
Oliver Reitz
Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)
10.11.2025
von Sandra Gallian
Schon die Anfahrt wirkt entschleunigend: Der Lebenshof „Mut im Bauch“ liegt eingebettet in sanfte Hügel, umrahmt von rauschenden Bächen und einer traumhaften Aussicht über das Achertal. Hier, mitten im Schwarzwald, scheint die Zeit ein wenig langsamer zu vergehen.
Was sich Sina und Marcel Hildmann in Ottenhöfen aufgebaut haben, geht dabei weit über einen klassischen landwirtschaftlichen Betrieb hinaus: Entstanden ist ein Zufluchtsort für gerettete Tiere, ein rein vegan geführter Gastronomiebetrieb und zugleich eine Unternehmung, die Nachhaltigkeit, Gemeinschaft und unternehmerisches Handeln verbindet. Im Gespräch mit den beiden wird deutlich, wie eng idealistische Überzeugungen und betriebswirtschaftliche Anforderungen hier miteinander verwoben sind – und warum gerade dieses Spannungsfeld den Hof zu einem besonderen Beispiel moderner, werteorientierter Unternehmenspraxis macht.

Der Hof blickt auf eine 450-jährige Geschichte zurück: Einst war die denkmalgeschützte „Benzmühle“ ein landwirtschaftliches Kleinod, bis sie zum Verkauf stand – für viele unerschwinglich. Doch als Marcel Hildmann zufällig auf das Inserat stieß, war für das Paar klar: „So eine Chance gibt es nur einmal im Leben“, erinnert sich Sina Hildmann.
Im November 2023 wagten die beiden den Schritt. Sie kauften das Anwesen und überführten es in eine gemeinnützige Stiftung mit dem Zweck „Tierschutz“. Von Anfang an stand fest: Der Hof soll Lebensraum für Tiere und Erlebnisraum für Menschen sein.
Beide stammen nicht aus vermögenden Verhältnissen. Doch Sina Hildmann konnte durch ihre Arbeit als Influencerin – mit Themen wie Essstörung, Selbstfindung und Neurodivergenz – eine beachtliche Reichweite und damit die finanzielle Grundlage schaffen.

Ziegen, Schweine, Gänse, Hunde, Katzen – und sogar Waschbären: Sie alle finden hier ein sicheres Zuhause. „Jedes Tier hat seine eigene Geschichte“, erzählen die Hildmanns.
Da ist etwa Leia, eine schwarze Hütehündin mit amputierten Ohren, die aus einem rumänischen Tierschutzverein stammt. Auf dem europäischen Adoptionsmarkt hatte sie kaum eine Chance – heute bewegt sie sich entspannt auf dem Gelände. Auch Hündin Nashi hat nach Jahren des Leidens hier endlich ihr Zuhause gefunden. Langsam freunden sich die beiden an – sinnbildlich für das, was der Hof bewirken will: Vertrauen und Heilung.

Der Lebenshof ist kein klassischer Bauernhof, aber auch kein reines Restaurant. Er ist beides – und mehr. Die Tiere ziehen Besucher an, die Gastronomie schafft die wirtschaftliche Basis für den Tierschutz.
Auf der Speisekarte stehen ausschließlich pflanzliche Gerichte: hausgemachte Käsespätzle, Maultaschen oder Zwiebelrostbraten à la Vegan. Küchenchef Timo, der über zehn Jahre Erfahrung in der Gastronomie mitbringt, interpretiert badische Klassiker neu – so, dass sie Veganer wie Fleischesser gleichermaßen begeistern.
„Uns geht es nicht darum, jemanden zu belehren“, sagt Sina Hildmann. „Wir wollen Menschen mit gutem Essen, spannenden Erlebnissen und ehrlicher Aufklärung begeistern.“
Ein Konzept, das zeigt: Nachhaltigkeit kann auch Geschäftsmodell sein.
Einen Lebenshof zu führen ist kein Spaziergang. Tiere müssen versorgt, Gäste betreut, Personal organisiert werden. „Das geeignete Personal zu finden, war unsere schwierigste Aufgabe“, geben die Hildmanns offen zu.
Heute besteht das Team aus mehreren festen Mitarbeitern, Minijobbern und der tatkräftigen Unterstützung von Sinas Eltern. Der Erfolg liegt in der Mischung: ein authentischer Ort mit Herz, in einer Region, in der Menschen wandern, Natur erleben – und anschließend eine gute Mahlzeit genießen wollen. Die Lage direkt am Wanderweg macht den Hof zum beliebten Ausflugsziel.
Auch in der kalten Jahreszeit bleibt der Hof lebendig. Die Gastronomie ist freitags bis sonntags sowie an Feiertagen von 11:30 bis 18:30 Uhr geöffnet, donnerstags lockt der Spieltreff für Eltern und Kinder mit Kaffee, Kuchen, Eis und Pommes.
Montag bis Mittwoch bleibt Ruhetag – außer an Feiertagen. Für spontane Besucher gibt es dennoch die SB-Hütte, die gekühlte Getränke und Snacks bereithält.
Im Winter planen die Hildmanns besondere Aktionen, vegane Wintergerichte und Themenwochenenden rund um Nachhaltigkeit und Achtsamkeit. „Gerade in der ruhigeren Zeit möchten wir Raum für Begegnung schaffen – für Gespräche, Workshops und das einfache Genießen der Natur“, erzählt Sina Hildmann.
Auf dem rund 14 Hektar großen Gelände wollen die Hildmanns künftig noch mehr bewegen: Geplant sind die Aufnahme von Kühen und Schafen sowie Übernachtungsmöglichkeiten in umgebauten Stallungen.
Doch eines bleibt unverrückbar: Der Lebenshof soll ein Ort sein, an dem Tiere leben dürfen und Menschen sich begegnen können.
Oder, wie es Sina Hildmann formuliert: „Wer Unternehmer sein will und zugleich Sinn stiften möchte, braucht vor allem eines – Mut im Bauch. Der Spruch begleitet mich schon mein ganzes Leben“.
Alle Fotos: Sandra Gallian
10.11.2025
„Wer Unternehmer sein will und zugleich Sinn stiften möchte, braucht vor allem eines – Mut im Bauch. Der Spruch begleitet mich schon mein ganzes Leben“.
von Sandra Gallian
Schon die Anfahrt wirkt entschleunigend: Der Lebenshof „Mut im Bauch“ liegt eingebettet in sanfte Hügel, umrahmt von rauschenden Bächen und einer traumhaften Aussicht über das Achertal. Hier, mitten im Schwarzwald, scheint die Zeit ein wenig langsamer zu vergehen.
Was sich Sina und Marcel Hildmann in Ottenhöfen aufgebaut haben, geht dabei weit über einen klassischen landwirtschaftlichen Betrieb hinaus: Entstanden ist ein Zufluchtsort für gerettete Tiere, ein rein vegan geführter Gastronomiebetrieb und zugleich eine Unternehmung, die Nachhaltigkeit, Gemeinschaft und unternehmerisches Handeln verbindet. Im Gespräch mit den beiden wird deutlich, wie eng idealistische Überzeugungen und betriebswirtschaftliche Anforderungen hier miteinander verwoben sind – und warum gerade dieses Spannungsfeld den Hof zu einem besonderen Beispiel moderner, werteorientierter Unternehmenspraxis macht.

Der Hof blickt auf eine 450-jährige Geschichte zurück: Einst war die denkmalgeschützte „Benzmühle“ ein landwirtschaftliches Kleinod, bis sie zum Verkauf stand – für viele unerschwinglich. Doch als Marcel Hildmann zufällig auf das Inserat stieß, war für das Paar klar: „So eine Chance gibt es nur einmal im Leben“, erinnert sich Sina Hildmann.
Im November 2023 wagten die beiden den Schritt. Sie kauften das Anwesen und überführten es in eine gemeinnützige Stiftung mit dem Zweck „Tierschutz“. Von Anfang an stand fest: Der Hof soll Lebensraum für Tiere und Erlebnisraum für Menschen sein.
Beide stammen nicht aus vermögenden Verhältnissen. Doch Sina Hildmann konnte durch ihre Arbeit als Influencerin – mit Themen wie Essstörung, Selbstfindung und Neurodivergenz – eine beachtliche Reichweite und damit die finanzielle Grundlage schaffen.

Ziegen, Schweine, Gänse, Hunde, Katzen – und sogar Waschbären: Sie alle finden hier ein sicheres Zuhause. „Jedes Tier hat seine eigene Geschichte“, erzählen die Hildmanns.
Da ist etwa Leia, eine schwarze Hütehündin mit amputierten Ohren, die aus einem rumänischen Tierschutzverein stammt. Auf dem europäischen Adoptionsmarkt hatte sie kaum eine Chance – heute bewegt sie sich entspannt auf dem Gelände. Auch Hündin Nashi hat nach Jahren des Leidens hier endlich ihr Zuhause gefunden. Langsam freunden sich die beiden an – sinnbildlich für das, was der Hof bewirken will: Vertrauen und Heilung.

Der Lebenshof ist kein klassischer Bauernhof, aber auch kein reines Restaurant. Er ist beides – und mehr. Die Tiere ziehen Besucher an, die Gastronomie schafft die wirtschaftliche Basis für den Tierschutz.
Auf der Speisekarte stehen ausschließlich pflanzliche Gerichte: hausgemachte Käsespätzle, Maultaschen oder Zwiebelrostbraten à la Vegan. Küchenchef Timo, der über zehn Jahre Erfahrung in der Gastronomie mitbringt, interpretiert badische Klassiker neu – so, dass sie Veganer wie Fleischesser gleichermaßen begeistern.
„Uns geht es nicht darum, jemanden zu belehren“, sagt Sina Hildmann. „Wir wollen Menschen mit gutem Essen, spannenden Erlebnissen und ehrlicher Aufklärung begeistern.“
Ein Konzept, das zeigt: Nachhaltigkeit kann auch Geschäftsmodell sein.
Einen Lebenshof zu führen ist kein Spaziergang. Tiere müssen versorgt, Gäste betreut, Personal organisiert werden. „Das geeignete Personal zu finden, war unsere schwierigste Aufgabe“, geben die Hildmanns offen zu.
Heute besteht das Team aus mehreren festen Mitarbeitern, Minijobbern und der tatkräftigen Unterstützung von Sinas Eltern. Der Erfolg liegt in der Mischung: ein authentischer Ort mit Herz, in einer Region, in der Menschen wandern, Natur erleben – und anschließend eine gute Mahlzeit genießen wollen. Die Lage direkt am Wanderweg macht den Hof zum beliebten Ausflugsziel.
Auch in der kalten Jahreszeit bleibt der Hof lebendig. Die Gastronomie ist freitags bis sonntags sowie an Feiertagen von 11:30 bis 18:30 Uhr geöffnet, donnerstags lockt der Spieltreff für Eltern und Kinder mit Kaffee, Kuchen, Eis und Pommes.
Montag bis Mittwoch bleibt Ruhetag – außer an Feiertagen. Für spontane Besucher gibt es dennoch die SB-Hütte, die gekühlte Getränke und Snacks bereithält.
Im Winter planen die Hildmanns besondere Aktionen, vegane Wintergerichte und Themenwochenenden rund um Nachhaltigkeit und Achtsamkeit. „Gerade in der ruhigeren Zeit möchten wir Raum für Begegnung schaffen – für Gespräche, Workshops und das einfache Genießen der Natur“, erzählt Sina Hildmann.
Auf dem rund 14 Hektar großen Gelände wollen die Hildmanns künftig noch mehr bewegen: Geplant sind die Aufnahme von Kühen und Schafen sowie Übernachtungsmöglichkeiten in umgebauten Stallungen.
Doch eines bleibt unverrückbar: Der Lebenshof soll ein Ort sein, an dem Tiere leben dürfen und Menschen sich begegnen können.
Oder, wie es Sina Hildmann formuliert: „Wer Unternehmer sein will und zugleich Sinn stiften möchte, braucht vor allem eines – Mut im Bauch. Der Spruch begleitet mich schon mein ganzes Leben“.
Alle Fotos: Sandra Gallian
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