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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Ukraine-Krieg erschwert Konjunkturprognose für Baden-Württemberg

Das Tübinger Institut für angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) legte am 17. März 2022 seine aktuelle Konjunkturprognose für Baden-Württemberg vor. Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut hält eine Rezession für 2022 für nicht ausgeschlossen.
Symbolbild. Die aktuellen Preissteigerungen mindern auch die private Kaufkraft.

Die Forscherinnen und Forscher gehen – bereits ohne die Berücksichtigung bereits eingetretener und noch zu erwartender ökonomischer Folgen durch den Ukraine-Krieg – von einer verhaltenen wirtschaftlichen Entwicklung im ersten Quartal und in den Folgequartalen aus. Das baden-württembergische Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist nach dem aktuellen
Nowcast des IAW und der Universität Hohenheim im ersten Quartal 2022 gegenüber dem vierten Quartal 2021 preis- und saisonbereinigt um 0,2 Prozent zurückgegangen. Für die beiden Folgequartale wird wieder ein positives, aber insgesamt schwaches Wachstum prognostiziert

Der Krieg in der Ukraine sendet Schockwellen, die auch unsere Wirtschaft treffen. Alle Prognosen über die weitere wirtschaftliche Entwicklung sind stärker denn je mit Unsicherheiten behaftet. Die Abwärtsrisiken dominieren jedoch. Für 2022 ist eine Rezession nicht ausgeschlossen – umso wichtiger sind jetzt angemessene Stabilisierungsmaßnahmen. Schon die Corona-Pandemie hat die Krisenfestigkeit unserer Wirtschaft auf eine harte Probe gestellt. Alles in allem hat sie sich aber als resilient erwiesen, wie der dynamische Anstieg der Wirtschaftsleistung zum Ende des letzten Jahres zeigt. Der Krieg bedeutet nun eine weitere Zäsur. Die gegenwärtigen Preissteigerungen für Energie stellen eine enorme Belastung für die Ertragslage und Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen dar. Außerdem mindern sie die Kaufkraft der privaten Haushalte.

Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft 

Die Ministerin betonte, dass die Wirtschaftspolitik stabilisierend eingreifen müsse. Es sei daher richtig, dass der Bund bereits ein Kreditprogramm der KfW für die von Kriegsfolgen besonders betroffenen Unternehmen angekündigt habe und an der Umsetzung arbeite.

Auch die Kaufkraft der privaten Haushalte müsse gestützt werden: „Hier ist es angemessen, Steuern und Abgaben auf Energie zu senken. Wirksame Hebel sind etwa eine Absenkung der Stromsteuer, der Netzentgelte sowie der Energiesteuer. Neben den privaten Haushalten würden davon auch Unternehmen profitieren,“ betonte Hoffmeister-Kraut.

Die Auswirkungen des Krieges, den Russland gegen die Ukraine führt, sind in der Prognose der Forscherinnen und Forscher noch nicht berücksichtigt, da die aktuellsten in die Prognose einfließenden Indikatoren aus dem Februar 2022 stammen. Zwar zeichnete sich schon im Februar eine deutliche Erhöhung der Energiekosten ab, aber der tatsächliche Anstieg wird wohl höher sein als in der Prognose angenommen.

Der Handel der baden-württembergischen Wirtschaft mit Russland fällt zwar insgesamt kaum ins Gewicht. Der Anteil der Exporte in die Russische Föderation am gesamten Warenexport liegt nach Angaben des Statistischen Bundesamtes bei 1,7 Prozent (bundesweit 1,9 Prozent), bei den Importen mit 1,0 Prozent sogar noch niedriger (Bundesebene 2,8 Prozent). Gleichwohl können die höheren Energiekosten die Konjunktur deutlich schwächen.

„Die exportorientierte Wirtschaft in Baden-Württemberg ist stark darauf angewiesen, dass die internationalen Lieferketten in der Weltwirtschaft aufrechterhalten werden. Dies betrifft insbesondere die Versorgung der Wirtschaft mit Materialien, Vorprodukten und Rohstoffen“, betont IAW-Direktor Bernhard Boockmann. Welche Implikationen der
Krieg in der Ukraine und die Sanktionen gegen Russland quantitativ haben wird, sei allerdings derzeit noch nicht abzuschätzen.

pm/tm

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