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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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wvib-Hauptgeschäftsführer Christoph Münzer: 2022 kann alles passieren

Die noch kurz vor Kriegsausbruch in der Ukraine vorgestellte Konjunktur-Prognose des Wirtschaftsverbandes wvib Schwarzwald AG für das Jahr 2022 dürfte angesichts der dramatischen Entwicklung teilweise überholt sein. Haben die wvib-Mitgliedsunternehmen das Corona-Jahr 2021 relativ gut überstanden und blickten zuversichtlich in die Zukunft, so ist nun völlig ungewiss, wie das Jahr für Unternehmen und Beschäftigte enden wird.
Zentrale des Wirtschaftsverbandes wvib Schwarzwald AG in Freiburg. ©wvib/Composing_GerdLache

Von Gerd Lache | 04.03.2022

Noch kann das gesamte Ausmaß der Russland-Krise nicht abgeschätzt werden, teilte dieser Tage die Industrie- und Handelskammer (IHK) Nordschwarzwald mit. Dies gilt auch für die knapp mehr als 1000 Unternehmen im Wirtschaftsverband wvib Schwarzwald AG, deren Exportquote sich insgesamt auf 70 Prozent beläuft und die ohnehin schon, wie auch viele andere Unternehmen, mit Materialengpässen und einem extremen Preisauftrieb zu kämpfen hatten. Die Lage dürfte sich nun, entgegen bisheriger Erwartungen, weiter verschärfen statt zu entspannen.

WirtschaftsKraft geht deshalb nicht auf den teils positiven wvib-Ausblick vom Februar ein, sondern beschränkt sich auf den Rückblick. 2021 kam die Industrie dem wvib zufolge „erstaunlich gut durch die Corona-Krisen hindurch und brachte wieder einen stabilisierenden Impuls für die teilweise gebeutelte Gesamtwirtschaft“, sagte Hauptgeschäftsführer Christoph Münzer. Kostentreibender Hemmschuh waren demnach erneut die vielfältigen Versorgungsengpässe und weltwirtschaftlichen Verwerfungen rund um die Rückkehr der Inflation und außenpolitische Krisen.

Das vergangene Jahr war laut Münzer  „deutlich besser als befürchtet“. Doch die rasche Rückkehr auf Vor-Corona-Niveau trotz gezündeten Kostenraketen bei Material, Energie und Personal in einem insgesamt leicht rezessiven Umfeld verunsichere. „In 2022 kann alles passieren“, sagte der Hauptgeschäftsführer – vor knapp vier Wochen noch nichtsahnend, dass ein Krieg in Europa die Welt erschüttern würde.

Dr. Christoph Münzer, Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbandes wvib Schwarzwald AG. ©UlrichMarx/Composing_GerdLache

Ergebnisse der Mitglieder-Umfrage

Nachfolgend die Auswertung der Konjunkturumfrage unter den mehr als 1000 wvib-Mitgliedern: Für 2021 meldeten die Unternehmen ein Umsatzplus von durchschnittlich 15,6 Prozent. 2020 musste der Verband hier ein Minus von 8,4 Prozent vermelden. Die Umsatzänderung im ersten Halbjahr lag bei 15,2 Prozent.

Bei der Betrachtung der Umsatzentwicklung haben sich die Werte im Jahresvergleich stark verbessert: So vermeldeten knapp 82 Prozent der befragten Unternehmen gestiegene Umsätze – was 2020 nur bei 23 Prozent der Fall war. Gesunkene Umsätze gaben 2021 dagegen nur 16 Prozent der Unternehmen an. 2020 mussten knapp 73 Prozent ein Minus hinnehmen. Lediglich 2 Prozent vermeldeten keine Veränderung (2020: 4 Prozent).

Beim Auftragseingang deutet sich eine schrittweise Beruhigung an: Wo die Schwarzwald AG 2020 ein Minus von 5 Prozent angeben musste, steht nun ein Plus von 22,1 Prozent. Bei 69 Prozent der Unternehmen verbesserte sich der Auftragseingang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, während 22 Prozent gleichbleibende Aufträge verzeichneten und nur knapp 9 Prozent einen Rückgang. 2020 vermeldeten 54 Prozent sinkende Aufträge.

Umsatzentwicklung im Detail

Die wvib-Branchencluster Automotive (14,9 Prozent), Maschinenbau (14,3 Prozent) und Medizintechnik (14,2 Prozent) liegen mit ihren Umsatzzuwächsen knapp unter dem durchschnittlichen Wert über alle Branchen hinweg. Spitzenreiter bei der Umsatzentwicklung sind die Branchen Elektrotechnik (18,5 Prozent), Kunststoff (19,6 Prozent) sowie Mess- und Regeltechnik (20,9 Prozent).

Nachdem der Jobmotor Schwarzwald AG im vergangenen Jahr seit der Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 erstmalig ins Stocken kam, lief er 2021 wieder halbwegs im Normalmodus: 59 Prozent der Unternehmen haben ihre Belegschaft vergrößert (2020: 27 Prozent), während nur 28 Prozent sinkende Beschäftigungszahlen verzeichneten (2020: 50 Prozent). Bei 13 Prozent hat sich die Zahl der Beschäftigten nicht verändert (2020: 23 Prozent).

Die durchschnittliche Investitionsquote gemessen am (gestiegenen) Umsatz ist im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Sie fiel von 6 auf 4 Prozent.

Die drängendsten Probleme

Die Zusatzfrage lautete: “Was ist 2022 für Sie das drängendste Problem?“ Zu diesem Zeitpunkt dachte noch niemand an einen Russland-Angriff auf die Ukraine. Insofern dürften die Antworten in einigen Teilen heute etwas anders ausfallen.

 Bei 46 Prozent der Unternehmen bereiten Unterbrechungen in der Lieferkette Sorgen. Auf dem zweiten Platz landete bei der Befragung ein Problem ohne direkten Bezug zur Pandemie: 22 Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen Personalmangel die größten Schmerzen bereitet. Lediglich für 18 Prozent der Befragten stellt die Corona-Pandemie und die Maßnahmen zur Eindämmung das größte Problem dar.


Wirtschaftsverband in Zahlen

©GerdLache/Quelle wvib

Die wvib Schwarzwald AG

ist nach eigenen Angaben Sprachrohr und Dienstleister der familiengeprägten, mittelstän dischen Industrieunternehmen in Baden-Württemberg, die auch jenseits der Ballungszentren global erfolgreich sind.

Das Prinzip: Unternehmer und Führungskräfte, die sich für ihr Unternehmen, ihre Kunden, ihre Mitarbeiter, die Umwelt und für unsere Gesellschaft engagieren, tauschen sich aus mit dem einen Ziel, Menschen in Unternehmen wirksamer machen.

Die Themen: Werte, Strategie, Führung, Familie, Eigentum, technologische Perspektiven, neue Marktzugänge und Geschäftsmodelle sowie soziale Marktwirtschaft.

Im wvib – gegründet 1946 von Unternehmern für Unternehmer – erwirtschaften 1.040 produzierende Unternehmen mit 384.000 Beschäftigten weltweit 75 Milliarden Euro Umsatz. In jäh rlich mehr als 1.000 Veranstaltungen wachsen Unternehmens-Chefs und Führungskräfte im permanenten Erfahrungsaustausch, in Seminaren und Beratungen zu einer lernenden Gemeinschaft zusammen.

Über 60 hauptamtliche Mitarbeitende spannen ein südwestdeutsches Netzwerk für „Wissen und Wärme“ über die weltweit engagierte Schwarzwald AG. (pm)

https://www.wvib.de

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