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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Witzenmann steuert mit Digitalisierungsoffensive und KI in die Zukunft

Überall im Alltag führt die Digitalisierung zu großen Veränderungen. Witzenmann – einer der größten Arbeitgeber in Pforzheim und dem Enzkreis – geht diese Veränderungen seit 2018 mit einer umfassenden Digitalstrategie an, erläutert Philip Paschen, stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung und COO/CDO im Gespräch mit der Pforzheimer Zeitung.
KI-gestützte Robotik ist ein wesentlicher Baustein der Smart Factory von Witzenmann. Im Bild: Kirsten Prill, Projektmanagerin Digitale Transformation. ©Witzenmann GmbH/no-comment.de

Von Lothar Neff | 06.02.2023

Die Digitalisierung verändert auch die Berufsbilder. Bei Witzenmann entstehen neue, zukunftsträchtige Jobs im IT-Umfeld – für Neueinsteigende und Berufserfahrene. „Bei uns ist Digitalisierung grundsätzlich und immer Teamarbeit – denn eine gute IT-Abteilung allein reicht nicht aus, um Witzenmann zu einem Digitalen Champion zu machen“, charakterisiert Philip Paschen den Ansatz, mit dem die Witzenmann-Gruppe die Veränderungen angeht.

Bauteile frisch aus dem 3D-Drucker zeigt Philip Paschen, stellvertretender Vorsitzender der Witzenmann-Geschäftsführung, (von rechts) dem Chief Digital Officer der Pforzheimer Zeitung, Magnus Schlecht, und Wirtschaftsredakteur Lothar Neff. ©WitzenmannGmbH/no-comment.de

Das Pforzheimer Unternehmen hat ein umfassendes Paket an Maßnahmen und Projekten beschlossen, um bis 2025 digital zu transformieren. Dabei kooperiert Witzenmann auch mit zehn Lehrstühlen in Pforzheim und Karlsruhe.

Das IT-Kernsystem rund um SAP werde ebenso angegangen wie etwa die Fertigung, der Vertrieb oder die Witzenmann-Produkte, die auch „smart“ werden. Dabei würden sich tolle Projekte ergeben –  für leidenschaftliche IT-ler, Absolventen, Studierende und Auszubildende – aber auch für Quereinsteigende

„Man muss kein Informatikstudium gemacht haben, um bei uns mit anzupacken und glücklich zu werden“, erläutert Nicole Ewen, IT-Chefin von Witzenmann.

IT-Chefin Nicole Ewen treibt die digitale Transformation bei Witzenmann voran. ©WitzenmannGmbH/no-comment.de

Wegen der großen Bedeutung des Themas geht Witzenmann die Digitalisierung mit einer eigenen Strategie an. Vier Roadmaps richten alle Projekte aus den Themen-Feldern „Kunde“, „Verbesserung“, „IT-Technologie“ und „Kultur“ auf die Vision aus, bis 2025 Ziel „unbedingt digital“ zu werden.

Damit die Digitalisierung ein selbstverständlicher Teil der Unternehmens-Kultur wird, gibt es ein eigenes Change-Programm. Zudem hat Witzenmann im Jahr 2019 das Witzenmann Digital Labor gegründet. Dort können die Beschäftigten mit den neuesten Technologien (3D-Druck, 3D-Brillen , KI & Robotik) nutzen und damit experimentieren.

Darüber hinaus hat Witzenmann ein eigenes Podcast-Studio, eine Unternehmens-App und richtet regelmäßig ein großes Digital-Forum aus.

Mit dem Witzenmann Digital.Labor hat Witzenmann einen Ort geschaffen, der Digitalisierung sichtbar und greifbar macht. Mitarbeitende aus allen Abteilungen haben die Möglichkeit, innovative Ideen losgelöst vom Arbeitsalltag auszutesten und voranzutreiben.

Der Unternehmens-Podcast „Buschfunk“ wird im Podcast-Studio im Digital.Labor produziert. Im Bild: Luca Moringen von der Witzenmann-IT. ©WitzenmannGmbH/no-comment.de

Das Smart.WI.KIT ist eines der ersten Ergebnisse aus dem Digital.Labor und derzeit im Feldversuch bei einem Kunden. Es ermöglicht die Überwachung von Bauteilen in Leitungssystemen. „Das erhöht die Anlagensicherheit und senkt Betriebskosten“, so Paschen.

Mit diesen vernetzten Bauteilen hat Witzenmann die ersten intelligenten Flexteile entwickelt. Im Digital.Labor können auch verschiedene Robotik-Technologien ausprobiert und spezielle Anforderungen aus der Fertigung gelöst werden. Ziel ist es, die Einstiegshürden für Automatisierung zu senken und das interne Know-how in Bezug auf Automatisierung zu fördern, so Paschen. Dabei setzt das Pforzheimer Unternehmen auch auf künstliche Intelligenz (KI bzw. AI) und Software-Roboter zur Entlastung der Belegschaft.

Das Witzenmann 3D-Druckzentrum im Digital.Labor fertigt mit elf Druckern bereits eine große Zahl verschiedenster Bauteile für den eigenen Werkzeug- und Maschinenbau. Hier werden Ersatzteile für die Fertigung und Prototypen für die Entwicklung neuer Baugruppen gedruckt, erläutert Philipp Paschen.

Der WInspector ist das Ergebnis einer Masterarbeit, das die Fertigung mit künstlicher Intelligenz bei der Suche nach eventuellen Fehlern unterstützt. Das kameragestützte System übernimmt die Qualitätsprüfung von Serienbauteilen. Die Software wurde von Grund auf von Witzenmann selbst entwickelt.

Das Projekt „Digitaler Arbeitsplatz“ DIWo schafft ebenfalls einen modernen und hochvernetzten PC-Arbeitsplatz für die Mitarbeitenden. Der Digitale Arbeitsplatz deckt die Bereiche Zusammenarbeit aus dem Home-Office, Aufgabenplanung und Informationsmanagement vollständig ab. „Hier ist Witzenmann ganz vorne mit dabei“, sagt IT-Chefin Nicole Ewen.


Witzenmann-Gruppe

Bereits in der frühen Unternehmensgeschichte ging Schmuckwarenfabrikant Heinrich Witzenmann den Wandel entschlossen an. 1854 patentierten er und sein Geschäftspartner Eugène Levavasseur den Metallschlauch. Sie erfanden damit eine flexible, schlauchartige Umhüllung, die wesentlich robuster und unempfindlicher gegen Beschädigungen war und die den herkömmlich eingesetzten Schlauch schützen konnte. Mit dieser Innovation schufen sie eine ganz neue Industriebranche und transformierten Witzenmann zum ersten Mal. Damals geschah es pünktlich zur aufkeimenden Hochphase der Industrialisierung in Europa. Heutzutage bildet die Digitalisierung einen weiteren, wichtigen Meilenstein in der Unternehmensgeschichte.

Witzenmann ist aktuell ein weltweit führender Hersteller von flexiblen, metallischen Elementen wie Metallschläuchen, Kompensatoren, Metallbälgen und Fahrzeugteilen. In der Gruppe erwirtschafteten 4300 Mitarbeitende im Jahr 2021 einen Umsatz von 619 Millionen. (ne)

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