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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Wirtschaft im Nordschwarzwald positiv ins neue Jahr gestartet

Trotz der weiterhin herausfordernden Rahmenbedingungen ist die Wirtschaft in der Region Nordschwarzwald gut in das neue Jahr gestartet. Das ergab die aktuelle Konjunkturbefragung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nordschwarzwald bei rund 250 Unternehmen aus der Region. IHK-Präsidentin Claudia Gläser zieht ein positives Resümee:„Die regionale Wirtschaft zeigt sich bei allen aktuellen Herausforderungen vergleichsweise leistungsstark und optimistisch.“
IHK-Präsidentin Claudia Gläser fordert die Politik zu verstärkten Maßnahmen auf, um den Fachkräftemangel zu mildern. Die Unternehmen der Region würden dazu bereits große Anstrengungen unternehmen. ©FotostudioKarin/Composing:GerdLache

13.02.2023 | pm/gel

Die regionalen Firmen aus dem Nordschwarzwald bewerten ihre gegenwärtige Geschäftslage etwas besser als der Durchschnitt der Unternehmen auf Landesebene. Allerdings trüben der Fachkräftemangel und weiterhin hohe Energie- und Rohstoffpreise die Geschäftserwartungen.

Der IHK zufolge berichten 46,5 Prozent der regionalen Unternehmen aktuell von gut laufenden Geschäften, während es im vergangenen Herbst nur 31,5 Prozent waren. 48 Prozent (Herbst 2022: 54,5 Prozent) geben die Geschäftslage noch mit befriedigend an und nur knapp mehr als fünf Prozent bewerten sie mit schlecht (Herbst 2022: 14 Prozent).

Risikoeinschätzung unverändert

Die bisherige Einschätzung der Risikofaktoren für die weitere wirtschaftliche Entwicklung hat sich verfestigt. 79 Prozent erwarten weitere Kostenbelastungen durch die hohen Energie- und Rohstoffpreise. Für nunmehr 75 Prozent wird der Mangel an Fachkräften auch in der nahen Zukunft ihre wirtschaftlichen Möglichkeiten begrenzen – vor einem Jahr lag dieser Wert noch bei 65 Prozent.

Die geopolitischen Entwicklungen sorgten bei den Unternehmen weiterhin für eine gewisse Verunsicherung. Umso wichtiger sei entschlossenes Handeln der Politik für verlässliche Rahmenbedingungen hinsichtlich der Energieversorgung und bei der Bewältigung des Fachkräftemangels.

IHK-Präsidentin Gläser: „Die Konjunkturbefragungen der vergangenen Jahre zeigen einen kontinuierlichen Anstieg bei der Bewertung der Fachkräfteversorgung als gravierendes Unternehmensrisiko. Wir erwarten als Wirtschaft von der Politik daher eine zeit- und praxisnahe Novellierung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes sowie weitere entlastende Maßnahmen zum Bürokratieabbau.“

Die Bereitschaft der Unternehmen, im Rahmen der dualen Ausbildung selbst für qualifizierten Nachwuchs zu sorgen, sei in der Region besonders hoch. Die Zahl der geschlossenen Ausbildungsverträge weise mit Stand 31. Dezember 2022 ein entsprechendes Plus von vier Prozent auf. „Die Wirtschaft leistet also einen verstärkten Beitrag und zeigt damit ein hohes Maß an gesellschaftlicher Verantwortung –  und das vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung beim Fachkräfteangebot“, so die IHK-Präsidentin.

Zusätzliche Belastungen drücken weiterhin auf die Erträge

Mit 56 Prozent verzeichnen die meisten der antwortenden regionalen Firmen in den vergangenen vier Monaten höhere Umsätze als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Zugenommen hat allerdings auch der Anteil der Unternehmen, die mit Umsatzverlusten zu kämpfen haben. Das sind Anfang 2023 26 Prozent der Unternehmen. Im Vorjahr waren es nur 17 Prozent.

Und die hohe Inflation zeigt auch bei den Erträgen entsprechende Wirkung: 52 Prozent bewerten die Ertragslage mit befriedigend, 35 Prozent der Unternehmen sehen sie als gut an, 13 Prozent als schlecht. Dazu passt, dass hinsichtlich der hohen Strom- und Gaspreise nur 60 Prozent der Unternehmen angaben, die gestiegenen Kosten anteilig an ihre Kunden weitergeben zu können.

Geschäftsperspektiven spiegeln verhaltenen Optimismus wider

Nachdem im Herbst 2022 unter dem Eindruck des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und den explodierten Energie- und Rohstoffpreisen die Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate besonders schlecht waren, haben sie sich zum Jahresbeginn 2023 wieder merklich verbessert. Mehr als 20 Prozent erwarten eine Verbesserung der Geschäftslage, eine Mehrheit von 52 Prozent geht von einer künftig gleichbleibenden Geschäftslage aus. Knapp 26 Prozent blicken pessimistisch in die nahe Zukunft. Im Herbst 2022 lag dieser Wert noch bei besorgniserregenden 51 Prozent.

Mehr Investitionen in Digitalisierung und Umweltschutz

Die Bereitschaft, auch zukünftig im Inland zu investieren, ist weiterhin auf gutem Niveau. Rund 25 Prozent erwarten eine Zunahme, 48 Prozent gehen von einem gleichbleibenden Investitionsniveau aus, 23 Prozent erwarten hier Rückgänge. Als vorrangige Investitionsmotive werden die Deckung des Ersatzbedarfs sowie Investitionen in die Digitalisierung und für Innovationen angegeben.

Grafik ©IHK/Composing:GerdLache

Lage in ausgewählten Wirtschaftszweigen

Verarbeitendes Gewerbe

In der Industrie der Region Nordschwarzwald ist die Stimmung nach wie vor positiv. 51,5 Prozent berichten von gut laufenden Geschäften, weitere 40 Prozent noch von einer befriedigenden Situation. Die Umsätze mit dem Ausland haben sich dabei gleich gut entwickelt wie mit dem Inland. Die Kapazitätsauslastung ist noch immer auf historisch guten 85 Prozent, wobei die Werte zum Auftragseingang im Vergleich zu Anfang 2022 fallend sind: Knapp ein Viertel der Betriebe verbucht aktuell einen geringeren Auftragseingang.

Tourismus

Im Tourismusgewerbe der Region ist die Stimmung stabil auf gutem Niveau. Bei 45 Prozent ist der Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal gestiegen, bei ähnlich vielen zumindest gleichgeblieben. Gleichwohl wird die Ertragslage vor dem Hintergrund der Inflation schlechter beurteilt und die Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung betont: Arbeitskosten, Fachkräftemangel sowie Energie- und Rohstoffpreise werden als die besonders großen Herausforderungen der Branche angegeben.

Handel & Dienstleistungen

Im regionalen Handel (Groß-, Einzel- und Versandhandel) sowie im Dienstleistungsbereich hat sich die wirtschaftliche Lage im Vergleich zum Vorjahr stabilisiert. Knapp die Hälfte gibt aktuell gut laufende Geschäfte an, während die andere Hälfte zumindest noch von einer befriedigenden Geschäftslage berichtet.

Gleichwohl sind die Unterschiede zwischen Groß- und Einzelhandel zu berücksichtigen, schließlich sind in der Region auch starke Versandhandelsunternehmen vertreten, die weiterhin vom boomenden Online-Handel profitieren. Beim Einzelhandel sind die Rückmeldungen dennoch positiver als noch im Herbst 2022 bei seinerzeit besonders schlechtem Konsumklima mit hoher Inflation befürchtet.

Eine vollständige Entspannung zeigt sich aber noch nicht ab: Etwas weniger als zwei Drittel sehen die Geschäftslage als befriedigend, rund ein Drittel als gut. Der Umsatz ist bei rund 60 Prozent der antwortenden Betriebe gestiegen und die Händler blicken nach vorne: eine deutliche Mehrheit erwartet eine in den nächsten zwölf Monaten sich verbessernde Lage und rund drei Viertel rechnen mit wachsenden Umsätzen.

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