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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Zwischen Fräsen, Verantwortung und Zukunftsvisionen: die Willy Lillich GmbH

Eine Produktionshalle am Rand des Straubenhardter Ortsteils Schwann mit hochmoderner Fertigung, quasi ein Zukunftslabor für den deutschen Mittelstand. Hier dreht sich alles um Präzision, Innovation und Verantwortung. Im Zentrum: Elke Lillich, in zweiter Generation Geschäftsführerin des Familienunternehmens Willy Lillich GmbH.
Elke Lillich, Geschäftsführerin der Willy Lillich GmbH in Straubenhardt-Schwann, führt das Familienunternehmen in zweiter Generation. ©Foto:GerdLache

Von Gerd Lache | 02.10.2025

„Wir haben alle nur diese eine Erde“, sagt Elke Lillich mit ruhiger, aber bestimmter Stimme. Eine Haltung, die nicht nur privat, sondern unternehmerisch gelebt wird. Die Geschichte der Willy Lillich GmbH ist eine Geschichte von technologischer, ökologischer und gesellschaftlicher Transformation. Und sie ist ein Best-Practice-Beispiel für das Transformationsnetzwerk (TraFoNetz) Nordschwarzwald.

Klassische Garagen-Gründung

Die Geschichte beginnt 1966 in einer kleinen Garage, klassisch für den deutschen Mittelstand. Willy Lillich, der Gründer, startet mit viel technischem Geschick und noch mehr Unternehmergeist. Heute, fast 60 Jahre später, leitet Tochter Elke, unterstützt von ihrem Bruder Gerhard, ein Unternehmen mit rund 50 Beschäftigten, das namhafte Kunden wie Bosch, Mahle oder Daimler beliefert. Die Spezialität: hochpräzise Dreh-, Fräs- und Schleifteile für die Branchen Automobil, Maschinenbau und Medizintechnik.

Elke Lillich ist keine Geschäftsführerin, die sich im Büro verschanzt. Sie ist mittendrin – bei den Maschinen, bei den Menschen. „Transformation“, sagt sie, „ist für uns ein ganzheitlicher Prozess. Es geht nicht nur um Maschinenpark und Energieeffizienz. Es geht darum, wie wir arbeiten, wie wir ausbilden, wie wir miteinander umgehen.“

Das spürt man im Betrieb. Die Mitarbeitenden profitieren von flachen Hierarchien, Urlaubsgeld, betrieblicher Altersvorsorge und vor allem von einem offenen Ohr. Wer eine Idee hat, findet bei der Firma Lillich nicht nur Zuhörer, sondern Mitstreiter.

Prokurist Eduard Klatt unterstützt Elke Lillich als Mitglied der Geschäftsführung. ©Foto:GerdLache

Verzicht auf fossile Energieträger

Ein Paradebeispiel für diese Haltung ist das energetische Sanierungsprojekt des Unternehmens. Rund eine Million Euro wurden in die Modernisierung der Produktionshallen investiert. Dies mit einem klaren Ziel: eine konstante Raumtemperatur von 21 Grad. Denn bei den CNC-gesteuerten Präzisionsmaschinen kann schon ein Grad Temperaturabweichung das Ergebnis beeinflussen.

Gleichzeitig wurde der Energieverbrauch um 25 Prozent gesenkt. Alte Heiz- und Kühlsysteme wurden durch ein integriertes Konzept ersetzt. Die Luftqualität wird durch spezielle Filtersysteme verbessert. Der nächste Schritt: der vollständige Verzicht auf fossile Energieträger. Jährlich eingesparte 20.000 Euro an Heizölkosten ist das Ergebnis.

Ausbildungs-Engagement bei BANG

Doch die ökologische Transformation ist nur ein Teil des Erfolgs. Mindestens ebenso wichtig ist die Frage: Wer soll in Zukunft all das umsetzen? Die Antwort findet sich im Ausbildungsbereich – und im starken Engagement der Willy Lillich GmbH im BANG-Netzwerk (Berufliches AusbildungsNetzwerk Gewerbebereich Nordschwarzwald).

Als Gründungsmitglied des inzwischen genossenschaftlich organisierten Netzwerks BANG Nordschwarzwald eG bringt sich das Unternehmen nicht nur operativ ein, Elke Lillich ist dort im Vorstand tätig. Im modernen Trainingszentrum in Pforzheim werden Auszubildende auf höchstem Niveau geschult. Theorie, Praxis, Prüfungsvorbereitung, alles abgestimmt mit den Bedarfen der Mitgliedsbetriebe.

„Wir sehen Ausbildung nicht als Pflicht, sondern als Teil unserer Verantwortung für die Region“, sagt Elke Lillich. Und dieser Anspruch beginnt früh: Bewerberinnen und Bewerber werden getestet, gefördert und wenn es passt mit vollem Engagement begleitet.

Für ihr Engagement wurde die Firma mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit der Ferdinand-von-Steinbeis-Medaille und einer Ehrenurkunde der IHK Nordschwarzwald. Doch wichtiger als Urkunden ist für Elke Lillich die Wirkung: „Wenn unsere Leute gern zur Arbeit kommen, wenn unsere Azubis stolz auf ihre Ausbildung sind, dann haben wir etwas richtig gemacht.“

Geschäftsführerin Elke Lillich in der Produktionsbesprechung mit Mitarbeiter Michael Girrbach. ©Foto:GerdLache

Diversifikation als Strategie

Ein weiterer Erfolgsfaktor, den Elke Lillich immer wieder betont, ist die bewusste Entscheidung, sich nicht auf eine einzelne Branche zu verlassen. „Wir haben früh erkannt, dass es gefährlich ist, einseitig abhängig zu sein, vor allem von der Automobilindustrie“, sagt sie. In einer Region wie dem Nordschwarzwald, in der viele Zulieferbetriebe tief in die Wertschöpfungsketten der Automobilhersteller eingebunden sind, hat dieser Gedanke besondere Brisanz. Die Transformation der Mobilitätsindustrie, der Druck durch Elektromobilität, Lieferkettenengpässe und Konjunkturschwankungen haben viele mittelständische Betriebe hart getroffen.

Nicht so die Willy Lillich GmbH. Das Unternehmen beliefert nicht nur Automotive-Kunden wie Daimler, Mahle oder Bosch, sondern ist ebenso stark im Maschinenbau, in der Medizintechnik und der Elektrotechnik vertreten. Diese strategische Diversifikation wirkt wie ein Stabilisator in stürmischen Zeiten: Rückgänge in einer Branche können durch Konzentration auf andere Bereiche kompensiert werden.

„Wir müssen heute handeln“

„Wir haben unsere Prozesse und unser Know-how so aufgestellt, dass wir flexibel reagieren können“, erklärt Lillich. „Wenn ein Bereich kriselt, dann haben wir andere Standbeine, auf die wir uns stützen können.“ Diese unternehmerische Weitsicht hat sich in den vergangenen Jahren mehrfach ausgezahlt. Und sie dient als handfestes Beispiel für Resilienz im Mittelstand. Elke Lillich bringt es auf den Punkt: „Wir müssen heute handeln, wenn wir morgen noch eine Rolle spielen wollen.“

TraFoNetz unter dem Dach der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald ist ein Netzwerk für Transformation und Innovation, das Unternehmen, Wissenschaft und Gesellschaft zusammen bringt. Ziel ist es, die Region Nordschwarzwald zu einem führenden Standort für innovative Unternehmen und zukunftsfähige Technologien zu machen.

Partner des Transformationsnetzwerks Nordschwarzwald sind unter anderem die Arbeitsagentur Nagold-Pforzheim, die Hochschule Pforzheim, die AgenturQ mit Südwestmetall und IG Metall, die IHK Nordschwarzwald, die Handwerkskammern Karlsruhe und Reutlingen, e-mobil BW, IAB Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie Steinbeis InnoBW, Senioren der Wirtschaft, wvib Wirtschaftsverband und weitere.

www.trafonetz.de

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