir bei egf sind ständig offen für neue Ideen, Eindrücke und Erfahrungen. Wir suchen regelmäßig den Austausch zu anderen Unternehmen, auch außerhalb der Branche. Von einem solchen Besuch habe ich die Idee mitgenommen, unseren Maschinen Namen zu geben. Somit ist es einfacher zu verstehen, welche Maschine gerade eine Wartung braucht, auf welcher wir einen Test fahren usw. – es vereinfacht die Kommunikation und macht die Maschinen liebenswerter.“

Auch liebenswerte Maschinen wollen bedient werden und auch das fundierte Wissen in der Ringherstellung soll an künftige Generationen weitergegeben werden. Deshalb spielt das Thema Ausbildung bei egf inzwischen eine tragende Rolle. Als Stefan Schiffer vor fünf Jahren anfing, gab es gerade einmal drei Auszubildende. Seit dem 1.Oktober 2022 zählt das Unternehmen 13 Auszubildende.

Unkonventionelle Wege geht das Unternehmen auch bei der Gewinnung von Fachkräften. „In der Trauringbranche fängt alles mit dem Antrag und der alles entscheidenden Frage an. Wir sind auf die Idee gekommen potenziellen Mitarbeiter*innen ebenfalls einen ‚Antrag‘ zu machen, ob sie zu uns ins Team kommen möchten. Daraufhin haben wir einige Videos gedreht“, erzählt Marketingchef Nick Binder. Gerade in den sozialen Medien seien die Videos sehr gut angekommen. Nach der Veröffentlichung seien beinahe 80 Bewerbungen ins Haus geflattert.

Und auch was Arbeitsmodelle allgemein angeht, gibt sich egf modern. Bei egf sind 55 % der Führungspositionen von Frauen besetzt. Eine davon sogar in Teilzeit. „Neben einigen Teilzeitarbeitskräften haben wir auch eine junge Mama, die sich an zwei Tagen in der Woche um ihr Edelsteinfasser*innen-Team kümmert, einiges von zu Hause aus erledigt und zusätzlich auch für ihre Tochter da ist. Das ist bestimmt nicht immer einfach, aber ich sehe sie immer strahlen, wenn sie in der Manufaktur ist“, so Schiffer.

Das egf innovativ ist und mutig voranschreitet, wurde dem Unternehmen auch auf dem Deutschen Mittelstands-Summit in Frankfurt am Main bescheinigt. egf wurde 2022 als einer der TOP 100 Innovatoren des Landes geehrt.

EGF – EDUARD G. FIDEL GMBH Reutlinger Strasse 8 75179 Pforzheim Telefon: +49 7231 1434-0

Internet: https:// www.egf.biz

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