Oliver Reitz
Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)
09.08.2023
„Die Ergebnisse unserer Studie ›Arbeiten nach der Corona-Pandemie – Ein Jahr danach‹ zeigen, dass hybrides Arbeiten in deutschen Unternehmen mittlerweile Standard ist. Bei weniger als einem Prozent der Befragten ist mobiles Arbeiten gar nicht möglich, immerhin über 80 Prozent der Unternehmen haben Betriebsvereinbarungen getroffen, in denen die Rahmenbedingungen für mobiles bzw. hybrides Arbeiten festgelegt sind“, so Studienleiterin, Dr. Josephine Hofmann vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO.
Eine Umgestaltung der Arbeitsstrukturen ist spürbar, da fast ein Drittel der befragten Unternehmen nun auf Anwesenheitsquoten verzichtet und flexible Büroorganisation sowie Büroflächenreduktionen zur Norm werden. Auch grenzüberschreitendes Arbeiten innerhalb der EU wird vermehrt berücksichtigt. Doch wie gestalten deutsche Unternehmen die Arbeitsbedingungen in dieser neuen Ära und wie sichern sie Produktivität und Zusammenhalt im Unternehmen, ein Jahr nach der Pandemie?
Kai H. Helfritz, Mitglied der Geschäftsführung bei der DGFP, betont: „Die Studie zeigt, dass sich beim mobilen Arbeiten nicht mehr die Frage nach dem ›Ob‹, sondern nur noch die Frage nach dem ›Wie‹ stellt. Hybrides Arbeiten ist zum Standard geworden. Aus Sicht von HR ist das eine gute Entwicklung, weil die Möglichkeit des ortsflexiblen Arbeitens für viele Menschen ein entscheidendes Kriterium bei der Jobauswahl bildet und der deutsche Arbeitsmarkt insgesamt an Attraktivität gewinnt.“
In Bezug auf die Folgeerscheinungen der hybriden Arbeitsformen zeichnen sich für Dr. Josephine Hofmann jedoch auch negative Entwicklungslinien ab: „Auf der einen Seite belegt die Studie, dass die hybride Arbeitswelt Schwierigkeiten bei der Integration, Vernetzung und dem Wissensaustausch von Mitarbeitenden mit sich bringt. Auf der anderen Seite sehen wir, dass sowohl die Innovations- als auch Produktionskraft davon bisher unberührt bleiben. Vor diesem Hintergrund empfehlen wir Unternehmen, sich noch stärker mit ihrer Rolle als ›sozialem Ort‹ auseinanderzusetzen und die Fragen der Betriebsgemeinschaft und Identitätsstiftung zu klären, um eine langfristige Bindung und gemeinsame Innovationsfähigkeit sicherzustellen“.
Interessanterweise setzen nur wenige Unternehmen auf neue Kontrollinstrumente zur Überwachung der Leistung von Mitarbeitenden im mobilen Arbeiten. Lediglich zwei Prozent der Befragten passen Produktivitäts- und Leistungsmessungen an. Kai Helfritz hebt hervor: „Tatsächlich sind es oft die Mitarbeitenden selbst, die sich mehr Transparenz in der Aufgabenteilung wünschen, damit das Arbeitspensum im Team möglichst gerecht verteilt ist. Für HR steht der Aufbau einer Vertrauenskultur eindeutig im Mittelpunkt. Anstatt also neue Kontrollmechanismen zu suchen, die das mobile Arbeiten überwachen, werden Lösungen angestrebt, die soziale Erosionen verhindern und den Zusammenhalt fördern. Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass der Grundstein dafür im Team selbst gelegt wird, indem individuelle Absprachen und Regelungen in Form von Teamvereinbarungen getroffen werden“. Ähnlich sieht das auch Hofmann: „Wir sind überzeugt, dass Führungskräfte in die hybride Teamführung hineinwachsen und von technischen Tools profitieren werden, die den sozialen Gestaltungsspielraum erweitern“.
Die Studie zeigt auch, dass Unternehmen vermehrt Mechanismen finden, um Mitarbeitende zu kompensieren, die nicht mobil arbeiten können. Flexible Schichtplanung gewinnt an Bedeutung. Kai Helfritz sieht darin den Beginn eines größeren Trends: „Unsere Vorgängerstudie zeigte, dass Deutschland noch vor einem Jahr vor erheblichen Herausforderungen beim Thema mobiles Arbeiten stand. Nun können wir feststellen, dass die Hindernisse für das ortsflexible Arbeiten erfolgreich überwunden wurden. So deutet sich eine Verschiebung der Debatte ab – weg von der Flexibilisierung des Arbeitsortes hin zu einer Flexibilisierung der Arbeitszeiten.“
pm/tm
09.08.2023
„Die Ergebnisse unserer Studie ›Arbeiten nach der Corona-Pandemie – Ein Jahr danach‹ zeigen, dass hybrides Arbeiten in deutschen Unternehmen mittlerweile Standard ist. Bei weniger als einem Prozent der Befragten ist mobiles Arbeiten gar nicht möglich, immerhin über 80 Prozent der Unternehmen haben Betriebsvereinbarungen getroffen, in denen die Rahmenbedingungen für mobiles bzw. hybrides Arbeiten festgelegt sind“, so Studienleiterin, Dr. Josephine Hofmann vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO.
Eine Umgestaltung der Arbeitsstrukturen ist spürbar, da fast ein Drittel der befragten Unternehmen nun auf Anwesenheitsquoten verzichtet und flexible Büroorganisation sowie Büroflächenreduktionen zur Norm werden. Auch grenzüberschreitendes Arbeiten innerhalb der EU wird vermehrt berücksichtigt. Doch wie gestalten deutsche Unternehmen die Arbeitsbedingungen in dieser neuen Ära und wie sichern sie Produktivität und Zusammenhalt im Unternehmen, ein Jahr nach der Pandemie?
Kai H. Helfritz, Mitglied der Geschäftsführung bei der DGFP, betont: „Die Studie zeigt, dass sich beim mobilen Arbeiten nicht mehr die Frage nach dem ›Ob‹, sondern nur noch die Frage nach dem ›Wie‹ stellt. Hybrides Arbeiten ist zum Standard geworden. Aus Sicht von HR ist das eine gute Entwicklung, weil die Möglichkeit des ortsflexiblen Arbeitens für viele Menschen ein entscheidendes Kriterium bei der Jobauswahl bildet und der deutsche Arbeitsmarkt insgesamt an Attraktivität gewinnt.“
In Bezug auf die Folgeerscheinungen der hybriden Arbeitsformen zeichnen sich für Dr. Josephine Hofmann jedoch auch negative Entwicklungslinien ab: „Auf der einen Seite belegt die Studie, dass die hybride Arbeitswelt Schwierigkeiten bei der Integration, Vernetzung und dem Wissensaustausch von Mitarbeitenden mit sich bringt. Auf der anderen Seite sehen wir, dass sowohl die Innovations- als auch Produktionskraft davon bisher unberührt bleiben. Vor diesem Hintergrund empfehlen wir Unternehmen, sich noch stärker mit ihrer Rolle als ›sozialem Ort‹ auseinanderzusetzen und die Fragen der Betriebsgemeinschaft und Identitätsstiftung zu klären, um eine langfristige Bindung und gemeinsame Innovationsfähigkeit sicherzustellen“.
Interessanterweise setzen nur wenige Unternehmen auf neue Kontrollinstrumente zur Überwachung der Leistung von Mitarbeitenden im mobilen Arbeiten. Lediglich zwei Prozent der Befragten passen Produktivitäts- und Leistungsmessungen an. Kai Helfritz hebt hervor: „Tatsächlich sind es oft die Mitarbeitenden selbst, die sich mehr Transparenz in der Aufgabenteilung wünschen, damit das Arbeitspensum im Team möglichst gerecht verteilt ist. Für HR steht der Aufbau einer Vertrauenskultur eindeutig im Mittelpunkt. Anstatt also neue Kontrollmechanismen zu suchen, die das mobile Arbeiten überwachen, werden Lösungen angestrebt, die soziale Erosionen verhindern und den Zusammenhalt fördern. Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass der Grundstein dafür im Team selbst gelegt wird, indem individuelle Absprachen und Regelungen in Form von Teamvereinbarungen getroffen werden“. Ähnlich sieht das auch Hofmann: „Wir sind überzeugt, dass Führungskräfte in die hybride Teamführung hineinwachsen und von technischen Tools profitieren werden, die den sozialen Gestaltungsspielraum erweitern“.
Die Studie zeigt auch, dass Unternehmen vermehrt Mechanismen finden, um Mitarbeitende zu kompensieren, die nicht mobil arbeiten können. Flexible Schichtplanung gewinnt an Bedeutung. Kai Helfritz sieht darin den Beginn eines größeren Trends: „Unsere Vorgängerstudie zeigte, dass Deutschland noch vor einem Jahr vor erheblichen Herausforderungen beim Thema mobiles Arbeiten stand. Nun können wir feststellen, dass die Hindernisse für das ortsflexible Arbeiten erfolgreich überwunden wurden. So deutet sich eine Verschiebung der Debatte ab – weg von der Flexibilisierung des Arbeitsortes hin zu einer Flexibilisierung der Arbeitszeiten.“
pm/tm
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